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m »»L Jahrg. Sonnabend den 7. Oktober ISIS Bezugspreis, ilusaabe ^ mit illuftr. Beilag» vlertellShrüch 8.4V In Dre-de» u»o gm,z Deuilch littet», Haus 8.8!» 4«, >n Oesterroich «osgabe » vierieljSbriich 8.1« In Lreste» und ganz Deuiichlanü frei Hau» 8.S8 -s: in Oesterreich 4.»« X. Siiizel-Niinuncr 1» g Dir Lächstsche BolkSzeiiung erscheint an allen Äschentagen »achmiiiags. GU »«schilftSft-», »»L Me»«rt1»»r> Lre«d«»»rL. 16, Holbeinftratz« 4M Fernsprecher 21»«« ^ V-stscheckkonto Leipzig Nr. 147»» >»»atz«rvon von F «uzeige». »»von »eschüftSattjeigen»i» amillenanzeige» di» 1 l Uhr von». Brei- für dikPetit-Epaiizeiie80 8,im Rekl». meteil «»4. llsttr undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgeoedene klnzeige» kdimen n>ir dt» BeraiUtvortlichkeit sür die Richtigkeit de» Text»« nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: I I—18 Uhr vorm. Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. ^ Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. porrellsn 01« :: Steingut, Krisbsll :: Qsbrauot>8- u. Siseßsksnsbäncts ^ X§I. -^oiiannsik'. Kllinsntrl S unck Slnsv« 34 VOi^rüglivkv PIMVIIII08 llv»s unck --obrauckro, nllo H0I2- unck 8tilsrtsn, sorvis vavk 2siodnuoc; »«NI»0»«IUI»iS von »0 an kieni--« ^>i8rvutil, >;ün8ti>-v /^uklrvsiss, bobor tiussoiirsbutt! S1^0I-rL»I»LNV - oncsvc» Isksnn-ksarg«»»-»»«« I» Eine aussehenerregende Petition Tem sächsischen Landtage ist in diesen Tagen eine Pesilion zugegangen, die weit über die Grenzen des Landes l,Mails großes Aufsehen erregen wird. Sie beschäftigt sich mit der Politik des Reichskanzlers, die sie verurteilt und gil'ielt in folgenden Sätzen: ,Die hohen Ständekammern wollen eine gemein same Deputation berufen und den Herrn Minister des Eimern und des Aeußern ersuchen, vor dieser Deputation die Gründe zu entwickeln, ans denen heraus die mchu che Staatsregierung der Politik des Herrn Reichs kanzlers zustimmt. Alle Parteien der Zweiten Kammer daben am 5. April erklärt, daß der sächsische Landtag ein 'liecht auf solche Auskunftserteilung hat. Die hohen Ständekammern wollen ferner der Staats regierung erklären, daß sie die bisher auswärtige Politik des Reichskanzlers als den Interessen des Reiches schädlich erachten, und die Negierung aimordern, allen ihren verfassungsmäßigen Einfluß im Bunüesrat, darüber hinaus aber auch ihren ans langjährige Freundschaft und Bündnisse gegründeten Einfluß bei den Negierungen der einzelnen Bundesstaaten ansznbieten, »in unverzüglich sowohl die rü cksichtsl 0 seste Dnrchführung des U ntcrs'eeb 0 0 ts - und Luftkrieges gegen Eng land zu beschließen, wie auch die Beschränkung der ,'senfur auf militärische Belünge unter Einhaltung des Burgfriedens und Erhaltung des Siegesmillens zu er reichen. Die hohen Ständekammern wollen ferner S. M. dem üönig in einer ständischen Schrift Kenntnis von ihrer ll eb erzeug un g und von ihren Verhandlungen über diesen Gegenstand geben." Diesen Sätzen ist eine längere Begründung beigegebe» worden, worin dargelegt wird, warum die Politik des Reichskanzlers als den Interessen des Reiches schädlich er achtet wird. Soweit im Augenblick festgestellt werden konnte, ist die Petition unterzeichnet voll den Mitgliedern der »ationalliberalen und konservativen Fraktion, der Zweiten Etändekammer sowie zahlreichen Staatsbeamten, Indnstrie- ellcu. Gelehrten usiv. ans allen Teilen Sachsens. Bon Dresdner Persönlichkeiten seien genannt: Dr. Phil. Beutel, Rechtsanwalt Dr. Braeß, der Generalsekretär des Konser vativen Landesverein Kurt Fritzsche, Geheimer Finanzrat Dr. Götz, Buchdruckereibesitzer Schulze, Rervenarzt Dr. Weber, der Reichstagskandidat im 11. sächsischen Reichstagswahl kreis Fabrikbesitzer Dr. Wildgrube aus Ehemnitz: Stadt- verordnetenvorsteher Justizrat Beutler. Stadtrat Fiedler, Hechtsanwalt Freigang, Justizrat Dr. Gaitzsch, der Präsident der Chemnitzer Handelskammer Kommerzienrat Gulden, Oberamtsrichter Dr. Knackfuß, Fabrikbesitzer Pan! Lange, Rechtsanwalt Dr. Neumeister. König!. Oberbaurat Pietzsch, Stadtrat Komnierzieurat Rodig, Rechtsanwalt Justizrat Tetmer, aus Planen i. B.: Konrektor Professor Breitfeld, ans Z wickau: Fabrikbesitzer H. Fikentscher, ans Neichen- bach i. B.: Rechtsanwalt Dr. P. Horbath ». a. m. Wie wir hören, soll die Sammlung von Unterschriften im ganzen Lande fortgesetzt werden, da ein Teil Sachsens, darunter auch Leipzig, noch keine Gelegenheit gehabt hat, die Petition zu unterzeichnen: da es sich für die Petenten zunächst einmal darum handelte, die Petition möglichst schnell dem wiederznsammengetreteneu Landtag zu unterbreiten, hielten sie eine möglichste Beschleunigung der Angelegenheit für geboten. Dieser sächsische Vorstoß gegen de» Reichskanzler steht nicht allein da. Ihm ging ein vertrauliches Schreiben voraus. daS einige Persönlichkeiten an nationalliberale und konservative Reichstagsabgcordnete gerichtet haben und das im „Berliner Tageblatt" vom :>. Oktober (Nr. 7,07) nbgedruckt wurde.. Es verlangt in den allerschärfsten Ans- drücken die sofortige Entfernung des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg. Die Gründe die für eine Entfernung des Herrn v. Bethmann Hollweg vom Kanzleramt sprechen, weiden dann wie folgt im einzelnen aufgeführt.' al Herr v. Bethmann Hollweg hat sich vor und wäh rend des Krieges gänzlich unfähig erwiesen, das politische Ansehen des Deutschen Reiches zu wahren und die militärischen Erfolge unseres glorreichen Heeres wirksam miszunutzen. b) Vor dein Kriege hat der Reichskanzler eine Politik der schwächlich stcn Nachgibigkeit gegen alle unsere »»»>- »»»» ! Das Neueste vom Tage s »»»»-- -»»»»»»»»- W Ml M dki »kl S. WWW! Berlin (Amtlich), 7. Oktober 1916, In der heutigen Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages teilte der Staatssekretär des Reichsschatzamtes Graf von Roederu mit, das) das Ergebnis der 5. Kriegsanleihe betrage. Schuldbuch- und Auslands-Zeichnungen sind in dieser Summe noch nicht voll enthalten. Die Gesamtzeichnungen auf die fünf deutschen Kriegsanleihen überschreitet hiermit den Betrag von 46 Milliarden 500 Millionen Mark. N MW dMk AMlU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 7. Oktober t!»U>: Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupstrecht Fortdauer der großen Artillerieschlacht an der Somme! Sie griff auch ans die Front nördlich der Ancre über und verschärfte sich südlich der Somme, besonders beiderseits von Vermandovillers. Unser Sperrsener hat zwischen Amrc und Somme feind liche Angriffe fast durchweg unterbunden und einen zwischen Lesboenfs und Bonchavesnes gegen Truppen der Generale v. Boehn und v. Garnier gerichteten Stoß im erstenAniatz erledigt. Es kam nur zu kurzem Nahkampfe südwestlich von Snill» mit schwachen bis in unsere Linie vorgedrnngenen Abteilungen. Ein aus der Front Denieconrt-Vermandovillers-LiyonS gegen den Abschnitt des Generals von Kathen antretender französischer Angriff führte bei Vermandovillers zu er bitterten Nahkämpfen. Sie sind zugunsten unserer tapferen schlesischen Regimenter entschieden, an deren zähem Wider- stände schon während des ganzen Juli in derselben Ge gend alle Anstrengungen der Franzosen gescheitert waren. Im übrigen brachen die ieindlichen Angriffswellen auch hier im Feuer zusammen. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeld mar schalls Prinzen Leopold von Bagern: Die Zahl der am 7». Oktober bei Batkow (am Serelh) gefangenen Russen ist auf über :iOO gestiegen. Die gestern Morgen beiderseits der Zlota Lipa fort gesetzten russischen Angriffe wurden wiederum blutig abge schlagen. Eine kleine Vorstellung südlich von Misezpszczow wurde anfgegeben. Südöstlich von Brzszang wurde eine am ßO. September vom Gegner besetzte Höhe in Sturm wieder genommen. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Earl: Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: Auf- der ganzen Ostfront machte» die verbündeten Truppen Fortschritte. Sie drängten dem durch den Geister- wald zurückgehenden Feinde scharf nach; Nachhuten wur den geworfen. (Fortsetzung des heutigen Tagesberichtes auf Seite 2) Feinde, vor allem gegen England befolgt und dadurch bei den Feinden den Glauben erweckt. Deutschland ließe sich eher alles bieten, als daß es zum Schwerte griffe, es er scheine also weder innerlich fest noch äußerlich stark genug, sein Recht ans weltwirtschaftliche Entwickelung gellend zu mache». e) Herr v. Bethmann HoUweg selbst hat dem britisckpm Botschafter Goschen gegenüber am Tage der englischen Kriegserklärung erklärt, seine Politik der Verständigung mit England sei z n s a m m e » g e b r v ch e u. Ein Mann, der eine so falsche Politik jahrelang betrieben hat, eine Politik dir statt zur „Verständigung" zum Weltkrieg geführt hat, ist unfähig, ferner an leitender Stelle zu stehen. Er selbst hätte damals die Folgerungen für sich ziehen müssen. In Verblendung über sich selbst hat er es nicht getan. Der Reichstag ist dafür da, ihm öffentlich de» Spiegel vorzn- halten. ck) Während des Krieges hat Herr von Bethmann- Ho llweg Fehler anfFehle r s ch w erster A r t begangen; er hat das maßlos verderbliche Wort gesprochen vom „Un recht". das wir gegen Belgien durch „Neutralitätsverletznng" begangen habe»: ein Wort, so unwahr i» sich und so ab träglich sür Deutschland, daß es nur aus lügnerischem Feindesmunde hätte stammen dürfen: er hat trotz großer Siege unseres Heeres seine jammervolle Friedenspolitik der Schwächlichkeit znm größten Schade» Deutschlands fort- gesetzt. s) Herr v. Bethmann - Hollweg hat weder vor noch während des Krieges gewußt, wie die Dinge eigentlich standen. Wer soll Bethmanns Nachfolger werden? Das ist zunächst Sache des Kaisers (!) Aber ein Name drängt sich ans. zumal im Hinblick ans England: Tirpitz." Nach dem „Berliner Tageblatt" soll das Schreiben ansgehen von dem bekannten Grasen Hoensbroech und n. a. unterzeichnet sein von dem Industriellen Emil Kirdorf und Admiral v. Knorr, Geheimrat Körting «Hannover» und Prof. Ernst Haeckel. In Berliner Abendblättern wnrde weiter mitgeteilt, daß das Zentrum einen Frontwechsel vorgenommen habe. Es sei ans den Reihe» der Abwartenden in das Lager der offenen Gegner des Kanzlers übergegangcn und beab sichtige mit den Konservativen und den Nationalliberaleu zusammen den Sturz des leitenden Staatsmannes. Um diese Meldung vorweg abznt::», möchten wir bemerke», daß dem Zentrum bisher von Schritten, wie ne die Ber liner Abendblätter verzeichnen, nichts bekannt ist. Es liegt für das Zentrum im Augenblick kein Grund zu einem Front wechsel vor, namentlich nicht in der Zeit eines erhöhten Unterseebootkampfes, eines erweiterten Besuches unserer Luftschiffe über England und nach der letzten Kanzlcrrede. im Reichstage. Der Kamps der Konservativen und eines Teiles der Nationalliberalen gegen Herrn von Bethmann- HoUweg ist nicht neu, nur scheint er von Tag zu Tag an Schärfe zugenommen z» haben, wozu nach unserer Auf fassung kein Grund uvrliegl. Die Politik, die von den Konservativen und ihrem Anhänge im Augenblick gemacht werden soll, kann von einer verantwortlichen Stelle, nicht mitgemacht werden. Wir sind mit dem Kanzler für eine rücksichtslose Bekämpfung unseres englische» Feindes und zwar mit allen uns zur Verfügung stehenden Mit teln. Die übereifrigen Kanzlerstnrzer haben sich nach unserer Kenntnis der Dinge von Anfang an nicht genug ans den Boden der reale» Wirklichkeit gestellt. Sie wollten damals schnell ein Ziel erreichen, zu dein nicht genügend Mittel vorhanden waren, daher haben wir oainals den Kampf gegen den Kanzler verurteilt und eine angemessene Ruhe in der Behandlung der strittige» Fragen verlangt. Kein Mensch verlangt oder wünscht heute eine Verlängerung des Krieges, jeder sehnt sich nach einem baldigen Schluß. Kein unnötiges Opfer darf gebracht werden und je eher wir unseren erbittertsten Feind besiegen, desto früher erreichen wir unser gemeinsames Ziel, Der Kanzler hat im Reichs tage die Hängung des Staatsmannes angekündigt, der die rücksichtslose Bekämpfung Englands hindern wolle. Das muß jedem Deutschen genügen. Das muß auch den Sach sen genügen, die jetzt der Ständekammer die Petition über reicht haben. Gegen die Behandlung der wichtigen Frage inr Landtage und im Reichstage haben wir keine Bedenken. Wir würden es sogar gern sehen, wenn die Fragen öffent lich behandelt würden, damit das ganze Volk von einer bedenklichen Unruhe befreit würde. Wenn das nicht geht.