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Nr 12 — 88. Jahrgang Mittwoch, den 15 Januar 1930 Me MMW der ReWM gWeü bank Gegenseite als Ablehnung aufgefaßt und so entstand eine äußerst zugespitzte Situation. Alsbald eingeleitete Verhandlungen zwischen der deutschen Delegation und dem Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht führten zu einer wesentlichen Entspannung, die durch folgende Veröffent lichung der deutschen Delegation bekanntgegeben wurde: Die deutsche Delegation wird in der Mittwochsitzung die erforderlichen Schritte tun, um die Beteiligung der Reichsbank an der Bank für internationalen Zahlungs ausgleich und die Mitwirkung der Reichsbank bei den Ausgaben der Bank für den internationalen Zahlungs ausgleich gesetzlich zu gewährleisten. Wie wir weiter hören, hat der Reichsbankpräsident in einer Bc sprcchung mit Reichsfinanzminister Moldenhauer er klärt, sich selbstverständlich für diesen Fall den daraus er gebenden Verpflichtungen nicht zu entziehen. Damitist die Mitwirkung der Reichsbank gesichert In einer sich anschließenden Besprechung des Reichsbank- präsidenten mit sämtlichen vier deutschen Delegierten wurde die Übereinstimmung auf vorstehender Grundlage festgcZellt. Die Haager Krise beigelegt. Übereinkommen mit Dr. Schacht. Die bei der Haager Konferenz überraschend ausge tretene Krisenstimnlung war veranlaßt durch die Erklärung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, er könne noch nicht bestimmt sagen, ob sich die Reichsbank an der zu er richtenden Internationalen Zablunas- oder Revarations- Reynolds, der Vorsitzende des Organisationskomiiees für die Inter nationale Bank? Reichsregierung und Reichsbank. Im engen Zusammenhang mit dieser ganzen An gelegenheit steht die zukünftige Stellung der Reichsbank zur Regierung. Die fetzige vollständige Unabhängigkeit der Neichsbank beruht im wesentlichen auf den Bestim mungen des Dawes-Planes. Wird dieser durch den Aoung-Plan abgelöst, ergeben sich andere Notwendigkeiten. Das bereits geplante neue Reichsbank st atut ändert an der Selbständigkeit des Generalrates und des Präsi denten der Bank wenig. Es ist begreiflich, daß tM-vor- liegenden Falle das Reichskabinett in Berlin alsbald zu- sammcntrah um über die Lage zu beraten. Auch der aus dem Haag zurückgclehrtc Staatssekretär im Reichsfinanz ministerium, Dr. Schäffer, nahm an der Sitzung teil. Schäffer erstattete einen längeren Bericht, der zu einer gewissen zuverlässigen Beurteilung des Kabinetts der Lage im Haag geführt haben soll. Die anfängliche Weige rung Dr. Schachts zwecks Beteiligung der Reichsbank an der Internationalen Zahlungsbanl im Haag hatte mittler weile zu Verhandlungen der Regierung mit der Reichs kreditgesellschaft und der Preußischen Scchandlung ge führt, ob sie eventuell an Stelle der Reichsbank in die Internationale Zahlungsbank eintreten können. Diese Ver handlungen verliefen erfolgreich, dürften nunmehr aber durch das nachträgliche Übereinkommen mit Dr. Schacht als erledigt betrachtet werden. Staatsbankpräsident Schröder im Haag? Nach amtlicher Mitteilung hatte unterdessen der preußische Finanzminister die Genehmigung zur Beteili gung der Preußischen Staatsbank an der Bank für Inter nationale Zahlungen erteilt. Dienstag abend sollte der Präsident der Preußischen Staatsbank sich mit Direktor Ritscher von der Reichskreditgesellschaft nach dem Haag begeben, um dort an etwa nötig werdenden Verhand lungen teilzunehmen. Nene Erklärungen Dr. Schachts. Haag. Reichsbankpräsident Dr. Schacht erklärte, der Bries an Reynolds sei lediglich der Ausdruck seiner persönliches Überzeugung mit Bezug aus die Grundlagen der Verständigung bei der Haager Konferenz gewesen. Wieweit die politischen Möglichkeiten zur Durchsetzung der Vereinbarungen reichten, gehöre nicht zu den Kompetenzen des Reichsbankpräsidentcn noch der Sachverständigen. Der Brief habe mit seiner Aktion als Sachverständiger nichts unmittelbar zu tun gehabt. Eine weitere Mitteilung Dr. Schachts an die Presse Haag, 14. Januar. Aus einer der Presse gemachten Mit teilung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht geht hervor, daß mit der jetzt von der deutschen Abordnung getroffenen gesetzlichen Mitwirkung der Reichsbank an der WZ. die Frage der persön lichen Beteiligung des Reichsbankpräsidenten, seine Vertretung im Verwaltungsrat der BIZ. usw. noch nicht endgültig geklärt seien. Reichsbankpräsident Dr. Schacht scheine die Ausfassung zu ver treten, daß die persönliche Mitwirkung des Reichsbankpräsidenten an der WZ. gleichfalls gesetzlich geregelt werden müßte. Die end gültige Entscheidung, ob der jeweilige Reichsbankpräsident sodann diese Verpflichtung der persönlichen Mitwirkung bei der WZ. aus sich nehme, oder nicht, müsse der Entscheidung des Reichsbank präsidenten Vorbehalten bleiben. Das Schreiben des Reichsbankpräsidenten vom 3V. Dezember ist, wie erneut sestgestellt wird, von dem Direktorium der Reichs bank gebilligt worden und trägt auch die Unterschrift des Vize präsidenten der Reichsbank. Weiterarbeit im Haag. Die sechs einladenden Mächte auf der Haager Konfe renz beschlossen, ihre nächste Sitzung für Mittwoch mittag cinzubcrufe». Um diese Zeit soll auch der nach Paris ge reiste französische Ministerpräsident Tardieu wieder an wesend sein. Man hofft, in dieser Sitzung die noch offene Punkte der Sanktionen und der Mobilisierung so weit er ledigen zu können, daß sie für eine Plenarsitzung über die deutschen Reparationsleistungen reif werden. Das Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland über die Sanktionen soll Mittwoch endgültig festgestellt und noch am selben Tuge veröffentlicht werden. Das Schreiben des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht an Reynolds, das den Anlaß zur überwundenen Krise bot, wird möglichst noch vor den anderen Bekanntmachungen durch die Konferenz zur Veröffentlichung gelangen. Haag, 14. Januar. Die sechs einladenden Mächte treten am Mittwoch mittag um ^1 Uhr zusammen. In dieser Sitzung werden die Mobilisationssragen zur Verhandlung gestellt werden. Die deutsche Abordnung hat sich, wie mitgeteilt wird, das Ziel ge setzt, entsprechend ihrer bisherigen Haltung hierin zu einem „Gentleman agreemenl" auf möglichst kurze Frist zu gelangen. Ueber die vorliegenden Vereinbarungen mit der französischen Ab ordnung wird auf dieser Sitzung den übrigen Abordnungen Mit teilung gemacht werden. Es handelt sich um die gemeinschaftliche Regelung der Aufnahme von Ausländsanleihen. Ferner sollen in dieser Sitzung einige rein formale Punkte geklärt werden. Die deutsche Abordnung wird sodann auch den übrigen Mäch ten den Vorschlag machen, in das Schlußprotokvll der Haager Ab machungen eine Bestimmung aufzunehmen, die die Mitwirkung der Reichsbank an der WZ. regelt. Da der Yvungplan vom Reichs tag ratifiziert werden muß, würde diese Bestimmung mit dem ge samten Houngplan zum Reichsgesetz werden und somit die Mit wirkung der Reichsbank an der BIZ. auch gesetzlich geregelt wer den. Nicht geklärt ist bisher jedoch die Frage, ob auch eine gleich lautende Bestimmung in das neue Reichsbankgefetz ausgenommen werden soll. Die deutsche Abordnung wird am Mittwoch von die sem Vorschlag zuerst dem Präsidenten der Konferenz amtliche Mitteilung machen. Falls die einladenden Mächte diesen Vor Ernstes Zwischenspiel. Man wußte in der deutschen Öffentlichkeit — übrigens auch im Ausland —, daß der Reichsbankpräsident als - «uhrer der deutschen Delegation auf der Pariser Sach ^Mndigenkonferenz nur sehr schweren Herzens seine Unterschrift gegeben hat. Und man weiß des ferneren in ^utschland und draußen, daß dieser innere Widerstand .^Schachts sich immer stärker kundtat bis zu jener be- annten Erklärung, in der er es ablchnte, nach dem Haac verantwortliches Mitglied der deutschen Delegation zu D-Er hat diese Haltung damit begründet, daß sich Deutschland in der Zeit nach der Pariser bzw. der ersten Mger Konferenz zu Zugeständnissen habe bewegen Wn, die ü b er die in Paris und dem Haag festgelegten Lenzen des Young-Planes hinausgehen. Dr Schacht hat aus dieser seiner Überzeugung also kein Hehl ?euiacht, auch nicht daraus, daß er im Haag bei den Ver edlungen über die Statuten der I n t c r n a ti o n a l e n müNk und über das diesen Statuten entsprechende neue ^ichsbankgesetz aus dieser Überzeugung auch cnt- Idkechmde Folgerungen ziehen würde. . Vorsitzender der Haager Kommission, in der die Ver- Mdlungen über die Bankstatuten stattfinden sollten und Mt auch stattfinden, ist ein Amerikaner, Reynolds, ^u ihn hat Dr. Schacht namens des Direktoriums der Deutschen Reichsbank bereits Ende Dezember ein — bis her im Wortlaut noch nicht bekanntes — Schreiben ge richtet, worin aber bereits mitgeteilt wird, daß die Reichs bank sich angesichts etwaiger weitergehender Zugeständnisse der Reichsregierung nicht in der Lage sehe, an der Grün dung und der Arbeit der künftigen Internationalen Banl mitzuwirken. Angeblich sollen als Gründe hierfür dic Vereinbarungen zwischen Deutschland und England über die Liquidationsgelder, dann das mit Polen gleichfalls über die Liquidierungen deutschen Eigentums, schließlich das d eu ts ch - b e l gi«s ch k Markabkommcu in Frage kommen, alles also Dinge, die in der Hauptsache finanzieller Natur sind. Fragen dar stellen, die auf der Pariser Sachvcrständigenkonferenz nock "icht gelöst waren, die aber vor einem politischen Hinter Srund stehen. Während man im Ausland namentlich bei den Re gierungen über diesen Brief und diesen Entschluß Doktor Schachts durchaus „im Bilde" war, bedeutet beides für die deutsche Öffentlichkeit eine ganz außerordentlich große Überraschung, die natürlich ein sehr scharfes Für und Wider ausgelöst hat, je nach der innenpolitisch-finanziell- ^irtschaftspolitischen Einstellung für und wider Doktor Schacht und — den Young-Plan. Die Regierung jeden- falls hat sofort entsprechende Maßregeln in die Wege ge ltet, um gemäß den Bestimmungen des Young-Planes ?wen Ersatz herbeizuschaffen, wenn die Reichsbank auf 'brer Ablehnung besteht, bei der Internationalen Bank ^itzuarbeitcn und die 100 Millionen Mark für das Kapital Vieser Bank zur Verfügung zu stellen. Damit wird aber gleichzeitig noch anscheinend die Absicht verknüpft, in der bisher an und für sich unabhängigen Stellung des Reichs bankpräsidenten insofern eine Abänderung hineinzubrin- als in dem neuen Statut nun die Pflicht der Rcichs- bank zur Mitarbeit an der Internationalen Bank ebenso ^gesetzt werden soll wie die Absetzbarkeit des Rcichsbank- bräsidenten durch den Reichspräsidenten für den »all irgendeines Verstoßes gegen das Statut. Das Ausland, also in diesem Fall vor allem der Kom- "üssionsvorsitzendc, erklärte das ganze Vorkommnis für ^Ne rein deutsche Angelegenheit, die zu regeln lediglich Kache der deutschen Delegation bzw. Negierung sei. innenpolitisch ist dieser Gegensatz zwischen Dr. Schacht und dem Kabinett natürlich von größter Bedeutung und Uon erheblicher Rückwirkung auch deswegen, weil die An auf Dr. Schacht ein viel weitergehendes Ziel ver- "lgen. Es geht ein tiefer Niß quer durch das Deutsche und dies leider auch noch in einer Zeit folgen- ichwerster Entscheidungen. Hoffentlich wird schnellstens k>n Weg gefunden, der im dringendsten Interesse Deutsch- mnds aus diesem so überaus schädlichen Konflikt heraus fuhrt. Beschlüsse des AeichskabmettS. ?"lin. Außer mit der Haager Konferenz beschäftigt» sm., s Rcichslabinett am Dirnstag mit der Frage der Er Wung des Weizen- und Äoggenzollcs und erklärt» einverstanden, daß durch Verordnung mit Wirkuno Aanuar der Roggcnzolt aus neu» Mark und de: 2 n ü > - aus 9,5g Marl erhöht wird. Zu dein Entwurf eine- K"" ,,w°ren Monopol gesctzes beschloß das Kabinet, 'Vorlage, soweit cs sich um die außerhalb des Monopols zugelahcnenc Eigenproduktion handelt. Dr. Schröder, der Präsident der Preußischen Staatsbank. beteiligen könne. Diese Erklärung wurde von der Bayern und die Reichsfarben. Ablehnung eines sozialdemokratischen Antrages. l a m^^f""6sausschuß des Bayerischen Land- »ack die bave/ik^" sozialdemokratischer Antrag abgelehnt, wo- Staatsgebäude künftig auch in den Reichs- brZdent beflaggt werden sollen. Minister- qebäude mit erklärte, daß das Beflaggen der Staats- iei und daß kein ^"lschcn Farben von jeher üblich gewesen abzuaebem ^laß vorliege, von der bisherigen Übung Telegr..Adr.: „Amtsblatt" WNsdrUsf-DreS-eN Postscheck: Dresden 2640 MdrufferNgeblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsharrptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzei,e»pr-is: die 8 gespaltene Raum,eilt MRxsg., die 4 „rspaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «eich», pfenni,, die .1 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachwelsungsgedühr M Reichs Pfennige. Bor. geschriebene Erschein»»,»- — . s. er ta,e und Platzvorschrist«, werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrScksichti,,. Anzeige». annabmedisvorm.lOUHr. — Für die Richtigkeit der durch Fernrus übern,itteltrnAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspriich erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingczogen werden mutz oder derAüstraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittagsbUhr. Bezugspreis: Bei Abholung in w^lHüstsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung Hw r füglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern NLUW Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend itellungen entgegen. 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