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Dresdner Journal : 19.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188702199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-19
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1887
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O41 ISbrliev »N Avrli ^MrUed, 4 H»ril 00 I'k. Lm»«!»« Huwwvrv: 10 I'k. 4a»»«rv»Ivkl«»6«ot»ct><>i> li«-ict>«» tritt?o«t- uocl 8u>MpeIru»cüI»b ümm. LatlvvätxunssvxedNIirev, für ä«» kaum einer gespaltenen Teil« ülsivsr Lekrikt 40 ?k Unter . ^>ngs»an<1t" äi« Teil« KO?k. Lei 1'akellen- o. Ti8«rv»»t» «otepr. Xnk»clrlag. Lraekelne» r IK^Iioü mit itu»»al»rns ä«r 8onn- nnck ksiertag« adso8e. Sonnabend, den 19. Februar, abends. Dns-llerÄmmml. 1887. ^vnalime von Luküoälifuvo«» «a»HeRrt»> L»Ix»1ss! H Lran^rtettee, t-omwi—ronRr <1«« I >re»<iuer Journal»; Lamdnrg N«rU» Vl«a - t.«ip,tE L«,«l-»r«,l»a-?nu»t1VN » U : ^kna»en»te,n F ^v§/rr, SrrUu-Vtso-ll-mdiuA- kr»»-!,«, rtg-rr»a>lturr « n. /tu<i ä/v«-«,' ?«>»« l-oockov-»«->!» -^-»ollNirl » N - »rat!A«r1: Daak»« <t ^ a , v-rlio: /»ra/icirntkant. >r»m,»^ L. Le^/ott«,' Lr,,I»o I. « üarr«« dmit L'adaiz^, üvrllt»! lr L/Mer'» 8»ni>or,r: O. Sali« ». » : F. Larcit F 60. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Mito Ncinck, Professor -er titteratur- und Kunstgeschichte. Ner^a-xedver ^üoigl. klrpeäitioo äe, l»r«,<loer 7onrv»l«^ I)r«»clsn, Tvingerolr»»»« Xo 20. Amtlicher Teil. Dresden, 19. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Husar der Reserve Ranisch des l. Husaren - Regiments Nr. 18 die Er- laubniß »ur Anlegung der demselben verliehenen sil bernen Medaille vom Königlich Serbischen Takowo- Orden zu ertheilen. Verbot. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von §11 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Social demokratie vom 21.. Oct ober 1878 die Druckschrift „Reichstagswähler des 7 sächsischen Wahl kreises", beginnend mit den Worten: „Plötzlich und V elen unerwartet ist der Deutsche Reichs tag am 14. Januar aufgelöst worden"; und unterzeichnet: „DaS socialdemokratische Wahl- Comitee", Verleger Julius Zschiersche, genannt Gerhardt in Großenham Druck von I. Walther- Buchdruckerei in Burgstadt. »erboten. Dresden, den 19. Februar 1887. Königlich Sächsische Kreishauptmannschafb von KoppenfelS. Plotz. W Nichtamtlicher Teil. WetegraphiscHe Wachvichterr. Straßburg, IS. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ) Der Coadjutor Stumpf spricht sieb in einem Briefe an die Pfarrer gegen das Wahlmanisest deS Abbe s Simonis aus und sagt: Ich muß mit Schmerz betonen, daß das Wahlmanifest des Abbös weder den Gedanken deS heiligen VaterS, noch den Instruktionen entspricht, welche ich persönlich vor 14 Lagen auf Befehl deS hciligen Vaters erlassen habe. Der Kaiser spendete für die Abgebrannten in DagSburg 2000, die Kaiserin KOO Mark. Der OberreichSanwalt Tesscndorf hat sich gestern nach Leipzig zurückbegeben. Wien, 1v. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Budgetausschuß bewilligte gestern in vertrau licher Sitzung, worin der Minister v. WelzerS- he mb eingehlnde Auskunft zumeist militärischer Natur erteilte, einstimmig den Zwölfmillionenkredit zur Beschaffung der ZurüstungSgegenstände für die Landwehr und den Landsturm. Rom, 1S. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Eine Meldung der „Ageneia Stefani" bestätigt, daß Deprrtiö daS Präsidium, Rvbilant daS Äußere, Saraeeo daS Innere, Magliani die Finanzen, Brin die Marine und Grimaldi die öffentlichen Arbeiten übernimmt. Die bezügliche amtliche Mitteilung wird heute erwartet. Rom, 18. Februar. (W.T.B.) Zur weiteren Verstärkung der Truppen in Massauah werden zwischen dem 21. und 25. Februar 3 Alpenkom- pagnien und eine Abteilung Gebirgsartillerie an Bord der „Cittä di Genova" in Neapel einge- schifft. St. Petersburg, 1S. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal de St. PöterS- bourg" bespricht die Anklagen deS „Standard", daß, wenn die Lösung der bulgarischen Schwierig keiten nicht vorrückt, dieses der Fehler Rußlands sei, welche- die bezüglichen Anfragen der andern Mächte nicht beantwortete. DaS Blatt bezweifelt, daß derartige Anfragen ergangen seien: übrigens habe Rußland in seiner Note im „Negi rungt- anzeiger vom 10. Dezember sich sehr klar aus gesprochen. Nach dem Vorwurfe, sich zu viel mit Bulgarien zu beschäftigen, kenne man Rußland nicht vorwerfe-, sein dicht unter den Scheffel zu stell n; nach der Veröffentlichung deS VlaubucheS wisse man überall, woher die Aufreizungen kämen: wenn die bulgarische Angelegenheit versumpfe, werde der „Standard" gut thun, die Ursache audrrSwo zu suchen. Dresden, 19 Februar. Vor den Wahlen. Vor allen Gebildeten schwebt täglich eine große beängstigende Frage Es ist wcht möglich, sie durch künstliche, zum Teil unwahre Beruhigung-mittel au» der Welt zu schaffen, denn die Dinge schwinden nicht dadurch, daß wir die Augen schließen, um sie nicht zu sehen. Beim ersten Aufblick stehen sie wieder vor uns und die Frage lautet: in welcher Art hat sich die europäische Lage und besonder- da- Verhalten Frankreichs gegenüber Deutschland seit den unglück lichen Reichstagsdebatten über die Militärvorlage ge ändert? Jeder Unbefangene, der sich nicht die Narren kappe einer Oppositionspartei von Profession über Augen und Ohren gezogen hat, kann sich die Antwort selbst erteilen. Sie besteht, abgesehen von unwesent lichen Einzelheiten in den Hauptsätzen: daß allerdings die bulgarisch-orientalische Frage und mit ihr Rußlands bittere Erregung sich in eine scheinbar ruhigere Stim mung umgewaudelt hat, ja daß sogar unbeschadet unse rer t»euen Bundesgenosieuschaft mit Österreich der große goldene Zankapfel Bulgarien-Konstantinopel einstweilen in den Hintergrund veitagt ist, wo er neben anderen diplomatischen Hesperidensrüchten, wie z B. „die Herrschaft über Indien" — ein Apfel, der schon lange von zweierlei Händen geschält wird — des Tages der Verspeisung harrt. Das ist für den Augenblick ein annehmbares Ergebnis, soweit es Auf richtigkeit und Dauer in sich trägt. Doch e- würde die ganze Kurzsichtigkeit politischer Kannegießer dazu gehören, um sich dadurch beruhigt zu fühlen. Hoch und höher ist dagegen von Woche zu Woche im Westen die un heimliche Flamme der Revancheidee ausgeloht. In hun dert Zeitungen Europas steht eS, unterstützt durch die zahlreichsten Vorgänge geschrieben, daß Frankreich mit krampfhafter Eile seine ungeheuere Rüstung täg lich steigert; unsere Reichsregierung hat darüber genug in Händen, was man seit Jahrtausenden mit dem Begriff politische Anzeichen und Beweise bezeichnet. So rückt uns denn, von einem unseligen Wahn unserer Nachbarn getrieben, der französische Krieg, diese drohendste Gefahr für das europässche Bürgerglück, immer näher. Nur ein Wunder könnte ihn verhüten. Doch nur thatlojen Träumern kommt es zu, die Hände im Schoß, auf Wunder zu warten. Der besonnene Mann nimmt die wunderbaren Segnungen mit dankbarem Herzen entgegen, aber er rechnet nicht mit ihnen. Er rechnet nur mit seiner Pflichterfüllung, mit seiner Kraft. Gefahren, die er nicht abwenden kann, macht er unschädlich, indem er sie tapfer zu bestehen versucht. Er schärft sein wach sames Auge sür alles, was um ihn herum vorgeht, er hört den Weckruf des Führer- und bringt »um Schweigen das Fröhnen felbstsüchtiger Interessen, damit nicht wegen Mangels an gemeinsamer Hilfe da» ihn tragende Schiff im Sturme untergeht. Die politische Lage in Europa und da-, was im Westen unseres Reiches geschieht, redet zu uns in der beredtesten aller Sprachen, in der Sprache der That- sachen. Ihr Wort ist lauter und verständlicher, als alle Überredungskunst durch theoretiiche Beweise. So wenig einheit iche Begeisterung und Opferwilligkeit die Gesamtkreise Deutschlands denen Frankreichs gegenüber in den letztvergangenen Kämpfen um die vaterländischen Interessen, ja Lebensfragen auch an den Tag gelegt haben, eine große Anzahl aufrichtiger Patrioten ließ eS weder als Volksredner noch al- Lenker der Presse an den wärmsten Ermahnungen zur Unterstützung der deutschen Kraft und Einheit fehlen. Und in der That, wer die Macht des Vaterlandes, wer den Frieden will, gleichviel, ob dieser Friede uns durch deS Höchsten Gnade ungestört verbleibt oder ob er erst als die Frucht eine- siegreichen unvermeidlichen VerteidigungS- kicgeS wieder gewonnen und gefestigt werden muß — wer diese Güter sicher stellen will, dem ist die Er reichung dieses Zieles nicht schner gemacht. Leben wir doch in einem überaus glücklichen Verhältnis, welches in den Annalen der Weltgeschichte stets nur als eine Ausnahme reichen Segens verzeichnet werden kann. Einsicht und Wille unserer thaikrästigen, weit vorau-schauenden Reichsregierung steht mit der Einsicht und dem Willen der erleuchteten und besten Köpfe, der treuesten hochgemuten Herzen der Nation in vollkommener Harmonie. So ist eS denn in allen Hauptfragen, die daS Reich und dessen äußere Politik berühren, den Vertretern deS Volke- leicht gemacht, das Rechte, Tüchtige zum Schutze deS Vaterlandes zu wirken: eine Unterstützung der Regierungsvorlagen sichert nach Möglichkeit die letzten und höchsten Erfolge, während eS so oft bei anderen Böckern und in anderen Zeiten notwendig war, erst durch ungeheure Mühen die re gierenden Gt walten sür hochsinnige patriotische Ideen empfänglich zu machen und diese Ideen durch unermüdliche Kämpfe endlich zu Beschlüssen zu erheben. Desrr Unterschied, das Korn gegen wider strebende Hände auf steinigem Boden erst zu säen, oder es einfach bloß zu schneiden, wenn es ohne unser Hinzuthun bereits voll und schwer in den Ähren steht, ist in Deutschland außer Acht gekommen. Man lst abgestumpft gegen ein gewohntes Glück, seitdem vom ersten Augenblicke an der Spitze des neuen deutschen Reiches ein mächtiger, durch Weisheit gesegneter Kaiser, ein gleichgesinnter Kreis einsichtsvoller Bundes fürsten, ein kühner Schöpfer und Verteidiger des ganzen Werke-, der geniale Kanzler und endlich ein Aeer steht, da- seinen letzten ButStropfen dahingiebt für den Gedanken an Vaterland, Ehre und Treue. Man gewöhnt sich an den ungeheueren Besitz solcher Wohlthaten und glaubt, es müsse so sein. Aber jeder sollte e» sich selbst sagen und nicht erst der Geschichte da- Bekenntnis überlassen, daß es eine einzige, eine gebenedeiie Zeit war, in der wir lebten, in der eS uns al- Nation in die Hand gegeben wurde, der Schmied unserer eigenen Glückes zu sein. Die Gelegenheit an dieser segensreichen Arbeit zu wirken, ist in diesem Augenblicke durch die Reichs - tagswahl dargeboten. Daß die unbedingte Betei ligung an derselben zu den selbstverständlichsten Ver pflichtungen jedes deutschen Staatsangehörigen zäh't, bedarf keine- BeweiieS. Und ohne Beweis auch ist e- jedem denkenden Menschen klar, daß alle Parteien wesentlich nur zweierlei Wahlen zu unterscheiden haben: solche welche den Feinden Deutschlands in die Hände arbeiten, und solche, die des deutschen Reiche- Macht und Zukunft stärken und sicher stellen Wer diese- Ziel erreichen und sein Vaterland nicht an den Vernichtungsgeist des Parteihaders verraten will, der kann nur Männer wählen, welche der Mi- *itärvorlage,j und der siebenjährigen Fest stellung der^HeereSstärke (dem Septennat) ihre volle Zustimmung geben, Männer, die überhaupt Patriotismus genug besitzen,, um den großen, echt vaterländischen Ideen der Reichsregierung gegenüber in Zeiten der Not und Gefahr die Sonderinteressen ihrer Partei und den schnöden Handel mit ihren Stimmen zum Opfer zu bringen. Erst wenn solche Namen sieg'eich aus der Urne steigen, werden wir einig sein und das heißt bei Deutschland- Kraft un überwindlich für jeden Feind! Layestztschlchie. * Berlin, l8. Februar. Se Majestät der Kaiser empfing gestern den Generalfeldmarschall Grafen Moltke und arbeitete daraufallein. Mittag- stattete Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin den Kaiserl. Majestäten einen Besuch im Königl. Palms ab. — Über da- Befinden Sr. Majestät w rd der „Nordd. Allg. Ztg." mitgeleilt, daß die Besserung nach einer recht gut verbrachten Nacht, in der erfreulichsten Weise fort schreitet. Bei Ihren Kaiserl. und Königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin fand heute Abend eine Ballfestlichkeit statt, zu welcher an 1300 Einladungen ergangen waren. Der Bischof 0r. Redner ist aus Kulm hier ein- getroffcn und wird morgen von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen weroen. Der Bundesrat, welcher am 17. d. M. unter dem Vorsitz des StaatSministerS, Staatssekretär- de» Innern, v. Boetticher, eine Plenarsitzung abhielt, er teilte in derselben dem Gesetzentwurf wegen Abänderung des Relchsbeamtengeieves und den Entwürfen von Gesetzen für Elsaß - Lothringen: über die Errichtung öfsemUcher Darlehnskassen, über d»e gesetzlichen Feier lage und über die Feststellung der Entschädigungen im Falle der Zwangsenleignung, die Zustimmung und genehmigte die Wiederholung der statlstxcheu Ausnahme des Heilpersvuals, des pharmazeutischen Personals und der pharmazeutischen Anstalten, sowie die Errichtung einer ständigen Pharnlakopöekommission. Hieiauf wurde über die Zollbehandlnng der in öffentlichen Niederlagen oder in Privatlagern unter amtlichem Mitverschluß durch Umpacken der Kolli leergewordenen Umschließungen und der zur Verpackung der lagernden Waren aus dem freien Verkehr in solche Lager ein- gebrachten Gegenstände Beschluß gefaßt. Für die bei mehreren Tiszlplinarkammern erledigten Stellen wurden Ersatzwahlen vorgenommen Dem Reichskanzler wurde bezüglich der allgemeinen Rechnung über den Reich»- haushalt sür 1882 83 die Entlastung erteilt. 4. er Gesetzentwurf, betreffend die Verwendung gesundheits schädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungs mitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, und der Antrag Hessens wegen Abänderung der Statuten der Bank für Süddeutschland wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberatung überwiesen. Der Jüstizausschuß deS Bundesrats hat, dem Vernehmen nach, am Dienstag den Gesetzentwurf wegen Abänderung des Gerichtskostengesetzes und der Auwaltsgebühren endgiltig abgeichlossen. Die bezüglichen Anträge werden nun unmittelbar an das Plenum des Bundesrats gelangen. Eine Anzahl bayerischer Jnfanterieoffiziere ist hier eingetroffen, um auf 8 Wochen, während der KompagnieausbtldungSperiode und eines Teile- der Bataillousexerzierzeit, bei den hiesigen Gardeinfanterie regimentern den Dienst kennen zu lernen. Die Offi ziere, meist der Hauptmannscharge angehörend, werden während der Bataillonsexerzierpenode von den hiesigen Kavallerieregimentern beritten gemacht, treten jedoch während ihres Kommandos nicht in die Front ein. Ihre Meldung bei Sr. Majestät dem Kaiser und dem Kronprinzen erfolgt in den nächsten Tagen. Feuilleton. A. Hoftheater. — Altstadt. — Am 18. Februar: „Kabale und Liebe". Trauerspiel in 5 Alten von Schiller. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen.) Mehr al- andere Aufführungen klassischer Stücke, die dem Publikum für einen so geringen Preis (durch schnittlich für das ganze HauS beinahe um nur die Hälfte de- gewöhnlichen Preises) dargeboten wurden, hatte die von Schiller- drittem Trauerspiele einen leb haften Besuch gefunden DaS jetzt hier als Gastspielerin ständig wirkende Frl. Brandtmann hatte die Rolle der Louise über nommen, eine Aushilfe bei unserm jetzt nicht vollstän digen Personal. Schon bei ihren früheren Gastvor stellungen gab die Genannte dieselbe Gestalt, deren der Zeit entsprechende hochpoetische und zugleich über schwänglich sentimentale Zeichnung den modernen Schauspielerinnen einen schweren Zugang bereitet. Frl. Brandtmann war damals glücklicher als diesmal; sie sprach einfacher, natürlicher, hielt sich mehr von einer gezwungenen Tonfärbung frei und war leichter und beweglicher im Spiel. DaS sind wesenliche Eigen schaften für die Louise, welche die Darstellerin, die überall mit Elfer und Hingebung thätig ist, mehr und mehr zu gewinnen suchen muß. Da» was man in der Schauspielkunst das „Tragieren" und das Steigen und Fallen der Stimme nennt, ist bei dieser Rolle anz ohnmächtig, um uns in eine Täuschung zu ver- tzen Frl. Ulrich wirkte als Lady Milfort mit ihrer in dieser Rolle bekannten Bedeutsamkeit. In der Scene mit Louise erschien sie nur weicher und zerknirschter in ihrer Stimmung als sonst wohl, und ich finde, daß die menschliche Lebenswahrscheinlichkeit des Charakter bildes durch diesen natürlichen Zug gewinnt. O. B. Freitag, den 18. Februar gaben im Saale deS „Hotel de Saxe" die Herren Pianist AmeS und Kam- mermusikuS Ad. Elsmann eine Soiree für .Kammer musik. Beide bewährten sich als recht gute, musika lisch durchgebildete und strebsame Spieler; der erstere namentlich im lobenswertem Vortrag der Klavier- sonate mit Violine (op. l16) von L Reinecke und Hr. ElSmann in der tüchtigen Ausführung eine- Prälu dium mit Fuge für Violine allein von S Bach und dessen Violinsonaten. Diese so äußerst schwierigen und kunstvollen, dem Studium gewidmeten Aufgaben des genialen Altmeisters erfordern indes eine im hohen Grade vollendete virtuose Beherrschung, um auch im Konzertsaale interessieren zu können, für den sie nicht bestimmt waren. Unter Mitwirkung der Herren Kammermusiker Nebelong, Nüsser, Eichhorn und Teutscher wurde auch ein Streichquintctt von O. Dessoff gespielt, dessen Ausführung in sicherem Zu sammenspiel und Bortrag ein sorglame-, mit musika lischer Intelligenz auSgeübteS Studium erwies. DaS Klavierquartett Mozarts in «i-moll bildete den Schluß de- Programms. Der Besuch der Soiräe war ein geringer. Offenbar ist da» Angebot von Konzerten m dieser Saison weit größer, al» die Nachfrage danach beim Publikum. Diejenigen, welche mit de» heißen Drange nach öffentlichem Auftreten in Kon zerten zu kämpfen haben, werden daher doch gut thun, wenigstens hinsichtlich eigener Konzerte ihre künstlerische Berechtigung dazu gegenüber den Ansprüchen der Musikfreunde mit kühler Strenge und löblicher Be scheidenheit zu prüfen. L. B. Die Stiefmutter. Erzähl»»« au« Se» Mittelalter von Kranz lügen. (Fortsetzung.) „Wer Wind säet wird Sturm ernten", ließ sich von der Fensternische her die Stimme der Muhme vernehmen, welche dort bisher still ihre Spindel ge dreht hatte, ,^l» die Geschlechter gegen Recht und Ge setz am Brückenturm den neuen Zoll errichteten und die heimischen Kaufleute, vorzüqlich die Wollweber, die ihre Ware den Rhein herab bezogen, brandschatzten, da empörten sich die Zünftigen, und weil sie einig waren, während unter Euch Neid und Zwietracht herrschten, haben sie den Spieß umgekehrt und Euch mit Zinsen heimgezahlt, was Ihr im Übermut an ihnen gesündigt." ,La wahrlich", nickte Matthias, „mit Zinsen haben sie e» un- heimgezahlt! Den großen Rat haben sie ganz mit Zünftlern besetzt und dort wird jetzt aus schließlich über die Angelegenheiten der Stadt beraten und entschieden, und dem engern Rat, dessen fünfzehn Mitglieder noch wie sonst allesamt Patrizier sind und den sie unangetastet gelassen, haben sie jede Macht ge nommen. Ich frage mich ost genug, wozu wir eigent lich noch Sitzungen halten, da wir doch über nicht« mehr z» beraten und zu beschließen Haden, aber der greise Daniel Jude ermahnt uns immer, die äußere Form zu bewahren, bis die Zeit kommt, da wir ihr wieder Inhalt geben können" „Möge sie bald kommen", sagte Konrad mit blitzen den Augen, zornig die Faust ballend, „der Übermut und die Anmaßung der Weberzunft sind schier un erträglich geworden, seit sie daS Regiment der Stadt allein in Händen haben" „DeS solltet Ihr Euch freuen, Konrad Overstolz", sagte die Muhme, „denn Übermut thut selten gut und Hochmut kommt vor dem Fall." „Die Muhme hat recht," stimmte Matthias ein, „je toller sie'-treiben, um so besser, dann werden ihren Zunftgenossen endlich die Augen aufgehn und sie ein- sehn, daß die jetzigen Herren der Stadt noch schlimmere Tyrannen sind, als eS je die Geschlechter waren. Dann können wir hoffen, daß, wenn der Tag kommt, da wir stark genug sind, blutige Abrechnung zu halten mit dieser übermütigen Webergilde, der einsichtigere Teil des Bölkes zu unS steyt und mit uns für die Herstellung der Ordnung kämpft. Aber," unterbrach er sich, als er Marias erschrecktem Blick begegnete, „daS ist kein Thema, über da» man in Gegenwart der Frauen sprechen sollte; erzählt ihnen lieber etwa» von Euren Reisen, Ihr müßt de» Schönen gar viel in Welschland gesehen haben." „Ach ja," bat Maria, „berichtet unt von dem, wa» Ihr in Venedig gesehen und erlebt habt." Konrad willfahrte ihr sogleich, aber er richtete seine Worte nicht an die schöne Frau, deren Blicke gespannt an seinen Lippen hingen, sondern ausschließlich an Hildegard, die »hm mit gesenkten Wimpern und glühen den Wangen zu hörte. Er war ein guter Erzähler
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