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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188509191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850919
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-09
- Tag 1885-09-19
-
Monat
1885-09
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.09.1885
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— — 218. — 5. Ilihrqlw.q. — Sächsischer Sonnabend, IS. SeHtember 188S. Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) z»r Verwendung gelangende — LanVeS-Anzetncr mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg, bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetr. im 10, Nachtr- 45235.) Im 4, Quartal erscheint für Abonnenten IlihreSbiich (Wcihnachtsprämie)deS Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdrnckeret, Chemnitz. z««i>es-Aiilri!lkr Jnsertionspreis: Siauur einer schmalen KorpuSzeile 15 Pfg.; — Reklame (lspaltige Petiizeile) SO Pfa.— Bei Wiederholung großer AnnonccnRavatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silbe» Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme! nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.! Wiede'« Anzeiger, Chemnitz, Fernsprechstellc Nr. 166- mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger KeiMter: „Tägliches UnterhsltungMatt" und humHislh illußmtes SonutazÄütt „Lustiges Bilderbuch". 14' Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. In dem ConcurSverfahren über das Vermögen des Restaurateurs Carl Emil Schimpke in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzelchniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 12. Oktober 1885 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amts- gerichte hierselbst bestimmt, Chemnitz, den 14. September 1885. Pötzsch, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts- Nachdem die Eröffnung des Concurses über das Vermögen des Kaufmanns Friedrich Oscar Seitz in Siegmar, Inhaber der Firma Seitz L Co. daselbst, beantragt worden, ist demselben jede Veräußerung, Verpfändung und Ent fremdung von Bestandtheilen der Masse untersagt worden. Dies wird hier- mit bekannt gemacht. ^ . Chemnitz, den 17. September 1885. Königliches Amtsgericht- Die Kesselschmiedsehefrau Marie Eugenie Dlauhy, geb. Schufsenhauer von hier, gegen welche vor hiesigem König!. Schössengericht Hauptverhandlung stattfinden soll, hat dem Unterzeichneten ihren letzigen Aufenthaltsort unge säumt anzuzeigen. Chemnitz, den 15. September 1885. Der Königliche Amtsanwalt. Der Schuhmacher und Handarbeiter Adolf Rudolf Schmiedel aus Stahl berg, 28 Jahre alt, zuletzt in Chemnitz, hat behufs seiner Vernehmung über «ine Anzeige seinen jetzigen Aufenthaltsort hier anzuzeigen. Chemnitz, de» 15. September 1885. Der Königliche Staatsanwalt. Telegraphisch- Nachrichten. Vom 17. September. Wien. Für die Dauer der nächste» Session sind Graf Trautt- manusdorf zum Präsidenten, die Fürsten Schönburg-Hartenstein und CzartoryLki zu Vicepräsidenten des Herrenhauses ernannt worden Paris. Die hier kursirenden Gerüchte, daß Frankreich von Marokko die Abtretung der Oase Figuig verlangt habe werden von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet. — Der Präsident der Marseiller Handelskammer empfing ein Telegramm des Ministers des Aeußeren, Freicynet, demzufolge die Schwierigkeiten, welche an läßlich eines den französischen Besitzungen von Popo an der Sclaven- küste benachbarten Gebietes entstanden waren, glücklich erledigt sind. Paris. Gestern Abend wurde im Winter-Circus eine stürmische Privatversammlung der Conservativen abgehaltcn, in welcher die ein- geschlicheuen Jeromisteu und Anarchisten die Redner nicht zu Worte kommen ließen. Der „Figaro" bedauert diese nutzlose Veranstaltung. Madrid. Wegen leichten Unwohlseins des Königs wurde der Ministerrath auf morgen verschoben. — Der Dampfer »Sau Quentin" ist in Manilla eingetroffen; er hat an Bord den Militärgouverneur von Jap, Capriles. Bukarest. Durch ministerielle Entscheidung ist gestern die Ausweisung des Direktors und EigenthümerS der »Jndöpendauce Roumaine", Ciurc«, angeordnet, gleichzeitig sind besten Vater und 4 andere Rumänen aus Siebenbürgen ausgewiesen worden. Wie cs heißt, werden Ciurcu, Vater und Sohn, sich nach Paris und die anderen Ansgewiesenen nach Bulgarien begeben. Zustände in Spanien. Di» empörende Art und Weise, wie mau in Spanien beliebt hat, den Streitfall um die Carolinen-Jnseln mit Deutschland zu behandeln und die Thatsache, daß diese Affaire leider noch immer nicht geschlichtet ist, veranlaßt uns. auf einige ebenso widerspruchsvolle als bedauernS- werthe Zustände in Spanien aufmerksam zu machen. Ueber ein paar kleine, unbedeutende Jnselchen, die bisher herren los im Stillen Oeea» lagen, haben sich die Spanier einer ungeheuren Erregung hingegeben, weil Deutschland diese Inseln in Besitz nehmen will. Der spanische Ehrgeiz fühlt sich tief verletzt, weil diese Jnselchen angeblich in Spaniens Machtsphäre liegen, eS ist aber erwiese», daß die Bewohner der Carolinen-Jnseln selbst nicht wissen, zu welcher Obrigkeit sie gehören und wird dies selbst von englischen Berichten bestätigt. Die stolzen Spanier haben sich also nicht nur wegen einer unbedeutenden Sache, sondern auch mit Unrecht aufgeregt. Dagegen möchten wir den stolzen Bewohnern de» Kastanienlander doch ralhen, ihren Stolz und Ehrgeiz auf viel wichtigere Dinge zu richten. Spanien besitzt die schöne, große, fruchtbare Insel Cuba, die tausendmal mehr Werth ist, als di« Tarolinen-Jnselchen, aber der spanische Ehrgeiz hat auf Cuba noch immer keine richtige Ordnung und Ruhe, geschweige Wohlstand und imponirende Cultur geschaffen. Spanien hat ferner, obwohl es kein armes Land ist, seit einem Menschenalter in seinen Finanzen keine Ordnung und betrügt geradezu seine Gläubiger, unter denen sich auch Ausländer befinden. Ferner gestattet das stolze Spanien, daß seine Hauptstadt Madrid durch einen Schwindel mit Schuldloosen die Inhaber von Madrider Stadtobligationen benach- theiligt. Warum regt sich denn das Ehrgefühl der Spanier über ein solches schmachvolles Thun und Treiben nicht ans? Ist die spanische Ehre in dem Streite um die Carolinen-Jnseln so empfindlich, so kann man wohl erwarten, daß die Spanier auch eine Ehre darein setzen, ihre Gläubiger zu befriedigen. Im vorigen Jahre haben in Spanien Ueberschwemmuugen und Erdbeben große Verheerungen un gerichtet und in diesem Jahre decimirt die Cholera die spanische Nation. Was für «in riesiges Elend existirt nicht seit zwei Jahren im Lande Spanien, und was thaten die Spanier, um dem Elende zu steuern? Aber der Streit um die Carolinen-Jnseln, um die sie sich niemals kümmerten, bringt die spanische Nation in Aufregung. Ach, es giebt eben nicht nur kranke Menschen, eS giebt auch kranke Völker, die in den Gliedern matt und schwach, im Charakter verlottert und im Kopse von einer Art Wahnsinn besessen sind I Sollten wir in den Spaniern vielleicht ein solche- krankes Volk vor uns haben? Liest man die spanischen Zeitungen, so muß man denken, ganz Spanien sei jetzt ein Tollhaus und der einzige Vernünftige, der König Alfonso, der eine Prüsungsvolle Jugend durchgemacht und im Auslände erzogen wurde, wo er sich ein besseres Urtheil über die Welt bildete, als eS auf dem heißen, untermiuirteu Bode« Spaniens möglich gewesen wäre. Möchte es der Festigkeit König Alfonso » gelingen, die Spanier zur Vernunft zu bringen und das unglückliche Land vor neuen Revolutionen und Bürgerkriegen zu bewahren. Politische Rundschau. Chemnitz, den 18. September. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser richtete an den Groß herzog von Baden gestern folgendes Handschreiben: »Bei Beendigung der diesjährigen großen Heibstübungeu gereicht es Mir zur lebhafte» Be friedigung, Eurer Königlichen Hoheit durch Uebersendung anliegender Abschrift Meiner Ordre an den commandirendeu General Keuntniß von Meiner ganz besonderen Zufriedenheit mit den Leistungen aller Truppentheile des Armeecorps zu geben. Ich wünsche Eurer König lichen Hoheit herzlich und aufrichtig Glück zu solchem Zustande Ihrer Truppen, indem Mir sehr wohl bekannt ist, wie Höchstdieselben Meine Auffassung über den großen Werth des erlangten Resultats und dessen hohe Bedeutung für die Ruhe und Sicherheit des Vaterlandes zu theileu geneigt sind. Ich scheide mit dem warmen Wunsche von dem Armeekorps, daß dieser vortreffliche Zustand sür alle Zeiten erhalten werden möge und scheide aus Ew. Königlichen Hoheit Lande auch diesmal mit dem Gefühl des wärmsten Dankes und der herzlichsten Befriedigung sür die Mir von Ew. Königlichen Hoheit und dem ganzen Lande gewordene überaus freundliche Aufnahme und die Mir auf jede Weise bethätigteu Gesinnungen." — Die allerhöchste Ordre an den commandirenden General v. Obernitz spricht demselben unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens wärmste Anerkennung für die Leistungen des XlV. Armeecorps aus. — Der Kaiser wird Mitte Oktober aus Baden-Baden in Berlin zurückerwartet; die Kaiserin folgt einige Wochen später; da sie noch einen Aufenthalt in Koblenz nimmt. — Fürst Bismarck wurde Donnerstag Abend von Varzin in Berlin zurückerwartet. — Aus Kamerun meldet der Reichsanzeiger: Der dem kaiser lichen Gouverneur in Kamerun als Secretär beigegebene vr. piüi. Krabbes ist mit dem Amtsdiener Füllbier am 24. Juli d. I. au seinem Bestimmungsorte eingetroffen nnd hat seine dienstlichen Funk tionen übernommen. Beide Beamte werden das s. Z von vr. Buck- ner gemiethete, auf der sogenannten Joffplatte gelegene Hau« der eng lischen Baptistenmission bewohnen, woselbst demnächst auch die Canzlei des Gouverneurs eingerichtet werden soll. — Der preußische Gesandte beim Papst, Herr von Schlözer, ist am Donnerstag von Berlin nach Rom zurückgeleist. — Der deutsche Ministerresident für Marokko, Herr Tosta, weilte dieser Tage beim Reichskanzler in Varzin. Da Fürst Bis- marcks Ankunft in Berlin stündlich erwartet wird, muß es sich um etwas Bedeutendes gehandelt haben. Die Spanier verfolgen auf merksam da- Fortschreiten der Franzosen an der Grenze von Marokko und von Pari» aus wird bereits offieiell erklärt, der Sultan von Marokko habe die letzte Landabtretung an Frankreich freiwillig gemacht. — Das deutsche Uebungsgeschwadcr ist jetzt zur Abhaltung von Manövern bei Kiel vereint. Die Hauptangriffe auf den Kieler Hafen sollten heute Freitag stattfinden. — In der Bundesralhssitzung vom Dienstag sollten den Mit gliedern der Körperschaft angeblich Darlegungen über den Stand der spanischen Angelegenheit unterbreitet worden sein. Der „Nat.-Ztg." wird diese Nachricht für unbegründet erklärt. Jedoch ist anzunehmen, daß den Bundesregierungen auf diplomatischem Wege die betreffenden Mittheilungen zugegangen sind. — Die internationale Telegraphenconferenz in Berlin ist am Donnerstag durch eine Rede des Staatssecretärs von Stephan ge schlossen worden, welche die Ergebnisse der Conferenz auszählt, den Mitgliedern sür ihre Thätigkeit den Dank der Reichsregierung auS- spricht und von der nächsten Confcreuz in Paris (1890) weitere er freuliche Resultate erhofft. Das Protokoll der Conferenz wurde von 34 Staaten unterzeichnet. — Wird im Jahre 1888 eine nationale Ausstellung in Berlin abgehalten werden? Die Entscheidung dieser Frage, die schon seit Frühjahr d I. die deutschen Gewcrbekreise lebhaft beschäftigt, wird voraussichtlich noch in diesem Winter erfolgen. Nach dem letzten Appell, welchen das provisorische Comitee in Berlin jetzt an die deutsche Industrie gerichtet, wird das Gesammtfacit der ReichSregierung unterbreitet werden. Erweist sich die Zustimmung dann als eine thatsächlich hervorragende, so wird auch die finanzielle Beihülfe des Reiches sicher nicht versagt werden. — Da» Kammergericht in Berlin hat entschieden, daß für Preußen auch Versammlungen von kirchlichen und religiösen Vereinen, soweit letztere keine Corporatiousrechte haben, der polizeilichen An meldung bedürfen. — Die Kölner Handelskammer hat infolge Auftrag» der könig lichen Regierung bei 68 Kölner Firmen wegen der Sonntagsarbeit Erhebungen angestellt, resp. den genannten Häusern Fragebogen über mittelt. Bon diejcn 68 Firmen antworteten 20, alle EngroS Geschäfte, daß sie sür gänzliche Sonntagsruhe seien und demgemäß nicht arbeiten ließen, von 22 Firmen lautete die Antwort, daß bei ihnen nur eine beschränkte Sonntagsfeier stattfinde. Die übrigen 26 hingegen er klärten, daß der Betrieb bei ihnen aus technischen Gründen Sonntag- nicht unterbrochen werden könne. In letzterem Sinne äußerten sich auch die Transport Geschäfte, die meisten chemischen Fabriken und Zeitungsdruckereieu. Fast in allen Fragebogen wird gesagt, daß die Arbeiter wegen der höheren Löhne der Sonntagsarbeit im Allge meinen sehr zuneigen. Letzteren Umstand namentlich sah sich die Versammlung veranlaßt in ihrem Bericht an die königliche Regierung hervorzuhcbeu. — Das Gesuch einer Anzahl Münchener Interessenten um Auf hebung des Wirthschastsstatuts giebt das Collegium der Bevoll- mächtigten an de« Magistrat mit dem Bemerken, daß zu einer noch maligen Behandlung des Gegenstandes mit Rücksicht aus den früheren ablehnenden Beschluß, der gelegentlich eine» eben dahin zielenden Anträge» seines Mitgliedes Schwarz gefaßt worden war, kein Anlaß bestehe. — Die »N. A. Z." theilt aus Warschau mit, daß sich dort eine Agitation breit mache, welche als Revanche sür die Polenaus- weisungen aus Preußen eine Massen - Ausweisung der Deutsche» fordert. Die .Norddeutsche" meint, die Agitation sei durch die Berichte deutscher Blätter hervorgerufeu, welche die Ausweisungen aus Preußen bedeutend übertrieben hätten — Zehn Millionen Mark will die deutsche ostafrikanische Gesellschaft in engerem Kreise aufbringeu und diese Summe dazu verwenden, in ihrem Gebiete umfassende Versuche auzustellen. Bon thatsächlichen Projekten Plant man den Bau einer Eisenbahn von der Küste in's Innere und Anlegung verschiedener Secundärbahuen. Hand in Hand damit soll dann Wegebau betrieben werden Zunächst handelt es sich um die Versuche mit landwirthschaftlichen Unter nehmungen, auch mit Ackerbau im Kleinen. Daß die Gesellschaft 5 Stationen anlcgen will, welche eine Besatzung von Eingeborenen unter deutschen Officieren erhalten sollen, ist bereits bekannt. Oesterreich-Ungarn. Der wahrhaft begeisterte Empfang, welchen Kaiser Franz Josef gelegentlich der großen Truppenmanöver in Croatien und Slavonien allerorten gefunden hat, ist ein hell leuchtender Punkt in der sonstigen Misere der trüben politischen Ver hältnisse im Donaukaiserreiche. Fast möchte man behaupten, daß di« Liebe zu dem angestammten Herrscherhause der einzige verläßliche Kitt ist, welcher da» Völkergemisch der habsburgischen Monarchie noch zu sammenhält, und wie vor einigen Wochen in Kremfier und kürzlich wieder in Pilsen Deutsche wie Tschechen dem Herrscher de» Lande» in gleicher Anhänglichkeit zujubelteu, so wird jetzt der österreichische Mo narch im Süden seines Reiches von Troaten und Slovenen ebenso warm und herzlich begrüßt — wie gesagt, ei« Lichtblick in dem ewigen Hader der Völkerstämm« Oesterreich-Ungarns. Einen bedeut samen Moment bei der Anwesenheit de» Kaiser» in Croatien bildete auch der Empfang der bosnisch - herzegowinischen Mafseudeputatlon in Pozega, welche gekommen war, dem Herrscher die Ergebenheit und Loyalität seiner Unterthaneu auch in dep Herzegowina und in Bos nien zu versichern. Die Deputation oürfte auf's höchste befriedigt von dem leutseligen Empfang, den sie beim Kaiser gefunden hat, nach Hause zurückgekehrt sein, wohin sie auch die Versicherung eine» dem- uächftigen kaiserlichen Besuches in den oecupirten Provinzen mitge nommen hat. — Kronprinzessin Stephanie ist mit Gefolge von Miramar auf der Dampfyacht „Fantasie" gestern Nachmittag in Grado eingetroffen und wurde im Hafen mit Böllerschüssen und enthusiastischen Zurufen der Bevölkerung empfangen. Alle Gebäude der Stadt, sowie der Canal sind beflaggt und geschmackvoll decorirt. — Hanptmann Baron Potier wurde vom Militär-Obergerichte wegen Verbrechens der Hintansetzung von Dienstvorschriften durch Mittheilung geheim zu haltender Vorkehrungen an Personen, die da von keine Keuntniß haben sollen, nebst Entsetzung von der bekleideten Officierscharge zu einjährigem verschärften Kerker verurtheilt. Frankreich. Die Negerrevolte in den französischen Besitzungen an der Sclavenküste (Westafrika) ist niedergeschlagen und auch der Streit mit den Aschanties, die einen Raubzug in der Umgebung von Povo unternommen hatten, ist beigelegt. — Die deutschen Offieier«, welche den französischen Manövern bei Arras beigewohnt, äußern sich in hohem Grade anerkennend über den ihnen bereiteten Empfang und die kameradschaftliche Zuvorkommenheit der französischen Osficiere. Auch die Leistungen der Truppen, namentlich ihre Willigkeit nnd Disciplin, werden gelobt. — Bei einer monarchistischen Versammlung in Paris kam eS zu ernsten Prügeleien. Italien. Gestern sind in den Provinzen Palermo 7 Er krankungen und 3 Todesfälle, Parma 8 Erkrankungen und 6 Todes fälle und in Reggio Emilia je eine Erkrankung und ein Todesfall infolge de« Cholera vorgekommen. England. In London haben die Verhandlungen, welche Sir Drummond Wolfs in Konstantinopel mit den türkischen Ministern pflegt, nicht gerade erfreut. Man hatte erwartet, daß die Türkei wohl fordern, aber dann doch die englischen Wünsch« bezüglich Egyptens berücksichtigen werde. Statt dessen sind die Moslem» ganz außerordentlich zäh und lassen sich auf gar nichts ein. Sie geben den Briten nur zu verstehen, sie möchten vom Nil fern bleiben. — Der Streike der Arbeiter in den Armstrong'schcn Maschinenwerkftätteu zu New-Castle ist beendet, indem die streikenden Arbeiter den vorge schlagenen Ausgleich angenommen haben. Die Arbeit wird morgen wieder ausgenommen. Rußland. Der russische Minister des Aeußeren, von Gier», ist aus Franzensbad hier eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt« nach Meran weitergereist. Spanien. Ein interessanter Brief, den die »Times" ver öffentlicht, bestätigt, daß am 5. September der König allein die Kriegserklärung verhindert habe. Den Krieg wollte sowohl da» Mi- nisterinm, weil es sich dadurch halten zu können hoffte, als die Li beralen unter Sagasta, weil sie durch ihn au die Gewalt zu kommen glaubten. In der entscheidenden Ministerrathsfitzung erklärte der König entschieden, die Sache sei noch lange nicht so weit, und er wolle keinen Krieg, selbst nicht, wenn er damit seine Krone retten könne. Als die Minister und Generale (unter den letztem Martine;, TampoS und Jovellar) ihm widersprachen, antwortete er: »Nun gut, so rufen Sie die LorteS ein und unterbreiten Sie diesen die Frage. Ich werde dann ein Manifest erlassen, in welchem ich meine Meinung sage, und wenn dann da» Land, nach reiflicher Ueberlegung, sich doch für den Krieg entscheidet, dann lege ich meine Krone nieder und überlasse Spanien seinem Schicksal, denn vor der Welt und vor der Geschichte will ich keinen Theil haben an der Verantwortlichkeit für seinen völligen Untergang." Erst vor dieser Entschlossenheit de» Königs gaben die Minister nach. Der Briesschreiber verbürgt sich da für, daß die Worte des König» gerade so gesprochen wurden, wie er sie berichtet. In dem Briefe steht ferner, daß die Bildung eine» Ministeriums Lopez Dominguez mit Moret al» Minister des Inner« wahrscheinlich sei; CanooaS könne der König nicht behalten, und Sagasta könne er nicht berufen, weil dieser durch seine kriegerisch« Haltung sich ebenfalls unmöglich gemacht hat. Lopez Dominguez und Moret waren an dem kritischen Samstag nicht io Madrid, und als sie sofort herbeieilten, stellten sie sich dem König io dem Sinne zur Verfügung, daß sie für die Fortsetzung der Verhandlungen und eventuell auch für ein Schiedsgericht« eintraten. Sie Hallen also keinen Theil an den Mißgriff Sagasta's, der es jetzt bitter bereut, so voreilig gewesen z« s-.in. — Der »Jndepeudance Belge" meldet, daß der englische Geschäftsträger in Madrid dem spanischen Minister präsidenten Canovas in einer längeren Unterredung England» Ver mittelung in der Carolinenfrage anbot. — Dem »Temps" wird darauf au» Madrid gemeldet: Die spanische Regierung wird die eng lische Bermittelungsnote sofort beantworten, in ihrer Erwiderung aber ihre Ansprüche auf die Carolinen voll aufrechth >lten, und indem sie für die ihr angebotenen guten Dienste England», das Einvernehmen zwischen Deutschland und Spanien zu fördern, ihren Dank ausspricht, darauf Hinweisen, wie wenig annehmbar den Spaniern ein Schieds gericht erscheint. E» heißt, die spanische Regierung habe bei der
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