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Ae „Wei-erltz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Diyrstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Pvstmi- stalten, Postboten, sowie Pie Agenten nehmen Be stellungen an. WHeritz-MW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg- die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den! Aufschlag. — Eiiige- sandt, im reoaktionellrn Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königkiche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Cärt Jehnk in Dippoldiswalde. Nr. 62. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Ruhe, welche bei uns seit der Vertagung des Reichstages und dem Schluffe des preußischen Landtages auf dem Felde der parla mentarischen Thätigkeit eingetreten ist, scheint sich auch auf andere Gebiete zu verpflanzen. Wenigstens macht sich in derjenigen Angelegenheit, welche gegenwärtig — abgesehen von den der parlamentarischen Entschei dung noch harrenden Fragen — die Aufmerksamkeit am meisten auf sich zieht, in der Frage des preußischen Staatsrathes, eine gewisse Stagnation geltend, die indessen nicht ungünstig gedeutet werden darf. Gewiß ist, daß in den öfteren Konferenzen, welche der Reichs kanzler während der letzten Wochen mit dem Kaiser und dem Kronprinzen bezüglich des Staatsrathspro- jcktcs hatte, dasselbe im Prinzip genehmigt worden ist, die definitive Entscheidung von höchster Stelle her wird aber vielleicht nicht eher erfolgen, bis der leitende Staatsmann von seinem Landaufenthalte in Friedrichs ruhe wieder nach Berlin zurückgekehrt ist. Dieser Zeit punkt liegt aber noch verhältnißmäßig fern, da Fürst Bismarck bis zur Wiederaufnahme der Plenarverhand lungen des Reichstages auf seinem lauenburgischen Landsitze zu verweilen gedenkt. Diese längere Ab wesenheit des Kanzlers von dem Mittelpunkte der Geschäfte deutet zugleich darauf hin, daß auch die auswärtige Lage keinerlei beunruhigende Symptone zeigt. Der Umstand, daß sich die Vorverhandlungen über die Konferenz so in die Länge schleppen, ist nicht geeignet, ernstliche Besorgnisse zu erwecken und über dies steht Deutschland den egyptischen Dingen ziemlich interesselos gegenüber. Eher könnte da die neuerdings aufgetauchte Eifersucht der englischen Handelskreise auf die deutsche Niederlassung in Angra Pequena, an der Südwestküste Afrika's, zu der Besorgnis) Anlaß geben, es könnte wegen dieser Frage zu — wenn auch nur diplomatischen — Verwickelungen zwischen Deutsch land und England kommen, indessen steht zu erwarten, daß es den maßgebenden Kreisen in Berlin und Lon don gelingen wird, die Sache ohne weitere Folgen zu schlichten. Erfreulicher Weise läßt sich dagegen in den deutsch-russischen Beziehungen abermals ein bedeut samer Fortschritt konstatiren, welcher durch die Peters burger Reise des Prinzen Wilhelm von Preußen und die besonders auszeichnende Aufnahme am russischen Hofe repräsentirt wird. Am Donnerstag hat Prinz Wilhelm nach einem der Festung Kronstadt gewidmeten Ausfluge Petersburg verlassen und sich nach Moskau begeben, um auch der alten Czarenstadt einen Besuch abzustatten. — Mit der Verurtheilung Kraszewsky's und Hentsch's ist das Interesse, welches man weit über Deutschlands Grenzen hinaus an dem vor dem Reichsgerichte zu Leipzig in der vorigen Woche spie lenden Landesverrathsprozesse nahm, wieder erschöpft. Die Lehren aber, die man aus ihm nach verschiedenen Richtungen hin ziehen konnte, dürften nicht so leicht vergessen werden. Namentlich kann nunmehr, wie die „Neue Fr. Pr." hervorhebt, kein Leugnen den Ver dacht beschwichtigen, daß die Träume von der Wieder herstellung Polens nicht harmlos seien, sondern daß sie zu Aktionen verleiten, welche die Ruhe des Welt- theils erschüttern und die Eintracht der Staaten kom- promittiren können. Oesterreich-Ungarn. Der ungarische Reichstag ist am Dienstag vom Kaiser Franz Joseph niit einer Thronrede geschloffen worden, die recht bemerkens- werthe Stellen enthält. Als eine derselben ist der Passus über die wiederhergestelllen normalen Verhält nisse in Kroatien und Slavonien heroorzuheben und in der Stelle über die auswärtige Politik erscheint die feste Zuversicht auf die fernere Erhaltung des Friedens von Bedeutung. Im Uebrigen äußert sich die Thron rede über die gesammte innere Lage Ungarns sehr befriedigend und weist am Schluffe auf die Gefühle der Treue für ihren König hin, welche die ungarische Sonnabend, den 24. Mai 1884. Nation am meisten charakterisirten. Der nächste Reichstag ist durch königliche Ordre auf den 25. Sep tember ausgeschrieben und finden die Neuwahlen zum Unterhause in der Zeit vom 13. bis 22. Juni statt. Frankreich. Die lange Osterpause des franzö sischen Parlaments hat am Dienstag ihr Ende erreicht, an welchem Tage die Deputirtcnkammer wieder zu sammengetreten ist. Natürlich hat der Ministerpräsi dent Ferry sofort Veranlassung genommen, der Kam mer die offizielle Mittheilung von dem Vertrag von Tient-sien zu machen und ihr zugleich die Vortheile zu erläutern, welche Frankreich aus dem Vertrage er wachsen. In Anbetracht dieses großen Erfolges der ostasiatischen Politik der Negierung wird sich die Kam mer wohl auch den neuen Kredilsorderungen, die für Tonkin 38 hr Millionen und für Madagaskar 5 Mil lionen betragen, gegenüber nicht zurückhaltend erweisen. Lebhaften und allseitigen Beifall fanden die Worte des Präsidenten Brisson am Schluß der Sitzung, in denen er Namens der Kammer der Sympathie für die Armee in Tonkin Ausdruck verlieh. Den wich tigsten Gegenstand in den nächsten Sitzungen der De- pulirtenkammer bildet die Nekrutirungsvorlage, da es sich hierbei um die Abschaffung des Einjährig-Frei willigen-Instituts in der französischen Armee handelt. England. Der geheimnißvolle Schleier, der über den Vorverhandlungen bezüglich dec Konferenz schwebt, ist von dem englischen Premier endlich ein wenig ge lüftet worden. Frankreich habe einen Meinungsaus tausch von der englischen Regierung verlangt, erklärte Mr. Gladstone in der Unterhaussitzung vom 19. Mai, und sobald derselbe erfolgt sei, würden die Kabinete von London und Paris die andern Mächte konsultiren und würde ersteres dann dein Parlamente von dem Resultate sofort Mittheilung machen. Im Uebrigen erklärte Gladstone, daß er an der bekannten Basis der Konferenz unverändert festhalte, was dem Zustande kommen der Konferenz noch keine günstigeren Perspek tiven eröffnet. Im Oberhause gelangten zur selben Zeit der zwischen Frankreich und der internationalen afrikanischen Gesellschaft abgeschlossene Vertrag bezüglich des Kongogebietes und die Angra Pequena-Äsfaire zur Erörterung, was lediglich beweist, mit welch' eifersüch tigen Augen man in England die Handelsunterneh mungen anderer Nationen verfolgt. Spanien. Die neugewählten spanischen Cortes sind am 20. Mai von König Alfonso mit einer Thron rede eröffnet worden. Dieselbe konstatirt, daß die in neren Schwierigkeiten in Spanien jetzt viel geringere seien, als zur Thronbesteigung König Alfonsos, wenn auch gelegentlich bedauerliche bürgerliche Zwistigkeiten hervorträten; die gegenwärtige Gesetzgebung sei jedoch ausreichend zur Unterdrückung der Ruhestörungen. Die auswärtigen Beziehungen Spaniens seien die besten; die spanische Gesandtschaft in Berlin würde, wie die deutsche Gesandtschaft in Madrid, demnächst zur Bot schaft erhöht werden. Mit Chile sei ein Friedens vertrag abgeschlossen worden. Schließlich kündigt die Thronrede den bevorstehenden Abschluß einer ganzen Reihe von Handelsverträgen mit andern Staaten an. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 22. Mai, früh >l Uhr, ertönten zum zweiten Male in diesem Jahre die Sturm signale der Feuerwehren und zeigten ein in der Stadt ausgebrochenes Schadenfeuer an. Auf noch uner- mittelte Weise war das am Pfortenberge (Lutherplatz) gelegene alte, hölzerne und mit Strohdachung ver sehene Wohngebäude des Oelhändlers W. L. Schauer, in dem noch drei Parteien wohnten, in Brand gerathen und brannte in kurzer Zeit vollständig nieder. Das angebante Wohnhaus des SchuhmacherThümmler blieb vom Feuer ohne nennenswerthe Beschädigungen ver schont, nur bedingte das Löschen mehrfache Demoli- rungen des Daches. Von den hiesigen und der von Berreuth herbeigeeilten Spritze» kamen nur die der hie 49. Jahrgang. sigen freiwilligen und eine einzige der städtischen Feuer wehr in Thätigkeit, die Hilfe aller übrigen ward gar nicht in Anspruch genommen; der ganze Brand ging überhaupt so still und ruhig vorüber, daß viele Be wohner der Stadt erst am Morgen Kenntniß von dem selben erhielten. — Wie aus dem amtlichen Theil des heutigen Blattes zu ersehe» ist, hat die königliche Altersrenten bank-Verwaltung dem Lotterie-Kollekteur Herrn Ernst William Freyer in Firma H. T. Fleck in Geising eine Agentur der Altersrenten bank übertragen und bestehen nun im Bezirke der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde überhaupt fünf Agenturen derselben. Die Al tersrentenbank ist Staatsanstalt und gewährt feste, vom Staate garantirte Renten. Neben ihr besteht die säch sische Nentenversicherungsanstalt, welche ihre Zentral stelle gleichfalls inDresden hat, aber Privatunternehmen ist. Das Hauptbureau der ersteren — der königlich sächsischen Altersrentenbank — befindet sich Landhaus straße Nr. 16, im Landhaus, das der letzteren — der sächsischen Nentenversicherungsanstalt — Ostra-Allee Nr. 9, im Hause der Kaufmannschaft. Da beide In stitute häufig mit einander verwechselt werden, es sogar mehrfach vorgekommen ist, daß sich Agenten der säch sischen Rentenversicherungsanstalt für Agenten der Staatsanstalt hielten und umgekehrt, Agenten der Al tersrentenbank meinten, sie verträten die sächsische Nentenversicherungsanstalt, so sei auf das Doppelte ihres Wesens und auf den zwischen beiden Instituten, die mir übrigens beide für sehr gut halten, bestehenden Unterschied hierdurch hingewiesen. Frauenstein, 20. Mai. Im Näser'schen Schnittmaarengeschäfte hier entwendete am Sonn tage vor acht Tagen eine Magd beim Einkäufe div. Kleinigkeiten ein Kleid, was erst nach dem Verlassen seitens der Diebin entdeckt wurde. Dieselbe hatte gesprächsweise, ohne ihren Namen zu nennen, ange geben, sie sei in Hartmannsdorf in Diensten. Den Nachforschungen des Gensdarms ist es nun gelungen, die Diebin in der Person der Dienstmagd Dreißig aus Burkerdorf zu entdecken und sie auch des Diebstahls zu überführen. — Heute beehrten die Herren Kreishauptmann v. Koppenfels und Amtshauptmann v. Kessinger die hiesige Stadt mit ihrem Besuche. Sie besichtigtest, das Rathhaus, die Kirche und unsre weit in das Land hineinragende Schloßruine und fuhren hierauf über Bienenmühle, Rechenberg, Holzhau, böhmisch Moldau, Fischerhaus, Rehefeld und Schmiedeberg nach ihren Stationsorten zurück. — Der hiesige Gebirgsverein entfaltet rege Thätigkeit. Seit Kurzem hat er bei dein in der Nähe unsrer Stadt gelegenen weißen Steine im Walde herr liche Promenaden, Ruheplätze und ein reizendes Lust häuschen geschaffen. Nicht nur die Bewohner unserer Stadt begrüßen dies mit Freuden: gewiß wird diese Waldparthie auch ein Lieblingsausflug der zu erwar tenden Sommerfrischler werden. Auch die Promenaden im hiesigen Parke werden neu restaurirt und es werden die Mitglieder des Erzgebirgsvereins ihr Augenmerk auch darauf richten, daß die Frevler an den geschaffenen Anlagen zur wohlverdienten Strafe gezogen werden. Hoffentlich finden sich im Laufe des Sommers recht viele Touristen und Sommerfrischler in unserm so netten und wegen der Waldnähe so gesund gelegenen Städtchen ein. Bei dieser Gelegenheit versäumen wir nicht, die Bewohner hiesiger Stadt und Umgegend auf die Sonntag, den 25. Mai, Nachmittags 5 Uhr im Nohland'schen Gasthause hier stattfindende Versamm lung des hiesigen Erzgebirgszweigvereins aufmerksam zu machen, bei welcher Herr Pastor Langer von hier einen öffentlichen Vortrag über die Zwecke und Ziele des Erzgebirgsvereins halten wird. Möchte der Vor trag bewirken, daß diesem gemeinnützigen Vereine sich noch recht viele Mitglieder anschließen!