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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung siir die Stadt uud den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn b-ftlmm,,» W-r.» !-!»- »E-. An----» 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr s- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stell-.: Walter Hoffmann, PulSn^ Verantwortlich iür den Heimattetl. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PuWnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. D. A. -- - Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Abolf-Hitler-Snaße 4. Fernruf SIS und 55 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des avtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- "" Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage , Abholung wöchentlich 45 Rps., bei Lieferung Kei Haus Be^r.^"'^°'7°^ Sm höherer Gewalt oder sonstige, 7 ° Wieher keinen Anspruch aus Lieferung derZeiMngodci VEilkNr^ ^^ugspreise^ - Preise und NachlaMtze bei Wiederholungen nach P Sliste Nr.« - Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 156 Dienstag, den 7. Juli 1936 88. Jahrgang Englische Gegmorschliige in MMmx Freie Durchfahrt durch die Dardanellen für alle Kriegsschiffe Die englische Abordnung aus der Meerengcn-Konfe- renz hat anläßlich des Beginns des zweiten Konferenz abschnittes eine „Neufassung* des türkischen Abkommens entwurfes vorgelegt. Diese Neusassung hat in den ent scheidenden Bestimmungen, vor allem hinsichtlich des Durchfahrtsrechtes für Kriegsschiffe und des Kräftever hältnisses der Flotten im Schwarzen Meer den Charakter eines Gegenvorschlages. Danach soll die Internationale Mcerengen-Kommis- sion zur Ueberwachung der neuen Durchfahrtsbestimmun, gen bcibehaltcn werden. Die Durchfahrt von Kricgsschif- fen Mit Ausnahme der Unterseeboote soll für alle Län der, ob sie Uferstaatcn des Schwarzen Meeres sind oder nicht, vollständig frei sein. Wiederzusammentritt der M^eerengenkonferenz Die Meerengenkonferenz ist nach zehntägiger Unterbrechung am Montag nachmittag wiederum zu einer Vollsitzung zu. sammengetreten. Nachdem der rumänische Delegierte Contzescu als Vorsitzender des technischen Ausschusses über die in der Zwischenzeit geleistete Arbeit berichtet hatte, teilte der Kon- Krenzpräsident mit, daß die englische Abordnung einen Ab kommensentwurf zur Abänderung des türkischen Entwurfes vom 22. Juni eingereicht habe. Der englische Delegierte Lord Stanley erklärte hierzu, daß der englische Entwurf keinen neuen Vorschlag bedeute!. Er sei das Ergebnis einer Umgestaltung des türkischen Ab kommensentwurfs unter Berücksichtigung der Punkte über die auf der Konferenz eine vorläufige Einigung erzielt worden fei. Die Konferenz beschloß nach längerem Meinungsaustausch, den Text im Zusammenhang mit dem türkischen Entwurf zu prüfen. Hierauf wurden die Artikel 1 bis 6, die sich auf die auch früher unbestritten gewesene Frage der Durchfahrt der Han delsschiffe in Friedenszeiten beziehen, durchgesprochen und im wesentlichen angenommen. Die nächste Sitzung der Konferenz findet Dienstag vormittag statt. Einer Meinungsverschiedenheit, die unter den Konferenz teilnehmern zu Tage getreten ist, aber in der Montagsitzung noch keine Rolle gespielt hat, bezieht sich auf die Umstände, unter denen eine Neuregelung in Kraft treten soll. Nach türkischer Auffassung würde die Zustimmung der gegenwärtig auf der Konferenz vertretenen Mächte genügen, während die englische Abordnung auf die Beteiligung Italiens wert legt. Bezüglich einer Teilnahme Italiens an den Arbeiten der Meerengenkonferenz wurde am Montag abend bekannt, daß die italienische Regierung beschlossen habe, keine Abordnung nach Montreux zu entsenden. Obwohl ein Grund für dies« Absage offiziell nicht angegeben wurde, nimmt man doch an, daß sie lauf das Fortbestehen der von England mit den Mittelmeer, ländern abgeschlossenen Hilfeleistungsabkommen zurückzu führen fei. Danzig gegen Einmischung Ablehnung jeder innerpolitischen Diskussion in Genf Während des Rückfluges von Genf gewährte Senats- Präsident Greiser dem Danziger Vertreter des „Völkischen Beobachters* eine Unterredung, in der auf die wesentlich sten Fragen eingegangen wurde, die nach dem Verlauf der Genfer Ratstagung im Zusammenhang mit dem Auftreten Greifers aufgeworfen sind. Frage: Ein Teil der Auslandspressc hat in bewuß ter Verkennung der Zusammenhänge Ihrer Rede in Genf Mutmaßungen vorgebracht, als ob zwecks Beseitigung des Danziger Statuts eine gewaltsame Aktion geplant sei. Sind Sie in der Lage, hierzu eine Erklärung abzugeben? Antwort: Mir ist diese Stimmungsmache in Genf bekannt geworden. Ich bin sogar zu meiner großen Ueber- raschung während meines kurzen dortigen Aufenthaltes mehrere Male von englischen Zeitungen aus London an gerufen worden, welche von mir die Bestätigung haben wollten, daß 6000 reichsdeutsche Soldaten in der Nacht zum Sonntag in Danzig einmarschieren würden. Ich habe über diese Erfindungen gelacht, weil ich wußte, daß man in Gens aus Gründen der Ablenkung Sensationen gebrauchte. Mein Auftreten in Gens entsprang dem Anlaß, auf Auf forderung des Völkerbundsrates Danzigs Interessen dort zu vertreten. Vor meiner Abreise wußte ich noch gar nicht, wie der Inhalt des Berichts aussah, zu dem ich dann Stellung genommen habe. Frage: Werden Sie auf eine Revision des bis herigen Verhältnisses Danzigs zum Völkerbund bestehen? Antwort: Nachdem durch die Tätigkeit des jetzigen Kommissars, welcher weiter nichts tat, als zu versuchen, sich in die innere Politik eines souveränen Staates einzu mischen, sich ein unerträglicher Zustand entwickelt Hal, werde ich mich dafür einsetzen, daß dieser nicht nur mit zeitlicher Begrenzung, sondern für alle Zeit über- Wunden wird. Frage: Wird Danzig künftig an einer Diskussion im Völkerbund teilnehmen und auf Aufforderung erschei nen, wenn in Genf innenpolitische Danziger Vorgänge be handelt werden sollen? Antwort: Sollten in Zukunst noch einmal rein innenpolitische Vorgänge vor dem Forum des Völker- vundcS erörtert werden, so wird die Freie Stadl Danzig cs ablchncn, an einer solchen Diskussion tcilzuuch- mcn. Bei allen anderen Angelegenheiten, die die Freie Stadt interessieren, wird sic jede Möglichkeit wahrnehmcn, eingeschaltet zu werden. Frage: Glauben Sie, daß ein abgeändertes Ver hältnis Danzigs zum Völkerbund Störungsmomente für die deutsch-polnischen Beziehungen enthalten könnte? Antwort: Ich befürchte das keineswegs, sondern bin im Gegenteil fest davon überzeugt, daß Danzig dann einen noch größeren Beitrag als bisher zu leisten imstande sein wird, das gute deutsch-polnische Verhältnis zu be festigen. „Eine befreiende Tat" Die Ausführungen des Danziger Senatspräsidenten Greiser in Genf haben in der Danziger Presse starken Widerhall gefunden. Die nationalsozialistische und die bürgerliche Presse geben den spomanen Empfindungen der Danziger Bevölkerung Ausdruck, wenn sie Greifers Vorstoß als eine befreiende Tat gegenüber einem uner- f träglich gewordenen Zustand kennzeichnen. Das amtliche Organ der Danziger NSDAP., der „Danziger Vorposten*, schreibt u. a.: „Grcisers Vorstoß in Genf ist nicht von ungefähr ge kommen, sondern ist zu verstehen als der zwar leidenschaft liche, aber zielklare Anfang eines fcstumris - scnen neuen Weges, den man einzuschlagen ge- zwungcn war, nachdem der bisherige zu große Anforde rungen an die Lammesgeduld der Danziger Regierung stellte. Der Zeitungsaufsntz Gauleiter Forsters mit den, massiven Angriff gegen Lester kündete unmißverständlich an, daß der NSDAP, nach einer Zeit starker Zurückhal tung zuletzt doch der Geduldsfaden gerissen war. Danzig hat von sich aus den Vorstoß zur Revision einer Lage gemacht, die bei aller formalen Fundierung schici unmögliche Komplikationen für die rechtmäßige Regie rung brachte und das Prestige und die Autorität der Füh- rung eines souveränen Staates immer mehr aufraß." Die bürgerlichen „Danziger Neuesten Nachrichten" schreiben u. a.: „Die Worte des Danziger Senatspräsiden ten mögen Genf unbequem gewesen sein, und die an wesende Weltpresse scheint sich der Situation gegenüber wenig würdig gezeigt zu haben, aber an dem, woran jetzt in Gens öffentlich gerührt worden ist, wird auch sie nicht mehr vorübergehen können, denn diese Forderungen, nun einmal laut und deutlich ausgesprochen, werden nicht mehr ver st u m m e n. Sie erfordern eine Antwort." Fragen an E-en Auf Nntcrhausanfragcn wegen der Lage in Danzig, die zum Teil wissen wollten, ob ihrendwclche „revolu tionären Schritte* von der nationalsozialistischen Partei Danzigs ergriffen worden wären, beschränkte sich Eden ins die Feststellung, daß der Bericht des Kommissars vom Völkerbund behandelt worden und ein Ausschuß eingesetzt sei. Der konservative Abgeordnete Sandys fragte, ob er rs nicht für zweckmäßig halte, eine Volksabstimmung beim Völkerbund vorzuschlaqen, um die Wünsche der Bevölke. cung Danzigs in bezug auf ihren künftigen Status fest- iustcllen. Eden erwiderte, daß die Angelegenheit ver- iragsmäßig geregelt sei und daß die beiden hauptbetrof- sencn Mächte Polen und Deutschland seien. Aus eine Frage Daltons bestätigte Eden sodann, daß er in enger Verbindung mit der polnischen Regierung in dieser Frage handle. Ganktionsschluß am IS. Juli Aufhebung auf englischen Antrag beschlossen. Genf, 7. Juli. Die Sanltionskonfercnz, der mit Aus nahme Italiens und Abessiniens alle Mitglieder des Völkerbundes angchören, ist am Montag zusammcngctre- ten, um aus Grund der grundsätzlichen Entscheidung der Völkcrbuiidsvcrsammlung vom vorigen Sonnabend die Aufhebung der Sanktionen gegen Italien zu beschließen. Aus Antrag der englischen Regierung hat die Konferenz beschlossen, daß die Sanktionen gegen Italien am 15. Juli von allen Staaten aufgehoben werden. In der Aussprache teilte der Vertreter Polens mit, daß Polen aus eigener Machtvollkommenheit die Sanktio nen bereits aufgehoben habe und sich infolgedessen bei der Abstimmung enthalten werde. Der Vertreter Spaniens benutzte die Gelegenheit, um in einer formalrechtlichen Erwiderung auf die Ausführungen des polnischen Vertre ters den kollektiven und gleichzeitigen Charakter der Sank tionen zu betonen. In der Aussprache schlossen sich die Vertreter Englands und Frankreichs diesen Ausführungen des spanischen Vertreters an. Der Vertreter Chinas be tonte ausdrücklich, daß die Zustimmung der chinesischen Regierung zur Aufhebung der Sanktionen nicht auch eine Anerkennung der territorialen Entscheidungen bedeute. Alles Moskau zuliebe Paris gibt seine Militärgcheimnissc preis. Wieweit die militärische Zusammenarbeit zwischen Paris und Moskau bereits gediehen ist, beweist eine parla mentarische Anfrage des Rechtsabgeordneten de Kerillis an den Luftfahrtminister Pierre Cot wegen Ueberlassung militärischer Pläne an die sowjetrussische Armee. Danach soll am 23. Juni Pierre Cot dem Gcncralstab der Luftwaffe Anweisung gegeben haben, die Zeichnungen und ein Muster der Flugzeugkanonc 23, die durch den Propeller hindurchschicßt, der Sowjctregierung zu über- mitteln. Außerdem soll er der Sowjetarmee den Ma- schinengewchrturm „Alcan" zur Verfügung gestellt haben. Die Flugzeugkanonc 23 sei nicht nur ein wahres Meister werk des französischen Erfindungsgcistes, sondern auch das einzige überlegene Material, über das Frankreich in seinem Luftfahrtwcsen gegenwärtig verfüge. Pierre Cot werde vielleicht antworten, daß Frankreich und Sowjetrußland militärisch verbündet seien und daß Frankreich daher ein Interesse daran habe, Sowjetrußland an den französischen Erfindungen teilnehmen zu lassen. Trotzdem aber dürften die wertvollsten Geheimnisse der französischen Landesverteidigung nicht ausgeliefert verven.