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Mer Tageblatt LZM Anzeiger für -as Erzgebirge r°s»bla,l Eachaltrn- -I» amtUch« Sekaaatmachuagea tza» Rate» -er Statzi aas öa» Amtsgericht» Am. fwu «pzE rv. «re Nr. iss Mittwoch, den N.ZuNlS2S lS. Jahrgang Sechs Monate Ruhrbesetzung. Heute sind o» «mde sechs Monat« her» datz.Poin- care den Einmarsch in da» Ruhrgebiet Mute» Bruch von Vertrag und Recht vollzog. Um 11. Januar rückt« lein« ^ngentsurlommission unter Begleitung einiger Armee- lvrps m diesenigen Stätten friedlichen deutschen Ge- iverbesleißes ein. wo man redlichcheUMHt war, .die Har- len Forderungen de» Versailler Diktat» LU «füllen. Ursprünglich versuchte Pofncare wenigstens den Schein cuier wirtschaftlichen Okkupation aUfrechtzuerhalten. Dieses schäbige Mäntelchen wurde sehr Halb von dem harten Siurm der Tatsachen verweht, und heute ^wo die Kriegsgerichte wüten, wo allnächtlich die entmenschte Soldateska Bluwpsov bringt, da gibt eS selbst,in dem systematisch beschwindelten Frankreich keinen Dummen mehr. Zer an die Bfandtheorte glaubt. Potncare hat den Frieden der Wett gebrochen, uUd nur dem Mw . and«, datz Deutschland waffenlos ist« verdankt es der r ß e al er lebenden Militaristen, datz sich^dieser Krieg .n «. deren Fornien vollzieht als das sonst der Fall wäre. Lxnt.chland s.and diesem Angriff wehrlos gegenüber. Wenigstens soweit eS sich um Waffen im herkömmlichen S.nn« handelte Zum ersten Mal in der Weltgeschichte «rifr M überialleneS Volk nicht zu mMtärischen Ab« wehimitieln, sondern zu der friedlichen Waffe der Pas. uven Abwchr ' I. i l i! Wir sind heute allzu leicht geneigte die Wirkung die. ier Wafse zu unterschätzen. Gewisse Kreise in Deutsch, land ver.u hen auch unausgesetzt, dein Volke einzureden, das, per passive Abwehrkampf etwas Schwächliches tzi. R.chts ist ve^ehlter al» diese irrtümliche Ausstreuung. So traurig immerhin diese geduldige Art passiver Selbstverteidigung anmutet für ein so grotzesj..Bolk wie da < deut che: unter den heutigen Umständen ist keine andere möglich und obendrein würde Frankreich den Bermch eines waffenlosen Deutschlands, Wh mit Waffen ,u verteidigen sehr rasch niedergekämpft Haben. Nutzers dem würde Frankreich dann schnellsten» erreicht haben was es heute vergeben» zu erreichen sucht r die Pro. cmktivieruna pes Ruhrpfande». Hier liegt letzten Ende» der Kernpunkt de» ganzen Streite». Aber zugleich auch der Mißerfolg de» französischen BremterMinffter». Zn unserer furchtbaren Lage vergessen wir diel zu leicht datz in Wahrheit Frankreich« Attentat gegen un» feW. geschlagen ist. Nicht» ist irreführender und unwahr, halliger al» wenn, wie z. B. Unlängst von dem setzt im Ausland lebenden Herrn Harden, behauptet wird, der Nuhrkampf.sei von Deutschland verloren. So ziemlich da« Gegenteil ist richtig. Wir. leugnen nicht die schwe. ren Wunden, di« man un« geschlagen hat. Die Aerob sten der Armen in Deutschland hat Potneare noch «len. der gemacht als st« e» schon vorher waren. Mer sei nem Lande hat er nicht iw mindesten genützt. Lrank. reich ist durch den Ruhreinfall gleichfalls schwer geschä digt worden. Trotz aller Räubereien, trotz Erpressun gen und offenkundiger Plünderungen kostet dm Fran- .Wien da» Ruhrgebiet viel mehr al» e» etnbrtngt. Die französische Industrie liegt verödet, dort Franken fällt und bei äller Verschärfung der brutalen Gewaltanwen dungen erhält Frankreich nur einen Bruchteil der Kohle den es sonst freiwillig erhalten würde. Der Ruhrkampf steht in Wahrheit so datz beide Parteien wirtschaftlich ausbluten, und die gart»« Welt den Nachteil au» fener verbrecherischen Sinnlosigkeit hat. ES ist notwendig da» gerade fetzt an einem Zeitpunkt« auszusprechen, wo der neue Krieg wieder ein halbe» Jahr lang wütet. Die Verluste Mr die ganze Kulturwelt sind erschrek, kend. Es ist darum nur natürlich, datz Man in Eng land, wo man sich für di« Realitäten einen nüchternen Blick bewahrt hat endlich sinzufehen beginnt datz Frankreich nicht bi» zu dem Zeitpunkt Deutschland und die Welt ruinieren darf, 2» dem der Schaden nicht mehr wieder gut zu machen ist. Der Beschlutz de« englischen Mintsterrats, durch eine ausführliche Regierungserklä rung «in selbständige» Borgehen etnzuleiten, ist natür lich als letztes Druckmittel gegenüber dem grötzenwahn- sinnir-en französischen Mnisterpräftdenten gedacht. Mer di« Ankündigung ist letzt in einer tz» hoch offiziellen Form erfolgt, datz e» nun keim Zurück Mehr gibt. Strit tig Itnd nur die wetteren Schritte nach der englischen Regierungserklärung, -die voraussichtlich am Donnerstag Baldwin im Unterhaus« abgeben wird. Hier kann man nicht alle» al» bar« Münz« nehmens wa» die englischen Blätter doch nur ankündigen, um Frankreich in letzter Minute etnzuschüchtern. Mer wenn England al», «grel len Schritt eine Sonderantwort an Deutschland gibtso darf man annehmen, datz darin di« Bereitwilligkeit ausgedrückt wird, Deutschland» Zahlungsfähigkeit von einem internationalen Sachverständigenauchchutz ad» schätzen zu.lassen. Lllgt ein tzchhs» EMachten wirklich vor, dann könnte ein« international« Wirtschafttkonfe- ren- über da» Rcharattontzproblem staltfinden. In Eng land hofft »an offenbar, datz bei all« dies»« Schritten der.Genfer Völkerbund in Bewegung, gesetzt werden wird und schon vor. einiger Zeit ist.man von englischer Seite erneut bemüht gewesen urÄ den Eintritt in den Völker bund nahezuleMn. Wenn diese Rettungsversuche ihren Zwak erfüllen sollen, "bann mutz rasch gehandelt wer den. Wütet der Franzose noch-einmal sechs Monate lang in dem Ruhrvorzellanladen, dann kann kein Mensch prophezeien, gva» aus Europa inzwischen geworden lein wird. Geheimpolitik. LoaSoner Vermutungen. Wie die diplomatischen Korrespondenten mehrerer Blätter melden, besteht, falls Frankreich/ leine Politik nicht ändern sollte, auf englischer Sette die Absicht folgende Maßregeln für ei» selbständiges Vergehen zu treffen r 1. England werd« eine Erfläm'ng.an die ganze inter nationale Oeffentlichkell richten, in de« es seine Auf fassung über die ReparatipnSfragK und die Frage der interalliierten Schulden bekannt gibt. 2. Gleichzeitig würde e« den an Frankreich gerich teten Fragebogen veröffentlichen mit dem Hinzuvtgen- datz darauf niemals eins Antwort erfolgt sei. Deshalb sei England zur Einleitung Mer Gonderaktion gezwun gen, Um .Deutschland vor dem Unglück zu bewahren* in da» e» die französische Politik stürzen walle". (Fassung des ^Manchester Guardian".) 8. Ferner werde die englische Regierung ein« Kon ferenz einberufM an der Vertreter der Vereinigten Staaten, Italien», der. Neutralen sowie aller dersenigen Staaten vertreten sein sollen,, denen e« daran gelegen sei, mit Deutschland endgültige Abmachungen zu treffen. Auch^Deutschland würde auf dieser Konferenz^nwesend sM. ' ES mutz betont werden, datz den Angaben, obwohl sie au!» sonst gut informierten Quellen stammen, mll g_r ö tz, ter Zurückhaltung von deutscher Gelle au» zu be gegnen ist.''ES ist verständlich, datz die englische Oef- fentlichkett gegenüber Frankreich au» agitatorischen Gründen parke Töne anschlägt, ohne datz darauA ein un mittelbarer .Nutzen für die deutsche Politik LU erwar ten ist. Mahnungen an Deutschland? ,/TaiIH Telegraph" meldet, datz bei der Unterredung di« der deutsche Botschafter Sthamer mll Curzon im Auswärtigen Amt« hatte, dieser die Sabotageakte im Ruhrgebiet und Rheinland, sowie die . Frage des passi ven Widerstandes im allgemeinen erörtert habe. Wie eS heitzt Habe Lord Curzon nach Merlin allgemeine Rat schläge zill Mäßigung und Vorsicht erteilt. Im Hinblick auf die Sabotageakte habe er einen Wink gege ben IN dem Sinne.,datz die deutsche Regierung gut be raten sein würde wenn sie ihre Mißbilligung ^solcher Taten in unmißverständlicher Weis« zjum Ausdruck brächte Seschlüffe -es Mlnlfterrats! Heber den KabinettSrat am Montag schreiben die englischen Blätter, datz folgend« Entschlüsse gefaßt wor den seien: 1. Dä Pie Methode der diplomatischen AUSstzrache M als unfruchtbar erwiesen hat und Frankreich zü ein seitigen Erklärungen Über seine unabänderliche intran- sigeants Haltung übergegangen ist, sieht sich die eng lische Regierung au» Rücksicht aus ihre öffentliche Mei nung genötigt, vermutlich am Donnerstag eine ausführ liche Regierungserklärung Aber den von ihr. vertretenen Standpunkt in der ReparationsfraW abzugeben. 2. Die Sutzery beunruhigend« Lags in Deutschland läßt e» als erforderlich erscheinen, datz Pie englische Regierung unverzüglich der deutschen eine Antwort auf ihr« letzte Denkschrift in der ReparattonÄfvag« erteilt. Wie die Blätter gngebsn. dürfte eine englische Er klärung gl» erster Schritt in Frag« kommen, in der der zweit« .Schritt, die Antwort an Deutschlands bereit» an- gekündigt werden dürfte. Di» englische Antwort werde der 'Bereitwilligkeit Ausdruck geben, die deutsche Zah lungsfähigkeit von internationalen Sachverständigen abschätzen zu lass«». Einen dritten Schritt müßte dann «in« internatio nal« Wtrtschast-konferenz darstellen, an der.auch die Neutralen teilzunehmen hätten, um Aber di« Finanzie rung der Deutschland von den Sachverständigen zuge- rnuteten gahreszahlüngen und über die interalliierten Schulde« zu beraten. Ein. vierter Schritt müßte einen Versuch daryellen. durch dieselben internationalen Ver handlungen «in Abkommen wer die ^Sicherunasfrage und di« Räumung de» «uhrchchiete» herbeizMihiren. Der „Tim«»" zufolge wird in der britischen Regie- rungzerklänrua a- DannEag nicht» geschchs«. wckS Frankreich und England verhindern werde, wieder M- sammenzukommen. Der diplomatische Korrespondent der „Westminster Gazette" schreibt, Maldwtn werde voraus sichtlich betonen, datz die Regierung, ihr. Aeutzerste» ge tan habe.um bei den Verhandlungen übe« da» letzte deutsche Angebot eine gemeinsame Aktion mll Frankreich zu Erzielen, daß es aber unmöglich gewesen sei di« französische Forderung zu unterstützen, datz die deutsche Regierung in der Ruhrfrage bedingungslos kapituliere. „Petit Parisien" hofft, datz di« Erklärungen Bald win» lediglich «in „Vorwort" bedeute« werden. Im übrigen erwartet das Blatt doch!, eine. engltM-framÄ- fische Verständigung. Der drohende Ton, den man in London anschlägt .scheint also seh« Wohl seine Wirkung zu .tun.' Dasselbe'geht auch auS der folgenden Meld- dung.hervor: ZrauzkMe Seforgnisse unS Hoffnung«». Die Pariser Blätter vom Dienstag zeigen gvotze Zurückhaltung gegenMer den englischen KabinettSbe- fchlüssen. deren genauer materielle« Inhalt noch unbe kannt ist.' Der Londoner.Mitarbeiter de» „Matin" be richtet seinem Blatt, datz Man. namentlich in London«« Lllykreiken einen moralischen, materiellen und wirt schaftlichen Truck auf ^Frankreich ausüben wolle, um «D zmn Nachgeben zu veranlassen. Besonder» bezeichnend ist in dieser Hinsicht «ine Andeutung de» genannte« Blattes, datz von London au» ein Angriff gegen den frantzösischen Franken geführt würde, und »war von ausländischen (natürlich deutschen!) Banken.chintey denen unter Führung.Mac Kenna» die fünfgwßen eng lischen Banken und letzte» Ende» auch die.Bank Vou England stünden. Da» „Echo de Pari»" stellt noch einmal die wichtig sten-Punkts des e ngli sch-.franzAsischen Gegen- sähe!» fest. Danach widersttzt sich England vor allen Dingen feder Anwendung Le» Teile» 8 des Versailler Diktate» (Reparationen), weil,dieser, nur geeignet sei, der» Aufschwung des englischen Handel» zu verhindern. Frankreich aber versuche vor allem, die ihm-geschuldete« Reparationen zu erhalten. Insbesondere hege da» eng lische Kabinett alle möglichen Hintergedanken, nament lich den datz Frankreich sich auf.eine unbestimmte Leit an der Ruhr, einrichten wolle, Ta» Blatt setzt alle Hoff nungen auf. Pie Erklärungen Baldwin» am, Donnerstag und nimmt an, datz sie so gemäßigt, sein würden, .um wenigsten» die Fortsetzung de» Meinungsaustausches zu gestatten. Tie «Ers Nvuvelle" vergleicht Esten mit Faschoda Und mahnt mit beredten Worten: Wenn e» wirklich an dem sei. M handeln, und zwar sofort, dann solle Frank- rsichnichts von seiner Würde, ab«« ein wenig.Vonsei ner .Eigenliebe opfern Und eine diplomatischs. Marns- lchlacht ärorbereitm. ' Dem Besuch Benesch» wird nM wie vor groß» Bedeutung beige messen- Benesch. hatte eine längere Be sprechung mit Poinearo. Er reist.nach London, um in etwa acht Tagen zu erneuten Besprechungen mit Potn- caro nach Part» Mrückzukehren. Du» „Pettt Journal" bezeichnet Benesch al» einen der besten Kenner Deutsch lands der genau Wiste, wa» in Deutschland vorgehe. SM« Ansicht sei von großer Bedeutung 3M Übrige« wolle Beneschi selbst M übe« die französisch-englischen Beziehungen ein Urteil bilden, denn da» End« de« En tente sei eine schwere Bedrohung für sein eigene» Land. Ta» Blatt schreibt Benesch übrigen» nicht den Wunsch W, M Vermittler zwischen Frankreich und England aufzutreten, wie die» in eine« Reihe von anderen Blät tern zum Ausdruck kommt. Dieser Gedanke liege Be nesch durchaus fern. Mer er habe schon mehrmals in Pari» wie in London würdige Ratschläge erteilt. da» letztemal, als während der Konferentz. von Genu» da» Gespenst.eine» Bruche» der Entente aUfgetaucht Wan Unter äer Schreckensherrschaft, vor -ra Auge« felurr Zra« erfihoffea. Mm Sonnabend wurde in Oberhausen de« Kellner Kruse von einem belgischen Soldaten ungehalten und nach Mnen Papieren gefragt. Er wie» dies« vor. DM nach führte ihn der Belgier um da» Wohnhau» herum und tötete ihn durch drei Schüsse. Di« Frau de» Er mordeten war vom Fenster ihrer.Wohnung au» Leuge de» Vorganges, Urberfall aus «tu Safthaa». MM 7. Zu« abend» überfiel kn Dorsten eine stark» belgisch« Patrouille au» unbekannten Gründen «t» von ttwa US0 Personen brsuchtt» Gast-mr» und schätz rück- sichttlo» in di« Meng«. Vier Personen wurden dabei schtv« und «in« große vnzoihl leicht verletzt.