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VI W'E"U^M M^^'s S^^ W « W W W U^ WW WMWWW W A^ W W DA^ W K WU 8 NWK W 8 M » W UW KN 8 U 8 WM N W M N W LL «8 KN MWUUUM, RR UV AW R W U, W H NR. U N NU Die „Gttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bt» vormittag ,« Uhr. Inserate werden mit ,g Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 36. Freitag, den 25. Mär; 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, 2-,. März 1904. — Vom 1. April ab sind die Postanwei sungen in der Richtung nach Oesterreich-Ungarn von den Absendern in der Währung des Be stimmungslandes auszustellen, also in Kronen und Heller. Bis auf weiteres kommt das Um- wandlungsverhältniö von 100 Kronen ----- ist 85 Mk. 7 Pf. in Anwendung. — In der Zeit der Schulanmeldungen wird folgendes von Interesse sein: Uneheliche Kinder haben den Namen ihrer Mutter zu füh ren. Heiratet die Mutier einen anderen als den natürlichen Vater des Kindes, so behält das Kind den Mädchennamen der Mutter. Das Kind lebt nun in einer Familie, die von Rechts wegen einen andern Namen führt als es selbst. Um dem Kinde die Unvollkommenheit seiner Rechtsstellung zu verschleiern und ihm manche Unannehmlichkeit zu ersparen, wird eö nun häufig tatsächlich mit dem Familiennahmen des Ehemanns seiner Mutter benannt. Beim Er löste des Bürgerlichen Gesetzbuches hat man er- kannt, daß hier ein praktisches Bedürfnis vor liege, und hat der tatsächlichen Übung eine Grundlage gegeben. Nach tz 1706 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches kann der Ehemann der Mutter des unehelichen Kind-S diesem sei nen Namen erteilen, wenn Mutter und Kind darein willigen. Die Namenserteilung und dis Einwilligung müssen auf dem Amtsgerichte zu Protokoll gegeben werden. Sie können aber auch schriftlich bei dem Amtsgerichte eingereicht werden; »dann müssen aber die Unterschriften gerichtlich oder notariell beglaubigt sein. Es empfiehlt sich, außerdem zu beantragen, daß im Geburtsregister auf dem Standesamts die Namensänderung vermerkt werde, damit dann der Militärgeburtsschein und der kurze für die Schulanmeldung bestimmte Geburtsschein auf den abgeänderten Namen ausgestellt werden können. Die Namensänderung ist statthaft, so lange d^.S Kind, die Mutter und ihr Mann leben. Das Kind erlangt dadurch jedoch in keiner Beziehung die Reckte eines ehelichen oder adoptierten Kindes. — Der Tag der Schulentlastung ist ge kommen. Zahlreiche Jünglinge und Jungfrauen treten hinaus ins Leben, indem ihrer manche Sorge und Mühe wartet. Besonders sind es die Jünglinge, für die eine schwere Zeit beginnt- Jahrelanger Arbeit bedarf eS, ehe sie ihren Be ruf erlernen. Später ruft sie das Vaterland zum Dienst bei der Fahne. Gar hohe Anfor derungen werden in diesen Jahren an den Geist, aber auch an den Körper des jungen Mannes gestellt. Letzteren zu stärken und nach jeder Richtung hin auszubilden, muß darum Haupt frage eines jeden sein. Da haben sich nun die Turnvereine die Aufgabe gestellt, für allseitige Ausbildung des Körpers zu sorgen, Kraft Aus dauer und Gewandtheit zu wecken. Möchten es darum jetzt Eltern und Dienstherrn für ihre Pflicht halten, die Jünglinge zu veranlassen, einem der hier bestehenden Turnvereine beizu- treien; die Anstrengungen des Berufs, die Stra pazen der Militärzeit werden dann leichter er tragen werden. Die Männer aber sollten die wahrhaft gemeinnützige Arbeit der Turnvereine mehr als bisher unterstützen, sei es durch Teil nahme an den turnerischen Übungen, sei es durch passiven Beitritt zu einem der Vereine. — Die Briefträger kommen in diesen Tagen, nach des Märzen Iden, mit den Abonnements- Quittungen für das neue Vierteljahr zu unsern Lesern, eine Einrichtung, die so sehr den Wün schen der Zeitungs-Bezieher der Bequemlichkeit wegen entsprach, daß sie die Postverwaltnng nach anfänglichem Versuche definitiv bei behalten hat. Die auswärtigen Leser, welche unser Blatt durch die Post beziehen, wissen also, was die „Abonnements-Glocke" geschlagen hat. Das neue Vierteljahr düngt für den Gewerbetrei benden und für den Landwirt erhöhte und, wie wir hoffen wollen, gewinnreiche Tätigkeit, es chafft aber auch nach allem, was bisher ein- zeleitet ist, einen für die Jahreszeit außerge wöhnlich interessanten Lesestoff. Vor allem den Krieg in Ostasien in seiner Fortsetzung und vielleicht schon Entscheidung! Unsere Zeit ist nun einmal bei der Zweifler, und es fehlt nicht an Leuten — sie sind sogar sehr reichlich vertreten die meinen, der Krieg werde nach ein paar interessanten Wochen versumpfen. Am Ende werden sich die Japaner der Mandschurei wegen „kein Bein ausreißen", wenn sie nur Korea wben, und die Russen werden Korea Korea sein lasten, wenn sie ihre Bahn bis Port Arthur festhalten. Natürlich geht das nicht gleich, aber auf die Meinungen russischer und japanischer Summen, der Krieg werde recht lange dauern, braucht man nicht allzuviel zu geben; der alte Moltke sagte schon: „Im Kriege kommt's ge wöhnlich anders!" Zudem haben beide Teile, Japan besonders, so viel Papiergeld, daß man das Bargeld davor garnicht sieht. Wir wollen also sehen, wie es kommt! Außerdem ist Trubel in allen Staaten genug, sodaß es von nirgend woher an Nachrichten fehlen wird, die wenig an eine stille Saison denken lasten. — In der sächsischen Staatskasse muß trotz aller schlechten Zeiten doch noch „heidenmäßig" viel Geld vergraben liegen. Konnte doch Herr von Trützschler in der Ersten Kammer mit großer Befriedigung und zu allgemeinst, r Freude konstatieren, daß von der 1902 bewilligten An leihe von fast 100 Millionen noch nichts auf dsn Markt gebracht worden ist. Vielleicht spart man, da jetzt jeder Pfennig umgedreht wird, nun auch an den Landtagskosten, indem man die Sessionen etwas kürzt. Wie lange diesmal die Session dauern wird, ließe sich noch nicht übersehen. Fertig ist noch sehr wenia, und schon stehen die Osterferien vor der Tür, die sich fast bis Mitte April hinziehen werden. DaS kostet natürlich außer der Zeil, die ja auch Geld ist einen schönen Batzen bares Geld. Der vo rige Landtag hat eine Rechnung von über 300000 Mark gemacht. Hoffentlich wird die Rechnung diesmal kürzer, indem die Session kürzer wird. Es würden dan höchstens ein paar Vorlagen, wie die Wahlreform und das Gemeindesteuer gesetz, unter den Tisch fallen. An denen ist ohnehin nicht viel verloren. Königsbrück. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr ereignete sich ein bedauerlicher Unglücks fall in der Nähe des Schützenhauses. Der Diener des Herrn Hauptmann Bierey von hie siger Artillerie wurde infolge Scheuens der Pferde aus dem Wagen geschleudert, sodaß er Verletzungen am Kopfe erlitt. Besinnungslos wurde er mittels Siegkorbes nach dem hiesigen Garnisontazarett überführt. Dresden. Vorgestern nachmittag wurde auf dem hiesigen Haupibahnhofe dem dienst tuenden Gendarm ein 26 Jahre alter Gewerbs gehilfe mit völlig durchnäßten Kleidungsstücken und in einem Zustande krankhafter Erregung mit dem Bemerken üaergeben, daß er in diesem Zustande in Mügeln von einem unbekannten Manne in den Eisenbahnzug gebracht worden sei. Auf Befragen erklärte der Kranke, daß er seit längerer Zeit ohne Arbeit sei und gehofft habe, in Mügeln solche zu erhallen. Aus Ver- zweiflung über das Fehlschlägen aller seiner Bemühungen sei er dann, um sich das Leben zu nehmen, in die Elbe gelaufen. Weitere An gabe vermochte der mit Schwäche kämpfende Mann nicht zu machen. Er wurde in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Auf der Bräuergaste in Dresden wurde am Montag abend ein Steucrbeamter von ei nem Fuhrwerke umgeristen und am Kopfe nicht unerheblich verletzt. Die erste Hilfe fand der Verunglückte im Friedrichstädter Krankenhause. — Vorgesten nachmittag 4 Uhr ist auf der Warthaer Straße, Ecke Freiligrath-Straße in Dresden, das fünf Jahre alte Töchterchen des Kupferschmieds Wagner Warthauer Straße 7, von einem beladenen Ziegelwagen überfahren und sofort getötet worden. Das Kind hat an der Unglücksstättc gekreiselt und ist, wie man vermutet, aus Unachtsamkeit in den Wagen hineingelaufen. — 200 Mark Belohnung sichert die All gemeine Assekuranz in Triest, Generalagentur Leipzig, demjenigen zu welcher der Kriminal polizei in Dresden solche Mitteilungen macht, daß dadurch die Festnahme der Täter erfolgt, welche in der Nacht zum Sonntag das Uhren- und Goldwarengeschäft I F. Holler, Dresden- Neustadt, Königsbrücker Straße 2, geplündert haben. Schandau. Schon seit einigen Wochen haben, wie dem „Pirn. Anz." von hier mitge teilt wird, Dresdner sozialdemokratische Agita toren das ganze obere Elbtal bereist, um die Bauarbeiter zu organisieren und zum Eintritt in eine Lohnbewegung zu veranlassen. Die sei tens der Organisation gestellten Forderungen gipfeln in zehnstündiger täglicher Arbeitszeit und einem Lohnzuschlag von 5 Pfennig pro Stunde. Da aber die Arbeitgeber unter den obwaltenden Verhältnissen nur eine Lohnerhöhung von 2 Pfennig für die Stunde zu gewähren im stände sind, so erwartet man für die nächste Woche einen allgemeinen Maurer- und Bau arbeiterstreik. Meißen. Einen schweren Unfall erlitt der Gutsbesitzer Polster aus Niedermuschütz anläßlich einer Begegnung seines Gefährts mit einem Automobil. Herr Polster befand sich am Sonn abend Mittag mit seinem Fuhrwerke auf dem Wege nach hier, als ihm am Klosterhäuser Berge ein Kraftfahrzeug entgegenkam. Da die Pferde unruhig wurden, stieg Herr Polster ab und hielt sie an den Zügeln, konnte aber doch nicht verhindern, daß sie bei Vorbeifahrt des Autos scheu wurden und durchgingen: hierbei wurde Herr Polster, der die Zügel fest in der Hand hielt, eine Strecke geschleift und erlitt neben Abschürfungen usw. auch einen Unterschenkelbruch. Freiberg. Montag nachmittag gegen 4 Uhr hat sich unweit der Haltestelle Frankenstein der Theaterbesitzer Karl Heinrich August Clauß aus Dohna bei Dresden von dem 3 Uhr 60 Mi nuten nachmittags von Öderan nach Dresden- Friedrickstadt verkehrenden Reichenbacher Eil güterzuge tödlich überfahren lasten. Chemnitz. DaS Vergnügungs-Etablissement „Kolosseum" im Stadtteil Kappel ist in den Besitz des sozialdemokratischen Vereins „Volks- hauS übergegangen. Der Preis soll, wie das dortige „Tageblatt" hört, 300 000 Mark be tragen. Auch soll den jetzigen Inhabern bereits volle Konzession erteilt worden sein. Wurzen. In der letzten Stadtverordneten sitzung wurden 1670 M. Beitrag zu den Kosten für die Vorarbeiten zu dem Bahnprojekt Torgau- Schildau-Wurzen bewilligt. Man ist hier der Überzeugung, daß dieser Eisenbnhnbau in kür zester Zeit seiner Verwirklichung entgegengeht. Leipzig. Die Ärzte der hiesigen Orts krankenkaste hielten gestern Abend hierselbst eine Versammlung ab. Nach längerer Debatte sprach sich die Versammlung dahin aus, daß ihrer Überzeugung nach die der Ortskrankenkaste am 1. April zur Verfügung stehenden Ärzte weder der Zahl noch der Beschaffenheit nach genügen werden, das Distriktsarztsystem durchzuführcn. Ferner wurde beschlossen, sich beschwerdeführend an das Königlich sächsische Ministerium zu wen den, da die Qualität der neuengagicrten Ärzte nicht ganz einwandfrei sei und in Wirklichkeit nicht 75 Ärzte, sondern weniger angestellt wor den seien. Der Vorstand wolle mit diese Zahlen angabe die älteren Kassenärzte nur zum Nach- g-ben veranlassen. — Ein in Gautzsch bei Leipzig wohnhafter 24jähr!ger Arbeiter aus Galizien wurde am Sonnabend Abend unweit seiner Behausung ohne Grund von mehreren Männern angefallen und so geschlagen, daß er außer einer tiefen Kopf wunde eine Verrenkung des linken Armes davon- trug; derselbe fand im Leipziger Stadlkranken- Hause Aufnahme. Planen i. V. Der „Vogtl. Anz." be ¬ richtet aus Silberbach an der sächsisch-böhmischen Grenze, daß eine Anzahl von Personen aus Klingenthal, Zwota u. s. w. wegen Falschmün zerei gestern verhaftet wurden. Die Falsch münzerbande besteht angeblich aus 8 Personen. Die Verhafteten wurden in das Bezirksgericht Graslitz eingeliefert. — Ein schwerer Unglücksfall hat sich am Sonnabend in Plauen i. V. im Stadtteil Reusa ereignet. Das im zweiten Lebensjahre stehende Töchterchen einer dort wohnenden Familie fiel über einen Topf mit kochender Milch, den die Mutter unvorsichtigerweise in die Stube gestellt hatte. Das Kind hatte sich dabei den Arm vollständig verbrannt und ist am Montag ge- 'torben. Die Eltern hatten die Brandwunden mit Benzin behandelt. Wahrscheinlich war dieses nicht ganz rein und das Kind ist an Blutver giftung gestorben. — Der Bau Ser großen Syratalüberbrückung bei Plauen i. V. hatte seit dem Spätherbst des vorigen Jahres geruht, wird aber nun wciter- geführt und jedenfalls im Herbste dieses Jahres vollendet werden. Während der Winterszeit sind nur Felssprengungen vorgenommen worden, die nötig waren zur Gewinnung der Funda mente für die an den Seiten zu erbauenden kleinen Bögen (Sparbögen). Jetzt wird an der Herstellung der Verschalungen für die Sparbögen gearbeitet und damit ist wieder Leben in den bedeutenden Brückenbau gekommen. BermSgrün. Seit einiger Zeit wird hier der Maurer und Hausbesitzer Emil Ernst Härt lein vermißt. Er hat seine Wohnung verlasten, um in den nahen Wald zu gehen, ist jedoch dort nicht angekommen. Der Vermißte zeigte öfters Spuren von Geisteskrankheit. Leitlitz. Der Dienstknecht Weidner hat sich in der Scheune seines Dienstherrn, des Guts besitzers Schüler, erhängt. Weidner hatte sich vor 14 Tagen in Pausa verheiratet und ein seltsamer Zufall wollte es damals, daß der Braut und Leichenwagen vor demselben Hause hielten und einander ausweichen mußten. Das ist dem abergläubischen Mann nicht aus dem Kopf ge kommen. Lengenfeld. Ein Großfeuer äscherte im ältesten Stadtteil vier Häuser vollständig ein. Viel Habe ist mit verbrannt, leider haben die Besitzer nicht versichert. Wie das Feuer ent standen ist, weiß man noch nicht- Buchholz. Aus Anlaß der vorgestern von der Zweiten Ständekammer gefaßten Zustim mung zu dem Ausbau des Buchholzer Bahn hofes als Endstation für den Güter- und Per sonenzugsverkehr pranpten die Pcivathäuser un serer Stadt in reichem Flaggenschmucke. Nach Eingang der telegraphischen Meldung wurden auf den Bergen unserer! Stadt Böllerschüsse ge löst, die weiten Kreisen Kunde gaben von der gefallenen Entscheidung. Am Abend ließ die Bürgerschaft im Waldschlößchenpark ein großes Feuerwerk abbrennen. Eine offizielle Kund gebung unterblieb bis nach der hoffentlich eben falls günstigen Entscheidung der Ersten Kammer. Adorf. Beim Spielen mit einem geladenen Revolver hat am Sonntag nachmittag im be nachbarten Jugelsburg der Oelsnitzer Real schüler Karl Dörfeldt einen 9jährigen Knaben namens Müller in den Unterleib geschossen und schwer verletzt. — Zwei 12jährige Knaben in Adorf, Roß bach unv Keßler mit Namen, gerieten am Sonn abend beim Kugelspicl auf der Straße in Streit. Der erstere, in Wut geraten, zog plötzlich ein ein Mester aus der Tasche und versetzte seinem Spielkameraden drei tiefe Stiche in Arm und Rücken. — Seit der großen Erdbebenperiode im vo- rigen Jahre scheint im Erdinnern keine Ruhe mehr eintreten zu wollen. Von Zeit zu Zeit werden in den verschiedensten Orten des Vogt landes Erdstöße wahrgenommen. Einem ziemlich heftigen Erdstoß in den letzten Tagen in der Gegend von Falkenstein folgten am Sonnabend zwei Stöße in der Adorfcr Gegend.