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Weißeritz-Zeitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Di« Inserate werden mtt 1S PK , solche aus unser« Ämtshauptmannschast mtt 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Sette (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile Ss bez. 30 Psg. - Tabellarische .»«iPerttz-ZettungE erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und wird an den vorhergeben- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 28 Psg-, zweimonatlich - , — _ . „ 84 Psa., einmonatlich 42 r und komplizierte Inserate Psg. Einzelne Nummern I «M »M mtt entsprechendem Auf» 10 Psg. — Alle Postan- I schlag. Eingesandt, im rSLLUL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "NS. LV Amts Klatt für die Königlich- Mntshauptmmnfchasl, das Königliche Amtsgericht ugd den Mwai zu Mpoldiswalde. Mtt achtseittgem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mtt land- und hauswlrtschastlicher Monats-Beilage. Wr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie nbernovnnen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 22. Dienstag, den 25. Februar 1908. 74. Jahrgang. ^7-, ! > i ! - I ' ^7-s—r " Die österreichischen Eisenbahnprojekte ans der Balkanhalbinsel. Im Berliner Vertrage vom Jahre 1878, welcher nach dem russisch-türkischen Kriege die Verhältnisse auf der Balkan halbinsel zwischen den Großmächten und der Türkei und den kleineren Balkanstaaten regelte, ist die westliche Hälfte der Balkanhalbinsel bis nach Saloniki hinab dem Einflüsse Oesterreichs zugestanden worden. Man wollte damit einem Uebergreisen der russischen Machtsphäre auf die ganze Balkan Halbinsel einen wirksamen Damm entgegensetzen, und keine Macht war eifriger bemüht als England, damals diese Forderung gegenüber Rußland zugunsten Oesterreichs durchzusetzen. Oesterreich, dessen südöstliche Grenzen direkt die Balkanstaaten berühren, hatte auch allen Grund, seinen Einfluß aus der Balkanhalbinsel innerhalb gewisser Grenzen gesichert zu sehen, denn die Unruhen und Ausstände auf der Valkanhalbinsel hatten ja sehr oft auf das österreichische Gebiet mit herüberge spielt. Ganz im Sinne des Berliner Vertrages hat daher Oesterreich die türkischen Provinzen Bosnien nebst der Herzegowina in Verwaltung genommen und dort mit großen militärischen und finanziellen Opfern Ordnung geschaffen und der Kultur die Wege geebnet. Oesterreich verfolgt also auf der Balkenhalbinsel unbe stritten eine Kulturaufgabe im Rahmen des Berliner Ver trages, und eine weitere Forderung dieser Kulturaufgabe besteht auch darin, daß Oesterreich, um die gesamte Kultur und den Handelsverkehr auf der Balkanhalbinsel zu heben, einige Eisenbahnen auf derselben baut und zu diesem Zwecke bemüht ist einen besonderen Vertrag mit dem Sultan von der Türkei abzuschließen, denn die alters schwache und stets in Geldnot befindliche Türkei ist ja gar nicht imstande, Eisenbahnen auf der Balkanhalbinsel zu bauen und moderne Kulturaufgaben zu lösen. Dieses an sich loyale Vorgehen Oesterreichs hat aber in Ruhland und auch in England eine große Erregung geschaffen, und man hat dieserhalb sogar den Kriegsteufel an die Wand gemalt, als ob Rußland entschlossen sei, Oesterreich den Krieg zu erklären, wenn es von seinem Vorhaben bezüglich der Eisen bahnbauten auf der Balkanhalbinsel nicht absehe. Diese Erregung in Rußland und England entspringt osfenbar dem Argwohne, daß Oesterreich die gegenwärtige große militärische und politische Schwäche Ruhlands dazu be nutzen könnte, um über eine gewisse Linie hinaus seinen Einfluß auf der Vaikanhalbinsel geltend zu machen. Es fällt aber Oesterreich gar nicht ein, die Verträge zu über schreiten oder von der Türkei etwas zu fordern, was dem Berliner Vertrage oder dem Mürzsteger Abkommen zu wider wäre. Der Lärm ist daher in der englischen und russischen und auch in der französischen und italienischen Presse wegen der österreichischen Eisenbahnbauten nur des halb entstanden, um an Oesterreichs Adresse eine über flüssige Warnung zu richten. Die offiziöse russische Presse gibt ja auch selbst zu, daß Oesterreich-Ungarn auf dem sicheren Rechtsboden des Berliner Vertrages handle und die Richtschnur des Mürzsteger Abkommens um kein Haar breit verlassen habe. Aber etwas hat die offizielle russische Presse an den, österreichischen Eisenbahnbauprojekte doch zu tadeln, indem Rußland meint, der Zeitpunkt für dieses Vorgehen Oesterreichs sei ganz unzeitgemäß gewählt und stärke die Türkei in ihrer Oppositionslust gegen die ge meinsamen Forderungen der Großmächte. Tatsächlich hat die Türkei die englische Forderung, die internationale Polizei in der Türkei zu stärken, abgelehnt, und es ist an sich nicht unwahrscheinlich, daß die stets hinterlistige Politik der Türkei das österreichische Bahnbauprojekt auf der Balkanhalbinsel dazu benutzen will, um Zwistigkeiten zwischen den Großmächten heroorzurufen und daraus Vor teil für den türkischen Schlendrian zu schlagen. Aber die Großmächte werden wohl auf diesen alten türkischen Kniss nicht hereinfallen, und Oesterreich wird sein Eisenbahn- Projekt in den Grenzen der Verträge aurzuführen bemüht sein, so daß daraus eine Gefahr für den europäischen Frieden schließlich doch nicht entstehen dürste. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Mühlengrundstücksbesitzers Anton Traugott Leberecht Betthold in Beerwalde wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei Ler Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin Hardtsgrimma, 23) Kempe, König!. Oberförster in Höcken dorf, 24) Loose, Zigarrenfabrikant in Döbeln, 25) Lindner, Gutsbesitzer in Crumbach, 26) Boettiger, Gutsbesitzer in Berthelsdorf, 27) Nacke, Fabrikant in Freiberg, 28) Hülsen- berg, Maschinenfabrikant in Freiberg, 29) de Marees, Kaufmann in Mulda, 30) v. Wulffen, Rittergutsbesitzer in Kleincarsdorf. Glashütte. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr begeht im laufenden Jahre ihr 50 jährige- Stiftungsfest. Zu den Kosten dieser Feier hat der Stadtgemeinderat aus Vorschlag des Feuerlösch-Ausschusses 300 Mark einstimmig verwilligt. Glashütte. Die hiesige Gasanstalt, welche seit dem 4. Januar v. I. im Betrieb ist, hatte zunächst 2 Gas- öfen mit 2 und 3 Retorten; da diese sür den Bedarf nicht mehr genügten, ist noch ein größerer mit 5 Retorten ein gebaut (welcher sich noch um 2 Retorten erweitern läßt). Es können jetzt täglich 1300 cbm Gas erzeugt werden. Bis zum Jahresschluß 1907 waren angeschlossen 125 Haus grundstücke mit f99l Flammen für Leuchtgas, 551 Flammen Kochgas, 83 Flammen Heizgas, 10 Motoren mit 47 ?8, 41 Lötflammen, 66 Plätteisen. Aufgestellt waren 383 Zähler. Der Gasverbrauch war 37827 cbm Leuchtgas, 39988 cbm Koch-, Heiz- und Krastga», 13942 cbm für öffentliche Beleuchtung. Die Nachbarorte Dittersdorf und Cunnersdorf stehen auch bereits mit Glas hütte in Unterhandlung wegen Abgabe von Gas. Potschappel. Trotz der ungünstigen Witterung sind die Arbeiten an der Eisenbahn zwischen der Gitterseer Brücke und dem hiesigen Bahnhof wesentlich fortgeschritten. Der Hochdamm sür die neue Strecke (vorläufig zweigleisig) ist beiderseits der Straßenkreuzung am Steiger schon ziem lich aufgesüllt, die in Beton hergesteilten Bahnbrücken über die Weißeritz und den Mühlgraben sind fertig, auch die jenige für das Fabrikgleis des Eisrnhammerwerkes. Sie ist bereits im Betrieb und dient gegenwärtig gleichzeitig zum Transport der Aufsüllmasse, die auf der Dölzjchener Seite des Werkes von einer Schlackenhalde abgefahren werden. An dem auch von der Straßenbahn berührten obenerwähnten Bahnübergang sind die Abschlußmauern sür den Damm und die granitenen Lager für die eiserne Brückenkonstruktion aufgemauert. Daran ist zu erkennen, um wieviel tiefer die Straße später zu liegen kommt. Sie muß gegen 3 Meter ausgeschachtet werden. Diese Arbeit läßt sich nur unter Aufrechte: Haltung des Straßenverkehrs ausführen, weil eine andere Verbindung nicht zur Ver fügung steht. Trotz der beabsichtigten Beschleunigung dürfte während der Bauperiode hier der Verkehr sehr zu leiden haben. Die Unterführung der Straße soll im Juli fertig sein. Dresden, 22. Februar. Minister Graf v. Hohenthal und Bergen empfing heute eine Abordnung des Verein» sächs. Saalbesitzer, die ihm ihre Wünsche vortrug. Der Minister nahm die ausführlichen Darlegungen und Wünsche entgegen und stellte deren wohlwollende Er wägung in Aussicht, machte aber darauf aufmerksam, daß einige dieser Wünsche nur im Wege der Gesetzesänderung erfüllbar seien. — Man schreibt: Der Kirchensteuergesetzentwurs, der jetzt den Ständen vorliegt, hat noch nicht die ösfent- liche Aufme:ksamkeit gefunden, die er beanspruchen kann. Die erste Debatte über ihn in der Zweiten Kammer zeigte seine vielen bedenklichen Seilen auf. So z. B. sollen die Gaben, welche evangelische Kirchenoorstände an auswär tige protestantische Gemeinden verwilligen, von der Ge nehmigung der oberen Behörde abhängen. Welch eine unerträgliche Bevormundung; vermutlich aus unfreund licher Stimmung gegen die evangelische Bewegung in Oesterreich hervorgegangen. Während der Entwurf den evangelischen Kirchgemeinden Beschränkungen bringt, ge währt er katholischen Gemeinden mancherlei Vorteile, die das Kopsschütteln der Konservativen wie der Liberalen im Landtage erregen. Man hat das Gefühl, daß bei der Ausarbeitung der Vorlage katholische Einflüsse sich geltend gemacht haben; daraus nimmt im Volke das Mißtrauen gegen den Ultramontanismus neue Nahrung; daß er Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Februar. Am 1. März haben sich diejenigen Jungfrauen, welche an der Verlosung der Ausstattungsgelder der Kiebsch-Stiftung teilnehmen wollen, vormittags I I Uhr im Ratssitzungszimmer anzu melden. Taufzeugnis ist hierbei vorzulegen. Die Ver losung selbst findet in diesem Jahre am 22. März statt. — Vom 1. März d. I. ab wird der Expedient bei der Kanzlei des König!. Ministeriums des Innern, Herr Mütze, zur König!. Ämtshauptmannschast hier und dafür der bei letzterer bisher beschäftigte Diätist, Herr Vieweg, zu genannter Kanzlei versetzt. — Sächsische Holzwarenfabrik Max Böhme L Co., Aktiengesellschaft. In der Aussichtsratssitznng wurde der Jahresabschluß per 3 l. Oktober 1907 vorgelegt. Derselbe weist einen Rohgewinn von 101650,09 Mark gegen 120 845,65 Mark im Vorjahre auf. Die Verwaltung beschloß inanbctracht der Steigerung der Anlage-Konten wesentlich höhere Abschreibungen als im Vorjahre, nämlich 43704,23 Mark gegen 26923,34 im Vorjahre. Außer- dem soll ein Delkredere-Konto neuerrichtet und mit 10000,00 Mark dotiert werden. Der auf den 28. März 1908, vormittags >/2ll Uhr, einzuberufenden General versammlung soll deshalb vorgeschlagen werden, auf das bei Schluß des letzten Geschäftsjahres nach Höhe von 950000,00 Mark eingezahlte und in dieser Höhe dioidenden- berechtigte Aktienkapital 4v/o Dividende zu verteilen, während im Vorjahr aus das damals nur nach Höhe von 825000,00 Mark dividendenbercchtigte Aktienkapital 8v/g Dividende verteilt worden waren. Den Grund des Rückgangs des Erträgnisses findet die Verwaltung teils in Konjunkturverhältnissen, teils darin, daß die seiner Zeit zwecks Aufnahme der Karosserie-Branche getroffene Betriebs vergrößerung zur Zeit noch nicht produktiv arbeitet, da die Verwaltung inzwischen inanbetracht des Rückgangs der Automobil Branche Bedenken trug, den Betrieb nach dieser Richtung hin zu erweitern. Auch schwierige Arbeiter- Verhältnisse haben das Gewinnergebnis ungünstig beein flußt. In das neue Geschäftsjahr ist die Gesellschaft mit einem befriedigenden Auftragsbestand eingetreten. Bis Ende Januar 1908 betrug der Umsatz bereits erheblich mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. : — Die am Sonntag in der „Reichskrone" abgehaltene öffentliche Abendunterhallung des Gesangvereins „Ein tracht" erfreute sich eines sehr guten Besuchs, und fanden alle Darbietungen, die gesanglichen wie die humoristischen, ausnahmslos vielen Beifall, so daß der Verein, der sein Bestes bot, gewiß nach jeder Richtung voll befriedigt ist. — Auf dem Wege nach Dresden in der Nähe von Possendorf wurde von einem ausschlagenden Pferde dem Sohne des Heuhändlers Walther hier ein Unterschenkel zerschlagen. — In öffentlicher Sitzung des König!. Landgerichts Freiberg wurden zur Bildung der Spruchliste für die am 23. März beginnende diesjährige erste Schwur gerichtsperiode, deren mutmaßliche Dauer acht bis zehn Tage in Anspruch nehmen wird, die Namen der nachstehend aufgcführten Herren aus der Urne gezogen: 1) Thomas, Ortsrichter in Borlas, 2) Tanneberger, Orts richter in Hallbach, 3) Röber, Drogist in Rabenau, 4) v. Tauchnitz, Oberstleutnant a. D. und Rittergutsbesitzer in Bärenklause, 5) Brückner, Fabrikbesitzer in Rabenau, 6) Weinhold, Klempnermeister in Tharandt, 7) Mammen, Forstassessor in Tharandt, 8) Busch, Drogenhandlungs- belitzer und S'adlrat in Döbeln, 9) Ehnes, Kaufmann in Dippoldiswalde, 10) Gerlich, Gutsbesitzer in Zschäschütz, 11) Stark, Apotheker in Freiberg, 12) Uhlig, Stadtguts- Pächter in Freiberg, 13) Donath, Nittergutspachter in Wendischbora, 14) Reuter, Fabrikbesitzer in Zöblitz, 15) Claußnitzer, Fabrikbesitzer in Pobershau-Kniebleche, 16) Wünschmann, Baumeister in Rabenau, 17) Zieger, Kauf mann in Oederan, 18) Körner, Gutsbesitzer in Gahlenz, 19) Mummert, Rittergutsbesitzer in Lüttowltz, 20) Gretzschel, Rißarchivar in Freiberg, 21) Klotz, Baumeister in Dip poldiswalde, 22) Matthiae, Oekonomieinspeklor in Rcin- auf den 20. Marz 1908, vormittags '/411 Ahr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. . Als Vergütung für die Geschäftsführung des Verwalters werden 150 M., seine Auslagen auf 7 M. 90 Pfg. festgesetzt. Dippoldiswalde, den 22. Februar 1908. X y/07. Das Königliche Amtsgericht.