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Dresdner Journal : 24.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186306242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-06
- Tag 1863-06-24
-
Monat
1863-06
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1863
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Hmnann - Hr. H. «. Dm- nrch di« !r Sohn mannge- »atlschiff estorben, n Ocean »«r » n»cl>: kb«e»o6) 7. dr Ii. IeL»na»u, ttw. »^3 7'vix»u>. Mick V. hteu Aöuigl. ; do. v. 852 4A> Eisenb.- e. grötz. b. 93 G.; 34 G.; 27!L B. «Anstalt 137 G., 90^ G. lugSburg a. M. London n k. 8. or 10 G. Nat.- Bank- London 110,75; Staat»- 89^ G.; 72AG; all. 681t Kredit« ; k. poln. Braun» mstädter Geraer Leimarer B.; do. ; do.öst. . 106)i Berltn- öestbahn 8.; do. >4'L B.; bardische n 1251t . Nord- 0. östn- chlesisix 2'-h G.; 26* B., östen. Silber ^e Con- 1^; 5^ >tn. 87 0 Balli« 1. Fan vretten, lder loco w lblr. v d.8, t^-üS, pr. Str. LS lblr. Erbsen licht an- Ort.<- «rwtlkler !.) Wei- Tblr. :.-Octbr- l. Hafer ani'Iull ; bcher. ^Sept leise.) Roggen 2«-32 »Rübtl rall. I» fftrie. 7408. 0504. 1954. 8445. 0251. Mittwoch,' l»m 24 Juni 1863 ^§142 I Dres-nerIomMl km tritt k««t nach »clll»x dioru. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmall» st ' k - 1 ! ! ll.l! l -r rnserateuannahme aurmärts: 1'». lj»L»oirerr»», Lowmisoioniir 6s« I>r«»6o«r Journal«; st>sn6»l.: kl. liool-ei,, k). Ie.l.0»»; llawdnrx-LItoa»: kln»»8»r«i» L Vvnl.i»; lorlia: (iaorivo'ovkv kuck- K»o61., Umui«»»»»'» jtursitu; Lromoa: L. 8c»l,or^«; Lrsoian: k,ovm rraoilkart ». w.; 6^«o«i»'»sde ttuodk.; Löln: ^vorr tttve»,!»; kart»: v. <28, ru» 6s don» snsnii»); kr»x: k'a. IL«»l.isn'» knskti.; Visa: Comptoir 6. il. lVisosr Leitung, ktolanspl. 8Ü7. Herausgeber: USulgl. Lepsäition 6«» vrsoöosr ^oarn»I», I)rs»6so, ttarionotr»«« bi«. 7. ItzsinmimttPPrrise: 3»krll-i> - 5 Nir. 10 «kr. in »naL—. l2°o.tii°b i» «rr- Linoslo» kiuww-rn: 1 «gr. »aseratenpreise: P»8r 6«o 8»am siner esopsitsnen Heil«: 1 klxr. Unter „Linxsonnät" üi« Lsilv: 2 Xgr. Lrschttnen: <r»»Iici>, mit Xnionkine 6er Sonn nn6 ueiert»x«, ^dsn6, für 6«n kotgsuäeu t'»g. Amtlicher Theil. Dresden, 23. Juni. Allerhöchstem Befehle zu Folge ist wegen erfolgten Ablebens Seiner Königlichen Hoheit d«S Erzherzog» Marimilian von Oesterreich-Este, König lichen Prinzen von Ungarn und Böhmen, am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 22. bi- mit Sonntag den 28. Juni, angelegt worden. Dresden, 23. Juni. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Nachmittag!43 Uhr von Wien hier eingetroffen und auf der Villa Sei ner Königlichen Hoheit de- Kronprinzen bei Strehlen abgetreten. Dresden, 22. Juni. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Großherzog Leopold von Toscana ist heute Nachmittag 4 Uhr von Schlackenwerth hier einge- troffrn und sofort nach der Lausitz weiter gereist. Gleich zeitig ist Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die verwitt- wete Frau Großherzogin von Toscana hier angclangt und hat Sich nach Pillnitz begeben. Dredev, 16. Juni. Er. Majestät der König haben dem Bürgermeister vr. Julius Theodor Hertel zu Dres den daS Ritterkreuz vom Verdienstorden zu verleihen geruht. Dresden, 20. Juni. Sc. Majestät der König haben allrrgnädigst geruht dem ««6. pcsct. AmtS-Wnndarzt Carl Gotthrlf Dietrich in Pegau, ingleichen dem msä. peset, und Armen-Arzt Samuel August Fliege in Borna, auf Anlaß des Abschlusses eines 50jährigen Zeitraums ihrer verdienstlichen ärztlichen Wirksamkeit das Ehrenkreuz vom Albrechtsordcn zu verleihen. Dresden, 22. Juni. Seine Majestät der König ha ben dem Besitzer der Rittergüter Strehla und Bischheim, Großherzoglich Sächsischen Kammerherrn Wilhelm Eber hard Ferdinand Pflugk, daS Ritterkreuz dcs Verdienst ordens allrrgnädigst zu verleihen geruhet. Dresden, 23. Juni. Seine Königliche Majestät haben dem Oberrechnuugsrath Franz Friedrich Bogel das Rit terkreuz des Verdienstordens allrrgnädigst zu verleihen geruhet. , Nichtamtlicher Theil. Leberstcht. relegravtzifche Nachrichten. Aeltnnttsschau. (Kölnische Zeitung. — Morning Post. — Daily News.) Tagrsgeschichte. Wien: Aus der Adreßcommission des Abgeordnetenhauses Amnestie für dalmatinische Flücht linge. — Prag: Di« tschechischen Reichsräth«. Frl. Pustowojtoff's Verschwinden. Verwarnungen. Der Magistrat über die Stadtverordnetenbeschlüffe. „Com- munalblatt" mit Beschlag belegt. — Gumbinnen: Bestrafung deS Bürgermeisters. — Tilsit: Urwäh- lerversammlung aufgelöst. — Paris: Vom Hofe. Ausrüstungsgegenstände nach Merico. — Bern: Vor bereitungen zum Empfang der deutschen Schützen. — AuS dem Haag: Neue Banken. Billigung der neuen Colonialpolitik. — Mailand: Theaterdcmon- stration. — Rom: Thronbesteigung des Papstes ge stiert. — St. Petersburg: Reise der Kaiserin. Sondirungen bei Kronstadt. Friedliche Zeitungsstim men. — New-Bork: Vom Kampfplätze am Mississippi. Der -oluische Lufstaad. Ernennungen und Lersetzuugeu. Dresdner Nachrichten. Provinzlaluachrichteu. (Chemnitz. Zwickau. Freiberg. Löbau. Budissin. Oelsnitz. Olbernhau. Thum. Leis nig. Bischofswerde. Riesa.) vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Lagrskalender. Börsen nachrichten. Feuilleton. Dresden, 22. Juni. Den 21. Juni starb hier im 62. Lebensjahre der vr. tbool. und pbil. Böttcher, emeritirter Conrector an der Kreuzschule, an welcher er seit 1825 bis zum Schluffe deS Jahre» 1861, zuletzt als Ordinarius in Obrrsecunda, und dann noch in den hebräischen Lektionen bi» zwei Tage vor seinem Ab scheiden höchst segensreich gewirkt hatte, rin Mann von außerordentlichem Scharfsinn und vielseitiger gründlicher und lichtvoller Gelehrsamkeit, die er thetl» in mrhrern kleinern philologischen Abhandlungen, besonder» aber in seinen Schriften zur Grammatik der hebräischen Sprache in weiten Kreisen für dir Fachgenossrn und für Schüler fruchtbar machte. Leider ist er mit der Hauptaufgabe seine» Strebens, mit der Abfassung einer größer» grät schen Grammatik nicht zu Ende gekommen: der Tod über raschte ihn mitten in der Arbeit, mit der er trotz seiner zunehmenden Schwäch« bi» zum letzten Leben-Hauch« emsig beschäftigt war. Geugraphie. Da» b. und 6. diesjährige Heft der „Mitthetlungrn au» Justu» Prrthe»' geographi scher Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Asammtgebtete der Geographie von vr. A. Petcrmann", von denen da» letzter« in diese« Tage« auSgrgebrn wird, enthalte« zunächst wichtige Bericht, von der deutschen Expedition in J»nrr»Afrtka>, nämlich 1) die Aus sage« de» überbeb rnden Diener» Vr. Ednard Vogel» über den Tod seine» Herrn ; dieser Dieser traf bekanntlich mit Herrn ». B«urmann in der Wüste Sahara unweit de« Tschad see» zusammen; 2) Verner Mnnzinger » Bericht über sein« und Th. Ktnzelbach'» Reise van Keren nach El- Ob»; 3) «in Brief Th. Kinzrtbach'» au» El-Obed, der Hauptstadt von Kordofan. Sodann folgt «in Aufsatz Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 22. Juni Luch der Ldre-- eutwurf drs Herrenhauses soll die polnische Krage berühren und die Hoffnung aussprechen, es werde der Regierung geliugeu, durch weiteres verfolgen ihres bisherigen Vorgehens den gerechten natio nalen und kirchlichen Ansprüchen »er Holen Eel- tung Zu verschaffen, jedoch unter Erhaltung des Kriedeus und Wahrung der Reichsiutegrität. Parts, Montag, 22 Jnni. Im „Coustitn- tionnel" schreibt Limayrac über die polnische Krag«: Es hieße, England wolle nicht über eine diplo matische Action hinausgehen. Wenn nun unglück licherweise die Intervention der drei Mächte re- sultatloS bliebe, so würde England hiernach sich weigern, wrtter zu gehen, wenn selbst die beiden ander« Mächte dabei wären. Dann müßte man freilich das dem evalischen Gcheinenthufiasmus für Polen gespendete Lob sehr herabstimmen, da er nur die Wirkung gehabt hätte, die unglücklichen Pole« in den Lod zu treiben. „Wir sind über zeugt — sagt der Verfasser —, daß England der Zweideutigkeit seiner Stellung ein Ende machen wird. Seine Ehre, das Interesse Europas er heischen es." London, Montag, 22. Juui, Nachts. I« der heutigen Sitzung de» Unterhauses erklärte Lord Palmerston, die nach St- Petersburg abgegange nen Noten Englands, Krankreichs und Oester reichs enthielten als Unterhandlungsbafis folgende sechs Punkte: 1) vollständige allgemeine Amnestie; 2) Ratioualvrrtretnna, wie dieselbe 1818 bewilligt gewesen sei; 3) gesonderte Landesverwaltung; 4) volle Bewiffeutfreiheit, Aufhebung der Be schränkuugen der katholischen Kirche; S) Anwen- dang der Landessprache in der Berwaltang, bei den Gerichten und in den Schalen; 6) gesetzliche Ordnung deS RecrutirnngswesenS, außerdem Ein stellung deS Kampfe». Oesterreich habe in seiner Rote den zweiten Punkt modifictrt. Der Unter- staatsseeretär Layard theilt mit, Rußland de«- avouire da» Gerücht von einem Murawjrff'schrn Befehle, wonach auch Krauen die Strafe der Knute erleiden sollten. Durch die Gesandtschaftsbrrichte würden übrigen» die Nachrichten von den Grau samkelten der Russen bestätigt. Hennessy » Adreßantrag wird bl» zum Eintreffen der russi schen Antwort verschoben. Schanghai, 7. Mai. Der japanischen R« gierung ist zur Beantwortung des englischen Ul timatums eine Krtst von 14 Tagen gestellt. Man hält den Ausbruch de» Krieges für wahrscheinlich. ES geht da» Gerücht, die Amerikaner würden den Japanesen Waffen und Munition liefern. Die Krewdrn schiffen sich «in, da man den AuSbruch von Keindseligkriten vor der Thür glaubt. Dresden, 23. Juni. Der „Kölnischen Zeitung" schreibt man vom Oberrhein: „Wie wir aus guter Quelle vernehmen, hat der Herzog Ernst von Koburg mit seinen Bemühungen, das Wiener Cabinet bezüglich der schleswig-holsteinschcn Angelegenheit im Sinne des oldcnburgschen Antrags zu stimmen, keinen Erfolg gehabt. Er kam zu spät, ohne daß damit-gesagt sein soll, er würde mehr ausgerichtet haben, wenn er früher erschienen wäre. An realem Ge halte kaum reicher sollen die Erfahrungen seien, welche der Herzog in Wien in Betreff der Bundesreformfrage gesammelt hat. Nicht als ob ihm in dieser Beziehung nicht Alles wiederholt worden wäre, was seit Jahren von rhetorischem Beiwerke über diesen Gegenstand gelegentlich zu hören oder zu lesen gewesen, an einem bestimmten und faßbaren Ergebniffc soll es auch hierbei gefehlt haben. Und in der That: wenn Oesterreich mit einem ernsthaf ten Reformplane hervortreten wollte, so sind wir über über die Entdeckung der Nil-Quelle durch Capt. Speke und Capt. Grant, eine der wichtigsten Ent deckungsreisen, die je in Afrika ausgrsührt sind; ein Be richt über Burton'S und Mann's Besteigung des Camerun-GebirgeS in Westafrika; Bericht und sehr specirlle Karte über die Flußgebiete deS Binue, Alt-Kalabar und Kamerun. Ferner: Ueber die Nothwendigkeit neuer Fundamente für die geographisch - historische Anthropologie, vom Professor R. Wagner; die schwedische Erpedition nach Spitz bergen; Haast'» Forschungen in den Alpen Neu- Seeland- u. A. m. Literatur. Anleitung zur Ertheilung des Turnunterricht». Zunächst für die Elementarvolks- schulen de» Königreich» Sachsen auf Veranlassung dcs k. sächs. Ministeriums des Cultu» und öffentlichen Un terricht» bearbeitet von vi-. pkil. Moritz Kloss, Direktor der k. Turnlehrerbildungsanstalt in Dresden. Mit 42 Fi guren, einem Grundriß von Turnräumen und 5 Liedern. Dresden, G. Schönfeld » Buchhandlung (C. A. Werner)." Die Pflege geordneter Leibe-Übungen für Erwachsene und Kinder findet in der Gegenwart immer größere Aufmerk samkeit, und bekanntlich ist «an neuerdings damit be müht, den Turnunterricht al» einen Lehrgegenstand der Schul« z« gestalten und durchzuführen. Soll aber da» Turnen in organisch« Verbindung mit drr Schule treten, so werden sicher manche ander« Principien sich geltend machen, al» bezüglich deS Unterricht» für Erwachsene. Di« vorgedachte Schrift ist «in W«gw«iser für da» ge nannte Gebiet, und schnxrlich kount« dir Abfassung eine derartigen Leitfadens einem b«wLhrtern Fachmann« über tragen «erden, al» «» in diesem Fall« grscbchcn. ES kam, wir tzrrr Or. Kloff im Vorworte bemerkt, hier da rauf an, durch umsichtige Ausscheidung der überflüssigen zeugt, daß es bei den Würzburgern auf denselben Wider stand stoßen würde, den diese von anderer Seite kom menden Bestrebungen entgegensetzen. So ist denn, meint unsre Quelle, Herzog Ernst zwar hochgeehrt, aber im Wesentlichen unbefriedigt und ohne sanguinische Hoff nungen von Wien geschieden." Wir wissen nicht, in- 'wiefern die thatsächlichen Angaben der „Kölnischen Zei tung" begründet sind. Was aber ihre Bemerkung be trifft, Oesterreich würde mit einem ernsten Rrformprojecte aus Widerstand selten der Würzburger stoßen, so müssen wir diese jedenfalls als unbegründet bezeichnen. Wie allgemein die Umstimmung zu Gunsten Oester reichs in der englischen Presse geworden ist, zeigt die Sprache der „Post", die so lange zu den entschie- > denstrn Feinden des Wiener Cabinets gehört hat. Die „Post" hatte oft den Satz verfochten, daß eine Aussöh nung Ungarns mit Oesterreich zu den Unmöglichkeiten gerechnet werden müsse. Heute predigt sie diese Versöh nung selber in einem Artikel über die Eröffnung des Ncichsraths. In einem andern Artikel betrachtet die „Post" die polnische Frage und bemerkt: „Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Westmächtc sich mit einer ausweichenden Antwort aus St. Petersburg abspcisen lassen werden. So sehr wir gegen eine blose Gefühls politik sein mögen, so giebt cs doch einen Punkt, wo man aufhören muß, auf die Nachsicht der Zuschauenden ni rechnen, und wenn die russische Regierung den Mächten gntztn und giltigen Grund zur Einmischung geben wollte, » hätte sie dies nicht besser thun können, als durch das Verfahren, welches General Murawjeff in Lithauen ein- jüführt und der Großfürst Konstantin leider gutgeheißen hat. So lange Rußlands Staatsmänner die Herrsch- ßicht und Eifersüchteleien fremder Cabinete gegen ein ander ausspielen konnten, durften sie hoffen, eine Inter vention durch diplomatische Mittel abzuwehren, aber wenn sie den moralischen Sinn Europas verachtend, fortfah- rrn, das Gefühl der ganzen Menschheit zu empören, so werden sie die Mächte auf der breiten Basis der Mensch lichkeit gegen sich vereinigen und eine unwiderstehliche Com bination Hervorrufen, die uns in Stand setzen wird, ein, wie es anfangs schien, hoffnungsloses Problem zu lösen, nämlich Polen ohne europäischen Krieg wiederherzustrllen. Wir werden bald fühlen, daß wir bis zu einem gewissen Grade für die Handlungen des Großfürsten verantwort lich und an den Unthaten Murawjeff'S mitschuldig sind; < mnd wenn wir unS nicht berufen fühlen, den Verkehr «U einer Regierung abzubrechen, Vie ihren Agenten solche Dinge aufträgt, so können wir uns wenigsten» weigern, die von uns früher ihr in den Verträgen von 1815 ver liehenen Rechte noch anzuerkcnnen." — Ueberhaupt ist in der englischen Presse ersichtlich, daß mit den letzten Noten der Mächte nach Et. Petersburg eine ernstere Lage der Dinge eingetreten ist. Zwar äußern sich die radi kalen „Daily News" über die Noten der drei Mächte in einem sehr unmuthigen Artikel ungefähr wie folgt: „Also dies sind die äußersten Kraftanstrengungen der Diplomatie zur Lösung der polnischen Frage. Die drei Mächte haben sich nicht gefragt, welches der beste und weiseste Vorschlag wäre, sondern welchen Vorschlag sie zu machen in der Lage seien. Sie hätten besser gethan, sich zu fragen, ob sie überhaupt in der Lage seien, irgend etwas vorzuschlagen. Es scheint, sie haben in einem schwachen Augenblick dem verrätherischen Gedanken Gehör geliehen, aus dem die Hälfte aller Fehler entspringt, die man in Momenten der Verlegenheit begeht — dem Ge danken, daß doch „etwas geschehen müsse."" — „Times" aber sieht die Sache viel ernster, als bisher, an. Von den am vergangenen Mittwoch nach Et. Petersburg ab gesandten Noten der drei Mächte verspricht die „Times" sich keine allgemein befriedigenden Resultate und wagt aus diplomatischen Interventionen nicht auf eine Lösung der polnischen Frage zu hoffen. Sie glaubt Anzeichen zu bemerken, wie man auch in Frankreich von oben herab die Nation auf eine vorauszusehend« Nothwendigkeit vor bereite, daß schließlich doch zu stärker» Mitteln als zu blosen Forderungen zu greifen sein werde. „Zu gleicher Zeit mit drr Absendung der Note nach St. Petersburg," sagt das Blatt, „denuncirt ein Artikel der „Patrie" die Turnübungen, sowie durch Vereinfachung deS für die ver schiedenen Altersstufen und Schulanstalten Nothwendigen und Paffenden den Kreis der Schulturnübungen enger zu ziehen und die Methode deS Schulturnens demgemäß zu entwickeln. Was ist für die turnerische Ausbildung der Schuljugend das unbedingt Nothwendige? Und wie ist daS Erforderliche auch unter beschränkenden Verhältnissen zn erreichen? Das sind die Kernfragen, welche der Ver fasser nach unserm Dafürhalten eben so sachgemäß als gründlich beantwortet hat. Das Schriftchen wird sich durch seine Brauchbarkeit bald selbst empfehlen, und ge nüge eS hier, den Inhalt kurz mitzutheilen. Dieser ist folgender: «) Zur Einleitung, t») Die turnerischen Frri- und Ordnungsübungen, e) Unterrichtliche Verwendung der Freiübungen in Verbindung mit den Ordnungsübun gen. 6) Die Urbungrn mit dem kurzen Stabe. «) Die Urbungen mit dem langen und kurzen Schwungseile, l) Die Springübungrn. r) Die Barrenübungen. t>) Die Turnübungen am Stangengerüst, i) Die Rrckübungen. ü) Da» Laufen. >) Nachtrag über Turnspiele, Baden, Schwimmen und Eislauf, m) Drrtheilung de» Turunter- richt»übung»stoffeS auf 42 jährliche Schulwochen. ?- Theater. Anfang Juni brachte das Victoria- theater zu Berlin zwei Novitäten. Die erste war ein historische» Lustspiel von Roderich Benedir: „Branden burgischer Landsturm", da» von Seiten d«S Publicum» kein« günstig« Aufnahme erfuhr. Mehr Glück machte dagegen die zweite Novittit: „Die schöne Müll«rin",Op«rrttr von Klerr. — Am 14. Juni ging di« Oper „Lorelei", Tert von Gei bet, MnsK von Mar Bruch, auf dem Mann- Heimer Hostheater zum ersten -Male in glänzender Aus stattung in Scene. russische Regierung in Polen, wirft ihr die Absicht vor, jenes Volk, das sic nimmer mit sich versöhnen könne, vom Erdboden zu vertilgen, und erklärt, daß Niemand sich durch diplomatische Illusionen imponiren lasse, wenn er nicht im Hintergründe eine Beweisführung mit dem Bayonnette zu erwarten habe. Wenn wir uns nicht täuschen in der Annahme, daß die „Patrie" unter dem Einflüsse der Ideen steht, welche zur Zeit im Geiste hoher Persönlichkeiten vorherrschen, so manifestirt sich hier ein offenbarer Wunsch, daß die Noten nicht ohne «inen Wink, daß sie keineswegs eine blose Formalität seien, in St. Petersburg ankommen möchten." Auf einige der For derungen der Westmächte dürfte zwar, wie die „Times" zugiebt, die russische Regierung in Anbetracht ihrer eigenen schwierigen Lage eingehen; aber einer völlig genügenden Concession stelle sich ein Hinderniß entgegen, welches der Regierung unübersteiglich erscheinen werde, und daS sei die große Ausbreitung der Unzufriedenheit und dcs er wachten Nationalgefühls. „Die Schwierigkeit ist, daß die russische Regierung eine nachgebendc Stellung ein nehmen müsse, die sie nicht nur in den Augen ihrer Un- trrthanen herabsehen, sondern auch in Millionen derselben die Sehnsucht nach konstitutioneller Freiheit und nach dem Protektorate der Großmächte erwecken würde. Es wurde fast noch leichter sein, die Institutionen des Westens > in dem russischen Reiche einznführen, als den einen gro ßen Theil Polens unter das Joch einer fremden Herr schaft gebändigt zu halten, während der andere Theil sich einer garantirten Freiheit erfreute." Tagesgeschichtt. Wie«, 22. Juni. (Tel. d-Boh.) Die Adreßcom Mission saß heute sieben Stunden. Anwesend waren die Minister Rechberg, Schmerling, Mecsery, Hein, Ple- ner, Wickenburg. Die Mitglieder versprachen Stillschwei gen über die Verhandlungen. Die Adresse wurde durch- berathen, morgen findet die Schlußredaction statt. Der Passus über die polnische Frage soll lauten: Die gün stige Stellung Oesterreichs verdanken wir nebst dem Kai ser dem entschiedenen Vorgehen der Regierung im Verein mit den WestmLchten. Ueber die Verfafsungsfragen hef tige Debatten unter Widerspruch der Minister. — Sc. . Majestät der Kaiser reist nach Karlsbad. — (Boh.) Eine Kundmachung des dalmatinischen LandrSausschusses setzt die Bevölkerung in Kenntniß, daß S«. Majestät dem Ansuchen des dalmatinischen Landtag» um Verleihung einer Amnestie für die in Dalmatien vorgckommenen Prcßvergehen und um Einstellung der bezüglichen Proceßverhandlungen keine Folge zu geben befunden, dagegen aber im Hinblick auf die gleichzeitig nachgesuchte Erlaubniß zur straflosen Rückkehr politischer Flüchtlinge nach Dalmatien die aller höchste Geneigtheit auszusprechen geruht habe, in allen Fällen, in welchen die kaiserliche Gnade angerufcn wird, sie jenen Individuen, die derselben nicht unwürdig er scheinen, im vollen Maße zu gewähren. z Prag, 21. Juni. Zur Begrüßung Er. Majestät des Königs Wilhelm I. von Preußen ist Se. Ercell. der General der Cavalerie und Landescommandirrnder, Graf Clam-Gallas nach Karlsbad abgercisl. — Es war das Gerücht verbreitet, daß der Führer der föderalistischen Partei der Großgrundbesitzer, die freilich auf wenige Köpfe zusammengeschmolzen ist, Graf Clam-Martinitz, auch sein Mandat als Landtagsabgeordneter niederlegen werde, nachdem er bereits im verflossenen Jahre auf seine Reichs- rathswürdc resignirt hat. Wie wir vernehmen, verhält sich die Sache nicht so, und Graf Clam-Martinitz bleibt im Landtage. Daß eine ziemliche Anzahl Tschechen aus dem Reichsrath tritt, vielleicht der größte Theil dieser oppositionellen Fraktion, ist sicher, doch scheint man da von abgekommen zu sein, in Wien durch eine Man- datSniederlegung «n mass« de« Versuch zu machen, die Aufmerksamkeit Europas auf sich zu ziehen. Die Mandatsniederlegungen erfolgen einzeln und in aller Stille. Es sind deren bereits sechs erfolgt und andere sollen noch stattfindcn. Auch vr. Riegev will dem Abgc- Die Stadt Amsterdam hat den Bau einer Pi nakothek unter dem Namen: „Muzeum Koning Willem drr Errste" beschlossen, in welcher die Kunstschätze, welche die Stadt besitzt, untergebracht werden sollen. Zu dem Zweck hat die mit Ausführung drs Werkes betraute Com mission zum Entwurf der Pläne für dieses Museum einen allgemeinen EoncurS für Architekten aller Nationen aus geschrieben. Für den Bau sind, den statuarischen Schmuck ungerechnet, 500,000 Fl. festgesetzt. -f In der ersten Hälfte des Juni hat man in Athen einen Fund gemacht, der für die Topographie des alten Athens von großer Wichtigkeit ist. Nachdem man einige Wochen vorher beim zufälligen Graben nach Sand neben der kleinen Kirche Agia-Prias an der PiräuSstraße mehrere alte Gräber entdeckt hatte, die schön conservirte Skulp turen, Inschriften, Malereien enthielten, ist an demselbrn Orte auch ein prachtvolles Marmor-Relief an da- Licht gekommen, das den besten Zeiten der Kunst angehört und einen Zweikampf zwischen einem Reiter und einem Fuß soldaten darstellt. Die noch vorhandene Inschrift giebt da» Geburt»- und Todesjahr eine» 20jährigen Jünglings Derilao» an, drr zu Anfang d«S korinthischen Kriege» (394 v. Ehr.) mit vier andern Gefährten siel. Auch Pausania» spricht von diesem Grabmal, und so sind wir plötzlich in die Mitt« d«S alten KerameikoS versetzt, fast de» einzigen Punkte», der außer der Akropolis nun topo graphisch sicher festgrftellt ist. Die Ausgrabungen wer« den fortgeführt, da drr ganze Ort voll von Gräbern zu sein scheint. * Während die Uhland - Literatur an Leidensgeschich ten, Charakteristiken, Briefen «. kein End« nehmen will, vernimmt man aus Stuttgart die angenehme Knude, daß die Cotta'sche BerlagShandlung damit umgeht, Uhland'« „Gedichte und Dramen" in neuer wohlfeiler UnSgab« erscheinen zu lasse«.
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