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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911007026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100702
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-07
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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Lctobcr. * Der Kaiser hat in Folge dcS Ablebens des Königs von Württemberg seinen Aufcntbalt in Jagdschloß Rammten abgekürzt, wird sich auch nicht, wie er beabsichtigt batte, von dort nach Jagdschloß HubcrluSstock begeben, sondern ist mittelst SonderzugeS direct von Rammten aus mit den Herren seiner Begleitung nach Berlin zurückgekchrt. Die für die nächsten Tage in der Schorfkaide in Aussicht genommenen kaiserlichen Hosjagden sind vorläufig aufge sch oben worden, und des halb kehren auch die sämmtlichen Beamte», die bereits dorthin abgercist waren, von Jagdschloß HnbcrtnSstock wieder zurück. Dem Vernehmen »ach wird Kaiser Wilbelm stächst wahr scheinlich zu der BcisetzungSseier in Stuttgart eintrefse». * Die Beisetzung des Königs Karl von Württem berg findet am Freilag in der Schlcßcapclle in einer eigens sür tkn erbauten Gruft statt. Heute Abend 7 Uhr wird ein DrauergolteSdienst in dem Sterbezimmer für den engsten Familienkreis abzchallcn werden. * Im Stuttgarter Ncsidcnzschlosse fand gestern Mittag unter dem Bvrsitze König Wilhclm'S II. ein Ministcrralst statt. Dem Bernehmcn nach werden inuerbalb der nächsten vier Wochen die Stände cinberuscn werden. Die ganze Stadt hat Trauerschmuck angelegt. * Der „StaalSanzeigrr sür Württemberg" ver öffentlicht rin von dem Könige Wilhelm und sämmtlichen Ministern unterzeichnetes Manifest. In demselben giebt der König bekannt, daß er kraft des Erbfolgereckles die Regie rung angetretcn und das unverbrüchliche Festhalten an der Verfassung in einer feierlichen, dem ständischen Ausschüsse übergebenen Urkunde bei seinem königlichen Worte zn- gesichert habe. Das Manifest schließt mit der Auf forderung, dem angestammten LandeSbcrr» die schuldige Dienstpflicht sowie Treue und Gehorsam willig und pflicht- mäßig zu leisten und versichert die getreuen Unterlhanen der königlichen Huld und Gnade. — Ferner bringt der „SlaatS- anzeiger" cme Ansprache des Königs an sein Volk. Der König beginnt mit einem Rückblicke auf die gesegnete Regierung des Königs Karl und verheißt sodann, die Ver fassung zu wahren, die Gottesfurcht zu pflegen, den Armen und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Neckte ei» eifriger Hüter zu sein, seine Stellung als deutscher Regent in unerschütterlicher Treue zu den Verträgen, welche das große deutsche Vaterland begründeten, wahmunehmen. Die Ansprache schließt: „Entschlossen i» der Förderung der Wvhlsabrt Meines Landes das höchste Ziel Meines Lebens zu erblicke», zähle ich auf das Vertrauen des Württem- bergischen Volkes, welches allezeit treu zu dem angestammten Fürstcnhause gestanden, in der Zuversicht, cS werde Mir unter dcS Allmächtigen Beistände gelingen, Meines schweren Amtes zu walten zum Heil und Segen des engeren wie deS großen deutschen Vaterlandes." — Es folgen sodann die Decrete, betreffend die dreimonatige Landestrauer, und Verordnung, durcst welche der Zusammentritt der Stände auf den 22. October festgesetzt wird. * DaS für den ll. October geplante Parteifest der deutschen Partei in Württemberg ist infolge dcS Ab lebens des Königs Karl auf unbestimmte Zeit verschoben worden. * Aus Berlin wird uns geschrieben: In den letzten Tagen berichten Berliner Corrcspondcitten den Blättern fast täglich über den ReichShauSbalt, über den Wicdcrzusammen- trilt des Reichstags, über den Bundesratb und aller hand damit zusammenhängende Tinge. Ganz anders lauten aber die Miltheilungen aus den amttick,en Stellen. Von den EinzelctatS, und gar vom RcichShauShall im Ganzen ist noch nichts fertiggestcllt, und nur in den einzelnen RcichSämtcrn ist man mit der Zusammenstellung der Bedürfnisse sür 1892/90 beschäftigt. Im Bundcöratb, wo allerdings bereits eine größere Zahl von Vcrwallungösachcn der Erledigung harrt, werden die Sitzungen in den nächsten Tage» wieder ausgenommen; nachdem Minister v. Bötticher bereits wieder hier eingclroffcn ist, werden auch die bisher noch auswärts besindlick,cn übrigen Mitglieder des BundesratbS demnächst von ihrem Urlaube zurück erwartet. Nach dem Slande der Arbeiten ist zu er warten, baß die EinzelctatS etwa Ende dieses Monalö vor den BundeSrath gelangen und dann allerdings sofort den Ausschüssen zugcwiescn werden. Es ist durchaus uiirichlig, daß bereits eine Reihe von Etats gedruckt vorliegt. Aber man weiß, daß in den Ausschüssen die Beratbung schnell vor sich geht, und daß die spätere Feststellung im Plenum nackiker keinen besonderen Zeitaufwand mehr erfordert. Im Vergleich mit den Vorjakrcn würde die EtatSberalbuna dcS Bundes rathS also dock, ganz gut bis zum >0. November ab geschloffen sein können, so daß alsdann auch der Reichstag zusammentrctcn und ihm sofort der gesammlc Etat vorgclcgt werden kann. Dian kann cS also sür ziemlich wahr- schcinlick anschen, daß der RcicbStag am I». November wieder Zusammentritt, wie cS bei der Vertagung am 9. Mai in Aussicht genommen war. Doch ein Beschluß bierübcr ist nock nicht gefaßt worden. Wenn in der Presse auf die Anwesen heit deS Präsidenten v. Lcvetzow in Berlin liingrwicsc» wird, so wird übersehen, daß Herr v. Lcvetzow ständig in Berlin wohnt, wozu er als LandeSdircctor rer Provinz Branden burg verpflichtet ist. Das aber steht fest, daß er in der letzten Zeit mit Herrn v. Bötticher wegen der parlamenta rischen Dispositionen und Anberaumung der nächsten P'enar- sitzung keine Unterredung gepflogen hat. Soweit man beute bereits in der Lage ist, sich ein Bild von den bevorstehenden Verhandlungen zu macken, darf allerdings erwartet werden, daß die DiScussioncn eine» ruhigen nnd sachlicken Charakter tragen werden. Ungefähr kennt man das ge kämmte Arbeitümaterial heute schon, wie wir es in früheren Mittheilungen dargclezt haben. Besondere Ueberrasckungen dürften schwerlich einireten und die Mchrforderungen im Extraordmarium des MilitairclalS und des Etats d«S Aus wärtigen Amts erklären sick hinlänglich als selbstverständliche Consrauenzr» früherer Bewilligungen oder veränderter Ver hältnisse. Also wir wiederholen, daß in der ersten Halste des November der Reichstag wieder Zusammentritt, ist selbstver ständlich, da nur in diesem Falle sich die Eröffnung der Session vor Weihnachten noch lohnt; denn auch so bleiben nur noch vier Wochen zur Beratbung vor Neujabr übrig. Wenn aber bereits Vermuthunge» über die Dauer der Session deS Reichstages angestcltt werden, so sind diese Wohl etwas verfrüht. Wenn man auck ans soeialpolilisckem Ge biet zunächst eine Pause in der Gesetzgebung für raibsam er achten dürfte, so liegt doch so viel Stofs vor und ist zudem auch die Zeit nack Neujabr durch die Eoncurrcnz tcö preußischen Landtags in einer Weise bcsckränkl, daß man niemals den Schlußtermin der ParlamenlSsaisoii auch nur zu vermutben i» der Lage ist, bevor sich die schönen Tage und die Hitze des Sommers mächtig gellend gcmackt haben. * Tie NeichStagScrsatzwahl im Wahlkreise Stolp- Zauenburg sür Herrn von Putlkamer findet am 20. October statt. * Tie durck Ernennung dcS Grafen Stolberg zum Ober- präsidcntcii von Ostpreußen erforderlich gewordene Reichs tags - N a ck w a h l im Wahlkreise Raslcnburg-Gerdaucn Fried- lanv ist auf den 18. November auberaumt worden. * Zur Steuerfreiheit der ReichSunmittclbarcn wird osficiös geschrieben: „Es ist Auösickt vorhanden, daß die Verhandlungen der preußischen Negierung mit den rcickS- unmiltclbaren, bekanntlich bisher von der directcn Steuer bc- -rciten Familien, die ans Grund dcS neuen Einkommensteuer gesetzes seit einiger Zeit im Gange sind, so zeitig zum Ab schluß gelangen werden, daß ein die Aushebung des Steuer- Privilegiums auösprechcndeS Gesetz nock rechtzeitig in der nächsten Landtagssession cingebracht werten kann. In diesem Gcsey wird die Entschädigung scstgestellt, welche den RcichS- unmittclbarcn für die Aushebung ihrer bisherigen Steuer freiheit (nach einer Bestimmung des neuen Einkommensteuer gesetzes) zu leisten ist." * Die preußische Landtagsvorlage über dieMili- ta iranwärt er soll sich nicht bloS mit der Anstellung im Gemeindedienst, sondern auch mit der Anstellung in allen taatlichen VcrwallungSzweigen befassen, um hier ein gleich mäßiges Verfahren einzuführen. * Die Vorarbeiten zur Durchführung deS preußischen Wildschadcngesctzes sind bereits im Gange. Die zu ständigen Organe sind veranlaßt worden, mit Bezug auf 8. 18 deS angeführten Gesetzes zu erwägen bcrw. zu be schließen, ob cs angemessen bczw. nothwendig ist, von den gegenwärtigen Pächtern der gemeinsckaftlichc» Jagdbezirke eine schriftliche Erklärung darüber zu fordern, daß sie bereit sind, für die Zeit bis zum Ablauf deS bestehenden Pacht vertrages die Vergütung der durch das Gesetz dem „Ver pächter" auscrlegten Wildschäden auf sich zu nehmen. Wird letzteres vom Iagtpächtcr abgelchnt, so sind laut dem Gesetze die Gemeinrcvorstände befugt, den laufenden Pachtvertrag derart zu kündigen, daß das Pachtverhältnis; mit dem Ende dcS laufenden Pachtjahres erlischt. Dieses KündigungS- recht läuft mit dem 4. November b. I. ab, woraus man achten möge. * Vor einigen Monaten fanden auf Veranlassung des preußischen CulluSministeriumS in allen prcnßiscken Provinzen Erhebungen darüber statt, wclcke Kosten dem Staat bei Wegfall der Gebühren sür Taufen und Trauungen entstehen würden. Die Ergebnisse dieser Erhebung scheinen günstig ausgefallen zu sein, denn es verlautet, daß zu den Vorlagen, die dem preußischen Landtage demnächst zugchcn sollen, auck der Entwurf über den Wegfall der sogenannten tolgebllhren und deren Ersatz durch den Staat gc koren werde. * Der preußische Minister deS Inner» macht im Ein verständnis; mit dem KriegSministcr darauf aufmerksam, das; dir Militairbebörden befugt sind, gegen die zur Probe dienstleistung bei C ivi lß ebörd e» beurlaubten Mi l ita i r Personen wegen militairischer Vergehen Disciplinar- strafen zu verhängen, und daß cs ferner im Interesse der militairischen DiSciplin geboten erscheine, solche Strafen nicht von den Civilbchörden, sondern militairisckerseikö vollstrecken zu lassen, womit zugleick eine Gewähr dafür gegeben werte, daß die Abbüßung genau in einer den militairischen Vor schriften entsprechenden Weise erfolge. * Von kundiger Seite schreibt man der „Kreuzzeitung": Im Londoner „Standard" waren unlängst allerlei kricgs- politische Aussprüche zu lesen, welche Kaiser Wilhelm, König Albert von Sachsen und Erzberzog Albreckt von Oe st er re ick im vertrauten Kreijc an einem Abend nach den Manövern von Göpfritz gctban baden sollen. Der artige AuSsprückc lesen sich sebr pikant, pflegen die Presse aller Länder zu durchlaufen und so ihren Hauptzweck, Reclame für bas betreffende SensationSblatt zu machen, zu erreiche». WaS aber vom Stantpuncte deS industriöscn Journalisten das Wicktiqste ist, sic werden in der Regel nickt demenlirt, da so hochgestellte Pcrsönlickkcitcn nicht willens und nickt in der Lage sind. derartige Erfindungen zu berichtigen. In kundigen Kreisen bat man sür die Erzeugnisse des Wiener „Standard"-Correspondenten nur ein Achselzucken gehabt und sich lediglich darüber gewundert, daß die drulscke Tagcsprcssc sich zur Weitcrverbreitnng solcher Erfindungen dcrgegcbcn bat, obwohl sie wissen mußte, das; der Wiener „Standard"- Eorrespondent vermöge seiner sociale» und journalistischen Stellung — er ist ein nngarisckcr Jude Namens Freu — keineswegs in der Lage war, wörtliche Miltheillliigen über Acußerunge» zu erlange», welche, wenn sie überhaupt gelhaii. diScretcS Eigentbum der bctbeiligtcn Kock- und höchstgestelltc» Persönlichkeiten geblieben wären. Mit solchen mehr oder minder schleckt gemachten Erzeugnissen der modernen Sen sationSjournalistik sollte man nackgcrade das deutsche Publicum verschonen. * Zu der Meldung, daß der König von Rumänien in Kittze nack Berlin kommen werde, um dem deutschen Kaiser einen Besuch abzustatten, wird dem „Hamburgischcn Eorrespondenten" a»S guter Quelle geschrieben, es dürse vor läufig nur als sicher gelten, daß König Karl aus seiner Durchreise durch Oesterreich am Wiener Hofe erscheinen werde, und zwar uns dem einfachen Grunde, weil er sick einer Unhöflickkeit schuldig mache» würde, wenn er de» Kaiser Franz Josef bei der Reise durch ressen Gc bict nicht besuchte. Daß sich daran weiter ein Besuch in Deutschland und an dem Berliner Kaiscrhose reihe» werbe, dürfe wenigstens bei den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen als nickt »nwabrscheinlick gelten, zumal eine Reise »ach Deutschland schon vor der Kraiikbeit der Königin erwogen, mit Rücksicht auf diese aber einstweilc» ausgcgebcn war. Allerdings lese man zuweilen in Blättern, daß die Verhältnisse, in denen sich das Königreich Rumänien befinde, dringenden Anlaß gäben, den engste» Anschluß an die Drei- bundstaatcn zu suchen, und hiernach lasse sich dann lcickt den Reise» dcS Königs Karl ein hochpolitischer Charakter beilegen. Indessen sei man i» Berliner diplomatischen Kreisen zu einer solchen Auffassung nicht geneigt. * Aus Jena wird uns geschrieben: Die Auseinander setzung zwischen den „Alten" und „Jungen" der frei sinnigen Partei in Sachen der Bodenreform wird an einem der nächsten Tage vor aller Lesfciillickkcit erfolgen, Ab geordneter 1)r. Harmening wirb in einer Versammlung deS Bundes sür Bodenreform in Berlin die Ausführungen der „Freis. Ztg." des Abg. Richter zn widerlegen suchen. Wie Herr Richter gegen seinen jungen FractionSgcnosscn ge sinnt ist, kann nian daraus erseben, daß dieser im Briefkasten der „Freis. Ztg ", also an einer Stelle, an welcher sonst nur Fürst BiSmarck und die Nationalliberalcii gerupft werde», mit einer der bekannten zarte» Bemerkungeii bedacht wird. Welche» AuSgang nun auck der Cvnflict nehmen wird, sicher ist, daß ein »amhastcr Theil der hiesigen Freisinnige» zu vr. Harmening stehen wird. Als hier vor einiger Zeit der Prediger der Bodenresormtbeorie Flürscheint erklärte, die freisinnige Partei müsse sich durch Aufnahme dieser Theorie in ihr Programm verjüngen, sonst werde sie unter den allen Führern „völlig versumpfen", wurde ihm von den An hängern des vr. Harmening reicher Beifall zu Theil. * ES batte den Anschein, als ob sich einige nationalliberale Abgeordnete an der von unS als völlig überflüssig und gegenstandslos angesehenen interparlamentarischen FriedenSconfcrenz betbeiligen wollten. Der jetzt er schienene Brief deS Herrn N. Bongbi hat indcß diese Sach lage vollständig verändert. Eine Besprechung hervor ragender Mitglieder der nationalliberalen Partei ist einstimmig der Ansicht gewesen, daß eS für deutsche Abgeordnete unmöglich sei, an einer internationalen Versammlung thcilzuncbmen, deren Einberufer und vor aussichtlicher Präsident in einem sich an die Deutschen wendenden Schreiben die Zugehörigkeit Elsaß Lothringens zu Deutschland als eine schwebende Frage bebandclt und über die künftige Entwickelung dieser Frage zu gleich ein höckst parteiisches Uribeil abzugeben sich berufen glaubt. Wir können dieser ans dem Auftreten deS Herrn Bongbi gezogenen Folgerung nur znstinimcn. So bedauerlich der Zwischenfall indes; ist, so wird er auf die Sympathien, wclcke grade unsere Partei sür Italien stets gehegt und be- thätigt hat, selbstverständlich ohne allen Einfluß bleiben. Die ganz singuläre Stellung dcS Herrn Bonglu ist zu bekannt, als daß Jemand versucht sein könnte, die össcittliche Meinung Italiens mit ihm zu idenlisicirc». * In der gestrigen Sitzung der bayerischen Ab geordnetenkammer wurde das Gesetz, betreffend die Be strafung der Geschäslslbätigkcit von Agenten der in Bayern nickt zngelassciicn Versickerung« - Gesellschaften, ans den Antrag deS Abg. v. Stauffcnberg an eine besondere Siebener- Commission zur Vorberallning verwiesen. Abg. v. Stauffen- bcrg befürwortete den Crlaß eines NcichSvcrsicherungS- GeietzeS. indem er die Verschiedenheit der jetzt bestehenden landeSgesctzlichcn Bestimmungen bedauerte. Auch die Novelle rum HcimalkS- nnd VercbclickiingS Gesetz wurde auf den Antrag des Abg. Hauck einer Commission von 2t Mitgliedern überwiesen. Abg. Geiger erklärte Namens des CcntriimS. dasselbe sei im Wesentlichen mit dem Entwürfe einverstanden; cS sei zu bedauern, daß die preußischen SlandeSbeamten nicht, wie cS ihre Pflicht sei, von den bayerischen Staatsangehörigen die Vorlage der Zeiignissc forderten gemäß dem Gothaer Ver trage vom Jahre l85l. Am Schluff der Sitzung geduckte der Präsident dcS Todes des Königs von Württemberg. Er erklärte, die bayerischen Abgeordneten nähmen lebhafte» An- theil an der Trauer dcS NackbarlandcS. Die Abgeordneten erhoben sick während dieser Ansprache von den Sitzen. Es ist unbestimmt, wann die näckste Sitzung stattfindet. Weiter wird unS hierzu aus München geschrieben: In der bayerischen Abgeordnetenkammer kam es heute gelegentlich der Vorberathung dcS Gesetzentwurfes über partielle Abänderung des Ncscrvatrcchtcö über bayerische HeimathSrechte und Eheschließung zu einer interessanten Kritik der prcußiscke» Prcßstimme», die anläßlick der Fälle Gradl, Hutten re. laut geworden sind und wclcke laut eine Acnderung der bayerisckcn „llngchcuerlickkcitcn" im diesbezüglichen Rescrvatrcckt verlangten. Einer der de dcutcndsten Abgeordneten der Ullramontanen, Oberlandes gcrichtSratb Geiger, ergriff das Wort zur Abwcbr gegen die preußische Verdächtigung dcS guten bayerischen Gesetzes. Zunächst findet der Redner durchaus »icktS „UngcbcuerlichcS", das eine Aenteriing erheische. Eine gewisse Notl»ve»tigkcit liege allerdings vor, aber kein Zwang; die genügend bekannten Falle Gradl, Hutten re. waren mitbcstimmcnd sür die geplante Acnderung des bayerischen Gesetzes, aber auSscklaggebend, zwingend sind sie weder sür die Regierung nock für die Kammer. Diese Fälle waren nicht vorgekommcn, wenn die preußischen Behörden (Standes ämter) ihre Schuldigkeit gethan hätten. Die preußischen StaildeSbeaintc» waren verpflichtet, die Fälle nach dem bayerischen Rcservatrcchl zu prüfen; wäre dies pflichtgemäß geschehe», kan» wäre »ns die „Kritik" der preußische» Presse über die bayerische Gesetzgebung erspart geblieben. Es bestehe eine bayerisch-preußische Ucbercinkunst aus dem Jahre 1851 beute noch zu Recht, wonach bei Eheschließung im BiiiideSslaalc immer taS jeweils erbolte Zengniß beigebrackt werden muß. Es miißle also jeder preußisch« Beamte wissen, was zu ll,»» ist. A»ck das NeichSgesetz vom ». Februar >875 selbst läßt den viciißischcn Beamten keinen Raum zur Auffassung, daß die Verhältnisse in Bauern nickt noch die allen seien. Außerdem hat die preußische Regierung ihre Behörden direct angewiesen, auf Beibringung deS bayerischen VerebclickungSzeugiiisscs bei Eheschließung eines Bayern mit einer Preußin zu achten, auf daß eine solche Ehr bayerischersritS anerkannt werden könne. Dies sei die wahre Sachlage, weshalb Redner gegen die von der preußischen Presse vorgenommene Verdächtigung des bayerischen HcimatbS- und EliczesetzeS protcstirt! DaS HanS nahm diese Ausführungen mit kurzem Bravo auf der ultramontaneii Seite zur Kcnntniß. * In der „Post" begegnet man einem Artikel über den Werth des BolkSjubclS beim Empfang hoher Persönlich keiten. Es heißt darin: In keiner frühere» Zeit hat man so viel von dem Bolksiubel bei den Begrüßungen fürstlicher Personen gelesen, als in unsere» Tagen. Tieier Jubel ist eine Aeußerung der Volksseele, obschon sich diese der Kehle bedient. Aber die Kehle wirkt nicht spontan. Also ist es die Seele, die jubelt. Aber aus wie viel verschiedenen Gründen? Wir, die wir überzeugte und unersckütterliche AnhSnger der Monarchie sind, lesen die ewig wiederholte Meldung von dielen brausenden Hochrusen doch nicht gern. Solche Acußerunge» dürfen kein stehendes Zubehör werden, sonst werde» sie langweilig. Die Steigerung der Berkehrsinitlel hat ganz natürlich herbeigeiührt, das; die hohe» und höchsten Personen so viel auf Reise» sind, wie alle Welt. Ader ihre Berather i» Reiseangelegenheileii sollten darauf halten, das; das Jncognito die Regel >ein muß. Fürchte» wir etwa, daß der osficielle Jubel sich vermindern könnte ? Nein, das fürchten wir nicht. Wir wollen sagen warum. Eine der allgemeinsten Aeußerungcn der Volksseele ist die Neugierde. Sie bildet sich immer wieder ein, etwas Neues zu finden, wo gar nichts Neues zu finden ist. Wenn aber der Augenblick kommt, wo man sieht, was man zu sehen wünschte, was zwar nichts NeueL ist, da muß man dem Schauspiel eine» Ndschlus; geben, man muß die Seele befiele» von der lange» Weile und Spannung de» Wartens und schreit aus LcibeSkraitc» „hoch". Ei» Schrei des Unwillens würde dieselben Dienste leisten, aber dazu gehört eine starke Ungchörigkeit von irgend einer Seile, die ja unter einer im Allgemeinen wohlerzogenen Menschheit in der Regel nicht vorkommt. -» * -» * Der Bürgermeister zu Wien ließ im Gemeinderatbe den Antrag nicht zu, sür die Entdeckung der Schuldigen bei dem Reichenberger Attentat 250 000 Gulden auszusctzen. * Das ungarische Budget pro 1892 veranschlagt die ordentlichen Ausgaben auf 368 100562fl., die ordent lichen Einnahmen auf 389 528 981 fl., wa§ im Ordi- narium einen Ueberschuß von 2l 428 419 st. crgiebt. DaS Extraordinarium weist für Investitionen und außerordentliche gemeinsame Auslagen 27 240 379 st., an transitorischen Ein nahmen 5 824 955 fl. auf. Der Ausfall des ExtraorkinariumS beträgt somit 21415 42t fl. Die GesammtauSgaben stellten sick mithin ans 395 340 94 t fl., die Gesammleiiinahmcn auf 395 353 936 fl. Mithin ergiebt sich ein Ueberschuß von 12 995 fl. * Dem französiscken Pilger Drcyse ist wegen Beleidigung eines Mitgliedes deS italienischen Königshauses dcr Proceff gemackt worden, welcher vor dem Schwurgericht ver handelt wird. — Die „Agcnzia Stefani" stellt gegenüber den Behauptungen deS „Populo Romano" fest, daß der Polizeicommissar zu den von ihren Ausflügen zinnckkebrende» Pilgern nicht äußerte, sie müßten beule Abend abreiscn, da er für ihre Sicherheit nickt entstehen könne, sondern der Commissar babe nur dem Führer des französiscken PilgerckorS erklärt, daß das Comniissariat erfahren möchte, wer abreiscn und wer bleiben wolle, er stellte eS aber den Pilgern frei, zu bleiben oder abzurciscn, wann sie wollten. * Einer Pariser Blättermeldung zufolge würde die Re gierung wegen der Vorgänge in Duat im Laufe dcS Winters eine militairische Expedition behufs Befestigung der Lase Insalah unternehmen. * Der erste Lord deS Schatzes und Führer deS englischen Unterhauses W. H. Smith ist gestern Nachmittag ge storben. * Nach einer Meldung dcS „Journals des DöbatS" aus Petersburg hätte der Fiiianzmiiiistcr Wege» der Mißernte eine Rcducticn der ordentlichen Ausgabe» um 2 t Millionen, der außerordentliche» Ausgaben um 14 Millionen Rubel vor- gescklagcn. * Gegenüber der Behauptung englischer Blätter, Rußland wolle Irkestam in Wcst-Kaschgar besetzen, behauptet die „Nowoje Wrcmja", daß dieser Punct bereits 1881 dem russischen Turkestan einverlcibt wurde. West Kaschgar grenzt nun gerade an Pamir, und wenn die Be hauptung der „Nowoje Wremja" richtig ist, würde dieselbe nur beweisen, daß Rußland schon zu einer Zeit seine Blicke aus die Hochebene von Pamir und daö Eingangstborf zu Indien ricktctc, wo die Engländer noch keine Ahnung batte», daß ihnen der Einfluß des ZarcureickeS so nabe an den Leib rücke Tie „Forschungsreisen" so vieler Russen, am meisten die dcS verstorbenen PrzcwalSki, erscheinen dadurch in einem ganz anderen Lickstc. Es wurden immer kleine Aiiglictc- ruiigcii mit den wisscnsckaftlichcn Zwecken verbunden, nnd cs ist, »iitcr diesem GesichtSpuncte betrachtet, gar nicht so aus sättig, wenn GromblsckewSki auch Pamir für Rußland in die Tascke steckte. * Gegenüber den Gerüchte» von einer aufrübrerisckcli Bewegung unter der ländlichen Bevölkerung Persiens wegen der Einführung der Tabakregic kann die „Agcncc de Co»- stantinoplc" auf Grund bester Insorniation versichern, das; die Tabakregic de» Einkauf der neuen Dabakcrntc in den Provinzen Kerman und ISpakan mit gutem Erfolge be gonnen habe; die Landleutc zögen die von der Tabakregic geleistete Baarzablung teil früheren TranSactionen mit den eingeborenen Händlern vor. * Einer Depesche a»S Santiago zufolge benachrichtigte der dortige amerikanische Gesandte Ega» die Ecngrcsijuitta, die Vereinigten Staaten würden die sreundsckaftlichcn Be ziehungen zu Cbile abbrcche», wenn die jetzige chilenische Regierung ibre Haltung gegenüber bcn in Santiago lebenden Amerikanern nickt ändere. Die Union wünsche diejenigen, welche a»s ihrer Gcsanklsckasl in Santiago Zuflucht suchten, mit dem Kreuzer „Baltimore" »ach den Vereinigten Staaten überzusühren. Die Thronfolge in Württemberg. Durch den Tod deS Königs Karl b und den Mangel einer männlichen Nachkommenschaft in der Ehe seines Neffen »weite» Grades, dcS bisherigen Prinzen und jetzigen Königs Wil helm II. ist der Uebergang des Rechtes der Thronfolge auf dir kat holische Lin ie Le» Hauses Württemberg näher
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