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chinitmM TlMAlM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr d«S vorhergehenden TageS. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Donnerstag, den 27. October 249. 1881. Bekanntmachung. Rücksichtlich der demnächst vorzunehmenden Stadtverordneten-Ersatzwahl werden diejenigen Bürger hiesiger Stadt, welche sich mit Abentrichtung von Staals- oder Gemeindeabgaben, einschließlich der Abgaben zur Schul- und Armencasse, länger als zwei Jahre ganz oder theilweise im Rückstände befin den, zur ungesäumten Berichtigung dieser Abgaben unter Hinweis auf 8 44 sud A der Revidirten Städleordnung vom 24. April 1873 hierdurch aufgefordert. Waldenburg, den 26. October 1881. Der Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. Rchlr. II. Bekanntmachung. Zum Zweck der Anlegung des Einkommensteuer-Katasters auf das Jahr 1882 ist die Ausstellung von Hauslisten nach Vorschrift tz 35 des Einkommen steuergesetzes vom 2. Juli 1878 erforderlich. Zu diesem Behufe werden in den nächsten Tagen den hiesigen Hausbe sitzern Formulare zu Hauslisten behändigt werden, in welchen alle in dem be treffenden Grundstücke wohnenden Personen, welche ein eigenes Einkommen haben, sowie die in demselben ein Gewerbe betreibenden und anderwärts woh nenden Personen, ingleichen Beitragspflichtige der in § 4 des angezogenen Ge setzes bezeichneten Arlen, welche in dem Grundstücke ein Geschäftslocal inne haben, nach Anleitung der den Listen vorgedruckten Bemerkungen einzutragen, auch die sonstigen darin enthaltenen Fragen genau zu beantworten sind. Diese, mit den Namensunterschriften der Haushaltungsvorstände zu ver sehenden Hauslisten hat der Besitzer des Grundstücks bez. dessen Stellvertreter bezüglich ihrer Vollständigkeit zu bescheinigen und binnen 10 Tagen von Zeit der Zustellung an gerechnet, längstens aber den 12. November dieses Jahres wieder anher einzureichen. Die Versäumung dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 Mark nach sich. Waldenburg, am 26. October 1881. Der Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. Rr. "Waldenburg, 26. October 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am 25. d. früh kurz nach 9 Uhr im besten Wohlsein von Baden-Baden kommend in Berlin eingetroffen. Ob VerKaiser am17.Nov. den neugewählten Reichstag in Person eröffnen, also die Thron rede im Weißen Saale selbst verlesen wird, ist zur Zeit noch durchaus unbekannt. Der Monarch pflegt bei Eröffnung neuer Legislaturperioden allerdings persönlich vor die eben gewählte Körperschaft zu treten. Das letzte Mal, 1878, konnte das nicht ge schehen, da der Kaiser noch Reconvalescent war. Um so wahrscheinlicher dürfte die Verlesung der Thronrede durch den Monarchen in diesem Jahre sein, doch wird dies anderseits auch von der Ge sundheit des Kaisers, dem das Lesen ohne Brille immer schwerer fällt, vielleicht auch von dem Aus fall der Wahlen mit abhängen. Der „Reichsanzeiger" publicirt eine Anordnung des preußischen Staatsministeriums vom 25. d., wodurch auf Grund des Socialistengesetzes der kleine Belagerungszustand über Altona, Wandsbeck und Lauenburg mit Zubehör auf ein Jahr ver längert und auf Stadt und Amt Harburg ausge dehnt wird. Die Anordnung tritt am 29. October in Kraft. Die liberale Presse hat endlich auch herausge- witlert, daß der zum Bischof von Fulda designirte Hildesheimer Generalvikar Kopp gerade so ein unduldsamer Geistlicher ist, wie — nun wie Bischof Korum vor seiner Ernennung sein sollte. Zu der Frage: Hat Gambetta mit dem Fürsten Bismarck eine Unterredung gehabt? giebt die Kölnische Zeitung verneinende Mittheilungen. Dar nach sollen die Versuche, welche Gambetta gemacht hat, um eine Unterredung mit dem Fürsten Bis marck zu erreichen, deshalb ohne Erfolg geblieben sein, weil Gambetta alles in tiefstes Geheimniß hüllen wollte. Die ersten Schritte bei Bismarck soll ein deutsches Mitglied des Ordens der Ehrenlegion, das, ohne zur Diplomatie zu gehören, in freund schaftlichen Beziehungen zu den französischen Macht habern steht, gethan haben. Dieser Herr theilte dem Kanzler mit, daß Gambetta eine geheime Unter redung mit ihm zu haben wünsche und deutete an, daß sie sich zufällig treffen könnten. Die Begegnung würde dann ungefähr in der Weise stattgesunden haben, wie Gambetta 1877 mit dem damaligen Präsidenten der Republik, Marschall Mac Mahon, zusammenkam. Fürst Bismarck wollte darauf nicht eingehen. Er erklärte, daß er gern eine Unterhal tung mit Herrn Gambetta haben würde, aber daß müsse offen geschehen. Wenn Gambetta ihn sprechen wolle, so möge er nur seine Karte bei ihm abgeben; er, der Fürst, werde dann sofort einen Gegenbesuch machen. Auf eine geheime Unterredung könne er nicht eingehen, zumal man dieselbe falsch auslegen würde und glauben könnte, daß er mit dem zu künftigen Machthaber wegen „Elsaß-Lothringens" verhandelt habe. Der Versuch war somit geschei tert; aber Gambetta wiederholte ihn, indem er sich — wie vermuthet wird — eines englischen Lords als Vermittlers bediente. Als er nämlich in Stettin war, kam er nochmals um eine UnterredüNg mit Bismarck ein, und zwar um sich mit ihm wegen der Socialistenfrage zu berathen. Bismarck lehnte wiederum ab, weil er sich auf geheime Unterhand lungen nicht einlassen könne, und Frankreich, wenn es sich wegen der Socialistenfrage mit Deutschland benehmen wolle, dies auf amtlichem Wege thun müsse. Nach dem Tode des Fürstbischofs von Breslau, vr. Förster, leben nur noch vier abgesetzte preu ßische Bischöfe im Auslande, die von Köln, Posen, Münster und Limburg, deren frühere Bischöfe die Herren vr. Melchers, Graf Ledochowski, Brink mann und vr. Blum waren. Von den übrigen vier bis vor Kurzem erledigt gewesenen Diözesen ist der Bischofsstuhl von Trier durch die Ernen nung des vr. Korum besetzt worden. Die Berufung des Generalvicars vr. Kopp auf dem Bischofsstuhl zu Fulda soll unmittelbar bevorstehen. Die Diözesen Osnabrück und Paderborn werden durch die Bis- thümsverweser vr. Höting und Drobe verwaltet. Im ungestörten Besitz ihrer Bisthümer waren die Bischöfe von Hildesheim, Kulm und Ermeland ge blieben. Frankreich. Die neuesten Nachrichten aus Tunis vom 24. October besagen, daß das Corps Saussier das De- filö von Tümkaruba glücklich überschritten habe. Infolge der Erfolge Laroques sind die Schaaren Alibenamaß auf dem Rückzüge südwärts begriffen. Von jedem Tribus werden Geiseln für den Schutz der Eisenbahn genommen. Belgien. Bei den Gemeindewahlen zu Brüssel siegten die Liberalen mit 550 Stimmen Majorität. Auch in Gent haben die Liberalen gesiegt, ebenso in Antwerpen, Verviers und Dinant. Die Klerikalen siegten in Brügge. England. In Irland ist seit Kurzem große Stille einge treten, die Stille vor dem Sturme, wie die Land- ligisien glauben; die Stille der Ermattung und Furcht, wie die Regierungspartei meint. Forsters Abbild, hübsch ausgestopft und mit Steinöl bestrichen, sollte zwar am 21. d. in Dublin verbrannt werden, aber die wachsame Hand der Polizei bemächtigte sich der Puppe und entführte sie zur Burg. In der Provinz ergiebt man sich scheinbar mit löblichem Gleichmuth in die neue Ordnung der Dinge. Rußland. In einer kleinen russischen Stadt sind fast sämmt- liche Juden von den Behörden ausgewiesen worden. Auf ihre Beschwerde beim Czaren erhielten sie den Bescheid, die Angelegenheit solle zu ihrer Zufriedenheit geordnet werden. Aber Herr Jgnatieff, dem man gleichfalls einen Bericht über die Sache erstattet halte, sprach sich zuerst gegen die Aufhebung der Maßregel aus und als er die Anschauung des Czaren in dieser Sache erfuhr, meinte er, die aus gewiesenen Juden würden nur zwei Monate Zeit haben. Man ersieht daraus die Haltung des Herrn Jgnatieff in der „Judenfrage." Der Minister des Innern beschäftigt sich in Rußland hauptsächlich mit Verfolgungen der Juden und mit Bekämpfung der Trunksucht. Zu gleicher Zeit geht in Rußland das Gespenst der Revolution um; die Truppen müssen Tag und Nacht in den Kasernen zusammengehalten werden. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 26. October. Se. Durchlaucht der Fürst von Schönburg-Waldenburg hat aus Anlaß der am 1. ds. Mon. stattgehablen Feier des 25jäh- rigen Bestehens des von dem verewigten Fürsten Otto Victor von Schönourg-Waldenburg gegründe ten, reich dotirten und dem sächsischen Staate über lassenen Lehrerinnen-Seminars zu Cullnberg bei Lichtenstein dem königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts die Summe von 10,000 Mark zur Verfügung gestellt, mit der Bestimmung, daß davon 4000 Mark der Pensionscasse für invalid gewordene Zöglinge dieses Seminars überwiesen werden sollen, 6000 Mark dagegen zu Gunsten armer die Seminar-Uebungsschule in Callnberg besuchender Kinder zu verwenden sind, welche letztere von den Zinsen dieses Capitals mit den nöthigsten Kleidungsstücken, Lernmitteln und sonst dem, was für bedürftige Kinder gethan werden kann, unter stützt werden sollen. Ein neuer Beweis für die hochherzige Gesinnung dcs Fürstlichen Hauses Schön burg, welchem zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten, Krankenhäuser, Wittwen- und Waisenunterstützungs-