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DK ,w«rp«itz.Z<wmg' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden oorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Halten, Postboten, sowie msereAusträger nehmen Bestellungen an. WMeritz-Mnng Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. Inserate werden mit l! PK., solche au» uns«er Amtshauptmannschaft mit 12Pfg.die Spaltzeile oder deren Raum b«ech- net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf- schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 3V Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verankwortlicher Aedsklrur: Paul Jetznr. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Nr. 124. Dienstag, den 27. Oktober 1908. 74. Jahrgangs Auf Blatt 196 des Handelsregisters ist heute die offene Handelsgesellschaft Kempe sc Co. in Obercarsdorf und weiter eingetragen worden, daß die Kaufleute Heinrich Karl Kempe und Moritz Guido Schuster, beide in Obercarsdorf wohnhaft, Gesellschafter sind, sowie daß die Gesellschaft am l. Juni 1908 errichtet worden ist. Angegebener Geschäftszweig: Betrieb einer Holzwarenfabrik. Dippoldiswalde, den 24. Oktober 1908. Das Königliche Amtsgericht. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde. In treuer Liebe zur Gemeinde hat die am 10. März 1908 verstorbene Frau Elisa beth Klara Natalie oerw. Jäppelt, geb. Rauchfuß, 3000 Mark zur Anlage einer elek trischen Beleuchtung der hiesigen Stadtkirche und 6000 Mark mit der Bestimmung hinterlassen, den Zinsenertrag zur Unterstützung hilfsbedürftiger Witwen der Gesamt- parochie Dippoldiswalde zu verwenden. Der edlen Geberin ruft für diesen Beweis kirchlicher Treue und christlicher Liebe innigsten Dank in die Ewigkeit nach. einer recht interessanten Aussprache Veranlassung gab, wurde von der Versammlung mit großem Danke ent Der serbische Größenwahn nnd die Kriegsgefahr im Orient. Nationale Leidenschaften und ein äußerst gefährlicher politischer Größenwahn führt jeden Tag in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu unglaublichen Tumulten, ja das ganze serbische Volk bis hinauf in die Königsfamilie er scheint in zwei Parteien gespalten, die sich um die Kriegs- frage heftig streiten, soll es doch sogar wegen derselben zwischen dem Könige Peter und dem Kronprinzen Georg schon zu einem Handgemenge gekommen sein. Der Kron prinz Georg gilt als das Haupt der serbischen Kriegs partei und hält jeden Tag mit den jüngeren Offizieren und den Nationalisten Sitzungen ab, in denen flammende Reden gegen Oesterreich geschwungen werden. Die Be leidigungen gegen Oesterreich und die Tätlichkeiten gegen österreichische in Serbien wohnende Untertanen sind dabei so zahlreich, daß es zwecklos ist, sie noch einzeln aufzu führen. Oesterreich beobachtet dieser drohenden Haltung Serbiens gegenüber eine bewundernswerte Geduld, und das ist klug, denn wenn auch kein Zweifel darüber be stehen kann, daß Oesterreich imstande sein würde, in wenigen Wochen oder gar schon in einigen Tagen Serbien niederzuschlagen und zu besetzen, so besteht für Oesterreich und auch für die Ruhe auf der ganzen Balkanhalbinsel, die Gefahr doch darin, daß es der großserbischen Propa ganda gelingen könnte, die in Ungarn und in Bosnien lebenden zahlreichen Serben zu einem großen Aufstande gegen Oesterreich zu bewegen, und dann hätte ja Oester reich zugleich mit zwei Ausständen und einem Kriege mit Serbien zu kämpfen. Wahrscheinlich ist es ja, daß es der Wachsamkeit und Mäßigung der österreichischen Regie rung gelingt, jeden Ausstand der Serben in Ungarn und in Bosnien niederzuhalten, und dann werden wohl auch die Mausthaber in Belgrad es sich noch einmal überlegen, ehe sie einen Krieg mit einer zehnmal stärkeren Macht als Serbien ist, wagen. Der serbische Größenwahn treibt aber die seltsamsten Blüten und träumt von der Errichtung eines großserbischen Königreichs, welchem Bosnien und Kroatien natürlich einverleibt werden sollen. Die Kroaten in Oesterreich und die Serben in Bosnien scheinen aber mit der österreichischen Regierung ganz zufrieden zu sein, und haben sogar in dieser kritischen Zeit es nicht an loyalen Kundgebungen gegenüber dem Kaiser von Oester reich fehlen lassen. Trotzdem wird aber natürlich von der großserbischen Propaganda weitergehetzt und zum Auf stande und Kriege geschürt. Eine ganz unglaubliche Naivität der serbischen Nationalisten besteht aber darin, daß sie glauben, daß die bevorstehende Konferenz der Großmächte die seibychen Ansprüche auf Bosnien und vielleicht auch auf Kroatien bewilligen würde; es liegt aber auf der Hand, daß die Konferenz der Großmächte und vor allen Dingen auch die Türkei diese Ansprüche Serbiens als durchaus ungerechtfertigt zurückweisen werden. Und da kommt jetzt eine Stimme aus Belgrad, welche sich zu der Mndgebung versteigt, daß das ganze Serbenvolk sofort zu den Waffen greifen werde, wenn die Ansprüche Serbiens auf der Konferenz der Großmächte nicht be friedigt würden. Die ganze Sachlage ist daher jetzt im Orient nicht wegen der bulgarischen oder der bosnischen Frage, sondern wegen des fanatischen serbischen Größen wahnes so gefährlich geworden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mittwoch, den 21. Oktober, hielt der Bezirkslehrerverein Dippoldiswalde im Hotel „Stadt Dresden" seine diesjährige Hauptversammlung ab. An Stelle des dienstlich abgehaltenen Vorsitzenden, des Herrn Lehrer Schmidt, leitete dieselbe Herr Lehrer Fleischer- Oberfrauendorf. Nach Erledigung verschiedener Eingänge berichtete Herr Lehrer Günther-Reinholdshain, über die Lehrerversammlung in Zwickau. Der Bericht, welcher zu gegengenommen. — In der am vergangenen Freitag abgehaltenen Stadtverordnetensitzung wurden für die am 31. Dezember d. I. orlsgesetzlich bez. vorzeitig ausscheidenden Herren Stadträte Kaufmann Standfuß und Priv. Mende der erstere wieder- und Herr Bäckerobermeister Gietzolt auf Zeit neugewählt. — Bei der demnächst stattfindenden Stadtoerordneten-Ergänzungswahl sind durch die Wahl des Herrn Gietzolt 6 Stadtverordnete (4 mit Wohnhäusern angesessene und 2 unangesessene) zu wählen. Dippoldiswalde. Entleert und nüchtern zeigt sich nun wieder der weile Saal der „Reichskrone". Verschwunden ist die kaum zu bewältigen gewesene Fülle der hier aus- gestellten Kinder Pomonas. Nach allen Windrichtungen in die Hände der glücklichen Empfänger enteilt ist die imposante Gruppe der so zahlreich gestifteten Ehrenpreise, von schmunzelnden Glückspilzen eingeheimst die in acht Serien aufmarschiert gewesene Armee der zahlreichen schönen Lotteriegewinne. Das abgehetzte Ausstellungskomitee kommt allmählich wieder zu Atem, herzlich e.kreut und für alle Mühe belohnt durch die Gewißheit, daß der vom schönen Venedig her telegraphisch eingetroffene Wunsch des Vor sitzenden unseres Bezirksobstbauoereins, des auf Urlaubs reise befindlichen Herrn Amtshauptmann l)r. Mehnert: „Wünsche besten Verlauf und Erfolg" als in beinahe jeder Hinsicht in Erfüllung gegangen bezeichnet werden darf. Was zunächst die auf 2770 Teller und Plätze verteilte Beschickung der einzelnen programmgemäß getrennten Gruppen betrifft, so war die unter äls, Sammlungen nach freiem Ermessen, am zahlreichsten vertreten, b, „Lokal vereine" waren nur durch den von Höckendorf beschickt, dagegen hatten vom Verein Glashütte nur drei seiner Mitglieder privatim die Absicht gehabt, sich zu beteiligen. Die betreffende Sendung traf aber leider erst Freitag vor mittag ein, so daß es beim besten Willen nicht möglich war, sie in den bereits fast überfüllten Räumen nachträglich noch mit aufstellen zu können. Unter c war nur möglich aufzunehmen oie Sammlung der Stadt Dippoldiswalde. Die Ausstellungen aller anderen Gemeinden erwiesen sich leider lediglich als unter a gehörige Gruppen privater Züchter, da Gemeindeausstellungen nur jede Sorte einmal enthalten dürfen. Hieraus ergibt sich dann mit der Zeit die zu wünschende Beschränkung der Züchter auf den An- bau nur der rentabelsten Sorten. Unter den vorliegenden Verhältnissen konnten die auf sogenannte Gemeinde-Aus stellungen entfallenden Preise für dieiesmal lediglich den eifiigen Sammlern derselben zuerkannt werden. Unter cl waren die Amtsstraßenmeister-Bezirke Dippoldiswalde und Geising mit umfangreichen Sammlungen herrlicher Früchte vertreten. Sehr zahlreich und schön beschickt war ferner die Gruppe lll, Schaustücke und Fruchtkörbe, während sich für lV, zweckmäßige Obstverpackungen, überhaupt keine Aussteller gefunden hatten. An dieser Stelle zeigte sich vielmehr, als willkommenes Muster zur Nachfolge für spätere Ausstellungen, eine von Herrn Amtshauptmann vr. Mehnert gesandte Kiste zweckmäßig verpackter herrlicher Tyroler Aepfel. Die hieran anschließende Ausstelluug von Obstkonserven usw. war dagegen um so zahlreicher und mustergültig vertreten. Die Gruppe 6 l 1, Obst aus der Sortenwahl des Landesobstbauvereins, a, Aepfel, war für den diesmaligen Anfang ganz leidlich, dagegen b, Birnen, sowie auch 8 2a und b, Formobst und Spaliere, nur sehr gering beschickt. Von zum Massenanbau ge eigneten Obste, 8 II, waren ebenfalls nur Aepsel in ver schiedenen Sorten, Birnen aber nur wenige ausgestellt. 8 lll endlich, Tafelobst nach Sortenwahl des Landesobst bauvereins, war ebenfalls mit Aepfeln, und zwar sehr gut, mit Birnen aber nur wenig beschickt. Unter O hatten, was Bäume aller Art betrifft, drei Gärtnereien des Be zirks mustergültig gezüchtetes zahlreiches Pflanzmaterial vorgeführt, und auch die verschiedensten Obstbau- und Objt- Verwertungsgeräte waren durch starke Kollektionen hiesiger und auswärtiger Firmen in erfreulicher Weise vertreten. — Dank der Opferwilligkeit und Pünktlichkeit der Sammler, der Einzelaussteller und vor allem der wenigen wirklich ausdauernd arbeitenden Helferinnen und Helfer waren alle Ausstellungsobjekte bis Donnerstag, den 15., mittags, richtig beisammen und gelangten dieselben unter der ziel- bewußten Leitung des Herrn Baumeister Schmidt zu jener imposanten Gesamtausstellung, welche jedem Besucher der selben sicher noch lange in freundlicher Erinnerung bleiben wird. Mit Zuhilfenahme längerer Nachtstunden waren schließlich auch die schriftlichen Arbeiten, Ausfüllung der Karten, Ordnen der Listen usw., vollendet, sodaß zur fest gesetzten Stunde die Ausstellung fir und fertig den Herren Preisrichtern, Garteninspektor Braunbart, Forstgarteninsp. Büttner und Garteninspektor Schildknecht, behufs Erledigung deren mühevoller, den ganzen Freitag in Anspruch nehmender Aufgaben übergeben werden konnte. (Schluß folgt.) — In der Nacht zum Sonntag und an diesem Tage selbst durchtobte ein heftiger Sturm unsere Gegend. — In der Nacht zum 23. Oktober verstarb in Purschen- stein bei Sayda der Majoratsherr von Schönberg auf Purschenstein und Reichstädt nach längerem schweren Leiden. Früher aktiver Offizier, trat er später in den sächsischen Anstaltsdienst und amtierte lange Jahre als Strafanstaltroberinspektor in Hoheneck, bis er vor wenigen Jahren die Berufung als Majoratsherr erhielt. — Seiten des königl. Amtsgerichts Dresden, Abt. lll, wird der am 20. März 1870 in Niederpöbel geborene Ernst Mar Kehr, der im Jahr 1886 von Dresden nach Amerika ausgewandert sein soll, und von dem seit jener Zeit jede Nachricht fehlt, aufgefordert, sich spätestens am 3. Mai 1909 vor dem genannten Gerichte zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung erfolgen wird. i Kipsdorf. In der am Sonnabend, den 24. d. M., stattgefundenen Gemeindevorstandswahl wurde der seit herige Gemeindeälteste, Herr Wilhelm Berger, einstimmig gewählt. Klingenberg, 24. Oktober. Heute nacht in der 2. Stunde vernichtete ein vermutlich durch Brandstiftung ver ursachtes Schadenfeuer vollständig die an der hiesigen Heilanstalt gelegene massive Scheune, welche zu dem im Besitze der Stadtgemeinde Dresden befindlichen Rittergute gehört. Mit ihr gingen darin aufbewahrte Heuvorräte und auch Maschinen verloren. Leider konnten von den auswärtigen Spritzen wegen Wassermangels nur die von Colmnitz und Obercunnersdorf in Tätigkeit treten. Dresden. Dem Kommandeur der 4. Division Nr. 40, Generalleutnant Barth, ist sein Abschiedsgesuch mit Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Generaluniform ge nehmigt worden. — Generalleutnant von der Armee, von Lajfert, ist zum Kommandeur der 4. Division Nr. 40 er- nannt worden. — Die erste Deputation der Ersten sächsischen Kammer hat der Aufhebung des sogenannten Beamtenfünftels zu gestimmt, jedoch mit der Einschränkung, daß die Bestim mung des Beamtenfünftels auch ferner Anwendung finden soll für die Steuerzahler, die seine Wohltat bis 1908 ge nossen. — Die Bürgermeister der sächsischen Städte hielten am Sonnabend im Saale des Stadtverordneten-Kollegiums zu Dresden eine Versammlung ab, die sich mit der Regelung der Lehrergehälter und mit der bevorstehenden Gemeinde steuerreform beschäftigte. Die gefaßten Beschlüsse sollen vorläufig nicht veröf entlicht werden. — Amtshauptmann v Nostitz hat der Stadt Gott leuba den kunstvoll ausgesührten Brunnen, der in der Rotunde des „Sächsischen Hauses" in der Dresdner Kunst, ausstellung aufgestellt war und eine Nachbildung des