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DK „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-KtiiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Itchnc in Dippoldiswalde. Nr. 129. Sonnabend, den 3. November 1883. 48. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Eröffnung des preußischen Landtages wird am 20. November erfolgen. Von Vor lagen sind der Etat, das Schuldotationsgesetz und der Entwurf über die Aufbesserung der Beamteugehälter fertiggestellt, während eine Reihe anderer Vorlagen dem Landtage erst nach den Weihnachtsferien zugehen wird. Aus letzterem Umstand erhellt, daß der preußische Landtag auch nach Weihnachten noch zusammenbleiben und wohl noch eine geraume Zeit in das neue Jahr Hineintagen wird. Da nun aber in der zweiten Hälfte des kommenden Januar auch der Reichstag zusammen tritt, so eröffnet sich hiermit die keineswegs erfreuliche Aussicht auf die alte Misere, das Zusammentagen der beiden Parlamente. Indessen werden diesmal die Kräfte derjenigen Abgeordneten, welche beiden Körper schaften angehören, nicht in so außerordentlicher Weise in Anspruch genommen werden, als das letzte Mal, da jetzt doch wenigstens die Verwaltungsgesetze unter Dach und Fach gebracht sind, welche in der letzten Session die Mitglieder des preußischen Abgeordneten hauses so lange beschäftigten. Allerdings sind noch die Verwaltungsgesetze für die Provinz Hannover zu erledigen, doch bieten dieselben lange nicht die Schwie rigkeiten dar, welche bei den entsprechenden Gesetzen für die östlichen Provinzen zu überwinden waren. — In der Reichshauptstadt sieht man den bevorstehenden Stichwahlen zur Stadtverordneten-Versammlung mit Spannung entgegen. Dieselben werden nach einer Bekanntmachung des Berliner Magistrats am 13. No vember vor sich gehen und sind über sie bereits man cherlei, zum Theil recht sonderbare Gerüchte in Um lauf gesetzt worden. So heißt es, die Fortschritts partei habe beabsichtigt, auf die beiden Bezirke, in denen ihre Kandidaten mit denen der Arbeiterpartei zur Stich wahl kommen, freiwillig zu verzichten, doch sei man auf fortschrittlicher Seite von diesem Gedanken schließ lich wieder zurückgekommen. Fest soll stehen, daß in den betreffenden Bezirken die Anhänger der deutschen Bürgerpartei für die sozialdemokratischen Kandidaten -votiren werden; ob die Arbeiter diesen Liebesdienst bei den Stichwahlen zwischen Fortschritt und Bürger partei der letzteren vergelten werden, ist noch unbe kannt. — Die bayerische Abgeordnetenkammer hat den außerordentlichen Militärkredit im Betrage von nahezu einer Million Mark beinahe einstimmig, mit 136 gegen 1 Stimme, genehmigt. Oesterreich-Ungarn. Den bedeutsamen Eröff nungen, welche der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen in voriger Woche im Ausschuß der ungarischen Delegation gemacht, sind am Montag wei tere Erklärungen Kalnoky's über^ie allgemeine poli tische Lage gefolgt. Der Ort, wo er dieselben abge geben, war diesmal der Budget-Ausschuß der Reichs rathsdelegation und gab eine Anfrage des Abgeord neten Grafen Clam-Marlinitz dem Minister nochmals Gelegenheit, sich in ausführlicher Weise über das ge nannte Thema zu verbreiten. Eigentlich Neues brachte Graf Kalnoky am Montag nicht vor, nur betonte er wiederholt, daß die Beziehungen der österreichisch-un garischen Monarchie zu allen Mächten vollkommen be friedigende seien. Entschieden wandte sich der Redner gegen die mancherlei Deuteleien, welche seinen jüngsten Erklärungen in der ungarischen Delegation gegeben worden seien und stellte hierbei entschieden in Abrede, daß seine Worte eine gegen Rußland gerichtete Spitze gehabt hätten. Die Beziehungen zwischen Petersburg und Wien seien durchaus freundschaftliche und er er blicke gerade in diesem Verhältnis) eine der wichtigsten Garantien für die Aufrechterhaltung des Friedens. -- Dieser letztere Passus in der Rede des Grafen Kalnoky scheint darauf berechnet zu sein, den verstimmenden Ein druck abzuschwächen, den seine Erklärungen, die er in der ungarischen Delegation abgegeben, anscheinend in den leitenden Petersburger Kreisen hervorgerufrn haben. Frankreich. Die parlamentarische Situation jen seits der Vogesen ist, so viel sich bis jetzt erkennen läßt, eine dem Ministerium Ferry gerade nicht un günstige. Die von radikaler Seite angekündigten Sturm-Interpellationen dürften sich nur aus dem bo- uapartistischen Heerlager einer Unterstützung zu erfreuen haben und außerdem ist man sich in den Reihen der republikanischen Kammer-Majorität der Schmierigkeiten wohl bewußt, welche der Bildung eines neuen Mi nisteriums in dem gegenwärtigen Augenblick entgegen stehen würden. Gespannt ist man darauf, wie sich Herr Ferry dem radikalen Antrag auf Ausweisung der orleanistischen Prinzen aus Frankreich gegenüber ver halten wird. Am Montag beschäftigte sich die Depu- tirtenkammer lediglich mit der Weiterberathung des Munizipalgesetzes; di"e Debatte war jedoch durchaus belanglos. Italien. Der ziemlich zwei Wochen in der ita lienischen Hauptstadt versammelt gewesene geodätische Kongreß hat nunmehr in der Hauptsache seine Aufgabe beendigt. An der entscheidenden Abstimmung über die ausgestellten Punkte beteiligten sich nur die hollän dischen Delegirten nicht, infolge einer speziellen An weisung ihrer Negierung. Die Vertreter der übrigen Staaten, ine Ganzen 28, nahmen einstimmig die auf gestellten Punkte mit geringen Modifikationen an und werden die gefaßten Beschlüsse den" betreffenden Re gierungen zur wohlwollenden Erwägung empfohlen. Der geodätische Kongreß hat im Ganzen neun Punkte vereinbart, die eine Menge von Reformen enthalten, deren Ausführung auch dem internationalen Verkehrs wesen zu Gute kommen würde und ist darum nur zu wünschen, daß die Negierungen den Beschlüssen des geodätischen Kongresses zustimmen. Rußland. Die russische Negierung soll beabsich tigen, den bekannten Kurator der Universität Warschau, Apuchtin, welcher seines schroffen Auftretens halber bei der polnischen Bevölkerung nichts weniger als be liebt ist, zum Zivilgouverneur von Polen zu ernennen. Es soll Herrn Apuchtin hierdurch ermöglicht werden, dem Generalgouverneur Gurko gegenüber einen wirk samen Einfluß zu erlangen; wie es scheint, findet man in Petersburg, daß die Haltung des Generals Gurko gegen die Polen eine zu milde ist. Bulgarien. Die jüngsten antirussischen Beschlüsse des bulgarischen Ministeriums haben weit über die Grenzen Bulgariens gerechtes Aussehen erregt. Die Entlassung der russischen Offiziere aus dem bulgarischen Heere und die Zurückberufung der in der russischen Armee dienenden bulgarischen Offiziere ist ein kühner Schritt der Negierung des Fürsten Alexander, und man darf gespannt darauf sein, wie Rußland denselben aufnehmen wird. In Wien und Berlin hat das Auf treten des Vulgarenfürsten ziemlich verstimmt, man faßt es als eine unnöthige Brüskirung Rußlands auf und hätte man es lieber gesehen, wenn er eine Ver ständigung mit den maßgebenden russischen Kreisen gesucht hätte. — Mit der vorläufigen Leitung des Kriegsministeriums hat Fürst Alexander unter Zu stimmung des russischen Agenten Ionin den Obersten Kotelnikoff betraut. Skandinavien. In dem Prozeß gegen die Mit glieder des norwegischen Staatsministeriums begrün dete der öffentliche Ankläger am Montag den dritten Punkt der Anklage. Derselbe legt den Ministern zur Last, daß sie dem Beschlüsse des Storthings in Betreff der Organisation der Eisenbahnverwaltung zum Theil entgegengehandelt und namentlich des Königs Sanktion nur für gewisse Theile des Storthingbeschlnsses bean tragt hätten. Hierauf begann die Beweisaufnahme. Egypten. Die egyptische Negierung hat noch immer mit allerhand Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Der Wiederausbruch der Cholera in Alexandrien legt ihr neue Sorgen auf, der Aufstand des Mahdi im Sudan ist noch nicht gedämpft und jetzt haben sich auch die Bergstämme in der Gegend von Suakim und Kassala (Ober-Egypten) empört und jüngst 150 Mann egyp tische Truppen niedergemetzelt. — Die Mitglieder der deutschen Cholera-Kommission haben sich nach den Ouarantänestationen Eltor und Elivedj begeben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monat Oktober 479 Einzahlungen im Betrage von 40423 Mk. 20 Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 276 Rückzahlungen im Betrage von 31928 Mk. öl. Pfg. Sparmarken ü 5 Psg. sind verkauft worden: 650 Stück. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde u. Umgegend auf Monat Oktober Einnahme: 9842 Mark 88 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. 43 - 50 - Stammeinlagen. 26777 - 40 - Spareinlagen. 19779 - — - znrückgezahlte Vorschüsse. 385 - 02 - Provision von Vorschüssen. 1051 - 10 - Zinsen von Vorschüssen. 57878" Mark 90 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 15140 Mark — Pf. Vorschüsse. 13934 - 35 - zurückgezahlte Darlehne. 13365 - 59 - zurückgezahlte Spareinlagen. 68 - 47 - Zinsen. 22 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen. 95 - 58 - Negieaufwand. 42626 Mark 49 Pf. Summa der Ausgabe. — Den vielen Unklarheiten, welche noch darüber herrschen, welche Beschränkungen der § 1 des Gesetzes über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier den Handel- und Gewerbetreibenden auferlegt, wird durch ein im Verlage der Roßberg'schen Buchhandlung in Leipzig soeben erschienenes Schriftchen: „Die Bestimmungen über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier im Königreich Sachsen, aus den Gesetzen, Verordnungen und Ent scheidungen zum praktischen Gebrauch tabellarisch zu sammengestellt. Preis 40 Pfg." begegnet. In klarer und übersichtlicher Weise finden wir darin angegeben, welcher Handel und Verkehr und welche Arbeiten an den Sonn- und Festtagen, den Buß- und Charfreitagen und dem Todteufestsonntage gestattet oder verboten sind; ebenso ist über die Abhaltung von Vergnügungen, Lustbarkeiten, Versammlungen, Aufführungen rc. in gleicher Weise Ausschluß gegeben. In einem Anhänge sind mehrere einschlägige Verordnungen zum Abdruck gebracht und dem Ganzen ein alphabetisches Jnhalts- verzeichniß beigegeben, mit dessen Hilfe man schnell er mitteln kann, was das Gesetz über ein bestimmtes Ge werbe rc. in Hinsicht der Festtagsfeier vorschreibt. Jeder Handel- und Gewerbetreibende, wie nicht minder Gemeindevorstände, Polizeibeamte, Kirchenvorsteher, Exekutivpersonen werden die Schrift mit Nutzen brauchen können. — Anaekündigte öffentliche Sitzungen des königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen, den 7. November, Votm. 9 Uhr: Haupt verhandlung gegen den Handlungslehrling Kaiser in Dippoldiswalde wegen Diebstahls; Bonn. '/»I I Uhr: gegen verehel. Bretschneider Kaden in Possendorf wegen Diebstahls. In streitigen Zivilsachen, den 8. Novbr., von Vorn:. 9 Uhr an: Heuhändler Gustav Ehrhardt in Glashütte gegen Hausbesitzer Gustav Hundt in Luchau. — Kaufmann Emil Seidel in Gombsen gegen Kaufmann Oswald Schmidt hier. — Louise verw. Engelschall in Fischbach gegen Gutsbesitzer Heinrich Müller in Spechtritz. — Sparkasse Reinhardtsgrimma gegen Amalie Auguste verehel. Hartmann in Klein carsdorf. — Privatus Johann Christian Lotze in Dippoldiswalde gegen Brodhändler Böhme in Sadis dorf. — Fabrikant Otto Eandkuhl in Dresden gegen den Tischler Carl Vogler in Dippoldiswalde. — Schuh-