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Freitag. Nr. 46 15. «Irrni 1866. Erscheint Preis Dienstags undWM^ pro Quartal L Weißerüz-Iertuna. LL anstatt«». s 8 Psg. Amts- M Anzeige-Alatt -er Königlichen Gerichts-Ämter und Atadträthe zu Dippoldiswalde. Frauensleiu «ud Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die Vergewaltigung Schleswig-Holsteins ist demnach so gut wie vollendet; die Annexion eine fertige THatsache; die 9. Provinz Preußen« ist orga- nisirt. Die neue Regierung derselben ist bereits einge setzt und Scheel-Plessen zum Oberpräsidenten von Schleswig-Holstein ernannt worden. All' diese Handlungen Preußens sind der klarste Beweis für die vollständigste Nichtachtung des Bun destages; Preußen kennt den Bund nicht mehr; Graf Bismarck hat ihn verächtlich zu den Todten geworfen. Mag nun der Bund beschließen, was immer er wolle, mag er handeln, wie und wo er will, auch Oesterreich kann und wird auf ihn nicht mehr warten, sondern als europäische Großmacht handeln und seine Nordarmee über die schlesische Grenze in Bewegung setzen. Tagesgeschichte. K Frauenstein. Abermals hat des Höchsten Hand unsere Stadt vor einem Unglück behütet! Vergangene Mittwoch gegen Mittag näherte sich ein sehr schweres Gewitter, der Himmel sah ganz schwarzblau und eS blitzte und donnerte fast ununterbrochen. Endlich um 1 Uhr folgte Blitz und Donner unmittelbar auf ein ander, worauf auch schon der Feuerrus ertönte. Es brannte das Dach eines Hintergebäudes am Obermarkt. Durch schnelle Hilfe und da der Regen sehr stark niederströmte, wurde das Feuer bald gelöscht. Nach mittags nach 4 Uhr entlud sich abermals ein Gewitter, ohne jedoch weiteren Schaden anzurichten. — Am 14. d. M., Nachmittags, erhing sich in Pretzschendorf ein Mädchen von 24 Jahren. Dresden. (Vom Landtage.) Den Präsidenten der beiden Kammern ist es gelungen, in der Parla ments frage eine Einigung zu Stande zu bringen. Von Seiten der zweiten Kammer ließ man die allge meinen Wahlen nnd da« Reichöwahlgesetz fallen; von Seiten der ersten nahm man die direkten Wahlen unter ausdrücklicher Absagung einer Delegirtenversammlung an; für die Wahlen selbst ließ man beiderseits den künftigen Monat statt de« jetzigen zu. Der Antrag lautet nunmehr: „Die Regierung möge mit aller Energie da hin wirken, daß die Einberufung eine» deutschen Parlaments, nicht einer Delegirtenversammlung, auf Grund direkter Wahlen in ganz Deutschland so schleunig als nur möglich, längstens künftigen Monat erfolge." In der ersten Kammer wurde er gegen die eine Stimme des Herrn von Posern angenommen; in der Der Krieg. Auch den Vertrauensseligsten müssen nun die Augen aufgehen über die Größe der Gefahr, welche über Deutschland hereinzubrechen beginnt. Wir stehen unmittelbar am Rande des fürchterlichsten und unheil vollsten Krieges, nicht bloS zwischen Preußen und Oester reich; es wird ein Bundeskrieg sein, an dem alle deutsche Länder thätig theilzunehmen gezwungen sind, dessen Schauplatz ein jedes derselben ohne Unterschied werden kann. . Preußen hat mit Gewalt die Regierung von Holstein an sich gerissen; es hat auch Altona be setzt, und die Oesterreicher sind abgezogen — heim wärts; die holsteinische Ständeversammlung, von Oester reich zusammenberufen, ist von den Preußen unmöglich gemacht, der holsteinische Regierungspräsident Lesser verhaftet, nach Rendsburg abgeführt; alle Vereine sind verboten, die Zeitungen unterdrückt. Solchen Gewaltakten gegenüber ist keinerlei Verhandlung mehr denkbar, kein Ausweg mehr übrig, als der blutige Waffentanz! In Gottes Namen — den Schuldigen treffe das Verderben! Oesterreich hat am 11. Juni am Bundestage den verhängnißvollen Antrag gestellt: der Bund möge gegen Preußen-als Störer des Bundes- rtedens vorangehen und die Mobilisirung ämmtlicher Bundesarmeecorps — mit Ans chluß der preußischen — verfügen. Dieser Antrag wird in der Sitzung am Donnerstag, 14. Juni, jeden falls zum Beschluß erhoben worden sein; die nächste Folge davon muß das Bundes-Executions-Ver- fahren gegen Preußen sein. Da die Bundes-Erecutions-Ordnung aber sehr unpraktisch ist, da die Formalitäten derselben viel zu viel Zeit erfordern, so wird sich der Bundesantrag jedenfalls unmittelbar auf Art. 19 der Wiener Schluß akte beziehen. Derselbe lautet: „Wenn zwischen Bundesgliedern Tätlichkeiten zu besorgen oder wirklich ausgeübt worden sind, so ist die Bundesversammlung berufen, vorläufige Maß regeln zu ergreifen, durch welche jeder Selbsthilfe vor gebeugt und der bereits unternommenen Einhalt gethan werden soll. Zudem hat sie vor Allem für Aufrecht erhaltung des Besitzstandes Sorge zu tragen." Was nmi die Tätlichkeiten anbelangt, so sind die selben bereits ausgeübt worden; von der Gewaltmaß regel der Selbsthilfe hat Preußen dem umfassendsten Gebrauch gemacht; der Besitzstand endlich kann nicht mehr aufrecht erhalten, sondern nur noch zurück erobert werden, da Preußen Holstein besetzt hat.