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Obenauer Anzeiger und Nummer 69. 10. Jahrgang Sonnabend, den 19. Juni 1897. bepack fsl MIlN mir der Helene gerieth mehr und mehr in die peinlichste Ver- e nur um bei litr^ ben^ d, end, el, nige. nicht- eida. elbauf lrer en. olide« Er hatte sich ganz unverkennbar sorgfältig vorbereitet, , die Darlegung seiner persönlichen Verhältnisse, in die H nun erging, kam darum nicht auf seine gewöhnliche, nähme eine mittellose Lehrerin wohl das Recht, höhere Ansprüche zu erheben? Aber so viel Achtung und Werth- schätzung ich auch für Sie habe, die Zuneigung, die eine Frau ihrem Manne entgegenbringen soll, fühle ich für Sie nicht. Und Sie selber werden doch gewiß nicht daran denken, ein Mädchen zu begehren, daß Sie nicht liebt." Der Blick des Obersteigers war zufällig auf das Bild Treysa's gefallen, das hinter ihr auf dem Tische lag, und seine Augen schienen sich nicht mehr davon losreißen zu können." „Vielleicht könnten Sie doch versuchen, mich lieben zu lernen, Fräulein Helene," sagte er unsicher. „Ich weiß ja, daß ich keiner von den Männern bin, für die man sozusagen auf den ersten Blick in Liebe entbrennt. Aber ich meine es ehrlich, und ich bin doch am Ende der Schlechteste nicht. Wenn Sie mir auch heute noch keine feste Zusage geben können, so denken Sie vielleicht nach Wochen oder Monaten, wenn Sie mich besser kennen ge lernt haben, anders über die Sache. Ich werde Sie nicht drängen und geduldig warten, nur weisen Sie mich nicht so kurzweg und für immer ab." Es war etwas rührend Treuherziges in seiner Bitte; denn er hatte jetzt ganz seine alte Natürlichkeit wieder gesunden. Helenens Herz zog sich in schmerzlichem Mit leid zusammen. Aber sie durfte ja keine Hoffnungen in ihm erwecken, die sich doch niemals erfüllen konnten, und darum nahm sie all' ihre Festigkeit zusammen, um ihm zu antworten: „Geben Sie den Gedanken auf, Herr Neidhardt, — ich bitte Sie darum- Wie lange Sie auch warten wollten, ich könnte Ihnen doch nie einen besseren Bescheid geben, als heute." „DaS heißt, Sie lieben schon einen Anderen — nicht wahr?" Seine Stimme hatte plötzlich einen veränderten, fast grollenden Klang angenommen, und Helene fühlte, daß ihr das Blut in's Gesicht stieg. „Ich gebe Niemand das Recht, ein solche Frage an mich zu richten," sagte sie sehr entschieden. „Sie sollten mir's immerhin erlauben, denn es giebt wohl Keinen in der Welt, der es besser mit ihnen meint gleitung an, welche er dazu benutzte, um ihm die Uhr mit eiuem Stück Kette aus der Westentasche zu stehlen. Der Dieb ist in der Person eines auf der Schulstraße wohnen den Kutschers ermittelt und durch den Distriktgendarm dem Kgl. Amtsgericht Döhlen zugeführt worden. — Kickericki! In Siegen hat ein Bürger ein Straf mandat folgenden Inhalts erhalten: „Sie haben Ihren Hahn durch Unterlassung der Abhaltung vom Krähen in ungebührlicher Weise ruhestörenden Lärm verursachen lassen. Es wird deshalb gegen Sie auf Grund des H 360 Nr. 11 des Strafgesetzbuchs eine bei der Stadkasse zu entrichtende Strafe von 3 Mark festgesetzt. Delius." Der Herr hat natürlich dagegen die gerichtliche Entscheidung angerufen. Das Beste ist, daß sich die Siegener Schul jugend der Sache bevollmächtigt hat. Wenn dieselben an einem bestimmten Hause vorbeikommen, so lassen sie ein lustiges Kickericki erschallen. — Ein F a m i l i e n dr a m a hat sich in Mül heim a. Nh. abgespielt. Die Ehesrau eines Bergmannes dnrchschnitt in der Nacht ihrem acht bis zehn Tage alten Kinde mit einem Kartoffelmesser den Hals und versuchte sich dann in gleicher Weise zu tödten. Der Mann, der darüber erwachte, entriß der Frau das Mordinstrument, doch hatte sie sich schon verschiedene lebensgefährliche Ver letzungen am Hals und Unterleib beigebracht. Das Kind ist todt. Eheliche Zwistigkeiten sollen der Frau zu der verzweifelten That bewogen haben. Der Mann hat die Flucht ergriffen. — Ein polizeilicher Uebergriff. Einige ange heiterte holländische Matrosen, die an der Nheinwerft in Bonn harmlosen Unfug trieben, kamen mit einem sehr barsch auftrctenden Polizisten in Streit, in dessen Verlauf der Polizist seinen Säbel auf dem Kopf eines Matrosen zerschlug. Er hieb dann noch weiter mit dem Säbelstumpf und einem Schlagring auf den Verwundeten ein- Der Schwerverletzte mußte in die Klinik gebracht werden. Der Butter Polizist mußte vor der Wuth der dort sich ansammelnden Volksmenge die Flucht ergreifen. — Gatten mord. Der Gutsbesitzer Tonazzi in Pallanza stürzte seine junge, ihm erst kürzlich angetraute Gattin einen Felsen hinab und zeigte dies als Unglücks fall bei der Polizei an, mittlerweile war die Frau lebend von Passanten aufgefunden worden und erzählte den Sach verhalt. Tonazzi wurde verhaftet. — Maler und Prinzessin. In Paris wurde die bevorstehende Civiltrauung des Malers Puvis Chavannes mit der Prinzessin Kantakuzene angekündigt. Die ver- wittwete Prinzessin pflegte den Maler während seiner eben überstandenen Krankheit. — Weibliche Bestien. In Kutais in Rußland haben Frauen, die als Nonnen verkleidet waren, Männer in abgelegene Stadttheile gelockt und dort mit Knüppeln, Steinen und Messern überfallen. Es wurden mehrere scheußlich verstümmelte Leichen aufgesunden. Einige der Ueberfallenen konnten sich mühsam retten. Man nimmt an, daß es sich um fanatische Angehängerinnen einer neuen Secte handelt. — Ein kaufmännisches Genie. Aus London wird geschrieben: „Es kursirt eine Geschichte über den 11jährigen Prinzen Alexander von Battenberg. Letzthin erhielt er einen Souvereign von seiner Mutter. Er hatte ihn schnell verbraucht und bat um einen neuen. Da seine Mutter ihm die Bitte abschlug, so wandte er sich keck an seine Großmutter, die Königin Viktoria. Diese war wahr scheinlich auf die Epistel gefaßt gemacht worden und schickte statt des gewünschten Suvereigns eine kleine Ermahnung. Die Antwort des Prinzen lautete: „Liebste Großmama! Ich habe Deinen Brief erhalten und hoffe, daß Du nicht glaubst, daß ich enttäuscht worden bin, weil Du mir kein Geld schicken konntest. Es war sehr nett, daß Du mir guten Nath gabst. Ich habe Deinen Brief für 4 Pf. St. 10 s verkauft." Zeitung für Seifersdorf, ^roß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete RabeA Aünags -3,.^ ttags, -s/ lyr schlichte, natürliche Art, sondern in etwas künstlich ge schraubten Wendungen heraus. Er war von einfacher Herkunft, der Sohn eines gewöhnlichen Bergmannes; aber er hatte jetzt eine gesicherte Stellung und ein gutes Aus kommen. Sein Vater sei längst gestorben, sagte er, aber seine Mutter lebe bei ihm, eine brave, herzensgute Frau, mit der man sich leicht vertragen könne. Er sei bis jetzt ganz zufrieden gewesen in seiner kleinen, einsamen Häus lichkeit, aber seit dem Kriegerfeste habe sich das geändert. Denn da habe er ein junges Mädchen kennen gelernt, in das er sich von Herzen verliebt habe. Die junge Lehrerin stand wie auf glühenden Kohlen. Als er jetzt für einen Augenblick in seiner umständlichen Vorrede innehielt, machte sie den verzweifelten Versuch, eine heitere Ahnungslosigkeit zu heucheln, die ihn vielleicht von seiner Werbung abschrecken konnte. Er schien wohl ein wenig betroffen von ihrem scherzen den Ton; aber er ließ sich doch nicht ganz aus der Fassung bringen. „Ja, Fräulein Mapburg," sagte er. „Ihr Herz soll mein Fürsprecher sein, denn — daß ich es nur gerade heraussage! — Sie selbst sind es, die ich lieb habe. Daß Sie schön und klug sind, haben Sie wohl schon von Anderen gehört, man braucht sie ja nur anzusehen und init Ihnen zu sprechen, um es zu erfahren. Aber ich weiß auch, daß Sie gut sind, deine die Kinder in der Schule würden sonst nicht mit so viel Liebe an Ihnen hängen. Darnm hätten Sie vielleicht auf einen besseren Mann Anspruch, als ich es bi»; aber ich verspreche Ihnen, daß Sie sich auch bei mir über nichts beklagen sollen. Ich werde Sie auf meinen Händen tragen, und ich bitte Sie von Herzen, wenn Sie mir nur ein klein wenig gnt sein können, so sagen Sie Ja!" Nun war es heraus, und Helene konnte der peinlichen Nothwendigkeit nicht mehr ausweichen, ihm eine klare, bündige Antwort zu geben. Es war ihr Wunsch, der Ab weisung, die sie ihm nicht ersparen durfte, alles Ver letzende zu nehmen, und darum sagte sie in ihrem freund lichsten Ton: „Ich danke Ihnen aufrichtig, Herr Neidhardt, und ich weiß den Werth Ihrer Werbung wohl zu schätzen. Aber, seien Sie mir darum nicht böse, annehmen kann ich sie nicht." Sie sah, daß er erblaßte, lind daß sein ehrliches Ge sicht einen Ausdruck schmerzlicher Enttäuschung annahm- „So bin ich Ihnen doch zu gering?" fragte er leise. „Es ist Ihnen zu wenig, die Frau eines kleinen Berg werksbeamten zu werden." „Nicht doch!" wehrte sie begütigend ab. „Woher von iteö vor mixten Vorzug gebe». Ein so vornehmer jungl Herr/^hat es freilich nicht schwer, Unsereinen ausz? stechen." Die junge Lehrerin richtete sich stolz auf, und r bläuen Augen blitzten ihn zornig an. (Fortsetzung folgte ! „Es ist also Ihre kleine Nichte, die Ihnen wieder macht?" wollte sie die Unterhaltung beginnen; aber Obersteiger schüttelte den Kopf. >.,„Jch habe mich soeben einer Unwahrheit schuldig ge- sagte er offenherzig, „denn so lange ihre Wirthin war, konnte ich nicht mit der eigentlichen Ursache Besuches herausrücken. Zeigen Sie mir ein gütiges mei„ liebes Fräulein, damit ich Muth finde, frei Herzen weg zu reden." lNachdrmk verboten.) Die Gewalten der Diese. Roman von Lothar Brenkendorf. Aus Nah und Fern. — Die gesundeste Frucht unter allen Beeren- < Veii ist die Erdbeere. Ein reichlicher Genuß derselben Dessert bei schwachen Personen das Blut in kurzer Zeit Mier verblüffenden Weise. Bleichsüchtige können, wenn .».während der Erdbeerzeit täglich am Vormittag je ein .Vd dieser Beeren genießen, ohne jegliche erhebliche völlig kräftig und gesund werden, was in dem « Vt Eisengehalt und der dabei so außerordentlich leichten Baulichkeit der Erdbeere begründet sein dürfte. — Einen recht hübschen Punkt im nahen Poisen- > >de bilden die sog. steinernen Tische, die in früheren wegm ihrer Baufälligkeit wenig benutzt worden v°' gegenwärtig aber eine Zierde des Poisenwaldes bil- "»d als Ruhepunkt sehr gerir besucht werden. . — Die Ausübung der Jagd in der Flur Förder- ^dorf soll am 16. Juli 1897, Nachmittags 4 Uhr, Gasthofe daselbst anderweit auf 6 Jahre und zwar l. September 1897 ab auf dem Wege des Meist- verpachtet werden. P- — Der Schloffermeister Camillo Fritzsche ist am 2. ^Meiertag mittelst Rades von Deuben abgefahren, daß bis jetzt eine weitere Nachricht über sein Ver- «ach dort gelangt wäre. In Chemnitz traf er noch mit einem auf der Wanderschaft begriffenen Ver- zusammen, mit dem er Abends in einem be hüten Orte übernachten wollte, doch ist Fritzsche daselbst eingetroffen. Man vermuthet, daß Fritzsche nach ^"chcn gefahren ist, woselbst er früher gearbeitet hat, I? befürchtet man auch, daß ihm ein Unglück zugestoßen könne. Grund zu der Annahme, daß Fritzsche „durch- i^mt" wäre, liegt nicht vor, da sich sein Geschäft in Mimen geordneten Verhältnissen befindet. In der Nacht zum Montag bot in Deuben auf Straße einem in etwas sehr animirter Stimmung pichen Glasschleifer ein junger Mann seine Be- n. ends »Li. Sch»" / einsmE K t Ztck. »rusf r „Guten Abend, Fräulein Mayburg! Ich nahm ^Freiheit, Sie hier aufzusuchen, weil ich wegen vre Gertrud noch Verschiedenes ans dem Herzen habe." »Guten Abend, Herr Neidhardt!" erwiderte sie, ohne L Verwirrung ganz verbergen zu können. „Bitte, treten ° doch ein!" r Die Thür zu ihrem Zimmer stand noch offen, rind es ihre Absicht gewesen war, ihn in die Wvhn- der Frau Heimersdorf zu führen, mochte sie ihn doch zurückweisen, als er hier eintrat. Sie sah erst jetzt, ? cr sehr feierlich gekleidet war, und daß auch sein etwas besonders Ernsthaftes und Feierliches hatte. h? eigene Beklemmung überkam sie, und sie bedauerte ^lt, ihn nicht draußen im Garten abgefertigt zu ? Mehr im Ungewissen sein. Auf ein so rasches Vor- des Obersteigers war sie trotz der stillen Ver- ,Klagen, die ihrer weiblichen Eitelkeit geschmeichelt »M, denn doch nicht gefaßt gewesen, und sie hätte ihn ' durch einen freundlichen Wink am Weiterreden ver alt, wenn ihr nur in ihrer Rathlosigkeit das rechte '' eingefallen wäre. „Sie wissen noch kaum etwas von mir," fuhr Neid- öck s, "ah einem tiefen Athemzuge fort, „und ich muß den ->», darum wohl zuvörderst sagen, wie es eigentlich Waa>-L § bestellt ist." jede» . r NaA^ hena'<> ner von on 2^ ck >nri/i unv liiere in vir ^-rinnn^r . 8^-12^ q denn sie konnte nach den Begegnungen der letzten Son»A i/ Angesichts einer solchen Einleitung über seine Absicht aäe ircwch ?. den