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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenbtätter: Landtagebeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der N. S. Staatsschulden und der N. Alter«- und Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechäuu-sabschluß der Landes-BrandversicherungSanstalt, Berkaufsliste von Holzpflanzen auf den N. S. Staat-forstrevieren. ISN Nr. 182 vezugSpret«: Bei« Bezüge durch die Geschäftsstelle, »roße Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark 50 Pf. vierteljShrltch. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktag». —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295, Schristleitung Nr. 11574. «nkündtaunaen: Die Ispaltige «mndzeile oder deren Raum im Ankündigung-teil« 40 Pf die Sspaltige -rundzeile oder deren Raum im amtlichen Delle SO Pf., unter Eingesandt 160 P'' Preisermäßigung ans GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Mittwoch, 8. August abends Wir»ertße»Mche« heile die Berlgsilisie Nr. 433 der Sächsischen Nnuee. * Die tnr» vor Vegi«« des Druckes ei»ßehe»de« Reld»»se« hesi»de» sich »ns Seite 7 dieser Ausgabe. * I« englischen Kanal und im Atlantischen Ozean sind von unseren Unterseebooten wiederum 28 SO« Bruttoregister- tonnen versenkt worden. * DaS neue Ministerium in Rußland ist gebildet worbe». KerenS« ist Ministerpräsident und Kriegs- und Marine Minister. Rach einer «eldnng der „Associated Preß" an« Peking hat der Präsident den einstimmigen Beschluß detz Kabinetts gutgeheißen, Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg zu erkläre«. Einer HavaSmeldung zufolge hat die Republik Liberia Deutschlaud den Krieg erklärt. AmtNcher Teil. Lekauntmachullg, die Wiedereinberufung der 2tändeversam>ulung betreffend. Auf Allerhöchsten Befehl Leiner Majestät des Königs Wird die gegenwärtig vertagte Ständeverfammlung für Montag, den 20. August 1»17 wieder einberufen. Dresden, den 31. Juli 1917. S750 «esamtministerium. vr. Beck. Graf Vitzthum v. Eckstädt. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Sanitätsrate Vr. Herrmann in Bautzen das Ritter kreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, der Frau Beatrice Spitzner geb. Schomburg in Dresden de» Maria Anna-Orden 3. Klasse zu verleihen. (Fortsetzung des amtlichen Teiler in der Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Betrachtungen über unsere Gegenoffensive im Osten. i. Berlin, den 5. August 1917. Als im Herbst 1915 die Heere unserer Feinde nach den gewaltigen Kämpfen und Strapazen, die sie feit Beginn des Krieges zu bestehen gehabt hatten, sich anschickten, in die Winterruhe, der sie dringend bedurften, überzugehen, reichten die Mittel und die Tatkraft des Vierbundes nock zu jenem überraschenden Offensivunternehmen aus, das mi! Unterwerfung Serbiens, Montenegros und Albaniens endete. Und im Herbst des vorigen Jahres wähnte man unsere Kräfte so erschöpft, daß Rumänien den Zeitpunkt für gekommen erachtete, um sich billigen Kaufes seinen Anteil an der Siegesbeute des Verbandes zu sichern. Wie vom Blitz erschlagen lag cs nach wenigen Monaten zu Füßen des Vierbundes und liegt, im Stich gelassen von den Freunden, denen es sich in die Arme geworfen hatte, noch da. Und wiederum glaubten vor kurzem unsere Gegner durch den im Westen uns drohenden Peruichtungsschlag uns derart ge bunden, daß Hoffnung erwachte, Rußland werde durch seine mit Erfolg begonnene Offensive von dem Untergänge, dein cs schon verfallen schien, gerettet werden, da bereitete die überraschend entsetzende Gegenoffensive des Pierbundes dieser Hoffnung ein jähes Ende. Auch uusere Gegner Habelt im Verlaufe des Krieges wiederholt unerwartete, weitgreifel.de Entschlüsse gefaßt und ausgcführt. Aber sie haben fein Glück mit ihren Extratouren gehabt. Nur peinliche Erinnerungen knüpfen sich für sie an Ramen wie Kut el Amara, Gallipoli, Saloniki. Die Ursachen von Erfolg mid Mißerfolg in Fällen der vorgedachten Art sind in erster Linie bei der Heeres leitung zu suchen. Weiter und klarer Blick,' scharfes Urteilsvermögen, verbunden mit Reichtum an er finderischen Gedanken, und große Entschlußkraft der Leitung sind unerläßliche Vorbedingungen des Erfolges. Wo eine dieser Eigenschaften fehlt, ist Mißerfolg wahr ¬ scheinlich. Er tritt sicher da ein, wo Zweck und Mittel nicht miteinander in Einklang stehen, w,e es in den an- jeführten drei Fällen bei unseren Gegnern zutraf. Ao- >er kamen aber die Mittel, mit denen unsere Heeres- eitung ihre siegreichen Wendungen erzielt hat, obgleich doch die Gegner über eine große Überlegenheit an nenschlichcn Kräften und Hilfsmitteln aller Art ver ügen? Tie Antwort lautet: sie bestehen in der überlegenen Tüchtigkeit unserer Streitkräfte und in >er weisen Ökonomie, die unsere Heeresleitung mit den Kräften treibt. Der Heldenmut, der in unseren Truppen lebt und vor keinem Opfer zu rückscheut, das die Pilicht erfordert, die Festigkeit der Disziplin im Heere und die Gediegenheit unierer Organisation ermöglichen uns, siegreich gegen Über zahl zu kämpfen und Schwierigkeiten zu überwinden, an denen minder tüchtige Truppen scheitern. Tas haben auch die Ereignisse in letzter Zeit wieder in Helles Licht gestellt. Wir wußten fest langem, daß wir von Tag zu Tag im Westen den Ansturm einer gewaltigen Übermacht zu erwarten hatten, konnten uns aber auch darauf ver lasse», daß die Truppe», die wir dort hatten, ausreichen würden, ihn siegreich abzuweisen. Sie haben dieser Er Wartung bisher in gewohnter, ruhmvoller Weise ent sprochen und werden, wenn das augenblicklich durch ihre Tapferkeit zum Stillstand gekommene Ringen dort fort gesetzt wird, aus ihm als unüberwindliche Sieger hervor gehen. Nicht minder haben sich die deutschen, öster reichisch-ungarischen und osmanischen Truppen bewährt, die zurzeit noch in der Durchführung der Gege»offeliswe gegen die Russen begriffen sind. Wohl ist der kriegerische Wert der ihnen gegenüberstehenden Feinde durch die Änwirkung der Revolution herabgesetzt, aber an Zahl find die Russen stark überlegen und die Mehrzahl von ihnen leistet noch zähen Widerstand. Größer sind die Schwierigkeiten, welche die Truppen dort infolge der Mangelhaftigkeit der vielfach unterbrochenen Verkehrswege, besonders auch der Eisenbahnen, und der sich daraus er gebenden Erschwerung des Nachschubes zu überwinden haben. Trotzdem verfolgen sie ohne einen Rasttag seit länger als zwei Wochen in Eilmärschen den geschlagenen Feind und haben der österreichisch-ungarischen Monarchie bereits die seit länger als einem Jahre in den Händen der Russen gewesenen Gebiete der Bukowina und Ost- aaliziens zurückerobert. Auch ihnen gebührt Ruhm und Dank. v. Blume, General d. Inf. z. D. Der Krieg. 8«r Lage. Bon den -ronte«. Berlin, «.August. Die reichlich abgenutzten Redens arten über die gewaltigen Kriegsmittel der Verbands mächte, den ungeheueren Munitionsaufwand, die glanz volle Tätigkeit der Tanks lind Flieger und die Tapfer- kcit der Infanterie, die sich in den englisch-französischen Funksprüche» häufen, sollen die Welt über den schweren Mißerfolg des flandrischen Angriffs hinwegtäuschen. Aren zösische und englische Berichterstatter rühmen über schwenglich die Wirkung der Tanks, vergessen aber hinzu- zufüge», daß 25 Panzerwagen der angreisenden Ge schwader veruichtet wurden. Tie üblichen Herabsetzungen der Kampfkraft und Moral der deutschen Truppen fehlen gleichfalls nicht. Wenn aber, wie der Funkspruch Lyon vom 6. August vormittags behauptet, unter der Ein wirkung des Feuers der Verbündeten die deutsche In fanterie ihre Stellungen bereits am 18. Juli fluchtartig geräumt haben soll, so ist es doch verwunderlich, warum der, wie der Kriegsberichterstatter des „Berl. Tagebl." »ritteilt, bereits für den 19. Juli geplante große Angriff unterblieb und warum, als man sich am 31. IM endlich zum Angriff entschloß, dieser ausfallende Miyerfolg ein trat. Bei den angeblich abgeschlagenen deutschen An griffen handelt cs sich nm die bekanntgegebencn Vorstöße deutscher Stoßtrupps im Trichterfelde, die den El)«, rakter rein örtlicher Unternehmungen und Erkun dungen trugen. Die Engländer verhielten sich auch anr 6. August an der ganzen Front ziemlich ruhig. Auch das Artilleriefeuer ging über die übliche S'.ärkc nicht hinaus. Es wuchs zu größerer Heftig keit lediglich südlich voi» Tixmuiden und an der Küste, wo cs planmäßigen Charakter annabm. Im Artois war das Artilleriefeuer vorübergehend bei Loos, Lens, Mericvurt und Drocourt heftiger. Mehrere Pa- tronillenunternehmungen wurden erfolgreich dnrchgcführt. An der Aisne Front holten am Morgen des 6. August Stoßtrupps ohne eigene Verluste nördlich der Bcssy- Schlucht Gefangene Und Maschinengewehre aus den fran zösischen Gräben. Westlick Reims wurde den Franzosen abermals ein Teil ihrer Eroberungen aus der April- Offensive entrissen. Am Morgen des 6. August setzten wir uns hart südlich des Aisnekanals in einem Kilometer Breite in den feindlichen Gräben fest und hielten sie gegen mehrere Gegenstöße. Tas hier erbeutete Material war erheblich. Beiderseits der Maas war am Nachmittag des 6. August die Artillerietätigkeit rege, besonders auf der Höhe 304 und dem „Toten Mann". In der Gegend von Esnes wurde im Handgranatenangriff eine stärkere französische Patrouille abgewiesen. Im Osten habe» sich die Russen zwischen Tnjestr und Pruth zu hartuäckigem Widerstand gestellt. In der Bukowina dauert der Vor marsch der Verbüudeten beiderseits der Suczawa a». Starker russischer Widerstand wurde nördlich der Moldawa gebrochen und die Höhe» nordöstlich Frasinul, sowie die Höhe 868 nordöstlich Warna gestürmt. An der Bistriya wurde Lungeni besetzt und die Linie der Verbündeten bis Borca vorgeschoben. Kriegskarte und Beschaffenheit de- Friedens. Berlin, 7. August. Ter „Nieuwe Rotterdamschc Courant" vom 6. d. M. schreibt: Tie Kriegskarle wird auf die Beschaffenheit des Friedens großen Einfluß habe», denn für den Frieden muß mit den Verhältnissen gerechnet werden, wie sie sind, und nicht, wie sie hätten sein können. Tie Friedensgrundlage hat fick jetzt sehr für die Mittelmächte vorteilhaft verändert. Binnen kurzem werden die Russen kein österreickisches Gebiet mehr besetzt halten, was seit den ersten Kriegsmonate» nicht mehr der Fall war. Für die Grundlage der Friedensfragen und für die ganze Kriegslage bedeutet dies eine wichtige Veränderung. So ist also die große russische Offensive zum Vorteil für die Mittelmächte aus gelaufen, wobei sie ungewollt zur Verwirklichung des annexionslosen Friedenszieles der Russen beiaetragen bat. Tenn die Russen sind nun ans dem einzigen Gebiete, va: sie annektiert hatten, vertriebe» worden. Die Vergewaltigung Ver nrutralen Schiffahrt durch die verband-mächte. Christianis, 7. August. Zu der Reurermeldung über Äußerungen Nausens in Washington über die nor wegische Tonnage schreibt „Aftenposten", es sei allgemein bekannt, daß jetzt fast sämtliche norwegische Reeder Vie englischen sogenannten Bunkerbedingungen halten an nehmen und sich zu Pflichtreisen sowie zu Frachtabschlünen in Zeitcharter hätten verpflichten müssen. Während früher ein großer Teil des norwegischen Schiffsraumes in gefahrenfreier, sehr lohnender Amerikafahrt sowie im fernen Osten für Rechnung der Befrachter in China, Japan und Indien tätig gewesen sei, seien jetzt die nor wcgischen Reeder immer mehr gezwungen, auch dies? Schiffe der Perbandsschiffabrt in der europäische» Kriegs zone zur Verfügung zu stelle!', obwohl sie sich mit Hm den und Füßen dagegen gewehrt hätten. Dabei müßt.':! sie sich trotz großer Kriegsgefahr in europäischer Fahrt mit Frachten begnügen, die nickt einmal den amerikr nischen Fahrten in gefahrenfreien Gewäffern entsprächen. Jetzt aber verlautet, daß auch Amerika die Einführung von Höchstfrachten beabsichtige. Wiener Meldung über die Kriegslage. Wien, 7. August. An der Tiroler Front erbölne Artillerie- und Fliegertätigkeil. Im Luftkampse bei Arsiero schossen österreickisck ungariicke Flieger zwei feind liche Apparate ab. In Rumänien wurde» von den Per bündeten die Orte Ciaslca und Strejescu, die Eisenbahn stationen Punta Sesea und Zvancesti überschritten. In Albanien zwang ein österreichisch ungarischer Marinestieger ein feindliches Flugzeug südwestlich der Vojnsa Mündunc zum Niedergeben. Ter Unterseedostkrieg. Versenkungen. Berlin, 7. August. Neue Unterseebootereolge im englischen Kanal und im Atlantischen Ozean: 23'00 Bruttoregistertonncn. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der be waffuete englische Dampfer «City of Florence", 53t»9 t, init Leder, Kartoffeln und Früchten von Valencia nach London, sowie drei bewaffnete Tampfer, von denen einer aus Sicherung herausgeschoffcn wurde. Ein verscnklcr Vicrmastjchoner batte Petroleum von New Pork »ach Le Havre gela.eu. Ter Chef des Admiralstabs der Marine. Bern, 7. August. „Progres dc Lyon" meldet über Madrid aus Huclva, daß der norwegische Tampfer „Hall bort" von einem deutschen Unterseeboot 15 Meilen voll der Hafeneinfahrt entfernt versenkt worden ist. ' Amsterdam, 7. August. Wie die Nicderl. Tclegr- Agentur meldet, wurde in Pmuiden die Besatzung des dänischen Seglers „Autor" gelandet, der von einem deut schen Unterseeboot versenkt worden war.