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pulsnitzerMchenblatt MUMr: m. IS ° WrtzS-kWM W IMW :ü- Mgr.-M.: lvMMtt WsW Erscheint: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Inserate für denselben Tag sind bis vormittags Mit „Illustriertem Sonntagsblatt', „Aus der ' 10 Uhr auszugeben. Die fünfmal gespaltene Landwirtschaft", „Hof- Garten- und Hauswirt- kN HZ K jW ML K I» z« 11 Zeile oder deren Raum 18 Pf., Lokalpreis 12 Pf. schäft und „Mode für Alle" — r-v Reklame 30 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteljährlich — ges WmgNm MSM«S Mö Ses öNtratssjll WISW L» gmfaiilnss fün ?>an KmfqngnilslfkjMink Nnlanjü umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S-, Vollung, Grossröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- MlUOVliUl 1 Ui brü nllltogllillliioUlljliU i Ulolllll steina,Weißbach,Ober-u.Nrederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendors, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur I. W. Mohr in Pulsnitz. Nr. 53. Sonnabend, 1. Mai 1915. 67. Jahrgang. Die amtlichen Bekanntmachungen befinden sich aus der Beilage. Dar Wichtigste. Ein deutsches Luftschiff überflog Bury St. Edmonds in Eng land und warf mehrere Bomben ab, wodurch zwei Häu ser in Brand gerieten. Die Zahl der auf den Maashöhen gefangengenommenen Franzosen erhöhte sich auf 4000. Bei Kalwarja scheiterten größere russische Angriffe unter starken Verlusten; über 500 Russen fielen in unsere Hände. In Konstantinopel ist der erste Transport englischer Gefang ener eingetroffen. Der Deutsche Landwirtschastsrat wurde zu einer außerordent lichen Vollversammlung aus den 14. Mai nach Berlin einberusen. Bei der Landtagsersatzwahl im 39. ländlichen Kreise (Crim- mitschau-Werdaul ist der allein als Kandidat ausgestellte Pfarrer Oertel (Kons.) gewählt worden. Alle bisherigen italienischen Ministerkonserenzen ergaben nach einer Schweizer Meldung Italiens Festhalten an der Neutralitätspolitik Im Oportale wurde ein russischer Vorstoß gegen die Höhen stellungen der österreichisch - ungarischen Infanterie nach kurzem Kampfe an der ganzen Front abgewiesen. Gegen den General v. Auffenberg ist eine Untersuchung ein geleitet worden, die sich auf Vorgänge im Jahre 1912 bezieht. Die britische Admiralitär hat für Nachrichten über feindliche Scestreitkräfte Belohnungen bis zu 20 000 M ausgesetzt. Rußland und Frankreich haben wieder bedeutende Muni tionsbestellungen bei amerikanischen Firmen gemacht. Infolge des unerwartet starken Vorstoßes der Deutschen in Flandern ist das belgische Hauptquartier von Furnes nach Frankreich verlegt worden. Der griechische Minister des Aeußeren erklärte, Gr echenland wolle ein gutes Verhältnis zum Dreiverband und den Zentralmächten. Der Weltkrieg und Nordamerika. Nordamerika behauptet nach wie vor, daß es in dem Weltkriege strikte seine Neutralität aufrecht erhalte, aber täglich zeigt sich immer mehr, daß Nordamerika zugleich alles tut, bez. durchgehen läßt, was Nordamerika ein glänzendes Geschäft mit den Mächten des Dreiverbandes während des Krieges sichert. Die Ausfuhr an Waren und Kriegsmate rial Amerikas ist durch den Weltkrieg ganz riesig gestiegen, und da in Nordamerika nichts über ein gutes Geschäft geht, so wird der Begriff der Neutralität und des Völkerrechts im amerikanischen Sinne gedeutet und zurecht gemodelt, hatte doch der amerikanische Staatssekretär Bryan auf die Vor stellung des deutschen Botschafters in Washington wegen der riesigen Lieferungen von Waffen und Kriegsmaterial an den Dreiverband die Dreistigkeit, zu behaupten, daß Amerika die Neutralität verletzen würde, wenn es die Waffenlieferungen an die Mächte des Dreiverbandes verbiete. Der Begriff der Neutralität wird also von Nordamerika willkürlich ausge legt, und Kann cs keinem Zweifel mehr unterliegen, daß Nordamerika sich nicht scheut, offiziell alle beiden Augen zu zudrücken, wenn es gilt, Riesenlieferungen an die Mächte des Dreiverbandes auszuführen. Da in Nordamerika die Großkapitalisten und Großfabrikanten auch den maßgeben den Einfluß m der Politik haben, so wird wohl jeder Ein spruch Deutschlands bezüglich der amerikanischen Waffenlie ferungen und des Kriegsmaterials an den Dreiverband wir kungslos bleiben. Diese ganze Haltung Amerikas offenbart sich aber auch noch in einem großen Verstoße gegen das Völkerrecht. Die „Newyorker Staatsztg." brachte kürzlich die Nachricht, daß die Bundesreservekommission der Verei nigten Staaten den Reservebanken, die Banknotenhohcit be sitzen, gestatte, Wechsel, die von London und Paris für ge lieferte Waren und Munition ausgestellt und von amerika nischen Bankiers akzeptiert werden, als bankmäßige Noten deckung zu verwenden. Diese Bundesreservekommissionen der Vereinigten Staaten, in denen als Oberhaupt der Schatzamts sekretär der Vereinigten Staaten von Nordamerika sitzt, kön nen aber nur als Organe des nordamerikanischen Staates angesehen werden, denn die dem Bundesreseroekommissionen unterstellten Bundesreservebanken gaben Bundesreservenoten heraus, die als Schutztitel der Vereinigten Staaten von Nord amerika gelten, und entsprechend gedeckt sein müssen. Die Bundesreservenoten sind auch bei den Bundesreservebanken gegen Gold cinzulösen und müssen von allen Staatskassen in Amerika angenommen werden. Für ihre Sicherheit haftet neben der Bundesreservedank auch die Regierung der Ver einigten Staaten. Wenn nun ein neutraler Staat aber völ kerrechtlich verpflichtet ist, den kriegführenden Parteien keine Anleihe zu gewähren, so ist er auch nicht berechtigt, Staats schulden zugunsten der kriegführenden Parteien anzunehmen. Die Uebernahme der Wechsel Englands und Frankreichs durch die Reservebanken Nordamerikas zur Bezahlung der Waffenlieferung Amerikas an England und Frankreich ist also unbestreitbar eine finanzielle Unterstützung Frankreichs und Englands durch den nordamerikanischen Staat und da mit ein Vorstoß gegen das Völkerrecht und eine Verletzung der Neutralität. An gleißnerischen Ausreden wird es natür lich der nordamerikanischen Regierung in dieser Angelegen heit wiederum nicht fehlen, aber in Nordamerika gibt es auch noch eine öffentliche Meinung, welche nicht nur von den amerikanischen Waffenlieferanten beeinflußt wird, sondern die sich auch in dem Rechtsbewutztsein der amerikanischen Bürger und vor allen Dingen der nach vielen Millionen zählenden deutsch-amerikanischen Bürger und auch derjenigen amerikanischen Bürger kundgibt, welche nichtenglischer und und nicht französischer Abkunft sind, und man mutz erwar ten, daß in der öffenrlichen Meinung Nordamerikas sich doch allmählich eine starke Opposition gegen die amerikanischen Waffenlieferungen und überhaupt gegen die Unterstützung des Krieges des Dreiverbandes durch Amerika durchringt, daß die amerikanische Negierung sich veranlaßt sehen wird, den jetzt ganz offenbaren Unterstützungen des Dreiverbandes durch Nordamerika Einhalt zu gebieten. SonnLagsgebanken. Cantate, singet — diese Aufforderung trägt der heutige Sonntag an der Stirn Ob wir die Aufforderung verstehen? Draußen ist's Maienzeit geworden; es grünt und blüht wie der um uns her, es singt und klingt in Garten und Wald wieder wie in den Tagen des Friedens, eine Mahn ung an uns: Menschenkind, singe auch du! Don draußen, wo unsre Heere mit dem Feinde ringen, ist uns gerade in den letzten Tagen gute Botschaft gekommen: Erfolge sind er rungen worden durch deutsche Tapferkeit und deutsche Um sicht, die uns den Choral von Leuthrn auf die Lippen legen: „Nun danket alle Gott." Aber wird uns in diesen Tagen das Singen nicht schwer bei all dem Verlieren und Entbeh ren, bei der Ungewißheit über die nächste Zukunft? Will das Lied überhaupt in die ganze Stimmung dieser bei aller Größe doch tiefernsten Tage passen, empfinden wir es nicht als einen Mißklang als eine Entweihung? Gewiß, das un edle, verflachende Singen hat jetzt keinen Raum unter uns, darf keinen Raum in unsrer Mitte haben Aber es gibt doch auch ein edles Singen, das uns erhebt, veredelt, vertieft. Und das brauchen wir, brauchen's jetzt besonders. Daß die heilige, entflammende Vegeisterung unsern Streitern draußen ! und uns daheim nicht fehle, daß die Seele auffahre wie mit ! Adlersflügeln, daß der Mut immer wieder neue Nahrung > erhalte, daß die Hoffnung sich stelle hinein in alles Getrennt- Z sein und in alles Verlieren, dazu will das Lied Helsen. Das ?! Lied begleitet unsre Truppen draußen als guter Kamerad, s Das Marschieren wird leichter, wenn die Männerkehlen sin- ) gen; das Heimweh verliert von seiner hcrabstimmenden Ge walt, wenn eine deutsche Weise erklingt; in die Schlacht gehen sie frischer und mutiger, wenn ein vaterländisches Lied sie zusammenschlicßt; an den Gräbern der Kameraden stehen sie trotz aller Bangigkeit mit Siegesgewißheit, wenn sie singen zum Himmel hinauf: „Jesus, meine Zuversicht". Daß die Freude vertieft und verinnerlicht werde und in die Dankbar keit ausklinge, daß das Leid seine Lichtstrahlen habe und Ruhe, Kraft und Frieden für das gebeugte Herz, dazu will das Lied helfen. In den Höhestunden unseres Lebens muß der Mund übergehen, am liebsten im Lied, was das Herz voll ist — die Lob- und Danklieder unseres Gesangbuches sind das Zeugnis —; und in Trübsalstiefen weist ein Trost lied im Ton des ^Befiehl du deine Wege" uns nach oben und verbannt die Schwermut und den Kleinmut. Daß wir nicht verflachen in dieser großen Zeit, daß wir groß bleiben trotz alles Kleingrams des Lebens, daß wir über den All tagsstaub gehoben werden hinein in eine Welt reiner Ge danken und leuchtender Hoffnungen, dazu will das Lied Hel sen. Darum singet, das Kind mit seiner Einfalt, die Jugend mit ihrem Feuer, der Mann mit seiner Kraft, der Greis mit der tausendfältigen Erfahrung seines ganzen Lebens. Daß nur das Cantate geschehe in gut deutscher, christlicher Weisel Ser Weltkrieg. Großes Hauptquartier, 30. April 1915. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. An der Küste herrschte rege feindliche Flieger tätigkeit ; Fliegerbomben richteten in Ostende nur erheblichen Schaden an Häusern an. Die Festung Dünkirchen wurde gestern von uns unter Feuer genommen. In Flandern war der Tag ohne besondere Er eignisse. Nachts griff der Feind zwischen Steen- straatc und Het-Sas an. Das Gefecht dauert noch an. Die Brückenköpfe an dem westlichen Kanalufer bei den Orten S-ecnstraate und Het- Sas find von uns ansgebaut und fest in unsrer Hand. Oestlich des Kanals nördlich von Vpern versuchten Zuaven und Turkos unseren rechte» Flügel anzugreifen. Der Angriff brach in unse rem Feuer zusammen. In der Champagne nördlich von Le Mesnil konnten die Franzosen nichts von der ihnen vor gestern entrissenen Stellung wiedergewinnen. Die 1000 m breite und 300 m tiefe Befestigungs gruppe ist von uns in ihrem vollen Umfange aus gebaut und wird gehalten. In de« Argonnen erstürmten unsere Truppe« nördlich von Le Four de Paris einen feindliche« Schützengraben, nahmen 1 Offizier, 30 Mann ge fangen und hielten das eroberte Gelände gegen mehrfache feindliche Gegenangriffe. Bei Cornaq, am Ostrande der Argonnen stürzte ein feindliches Flugzeug ab. Die Insassen find tot. Zwischen Maas und Mosel griffen die Franzo sen die von uns gestern eroberten Stellungen ans den Maashöhen erfolglos an. Auch nördlich von Flirey scheiterte ein Angriff unter starken Ver lusten. — Bei den Kämpfen auf den Maashöhe« vom 24. bis 28. April haben die Franzosen allein an Gefangenen 43 Offiziere, darunter 3 Regimentskommandeure, und rund 4000 Mann verloren. Die Küstenbefestigung Harwich an de» eng lischen Ostküste wurde heute Nacht mit Bomben belegt. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Vortruppeu unserer im nordwestlichen Ruß land operierenden Streitkräfte haben gestern in breiter Front die Eisenbahnlinie DUnaburg—Li- bau erreicht. Ernsthaften Widerstand versuchten die in jenen Gegenden vorhandenen Truppen, unter denen sich auch die Reste der Teilnehmer am Raubzuge gegen Memel befinden, bisher nir gends zu leisten. Gegenwärtig sind Gefechte bei Szawle im Gange. Bei Kalwarja scheiterten größere russische An griffe unter starken Verlusten. 5 Offiziere, 500 Russen fielen unverwundet in unsere Hände. Auch weiter südlich zwischen Kalwarja und Augustow mißglückten russische Vorstöße. (W. T -B.) Oberste Heeresleitung. Vm westliche« Megr-SAuM. Das Ringen bei Ppern i v. Aopenhagen, 30. April. „Politiken" meldet aus Dünkirchen: Die Verluste der Verbündeten bei Vpern sind fürchterlich. Die Verwundeten müssen größtenteils lie gen bleiben, da die Lazarettzüge und das Personal nicht ausreichen. Allein im Walde von Ostoletteren liegen 1500 französische und belgische Verwundete, die noch nicht abtrans portiert werden können. i. u Rotterdam, 30. April. Der „Times Korrespon dent" in Nordsrankreich depeschiert: Die Versuche, sie vom Kanalufer zu vertreiben sind vereitelt. Die englischen Trup pen haben jetzt eine neue Laufgrabenlinie nördlich und nord östlich von 2)pern eingenommen. Die Canadier wurden von den viertägigen Kämpfen gänzlich erschöpft und hinter die Linie gebracht. Sie haben ruhmreich gekämft, aber ihre Reihen sind traurig gelockert. Der Kamps auf der Linie nördlich von 2)pern ist vielleicht so wütend gewesen, wie bisher nie ein Gefecht in diesem Kriege. Es ist wahr, daß der Feind einen Erfolg errungen hat, aber schon sind die Verbündeten wieder in der Offensive und es besteht d e Hoffnung, daß wir den Feind wieder dem Boden entreißen, den er so blutig er kämpft hat. Englische Beunruhigung^ über die deutschen Erfolge in Flandern. 1. u. Rotterdam, 29. April. Die deutschen Erfolge in Flandern haben in der englischen Presse große Beunruhi gung hervorgerufen. Es wird darauf hingewiesen, daß man die Deutschen auf keinen Fall unterschätzen dürfe, und daß die Möglichkeit eines weiteren deutschen Vordringens nicht von der Hand zu weisen sei. Falls es den deutschen Trup pen gelingen sollte, sich in den Besitz von Bpern zu setzen, so würde dies einen empfindlichen Verlust der Alliierten be deuten.