Volltext Seite (XML)
Zeitzeritz-Jeidmg Tageszeitung unö Anzeiger für DippoMswal-e, Schmiedeberg u.U< 7 »- B<zog«pr»I«: Für «inen Mona« 2R«Ich«mar» ml« Zutragen, einzeln« Nummern 1t ReichS- pfennlge. Gemeind« - Verband» - Girokonti Mommer » Fernlorecher: Am» Divpoikit- »ald» Nr, » Volttcheckkont» Dretden 12 »4> Aeltest» getlvng -e» Seztrk« Liese» Statt enlhSü -le amtttch«« Bekauulmachunge« -e» Amlshmwtmmmschaft, -es «mtsgerichl» an- -e» sta-trat» zu Dippol-iswal-e AnzeltenPreU: Dl« 42 Millimeter breite Vetitreile 2« Relchtpfennlg«. Llng«j,ndt »nb Reklamen »0 «eichtpfenntge. mm.« DeranboorMch« Aedakle«; Selir Sebne. — Dm» und Verlag: Sarl Seh« in Sloool-t««al-e. Nr. 16 Donnerstag, am 19. Januar 1928 94. Jahrgang Freitag, am 20. Januar 1928, vormittags 11 Uhr sollen in Luchau 2 kettstellen mit lubekör, l wanllulir, 1 kegu- lator, l Aegtlsck, 1 ovaler, I viereckiger un6 1 llütttisck, I Pfeilerspiegel mit Unterbau, 3 §ckol- kelle, 1 Znlett mit ca. 25 Pkunll kellern, b kokr- stükle, I lkokrsessel Q. 2332/27. Q. 2328/27 meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Eammelort der Bieter: Gasthof in Luchau. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Dippoldiswalde. OertltcheS nnv Sächsisches Dippoldiswalde. Gestern fiel vom frühesten Morgen bis in die Nachmittagsstunden Schnee, anfangs ziemlich wässerig, später fester, so daß Feld und Wald wieder ein weißes Ge wand tragen. Heute früh war seit längerer Zeit das erstemal wieder das Thermometer unter Null gesunken. Dippoldiswalde. Der 18. Januar, der Gründungstag des Deutschen Reiches, ist von jeher nicht als Festtag gefeiert worden. Einstens galt bei der militärfreundlichen Einstellung der Regierung der 2. September als der wichtigere Tag in der Entstehungsgeschichte des Reiches, heute feiert man, wenigstens in Sachfen, des alten Reiches Untergangstag. Nur deutschgesinnle, vaterländische Vereine finden sich zu sammen und treffen in Erinnerung daran, daß vom 18. Janu ar 1871 alles Sein unseres deutschen Vaterlandes aus gegangen ist, festliche Veranstaltungen. Dieses Jahr beging hier die Ortsgruppe des „Stahlhelm" den Tag mit einen: Lichtbildervortrag, zu dem sie Kapitänleutnant a. D. Cromp ton, einem der Aeberlebenden von O 41, als Vortragenden gewonnen hatte. Der Reichskronensaal war voll besetzt, als allerdings reichlich verspätet der Ortsgruppenführer Fabrik direktor Erich Nitzsche den Abend mit einer kurzen Ansprache eröffnete. Er betonte, daß in einer Zeit des Niederganges des nationalen Gefühls es doppelt nötig sei, das Volk an die einstige Gröhe des Reiches zu erinnern. Er wies hin auf die ungeheueren Lasten des Dawes-Abkommens, auf den Verlust unserer Wehrfähigkeit. Von waffenstarrenden Nationen umgeben, müßten auch wir wieder wehrhaft werden. Das zu erreichen, sei Ziel des „Stahlhelm". Niemals werde auf Erden der Kampf aufhören. 3m Existenzkampf der Völker entscheide das Schwert. Es gelte sich des nationalen Be wußtseins wieder zu erinnern. Der ,/Stahlhelm" wolle alle vaterländisch gesinnten Volksgenossen zusammenführen. Zeder sei willkommen, lieber 60 9L der Mitglieder im Stahl helm seien Arbeiter. Alle, mit denen zusammen man einst im Schützengraben gestanden, seien willkommen in den Reihen -es Stahlhelm", Bundes der Frontsoldaten. Er habe es sich als hohes erstrebenswertes Ziel gesetzt, dem Arbeiter ein gleichberechtigtes Los zu schaffen. 3m Erinnern an deutsches Heldentum wolle man die Feier des 18. 3anuar begehen. Der Redner, Kapitänleutnant Crompton, hielt dann, unterstützt von einer Reihe guter, schwarzer Lichtbilder einen Vortrag über „O-Boote". Schon im 16. 3ahrhunderk wurde ein solches auf der Themse gezeigt, im amerikanischen Bürgerkriege bediente man sich im Kampfe um die Freiheit ebenfalls dieser Waffe, allerdings ohne Glück. 3n Deutsch land baute Bauer das erste Al-Boot, es versank im Kieler Hafen und wurde erst 3ahrzehnte später wieder an die Ober fläche gebracht. Dann nahm zuerst Frankreich den Al-Boot- Bau auf, England, Amerika folgten, Deutschland erst 1906, als die Schwerölmotoren gebrauchsfähig konstruiert waren. Nun setzte eine beispiellose Entwicklung ein, Redner schil derte dann die Einrichtung eines solchen Bootes, daS Tauchen, das erst 15 Minuten dauerte, zuletzt bis auf 15 Se kunden eingeschränkt werden konnte, die Torpedos, die Minen und das Minenlegen, die Periskope usw. War von dem Vorgetragenen auch vieles bekannt, so folgte man doch gern den Worten des Vortragenden, und erinnerte sich dessen, was einst unser war, was wir Heuke nicht mehr besitzen dürfen. 3m zweiten Teile seines Vortrages schilderte Redner eingehend die letzte Fahrt von Al 41. Schon auf früheren Fahrten war Al 41 nicht heil davon gekommen, auch die Ausfahrt zur letzten Reise stand unter keinem günstigen Stem. Das Boot war stark überlastet, schwere See ließ es nicht zum Angriff kommen. Noch bestand nicht der unein geschränkte Al-Bootkrieg, täglich erhielten die Kommandanten sich widersprechende Befehle über den Angriff auf neutrale Schiffe und hatten alle Verantwortung zu tragen, wenn aus solchem Angriff politische Schwierigkeiten entstanden. Crompton bemerkte mit Recht, wie wahr Tirpitz schreibt, daß England hier stets anders handelte, alles war recht, wenn es im 3nteresse des Landes geschah. Die Hörer folgten im Geiste dem Redner auf der Fahrt um England herum nach -er Einfahrt des Georgkanals und sahen in Bildern das Ver senken von 4 Handelsdampfern. Dann schlug dem Boote die Schickfalsstunde, es erlag der Al-Bootfalle Baralong. 3n welch heimtückischer Weise von England hier vorgegangen wurde, dem gleichen England, das für die „Freiheit der Völker" in den Kampf gezogen, spottet aller Beschreibung, weit schlimmer aber noch ist, das Betragen der Besatzung und der ganzen englischen Natipn zweien waffen- und wehrlosen Schiffbrüchigen gegenüber. Mit Schaudern vernahm man» was der schweroerwundete Crompton alles über sich ergehen lassen mußte, man stellte ihm keinen Arzt, schleppte ihn von Gefängnis zu Gefängnis, sperrte ihn in Ställe, ins Zuchthaus, und versuchte ganz offenbar, ihn umkommen zu lassen, um sich so eines Zeugen des völkerrechtswidrigen aber auch aller Menschlichkeit hohnsprechenden Verhaltens der Baralong- Besatzung wie der ganzen englischen Nation zu entledigen. Man muß sich nur verwundern, was ein Mensch alles aus halten kann und Kommt zu der Aeberzeugung, daß der Redner eine wahrhaft eiserne Natur besessen haben muß. Mit einem Appell, immer der hohen Opfer der Al-Bootwaffe eingedenk zu sein, Testamentsvollstrecker der Gefallenen zu werden, in der Hoffnung auf ein einiges, großes Deutsches Reich schloß der Vortragende. Fabrikdirektor Nitzsche dankte dem Redner. Mit allgemeinem Gesang des 1. Verses des Deutschlandliedes wurde der Abend beschlossen. Mppoldiswalde. Nur noch 14 Tage und der'Tag der großen Masken-Reüoute der hiesigen privilegierten Schützengesellschaft und der dazu geladenen Vereine, Mitt woch, am 1. Februar, ist herbeigekommen. Der rührige Ver- gnügungs- und Bauausschuh sind im Entwerfen der Projekte zum Ausschmücken der Festräume der ..Reichskrone" fleißig an -er Arbeit und werden, wie immer, auch dieses Mal «ine dem Feste entsprechende Dekoration ausführen. Auch die Leitung der Gesellschaft wird wieder bemüht sein, durch Aeberraschungen usw. das Fest so zu gestalten, -aß allen am Feste Beteiligten frohe Stunden bereitet werden und ein jedes auf seine Kosten kommen wird. Was alles geplant ist, wird vorher nicht verraten, aber so viel steht fest, -aß sich -ieses Fest den vorangegangenen der Schützengesellschaft würdig anreihen wird. — Die Kreishauptmannschaft Dresden gibt bekannt, -atz die Sperrung der Äaatlichen Bielatalstraße von Königstein nach Schweizermühle für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen an Sonn- und Feiertagen aufgehoben wird. Hartmannsdorf. Bei der wechselnden Witterung der letz ten Wochen haben die Arbeiten an der Talsperre teilweise Anterbrechungen erfahren müssen. 3etzt wir- wieder mit etwa 150 Arbeitern gearbeitet. Die Talsperrenmauer erfährt noch eine Verstärkung, während sie früher in -er Krone etwa 4 Meter breit geplant war, wird sie jetzt reichlich 6 Meter bekommen. Sie wird rund 22 Mill, cbm Fassungs vermögen haben und reicht von der Lehnmühle bis hinauf zur Wagnerschen Holzschleiferei. Die Staatsstraße von Frauen stein nach Dippoldiswalde wird oberhalb der Steinbrückmühle durch eine Brücke die Sperre überqueren, so -aß man schon heute sagen kann, daß das Landschaftsbild gerade dort nach Vollendung und Füllung der Sperre besonders reizvoll sich gestalten wird. Frauenstein. 3m Frauensteiner Anzeiger wird der Vor schlag gemacht, im Anschluß an den in den nächsten 3ahren doch wohl Wirklichkeit werdenden Bahnbau Neuhausens- Rechenberg—Bienenmühle diese Bahn über Hermsdorf nach Frauenstein fortzuführen und die Bahn Frauenstein-Klingen berg normalspurig auszubauen. Die Kosten würden wesent lich niedriger, als der Umbau anderer Bahnen und ein vom Sommer- und Minterverkehr ganz bevorzugtes Gebiet werde damit erschlossen. Dresden. Am Mittwoch abend gegen V-9 Uhr wurden auf der Nöthnitzer Straße in Vorstadt Plauen zwei Dienst mädchen von einem jungen Mann aus Kötzschenbroda über fallen und durch Begießen mit Säure schwer verletzt. Der Täter entkam, nachdem er noch einen jungen Mann, der ihn auf der Flucht aufzuhalten versuchte, ebenfalls mit -er Säure verletzt hatte. Man hat es zweifellos mit demselben Atten täter zu tun, der bereits am 18. Oktober vorigen 3ahres im Vorgarten eines Hauses in der Hohestraße eines -er Mäd chen, das seine damalige Geliebte war, überfiel und zu er würgen versucht«. Er wurde damals verhaftet, trotz seines Ge ständnisses aber, wonach «r das Mädchen umbringen wollte, wieder in Freiheit gesetzt. 3n der Zwischenzeit hak er das Mädchen weiter verfolgt und ihm fogar Drohbriefe ge schrieben, die man unglaublicherweise aber nicht ernst ge nommen hat. Mittwoch abend nun bestellte er das Mädchen unter dem Namen einer Freundin telephonisch nach der Nöthnitzer Straße. Dort erschien er plötzlich vor dem mit einer Kollegin wartenden Mädchen und übergoß beide mit Sälzsäure. Die Ueberfallenen haben schwere Verbrennungen am Kopf und an den Händen davongekragen und mußten, nachdem ein in der Nähe wohnender Arzt die erste Hilfe geleistet hat, nach dem Krankenhaus gebracht werden. Hoffentlich wird nun endlich dem Treiben des gemein gefährlichen Burschen ein Ende gemacht; es wir- wirklich die höchst« Zeit. Sebnitz. Ein Opfer -er leichten Bekleidung wurde hier ein gesundes, kräftiges, 18 jähriges Mädchen, das einer Nierenentzündung erlag. — 3m benachbarten Nixdorf i. B. wurde ein« Dame wegen ihrer leichten Bekleidung das Opfer der Spottlust eines Arztes, bei dem sie sich wegen Erkältungs erscheinungen behandeln lassen wollte. Der Arzt gab -er Dame ein Rezept zur gewissenhaften Befolgung mit. Der Apotheker war aber nicht in der Lage das Rezept selbst Her zustelten, und wandte sich an ein Spezialgeschäft, um das Nötige herbeiholen zu lassen. Dann wurde -er Dam« vom Apotheker die Benutzung des „Medikamentes" nochmals sehr „warm" empfohlen. Zu Haufe angekommen, wollte die Dame das so empfohlene Arzneimittel ausprobieren, fand aber beim Auspacken nur — ein Paar wollene Strümpfe vor! Zu diesem Arzte wird jene Dam« kaum wieder zur Konsultation gehen. LeipM. Vom Schöffengericht in Bad Lausick wurde vor einigen Wochen eine Dienstmagd, di« wegen eines gering fügigen Eigentumsdeliktes mit drei Tagen Gefängnis vor bestraft war, wegen Einbruchsdiebstahls zu einem 3ahr und einem Monat Zuchthaus verurteilt. Als dieses Artell voll streckt werden sollte, stellte die Leipziger Kriminalpolizei fest, daß die verurteilte Magd den Einbruch nicht begangen hatte. Sie hatte zwar zunächst ein Geständnis abgelegt, -ieses aber sofort widerrufen. Später bestritt sie erbittert, die Täterin zu sein, ihre Beteuerungen wurden aber nicht gehört, viel mehr hielt man die gegen sie zusammengetragenen Indizien für genügend, um daS Arteil auszusprechen. 3n Wirklichkeit ist der Einbruch von einem Knecht begangen worden, der in -er Verhandlung gegen die Magd die Roll« eines Be lastungszeugen spielte. Er hatte noch einen Mittäter. Beide sind festgenommen worden und haben ein Geständnis ab gelegt. Die verurteilte Magd befand sich auf -em Wege zum Zuchthaus, als sich die Haltlosigkeit des Urteils herausstellte. Sie ist nach Lausick zurückgebracht worden. Wilthen. Zwei hiesig« junge Burschen im Alter von noch nicht 15 Jahren stahlen bei einer hiesigen Zigarrengeschäfis- inhaberin wiederholt aus dem Laden Zigaretten, bis sie eines Tages bei dem Diebstahl erfaßt wurden. Die Gendarmerie ermittelte die Diebe und fand die gestohlenen Zigaretten bei ihnen vor. Wurzen. Durch einen Dummenjungenstreich ist in -ec Sonnabendnacht an der gefährlichen Straßenkreuzung Crosti- gall-, Bahnhofstraße ein schweres Autounglück verursacht worden. An dieser Stelle steht tagsüber ein Verkehrsposten, nachts nicht. Als in -er Nacht ein Dresdner Auto an diese Kreuzung kam, bemerkte sein Führer an einem Lichtschein, daß die Bahnhofstraße abwärts ein anderer Kraftwagen an- rollte, der seine Bahn kreuzen würde. Das Dresdner Auto wollte deshalb anhalten. Eine Person aber, die der Führer für den sonst dort stehenden Posten hielt, gab ans Uebermut, den VerkehrSposten markierend, daS Zeichen für freie Fahrt. Bei dem Zusammenprall überschlug sich das Dresdner Auto und die 3nsassen wurden schwer verletzt. Der Schuldige dieses dummen Streiches ist erkannt worden. Bad Lausick. Anter 211 Bewerbern wurde unser Stadl- oberhaupt Bürgermeister Lange zum Kurdirektor und Ge meindevorsteher der Nordseeinsel Helgoland gewählt. Stadt Wehlen. Am Sonntag, dem 29. Januar, wird die Einwohnerschaft in einer Volksabstimmung darüber ent scheiden, ob das Skaütoerordneken-Kollegium weiter bestehen soll oder nicht. Alberode. Ein eigenartiger Anfall ereignete sich dieser Tage in der Flaschenbierhandlung Knorr. Der 3nhaber wollte Bier abziehen, wobei im Faß wahrscheinlich durch an gesammelte Kohlensäure, eine Explosion erfolgte. Der Faß- dcckel wurde abgerissen und zerschmetterte K. die Kinnlade, so daß sich seine Ueberführung ins Krankenhaus erforderlich machte. Wilkau. Bürgermeister Kleinhempel hat seine Versetzung in den Ruhestand beantragt. Er steht im 65. Lebensjahre und hat fast 40 Jahre lang an der Spitze der Gemeinde ge standen. Bürgermeister Kleinhempel war früher auch LanL- tagsabgeordneter. Falkenstein i. V. Der 35 jährige Schlosser H. hat am Dienstag abend auS Fahrlässigkeit seinen Freund, den 57 3ahre alten verheirateten Schrankenwärter Hans Kretzschmar im Bahnwärterhause an der Grünbacher Straße erschossen. Kretzschmar war mit -em Reinigen einer Pistole beschäftigt, die H. in die Han- nahm ohne zu wissens daß sie geladen war.