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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PrSnumerationS- Preis 22j Sgr. (; Lhlr.) vierteljäkrlich, 3 Air. sür das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Brcukischen Monarchie. für die Man orllnumerirt auf diese« Beiblatt der Allg. Pr. TlaatS- Zeitung in Kerlin in der Eioedilion (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im Ausland« vei den Wohllödl. Post - Armier». Literatur des Auslandes. 117. Berlin, Freitag den 29. September 1837. England. Cap. Back'S Bericht über seine Kyte Reise. Die jüngsten Englischen Zeitungen brachten die erfreuliche Nach richt, daß Capiiain Back van seiner neueren Reife zur Erforschung des Meeres und der Küsten in der Polay-Aone Amerika'«, nach funfzehn- nionailicher Abwesenheit, sammt feiner Mannschaft wohlbehalten wieder eingciroffen ist. Im Juni 1836 war er ausgelaufcli, am verflossenen 3. September landete er zu Lough Swilly an der Westküste von Irland. Das Unternehmen war bekanntlich durch die Londoner Geographische Gesellschaft in Anregung gebracht und durch reichliche Unterstützung von Seilen der Regierung ins Werk gefetzt worden. Cap. Back sollte im innersten nordwestlichen Winkel der Hudsons-Bai in die beiden Buchten oder vermulhlichen Mccrstraßen cinzudringen suchen, welche von den Englischen Seefahrern Repulse-Bay und Wagcr-Inlct benannt worden sind; indem mau vsraussetzle, tiefe Arme der Hudsons-Bai wären nur durch einen nicht sehr breiten Isthmus von dem Polarmecr getrennt, bossle man, die Küste des lctziercn würde sich durch eine Exkursion zu Lande erreichen, aus eine Slrecke verfolgen und solchergestalt der Umriß Lee Amerikanischen Kontinents an dieser Stelle sich bestimmen lassen. Die Admiralität ließ zu dicf«r Fahrt eigens eine Sloop, „tke Urne", ausrüsten, und alle Kunst und Sorgfalt Englischer Schiffsbaumeistcr wurde ausgcbolcn, dem Fahrzeuge Stärke und Festigkeit zu geben, da mit es den Andrang und Stoß der schwimmenden Eismaffeu anshielte. Gleichwohl war cs bei der Rückkehr so übel zugerichlet, daß cs vielleicht keinen Tag mehr die See hätte ballen können. Die Reise war, wie alle zu gleichem Zwecke unternommene, reicher an Mühsal und Gcfaht für den Capiiain und die Manuschast, als au Ausschlüssen über die so lauge gesuchte Nordwrst-Duichsahct. Cap. Back hat untenn l l. Septem ber d. I. einen vorläufigen kurzen Bericht, oder vielmehr einen Auszug von Nolizrn aus seinem Tagebuch, an den Sccrelaic der Geographischen Gesellschaft, Capiiain Washington, eingcsendet, wovon wir das Wesent liche hier miitheilcn. Es gebt daraus hervor, daß die Expedition gänz lich sehlzeschlagcn uüd nicht einmal Lie Rcpulse-Bai erreich« werden ist; unübcrsieizlichc Hindernisse fetzten sich dem Bordringen der unerschrocke nen Seefahrer entgegen. „Am 23. Juni", so bericht« Capitain Back, „fuhren wir von Papa Westrä ab und steuerten quer über den Ocean, bei stürmischcm Welter. Am 29. Juli gerietbrn wir in das treibende Eis; am 30stcn Hallett wir die Küste von Labrador in der Nähe deS Kap Chudleigh vor Augen. Am I. August passlrlen nur die Hudsons-Straße, und am Zicu kamen wir, im Angrstchic drr Spitze Norihbluff, an mehreren Fahrzeugen der Compagnie vorüber, die zwischen Lem Eise steckten. Zudem wir uns hart an Lie Küste hielten, gelangten wir cinc Strecke vorwärts und verloren jcnc aus dem Gesichte; aber schon am solgcndeu Tage saßen wir selbst cingcklcmmt. Zm Süden und Westen, »ach dem Innern ter Hudsons-Bai zu, lag Las Ei- fest zusammeugcschobcn und "bildete, so weil maii vom Mastkvrbe sehen konnte, eine ununttrbrochenc Fläche; gen Nordwestcu aber zeigte cs Lücken und offene Stellen, so daß ich, in der Hoffnung, Fahrwasser zu finden, meine Richtung dorthin ein schlug. Ain 10. August gelangten wir 4«) Meilen Uber die Trinily- Inscln hinaus, aber erst am 23 üe» kam uns Basfi»-ZSland und zu gleich gen Sükwestcn Lie Iniel Soulbamplon zu Gefichi. Dies war der entscheidende Zeitpunkt t hüllen wir damals nur zwei Tage West wind gehabt, der daS Eis von den Küsten und aus Ler Bai hinweg gegen "das offene Meer gelriebcu hätte, so wäre die Rcpulse-Bai zu erreichen gewesen; statt dessen abu hielt sich der Wind beständig aus Osten und schob uitd packte das Eis immer dichter über einander, «gern wären wir jetzt umgekehrt und hüllen versuch!, südwarls um die Insel Soulbamplon herum und dann zwischen per Insel und drr Küste wcsiwäris zu steuern; aber cS war kcine Möglichkeit mehr. Wir trieben mit den, Eise fort und besanlcn uns am 29. August unter 68" Ms N^ B. und 82" 7- W. L. Dies war der nördlichst- Punkt, drn unser Scbiff erreichte; ich rechnete, Laß wir von hier nur 40 Meilen bis Winter-Island batten, wo Parry mit Le» Schiffen „Hecla" und „Fury" im Jahre 18^ überwinterte. Indem wir das Eis vor unS wegbrachcn, arbeiteten wir uns südwärts in Ler Richtung nach der Insel Southampton zurück, zvei! ich noch immer die Hoffnung hegte, in Lieser Gegend einen Strich freie» Wassers zu finden. Am 4. September waren wir nur >36 Meile» von der Rcpulst-Bai entfernt; mit ei» wenig lebhaftem Westwind hätten wir i» zwei Tagen hingclangc» könne». Wir trieben aber »och 14 Tage mit dem Eise langsam westwärts und kamen drei Acilcn am Kap Ctzwforl vorbei, cinc Landspitze, die 1000 Fuß hoch kahl und steil aus Ler See ragt. Am 20. September klemmte u»S daS Eis so stark, das; mehrere'Pianken a» unserem Schiffe locker wurden. Am 22sten machten wir eine» neuen Eersuch, uns durch das Eis zu bohren, um die nur 23 Meilen entfeinte Duke-vs-Hocks-Bai zu er reichen, aber vergebens: das Eis schob sich über jeder Oeffnung wieder zusammen und verschloß uns Len Ausweg Lon diesem Tage au 'hallen wir daS Schiff nicht mehr in unserer Gewalt; es lag wir vergraben zwischen Eiswändc» uiid trieb mit Wind und Fluch hin und her. Am 20. September besanden wir uns unter OS" 48' N. B. 83" 40' W. L., Ler äußerste westliche Punkt, wohin wir gelangt sind, 90 Meile» von Lcr Ncpnlsc-Bai. Am 27. September trieb das Eis von Oste» her mit solchem Ungestüm gegen das Fahrzeug, daß cS mit seinem Slcrnbord 7b Fuß aus Lem Wasser gehoben wurde. Am 9. Oktober lhal sich eine freie Straße vor uns auf, und wir gelangten in 12 Stunde» längs der Küste dis zum Kap Bylot. Hier blieben wir wieder liegen, und als am 27. Oktober das EiS in einiger Entfernung vor uns sich abermals chcilte, konnten wir dies nicht benutzen, weil unser Schiff fest einge froren war. Wir arbeiteten mit Eissägcn, Acxtcn und andere» Werk zeuge», womit die Negierung »nS so reichlich versehen hatte; die Offi ziere und Matrosen boten alle ihre Kräfte, die höchste Anstrengung auf, das'Fahrzeug loszubringc», allein es hals nichts. Am 17. Oktober fiel unser Zahrenhcilschcs Thermometer aus 9" unter Null.") Mit Anfänge Novembers begannen wir unsere Einrichtungen zu treffen, uni mit un serem Schiffe auf dem Eise zu überwintern; wir führten zu Lem Ende eine» hohen Schneewall auf, um de» Wind und Lie Kälte abzuhalten. Dabei trieben wir immer im Angesichte vom Kap Comfort hi» und her und gcriclhcn zuweilen so nahe an die Felsen, daß wir zu scheitern fürchteten. Am 21. Dezember erhob sich plötzlich -in wülhendcc Wind stoß aus dem Westen und trieb uns 14 Meile,, vom Kap Comsort ostwärts und Lau» eine Strecke von 120 Meilen südostwärts, bis Sca- Horsc-Point, welches 'Lie östlichste Spitze der Insel Soulbamplon ist. Wir kamen cabri an-einer Küstcnstrccke vorüber, die auf unseren See- Karlen noch »ich! verzeichne! war, und nahmen sic aus; sic bestand durchgängig aus'kahlen, jähen Klippen- und Felscnwändcn von 780 bis zu 1000 Fuß Höhe über der See. Am Weihnachlslage zeigten sich unter unserer Mannschaft die ersten Spure» des Skorbuts,'der nun allmälig um sich griff, so Laß wir zu einer Zeit 28 Kranke am Bord halten; doch starben uns nur 3, Lcr Konstabler nämlich und 2 Matrosen. Im Anfänge Januars borst während eizicr völligen Windstille die EiStrisl, auf weicher wir lagen, mit einem entsetzlichen Knall; unser Fahrzeug bekam eine» gewaltigen Stoß, und von da an immer mehrere und stärkere hinter einander; nach alle» Seiten wurde es gedrückt, gezwängt, geschoben, und ohne die außerordentliche Festigkeit der Kiel', und Rjppc»balkcn und des zu »feiner Construction verwendet«, Eisens wäre cs gewiß in Stücke gc- drochcn. Am 18 Februar früh Morgens, als das Thermometer 33" unter Null°°) zeigte, fand ein abermaliger EiSbruch statt; EiSmasscn von 30 Fuß Dicke wagten sich wie die Wellen über unser Schiff, zer brachen die Böden, drängten Lie Balken aus ihre» Fugen, zerrissen die Taue, schoben mächtige Steine weg, die zur Befestigung dienen sollten, und rissen die eisernen Riegel aus den Planken. Das" ganze Fahrzeug wurde so heftig hin und her geworfen. Laß mehrere Matrosen sich nicht aus Len Füßen ballen konnlcn, sondern niederstürzlen. Das war aber noch lange »ich! unsere schlimmste Noch. Am 18. März, während wir in der Richtung nach Endost an einer flachen Landspitze vorübcrlricbcn, welcher ich aus her Karle den wohlverdienten Namen Terror.Point (Schreckens-Spitze) gegeben habe, brach wieder ein gewaltiger Eissturz von Nordwesten herein, faßte unser Schiff von hinten, u»d obwohl cs bis an die Ankcrspillcn zwischen Eiswänden vergraben lag, wurde cs Loch Lurch den heftigen Stoß hcranSqedrängl und auf die Seile ge worfen, so Laß cs aus sein Backbord zu liegen kam; der ganze Hinler- Sleven wurde wcggcrisscn, und der Slcr» ragte 7 Fuß hoch aus Leni Wasser. In der folgenden Nacht ging LaS Eis noch cinnial los, riß Lie Schollen rings nm LaS Fahrzeug mit fort und schob cs noch höher auf das Eis hinauf, so daß der ganze Spiegel außer Wässer stand, während das Hinterthcil wie in ein tiefes Loch zwischen übcrhängcnde EiSmasscn von HO Fuß Höbe und Dicke cingczwängt war. Ein Glück, daß diese Massen sieben blieben, so wie sie die Flanken des Schiffes berührten; einen Fuß breit weiter, und sie bäilen Alles zertrümmert. Das Wasser stürzte zu den ausgcrisscncn Steven in das Hintcnbcil ein, Las Fahrzeug krachte und knackte in allen Augen. Wir reiten» ') - >8" A. ", 29° A-