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Nr. «4 2l. Jahr». Fernsprecher: -R,»«ktion S2723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14797 SiicklNve Freitag. >7 März 1922 Redaktion und Geschästsstelie: Dresden «?l. 1V, Holbeinstrastc 4« volmmuna vezuostirels, Blellestithrllch LI .«. zweimvnatlich I« ac monatlich i> .* frei Hans. «iiizeümmmrr '» 4. Die Sächsische Volks,ettung erichetnl sechsmal wöchentlich. — St'rcchs.nnd« der Neda.'iioa S bis <r Nur nachm, iltlcht anS- Sriliklich ,>nl>ikv«1aiiglc »nd mil Ntickport» nicht versehene «irrjer,dringe-! nn die si'edaktin» werden nicht ansbeivahct Anr-iaen, »liinabme von ckerchällka,„eigen orS N>. von gamlttenanzetg«,' bis I I Mn rwr.m r'ln-Agenvi-i» N>. e «e»„«e,ie,».«>«» rwniilicnar,zeige» ».74. iür Vereine S.I«> die «ekiamezetie 8!« »im vreil O-'>-'.!.-r>g-t'!»'l! ,ch .nt- atchswi I.—, bei Uedersendnng durch die Pest ans,erden» Portvzihchlog. — FNr rmdenUrw „eiürnedenr rvn-re si.rch lvrecker alUaeue^one AnfiBiaen 'vnne»' mrr ^eramuwnllctiseu nr vte Nriütl^kci des Leue? 'iiisr: n '.'lm'.alime in Dresden: Eäu>Ud^ilbe Auchbai.^s.. P. ^ei^. Silsios.i'rr. 5. in Äaus.eis ^'rrnl. d. ^etnr. . . i Sachsen und Msürintzer! Am 11. März hat sich Verlag und Schristleitmig der Thüringer Volksmacht, die bereits 21 Jahre hindurch als Sonntags-Zeitung erschien, imn den Lesern dieses „Wochenblattes für daS christliche Volk" verabschiedet, da »nnmehr die Thüringer Volksmacht in den Verlag der Sächsischen Volkszeitnng iibergehl »nd als tägliche Zeitung in das Haus ihrer bisherigen Bezieher geliefert melden soll. Wir geben uns der sicheren Hoffnung hin, das; die im neuen Gewände austretende Zeitung nunmehr auch eine kräftigere Vertretung der Interessen der Katholiken Thüringens ansnben wird. Unter sorgfältiger Pflege der guten Traditionen werden mir unter tatkräsiig!.r Mitarbeit geschätzter Kräfte aus Thüringen alles daS unseren Lesern bieten. Mas sie von einem neuzeitlich ausgestatteten christlichen Organ füglich erwarten dürfen. Wm haben Vorsorge getroffen, daß der erweiterte Nachrichtendienst künftighin die Leser auf schnellstmöglichem Wege über alles Wissenswerte nnicrrichte!. Alles was zur Volkswohlfahrt ans dem Wege der Gesetzgebung, der sozialen Fürsorge namentlich für das werktätige Volk in Erscheinung tritt, wird wie in einem getreue» Spiegelbilde in unseren Abhandlungen und Nachrichten wiedergegeben werden. Dabei werden wir unserseits keinen Weg unberücksichtigt lassen, der dieses Ziel verwirklichen Hilst. Heroorgehoben sei ober, dast als Heilmittel für die Schäden, an denen unsere Zeit krankt, als die wirksamsten immer noch jene empfohlen werden müsse», die den Katho liken ans Grund ihrer Weltanschauung am nächsten stehen sollten. Es sind dies die Mahnungen und Weisungen unserer heiligen Kirche, die trotz ihrer eindringlichen Sprache im Lärm des Alltags nur zu häufig überhört werden. Ein Vorgänger unseres neu gewählten Papstes Pins XI., zu dem wir Deutsche mit treuer Anhänglichkeit empor- blicken. gab das Heilmittel an. das; schärfer als alle Diplomatenweisheit auf Welt- Konferenzen den Weg ans dem Labyrinth des Völkerelends zu Westen geeignet ist: Omrüa Mtckkurars in Ollriicko! Alles in Christo erneuern! Die Mlllionenlasten, Hilter denen die Völker seufzen, wachsen zu einem goldenen Turme au — ein zweiter bablitouischer Turm — und die Diplomaten aller Länder und Zungen bemühen sich, diesen Turmbau zu fördern, jedoch sie reden wie bei der babylonischen Sprachverwirrung an einander vorbei. Den christlichen Völkern bleibt oder sollte doch als einziges Verständignngs- mittel das einfache Wort bleiben: Alles in Christo erneuern! Solange die sich christlich nennenden Völker auf dieses Wort des obersten Hirten sich nicht einigen, arbeiten die Staatsmänner umsonst. Das Dunkel der Gegenwart lagert über dem Schicksal eines Ieaen der heutigen und tünitigen Generation. Die Einwirkung der Kirche ans die Gefimdmig des Votkskörpers ist durch staatliche Bevormundung in vielen Ländern :">?r noch immer gehemmt. Auch fehlen vielfach die so notwendigen Mittel, mir vor tr-.i,liehen Not zu steuern. Die Not der Diaspora-Katholiken i» Sachsen und Tim- r. -gen ist besonders grost. Aber wie bisher die Not gemeinsam getragen und ge m- se'tig gelindert wurde, so sollen auch die freudevollen Erlebnisse einander m.i r bringen. Es soll »nr erinnert werden an die herzliche Freude, die die Thüriw.er empfanden, als nach langer Verwaisung der Bischoisstichl zu Meisten durch den aus der Diözese Fulda starnmenden hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Christian Sch re, der besetzt wurde. Sein Bistum erstreckt sich bis weit in die Thstringisckien Gefilde hinein. — Wir unsererseits haben die F-rende. in einer der ersten Nachrichlen ans ein se' e - Jubiläum aufmerksam zu machen, nämlich ans das volljährige Fiibilänm der Mar , - nnche» Kongregation an der Lorenzkirche zu Erfurt. — Zwei Lichtgeslalien, deren heiliges Tngendbeisprel noch nach Iahrhnnderlen in unsere drurlle Zeit hineinlerlchtet, sollen den .llarlroirterr Sachsens und Thüring s besonders heilig und wert sein. Ans der einen Seile Sk. Benno, Bi'chos von Meisten, dessen Glanberrseiser, Bekenrrennut und oberhirtliche Fürsorge noch Herne in Sachsens Landen urrvergestlich sind, und von der Wartburg herab grnstt das Bild der edelsten d.'ulschen Frau: St. Elisabeths. Diese Mruter der Armen, Verlassenen und Unier- drirckieir. die nach kurzem Glanze eines Fnrsteli!cbens das Brot der Armut reibst eisen mustte. sie gibt unserer selbstsüchtigen, nach Besch und Germs; jagenden Zeit das erhabenste Beispiel echter Nächstenliebe und Selbstlosigkeit. Wir rrehrnen es als ein glückliches Vorzeichen, das; an demselben Tage, an dem zum ersten Male die Freunde ans Thüringen sich mil uns bereinigen, hier in Dresden die „Legende der heiligen Elisabeth" vom Weimarer Meister ausgesührt wird. Die Töne dieses Meisterwerles Liszts bilden eine glänzende Neihe von Perlen, ans denen sich das Diadem der lieben Heiligen znsarnmenfügt. Sie seien eine erneute Huldigung an das Andenken der Laudgräfin von Thüringen! St. Benno und St. Elisabeth — zu ihnen werden die Katholiken Sachsens und Thüringens eruvorblicken und mühevolles Tagewerk nnier deren Schutz stellen. Irr diesem Geiste sei unser neues Bündnis begrüstt! Tagesschau Nack hall>a»stlicher Meldung ist bei der deutschen Negierung eine neue b-niwnnuuna^>wie eingegangcn. Die Note enthält eine Aufzählung der angeblichen Widerstände in der Entmafj- nungSsraao und bespricht die Organist,: »» der Schutzpolizei. Die spanischen Stroitträfte haben die .ttainpfhairdlnuzen in Marokko wieder ausgenommen, mehrere Schlackllchisse griffen von der Küste ans an. Die Verhandlungen der Neichc-regierung mil den Spitzcn- org.imsakionen lwr lll.-a>erkschasten über die Erhöhung der An gestellte»- »nd Arbeite»löhne wurden Mittwoch nachmittag fort gesetzt, besonder» beschäftigte man sich mit der Frage der Span nung zwischen den Lohn- und Ortsgruppen. Nach einer Meldung des . Tag" ist es bislang zweifelhaft, ob Reichskanzler De. Wirst, st'Pst zur Konferenz, nack a-enna sich begeben wird, Unterrichtete Kreise geben an. da st Dr. Nathenan die deutsche Delegation führen wird. Der Regierungspräsident von Merseburg bat dem Reichs präsidenten weitere 28 am Märzanfruhr des Vorjahres Beteiligte zur Begnadigung emgstgsten. DaS Reichsjuitiziniiiiäeein», lat 24 Verurteilten Strafmilderung, gewährt. tsulta» Fuad ist am Donnerstag zum König von Aeahpten auSgerufen worden. Das Faß ohne Boden Von einer wirtschastSpolitischen Seite wird uns geschrieben: Der wirtschaftliche Zerkall vollzieht sich in atemraubender Hast. Die Teuerungsschraube bewegt sich in immer schneitren Umdrehungen. Wieder einmal stehen wir in der deutschen Wirt schaft am Anfang einer Entwicklung, deren unheilvolle Richtung miS jeden Tag deutlicher vor Angen geführt wird. Aber immer und immer wieder erleben wir das groteske Bild, daf> das Wohlleben um so übpiger blüht, ja besorgniser regender die Dinge sich gestalten. Augenblicklich hat weite Kreise des Volkes wieder einmal ein regelrechtes Kauffieber ergriffen. Mau will um jeden Preis los von der Papiermark. Die Teuerungswelle ist nicht zuletzt gerade darauf zurückzusühre», das; der stürmisch sich drängenden Nachfrage das Angebot nicht mel>r genügen kann. Das Publikum ist zum groß-» Teil selbst schuld an dem ständigen Hinaufschrouben der Preise. Dilles Üäuffieber setzt immer im unglücklichsten Moment am stärksten e!u, nämlich dann, wen» es das Publikum durch sein Verhalten selbst in der Hand hätte, gewissermaßen regulierend auf die Preis gestaltung einzuwirken. Neben Lebensmitteln sind eS Bekleidungsstücke, die gegen wärtig den Händlern förmlich aus der Hand gerissen werden. Die Textilfabriken können kaum mehr den Anforderungen ihrer Kunden genügen. Auch diese Tatsache wirkt Preissteigcrnd auf sie infolge der erhöhten Produktionskosten ohnehin gegen das Vorjahr mehr als um die Hälfte gestiegene Preise für alle Arten von Textilwaren. Die Erscheinungen an der Börse tu» noch <T ein übriges, um den Eindruck zu verstärken, das; wir über eine Kalastrophenhansse zur Wirujchaststalastrophe treiden. Den bon dieser Bewegung ausgehenden Einwirkungen tan» sich die Politik nicht ver'ckllesten. Sie ist mit allen ihren Orga nismen ans die Funktionen des Wntschastsledens angewiesen, und mit ihr untrennbar verknüvst. Jetzt bat das Reich wieder Erhöhungen der Beansteiiochällea ve'!go-stm. die einen Mehr bedarf von nicht weniger als M Miv i nnen im laufende» Zahr a»S»iache». Natürlich können diese Summen gar ui h. anders als durch eine Vermehrung des VanknotennmlaiifS gcde n werde». Diese Verstärkung der Instation wiro neue Teuerungen anS- löse», die miede um neue Anforderungen stellen. Und so gebt es weiter! Die Schraube ohne Ende! Die Hoffnung, das; diesem Treiben endlich einmal Halt geboten würde, ist seit den Vorplcnlleleien fne Genuu und seil der Konferenz der alliierten Finanzminister in Paris erschüttert. Die dent'che Wirtschaft ist nn» einmal heute das Fast ohne Boden, in bas kern Land der. We r Summen inneinznsckniten bereit ist, von denen es von vornherein weist, dast sie Verl -een sind. Niemals ist das nachdrücklicher und sei-rlicher zur» Aus druck gebracht worven atS durch jenen amtlichen Bescheid der Bank von England, der dann auch gleich vor oller Welt der Katze die Schelle anhing und erklärte, dast „unter der Herrschaft der gegenwärtigen Bedingungen" gar nicht au eine Kredit würdigkeit Deutschlands gedacht werden kann. Die aNuerle» Fittanzminister haben in der gleichen Erkenntnis wollt auch die Notwendigkeiten eingeseben, durch nnsterordenttiche Maßnahmen der denlschen Wirtschaft stützend beizntommcii. Aber sie haben die Dinge ganz am falschen Ende ongefastt. Von dem an sich richtigen Grundsätze ausgehend, dast Deutschland eine große internationale Anleihe braucht, hat man von vornherein diese» Plan mit Vorbehalten und PoranSselmngen und Bedingungen be schwert, die seine Durchführung aus,ichtsloS macken, zum mindesten ntwe den eigentlichen Zweck, die Stabilisierung der deutschen Währung, zu gcsShcde» geeignet sind. Durch die neuen an sich gewiss durchaus notwendigen AnS gaben für die Erhöhung der Bcamtenoehälter wird der lausende Etat des Reiches, noch ehe er i» Wt,isamkeit getreten ist, von Grund ans verändert. Mit dem aus dem Parier errechneten lieber- schuß aus dem ordentlichen Etat in Höhe von etwa 16 Milliarden wird eS nichts mehr sein. ES wird sich vielmehr von vornherein ein Defizit in der gleichen Höhe ergeben. Daraus ergibt sich aber, dast der NeparationSetat, der auf 180 Milliarden beziffert wird, nicht um den errechneten Ueberschustbetrag sich vermindert, sondern erhöht wird. Dabei ist dieser Tage festgestellt worden, daß die Gehälter der Enteieteofftziere und Mannschaften heute geradezu phantastische Summen ausmachen und dast ein einfacher Ententesoldat gegenwärtig mehr bezieht als früher 10 deutsche Reichsministcr! Die Dinge können so nicht weiter gehen, ahne nicht mir unser Wirtschafts-, sondcrn mich unser nationales Schicksal mllS Spiel zu setzen. Der hässliche Egoismus, der während des Krieges hoch gekommen ist, feiert heute förmliche Orgien »nd ein Taumel des Materialismus hat die Menschheit erfasst. Nicht »nr ganze Fabriken, ganze Industrie-Konzerne sind zum SpekulationSobjett geworden, sondern auch die Währung wie der gesamte Geldmarkt und die Volkswirtschaft eines Landes, ja, sogar Völker sind beute Gegenstand von Börsengeschäftenl Wir nähern uns mit Riesen schritten dem Zeitpunkt, der mit einem furchtbaren Zusammen bruch enden wird, in dein 'rKuch nicht nur oie gewisienloierr 2»enilantcn. sondern oie Völker e ver nntergehen. Es binoeil sico benre w-Trich nickt wehr altern darum dem großen Fast einen nnrivn.en Boden an: woss und Materie ;» geben, rono.>..> es hangest sich in erster Linie darum, endlich wieder einmal die, Volks- und die Monsckbeitsnior.il anszubanen und jene par: srlären Elemente an-mm >.",en. die beute trinnivlneren. Fit e. nicht ein bä glich es Sau . viel, das sich beute vor unseren Angen entrollt, kas in der» F'enaltev, von dein man dem Soziatisnin:. neidlos den ..Rubin" znoeskeben kann, das; er an seiner Owebei- sübrnng wesenüich beieiiigt ist. dast st> einer stricken Evocke die schlimmsten Answirtiiiigen kapilalisti'arer und eaoislilcker Trwbe und Fnsunlie ijch bemerkbar maciren und dast das ganze Voll zum Spielball solcher Fnlerest'eii geworden ist': Das Wort vom Fast ohne Boden trat eine tiefere Bedentn.ig. Wir müssen uns daran gewöhnen, eö »ich» allein rein vom materiellen Gesich'Spnnll ans zu nehmen. Die lieber.',angSzeil. die man einem derartig geschlagenen, cntiänst.'len und zusarn »rengel'rocbenen Volte noch "'billigen konnte, mns; aber jetzt ei» Ende bgben. Der einzelne Men cr kann sterben nir sein Volk. Völker aber leben, sie tonnen nicht untergeben. Aber der Erg stenzkgmps, de» sie führen traben „nd der Kamvf um das Dasein, insbesondere rer, den das deutsche Volk z» dnrckseckie» bat, der gewiß beispiellos i» der Geschichte ist, darf nickt dahin führen, dast die Leiden dieses Volkes entsetzlich vermebrt wer" den zugunsten der weniaen. die es v rstande» Erbe», gleicher weise an Krieg wie an Bevorntion äcv za bereichern. Es lind groste Einschlüsse »o-mensm. um dß.,>n Zuständen, die nachge rade die schwerste» ninernolitische» Gestibreu in sich bergen, ein Ende zu i»achen. Aus dem Ausland Die Antwort der Finanzminifter an Amerika Paris, 16. März. Die Finanzminijter von England. Fra,st reich Jtaäcn und Belgien haben aus das amerikanische Memo randum. in dem Amerika von der interalliierten Fnianzminister konserenz die Rückzahlung der amerikanischen Besatziingskost.'» bis zum Mai 1921 verlangt, geantwortet, die Washingtoner Re gierung solle direkt »nt den alliierten Regierungen verbandet». Die amerikanische« Besatzungskosten Paris, 16. März. Die ..Ehicago Tribüne" niinmt an, dast Vorn l. Mai 1922 an die amerilämscheu BekatzungSkosten sich aus tzöOOO Dollar täglich belausen würben. Da die amerikanischeil Trnvpen im Jab re 1922 ans Milo Mann verminbert werden sollen, würden die Besatzung-stosten für das am I. Mai be ginnende Jahr nicht über vier Millionen Dollar hinauSgehen. » Die englische Flott. «Politik London, >6. März. Bei der Besvrechung der Fordevungen für die Flotte erklärte Lord Lee. Grostbritannien würde den Eininäckllestandpunkt «innclnnen, d. h. die britische Flott« dürfe nicht schwächer sein, als die Flotte irgendeiner anderen Machst