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Schönburger Tageblatt Donnerstag, den U. März 1926 Nr. 59 48 Jahrgang Verhandlungen Chamberlains mit der deutschen Abordnung ses 4 Reue Ansprüche auf Ratssitze. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Nemfe, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Im Reichst«, wurde der kommunistische Midtraue«»«». st«, gegen Lr. Reinhold «bgelehnt. Au verliuer politische« Kreisen steht «an die Entwicke lung der Liuge i« Genf als sehr gesShrlich an. «« Moutag Um es in Berlin ,« neue« k»m»««isti- scheu «usschreituugen. Ler BölkerbnndSrat hat als Lermi« für di« Ei«r««. sung der AtrüstnugSkoufereuj den 17. M«i bestimmt. Briand hat die Kabinettsbildung übernommen. 8nm Vorsitzender» des Völkerbundes wnrde der frühere »ortugieflsche MinifterprSstdent «osta gewählt. Mnffolini steht vor der Möglichkeit einer Operation. Vrafilien kündigt fei« Veto gegen die Einräumung eines HatefitzeS an Deutschland a«. I« de« Bereiuigtrn Staate« vo« Rordamerika ereignete sich rin »«ne- schwere- Bergwerk-nnglück. leresse, da die großen Tage erst kommen sollen. Jm- nerhin hatte sich eine Schar von Neugierigen vor dem Hotel Victoria eingefunden, durch das der Zugang jum Neformationssaal führt. Die Tribünen waren stark besetzt, dagegen waren die Delegationen nm schwach vertreten. Von der deutschen Delegation war rur Generalkonsul Aschmann erschienen, der hinter den Delegiertenbänken im Parkett seinen Platz hatte. Graf Ishiis Eröffnungsrede. Graf Ishii, der erste Delegierte Japans und der- ieitige Vorsitzende des Rates, eröffnete die Sitzung Sie erste Vollsitzung in Genf. Costa zum Vorsitzenden gewählt. Die feierliche Eröffnung der Vollversammlung Völkerbundes erregte diesmal nicht das übliche Jn- ÄLrckgemelnüe Waldenburg mit Mtwsldenburg und Eicklslüe. Die diesjährige ordentliche Kirchgemeindeverfammlung lindet Sonntag, den 14. März, statt. Vorm. 10 Uhr Fest- gvtleodiensl. Fehprediger: Herr Pfarrer Lngelke, Dir. vom Ranhen Haa» Hamburg. Rachm 4 Uhr im Festsaale der Oberschule: 1. Jahresbericht 1925, Herr Oberpf. Kasi«, 2. Au,spräche über kirchliche Angelegenheiten. All, üirchgemeindemitglled«, Minner »nd Frauen, sind herzlich «In- lieladen. Stimmberechtigt sind nur die In die Wählerliste Eingetragenen. Cie sind zur Teilnahme verpflichtet. Im FestgotteSdienIte wie auch in der Aachversammlung gesang liche Darbietungen. (Frau Studienrat Nagel). Waldenburg, am 10. März 1926. Der Kirchenvorstand. In der Ratsfrage hat man sich anscheinend voll kommen festgefahren. Augenblicklich liegen schon fol gende Anmeldungen vor: Spanien, Brasilien, Polen, die Tschechoslowakei, Belgien, China, Portugal untz Jugoslawien. Man darf aber hinzufügen, daß i« Falle der Aufnahme auch nur eines Teiles dieser An- Wärter sofort auch die englischen Dominions Südafrika, Kanada, Indien, vielleicht auch Aegypten mit An sprüchen hervortreten würden. Wenn aber gar all« bisherigen Anwärter ausgenommen werden würden, so gäbe es einen neuen 'Massenansturm, und man ist dann nicht sicher, ob nicht auch Monaco nnd HM Mm rino einen Ratsstd beanspruchen werden. » Amtlicher Teil. Holzauktion. Dienstag, den 16. März 1926, nachmittag« 3 Uhr kommen im Ratskeller in Waldenburg die im Walden burger Stadtwalde aufbereiteten 137 fichtmm und licfmien Stämme von 12—35 «m Mittenstärke -egen da» Meistgebot und sofortige Barzahlung zur Ver steigerung. Der Bau« nnd Wirtschaftsausschuß. Erscheint werttägl. Nachm. BezugSvrets monat- »ch im voraus 150 R.-Pfg. freibl., ausschl. Träger!. Einzelne Nr. 10 Reichspf., Sonnlags-Nr.20R.-Pf. Anzeigenpreise: 6gesp. Petitzeile 0,15 R.-Mark, ^außerhalb ves Bezirkes 0.20 R.-Mark, Zgesp. 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Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags '/.3 llhr in ver Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Herr» Friedr. Lermann Richter; in Langenckursdor, bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg b-i Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im tzall« höherer Gewalt, Krieg. Lire», Lutsperrung, Maschine»- bruch, Lldrungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lieserer hat der Bezteher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung oder Rückzahlung de« Bezugdpreiset. Für Richtigkeil der durch gern- Ivrecher ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir kein« Gewähr 'Waldenburg, 10. März 1926. Eines der interessantesten Momente der Leipzigei Frühjahrsmesse ist die Beteiligung Sowjctruß- sands. Die deutsch-russischen Handelsbeziehungen sink letzt bekanntlich nach mancherlei Ueberlegungen durck einen sehr umfangreichen, langfristigen Kredit in di, Bahnen gebracht worden, in denen man sie beiderseits su sehen wünscht. Es ging dies allerdings erst, nach dem die Regierung sich über die Lage ihrerseits klai Geworden war und die Maßnahmen für angebracht er Achtete, die von den Regierungen anderer Staaten in Interesse des Exports durchgeführt wordxn sind. Ruß and ist bekanntllch in seiner gegenwärtigen industriel len Verfassung völlig außerstande, den ungeheuren Be °?rf seiner Landbevölkerung an industriellen Erzeug Men zu decken. Wenn es sich hier auf die lcistungs- Wige deutsche Industrie stützen k-inn und wenn du 'Bilanzierung dieser Riesenaktion im Rahmen eine« ^aßzügigen, weitreichenden Programms vom Reich uni ^on den Ländern erreicht würde, so kann Rußland ge- lade jetzt ein guter Kunde werden, und es will auch ^ie Krestinsky auf einem Bankett sagte, ein guter Zah- sein. Von dieser Rcgierungsaktion für die Besserung wie der ncugeprügte Ausdruck lautet: „An- »Malung" der Wirtschaft, von der der bekannte 300 "llionenkredit für Rußland nur ein Teil ist, erwarte: 'an nicht nur eine Belebung des Exports, sondern auck mir einer kurzen Ansprache, in der er einen uevervuo über die Unterhandlungen gab, die zu dem Aufnahme intrag Deutschlands führten. „Ich bin sicher," so fuhr Ishii fort, „daß ich nicht nur die Empfindungen dei )ier versammelten Vertreter ausspreche, sondern auch sie Anschauungen der ganzen Welt, die unseren Ver handlungen folgt, wenn ich dem Ereignis, das uni hier vereinigt, die a.lwgrößte Bedeutung beimesse. Ein« zroße Nation beantragt, in den Völkerbund aufgenom- men zu werden. Ich gestatte mir, hierin ein An zeichen dafür zu erblicken, daß dieses Ereignis nicht verfehlen wird, neue Hoffnungen zu erwecken und aus das Weltgewissen einen großen Einfluß auszuüben." Nach der Rede des Grafen Ishii wurde zur Wahl der Vollmachtsprüfungsrommission geschritten uni hierauf die Sitzung um eine Stunde vertagt. In der zweiten Nachmittagssitzung des Völker bundes wurde von der Vollversammlung der früher, portugiesische Ministerpräsident Costa zum Vor sitzenden gewählt. Von 48 Stimmen entfielen 31 auf Costa, acht aus den dänischen Gesandten Zahle, Vie, Zettel waren weiß abgegeben worden. Die auf letzreren entfallenen Stimmen gehörte» zumeist den neutralen Staaten an, ferner auch Ungar» und Oesterreich. Zu Vizepräsidenten wurden ernannt Scialoja - Italien, Ishii - Japan, Sir Jamet All en-Neuseeland, Caballero-Paraguay, Titu- I escu-Rumänien, Morales-San Domingo. Costas Hoffnungen. In seiner Eröffnungsansprache begrüßte Costa dal Aufnahmegesuch Deutschlands in den Völkerbund uni wies besonders darauf hin, daß mit diesem Tage dei Geist von Locarno gleichfalls in den Völkerbund ein- ziehen werde. „Vielleicht," so schloß er, „werden Sv mich für zu optimistisch halten, und darüber erstaun« sein, daß ich weder persönlich noch als Präsident diese: Versammlung keinerlei Zweifel hege und keinerlei Bov behalte mache, aber ich bin ein Mann des guten Glau bens, und der Völkerbund, in dessen Namen ich z» sprechen die Ehre habe, darf auch nicht im geringste» mit der Möglichkeit rechnen, daß unsere Hoffnung« scheitern. Die Entwicklung, die wir erleben, ist st entscheidend für den Machtzuwachs des Völkerbundes daß wir volles Vertrauen zu ihr haben müssen." Chamberlain Borsitzeuder der gemischte« Kommission Daraus schritt man zur Konstituierung der ein zelnen Kommissionen. Jeder Staat ist in jeder Kom- Mission durch j« ein Mitglied vertreten. Aus de, juristischen und der politischen Kommission wurde, wi, vorgesehen, eine gemischte Kommission gebildet, di, aus ihrer Mitte Chamberlain zum Vorsitzen den wählte. Analog der gemischten Kommission Wirtz eine Budgetkommission gebildet werden. Beide ha ben die Vorbedingungen für den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund -u prüfen. Zn der Sackgasse. Stillstand i« den Genfer Verhandlungen. In Genf schreiten die Dinge nur langsam fort Nach den formalen Eröffnungssitzungen des Rates untz der Vollversammlung am Montag hat man sich a» Dienstag von diesen Strapazen ausgeruht. Nur de, gemischte Ausschuß, der sich mit dem deutschen Auf nahmegesuch zu beschäftigen hat, hielt unter Vorsitz Chamberlains seine erste Sitzung ab, die sich ebenfalll nur mit Formalitäten beschäftigte. eine allgemeine Belebung des Arbeitsmarktes da gerade der Lohnanteil bei den im ganzen 500 Mil lionen, die durch Regierungsinitiative der Jndustri« zugeführt werden, verhältnismäßig groß sein wird Es sind hauptsächlich Jndustrielieferungen geplant, di< Qualitätsarbeiten sind, in denen also ein hoher An teil an Löhnen und Gehältern einberechnet wird. Mar rechnet dabei mit ungefähr 30 Proz. Lohnanteil von Verkaufspreis, sodaß mindestens 150 Millionen de: Arbeitnehmerschaft zufließen würden. Soweit das Verhältnis zu Rußland. Nicht so aus sichtsreich ist das Verhältnis zu Polen. — Seil drei Viertelajhren herrscht Zollkrieg zwischen Deutschland und Polen. Kein Tagesbericht zählt di< Wunden aus, die dieses unblutige Ringen in beider Nachbarländern geschlagen hat. Unzählige Fäden, di< zwei angrenzende Wirtschaftsgebiete in natürlich« Weise miteinander verbinden, wurden willkürlich zer rissen. Repressalien folgten auf Repressalien. Durck wirtschaftliche Zwangsmittel glaubte man binnen kurz« Zeit dem Gegner das Geständnis seiner Schwäche zr entlocken und eine für den Abschluß des kommender Handelsvertrags nachgiebigere Stimmung zu schaffen Wie in so manchem Kriege, erwies sich aber die Zu versicht oer ersten Monate als trügerisch, und nack einem fast einjährigen Wirtschaftskampf ist das Fazil für beide Gegner ein negatives. Ueberaus störend wirkl vor allem die Vermengung normaler Handelsinteresser mit politischen Prestigefragen. Ist nun aber die gegenwärtige polnische Wirt schaftskrise und der Sturz des Zlotykurses zweifellos eine natürliche Folge des Zollkrieges mit Deutschland so scheinen auch bei uns die Schäden dieses Kampfes immer mehr in die Erscheinung zu treten. Sie verschär fen die ohnehin schwere Deflationskrisis, und so ist di< rasche Zunahme der Konkurse in den letzten Monater und das bedrohliche Anschwellen der Arbeitslosenzif fer zum Teil wohl auch eine Folge des chronisch gewor denen Zollkrieges mit Polen. — Seit einiger Zeil sind u. a. Bestrebungen im Gange, die polnische Eisen industrie vor den Rückschlägen dieses Wirtschaftskamp fes sicherzustellen. So wurde im Oktober 1925 dem Syndikat der polnischen Eisenhütten der Verkauf vor Halbfabrikaten sowie dicken und dünnen Blechs zu geteilt. Zur systematischen Regelung der Absatzverhält nisse auf dem inländischen Markt hat das Eisenhüt tensyndikat die Gründung eines gesamtpolnischen Eisen syndikats in die Wege geleitet. Der Beitritt fast sämt- kicher ostoberschlesischer Eisenwerke verleiht diesem Syn dikat einen gesicherten, selbständigen Wirkungskreis unk eine nicht zu unterschätzende Stellung auch außerhalb der Grenzen Polens. Die deutsche Exportindustrle, für die Polen ein bedeutender und lohnender Absatzmarkt war, Wirtz nächstens mehr als die Industrie irgend eines an deren Landes die unerquicklichen Folgen der vermin- »erten polnischen Kaufkraft verspüren und letzten Endes im eigenen Interesse bestrebt sein, die Schäden des gegenwärtigen Konflikts in beiden Ländern zu beheben. Sbenso wie Polen kann auch Deutschland sich den Luxus :ines jahrelangen Zollkrieges nicht erlauben. Wirt schaftliche Klugheit und eine den eigenen Interessen Rechnung tragende Einsicht gebieten beiden Parteien, >urch vernünftiges Entgegenkommen zu einer mög lichst raschen Beilegung des Konfliktes zu gelangen.