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Dresdner Journal : 22.07.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185907228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-07
- Tag 1859-07-22
-
Monat
1859-07
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1859
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7^ Verantwortlicher Revacteur: I. G. Hartmann. » Lrsch^»«: PIgUeb, inlt Varn^lna» 6«r S»n», - v»s Pelm-UU», cktz«ri>I» Nir <!«, tilxvaä«» P»A. »»srra1»«»rttsr: kür ä«o k»unr «icke« »e»p»lr«nen L«st«: 1 Nß». t-'c'-r ,,Lii>^s«*Nnt" 6!« /.«Il«:^ Xgr. ÄSME'''?" »v»«Us«t> i» V^«ck«» t!i k»yr. Liorv^«« Kum«<«»L 1 Lixr- 1 »rlrt«^ kick»». . MO^G^-r M»-.-.-?,-! »« WWU« KLÄ .L7»5 r-nr.: 7.S . v —.— — —- —— Freitag, -en 22. Juli. ...7^-,-.» ' ' «»j .»» r; „L li' j- n> ' es-nerAMMl 18S». Juseratrnannahmr auswärt,: l.»ix»l^! k». ön^Kosrrrrr«, 6oiilllli»»'>ov!ii' 6e» vreiäuer ckonrualü; <-bou<l»,«Itz,t: U. tto»i,ni,; ckltoru»: 1Ix>so!««70l>, L- Vooi-iir; L«rU»: 6noeiv»>l!lio ttncdk., kurrurrr«-« Lure»u; Kr«w«a: L. 8cnl.c>rrn; Kr»uckkurt ». H.: .t^roin iK-bo Ijuelibunckluiij«; KdU»: ^oocr ü»»»«»«; k»ri»i v. 1><)« »:ürr:i.8 (28, ru<- <le» bo»8 «nkan,); kr»x: ». >:nni.i«n'» Luckli»n6Iuux. tjrrausgrber: tiUnixl. Lxpoäition <le, vregckner ssonrnals, Drehten, Llorienilrnssv Kr. 7. Amtlicher Theil. BeLnmt»Mch««g. Da- KriegS-Ministrrnnn beabsichtigt den 23. Juli tz. A. Ivo Stück überzählige Eommissariats-Augpferd« m Pir»» «us dem Reitplatz« an dar Dresduer Chaussee und 0« 2^ I»tt mW frizvchr L«M eine größere Anzahl dergleichen Pferd« in Dretdrn in der großen Reiter-Caserue, an beiden Orten von Vormittags 8 Uhr an, öffentlich unter den von dem proclamirendcn Auditeur vorher bc kannt zu machenden Bedingungen versteigern zu lassen. Die re»j>. Ersteher haben, außer dem sofort baar zu entrichtenden Kaufpreise, ein -Zaumgeld von 20 Ngr. pn> Pferd zu bezahlen. Dresden, den 18. Juli 1859. Kriegs-Ministerium. von Rabrahorst. Kcilpflug. Nichtamtlicher Theil. Ueöerslcht. Telegraphische Nachricht«». Zeitungtschau. (Preußische Zeitung. — Ost-Deutscke Post. — Orsterreichische Zeitung. — Neue Hanno: versche Zeitung.) Tagrtgeschichte. Wien: Die VcrmiUtlungs-und Fric- denSverhandlungen. Abänderung des Forstgesetze» für Tirol. Justizreformcn. Heß Feldmarschall. Militärische Ernennungen. Graf Paar nach Modena. Keine Dcgra- dirung mehr. Napoleon nicht erwartet. — Berlin: Kein Miuifterwechsrl. Reform der Wehrvcrsassung. — München: Prinz Adalbert nach Madrid. — Han-, nover: Der französische Gesandte zurück. — Kassel: Beurlaubungsantrag. — Eisenach: Die Conferenz der Linken. — Paris: Muthmaßungen über die Pläne de» Kaisers» Schwierigkeiten in Italien. Berwar nung. Manin's Reste. — Brüssel: Kammerpräsi- dentenwahl. — Florenz: Sendung nach Paris. — Turin: Die CabinetSkrisis. Proklamation an die Franzosen. Bewegung in Modena. d'Aresc'S Rück tritt. Weisung für die Journale. — London: Par- lamentSverhandluugen. — Bukarest: Kusa erkrankt. Das Lager bei Plojeschti. Dresdner Nachricht««. Provinzialuachrichte«. GerichtSoerhaudluvge«. (Dresden.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Statistik mW Lolksvirthschaft. BSrsenuachrichten. Inserate, Ta-e»kalender. Telegraphische Nachrichten. München, Mittwoch 2V. Juli, Lbeuds. In der Thronrede, womit heute i« königliche« Schlosse der Landtag eröffnet w«rde, heistt es unter Lu der«: I« ernster Zeit habe der König die Kam mern versammelt, um die Mittel zur Erfüllung der Bundrtpstichte» zu beschaffe». Die politische Lage erfordere an-erordeutliche Anstrengungen, aber das 8olk werd« für die Ehre und die In tereffen de» Vaterlands kein Opfer scheuen. Uebri- gens habe der inzwischen erfolgte Kriedensschluß Lore»; Gcheißerchart. Ein Lebensbild auS wüster Zeit.*) (Fortsetzung au« Nr. ISL.) Ach, Niemand hat jemals die Morgenröth' sehnlicher erwartet, als ich! Ich wagte kaum aufzustehen und um- herzutasten, aus Furcht, in eine neue Fährniß zu gr- rathen —'stundenlang hab' ich, wie «ine GanS unter einem Baum gestanden, auf einem Bein, den schuhlosen Fuß in die Höhe ziehend. 'S ist mir heut' noch lächer lich und ärgerlich zugleich! AIS endlich der Morgen im Osten dämmerte und der Wald sich mählich lichtete, war ich fast kein Mensch mehr, und der Himmel hat mir nie- mrlen so sehr wie ein Dudelsack geschienen. Den ersten Sonnenstrahl aber begrüßte ich mit einer Herzensfreude sonder Gleichen: eS war mir schier, als schickte der liebe Herrgott einen Engel, mich zu erlösen! Nun schaute ich mich um. Dor mir Wald, hinter mir Wald, zu beiden Seiten Wald! Rechts aber schim merte rin weißer Streif durch die Bäume; auf ihn schritt ich loS und gelangte zu einer Landstraße, auf der ich fortzuhinken beschloß, gleichviel, wohin sie mich führen würde. Es war ein sehr schöner Morgen. Wie blitzte der Thau au den Gräserspitzen, wie jubelten die Vögel wieder auf! Nur mir war nicht jubelhaft zu Sinne; nur mir stund das Weinen näher als da» Lachen. Da fiel mir plötzlich meine» Herrn Vater- Leibspruch eia, und mit Heller Stimme rief ich hinaus in den Wald: „Nu helpe uS, Sunt« Jürgen von BrunSvik!" Und als wenn der heilige RciterSmann meinen Ruf *) Xu« „Halb Mähr', halb «ehr" »o, Jak. Sorviau». Vertin, «erlog »,a E. Schott» ». Tomp. »Wischen deu beiden kriegführenden Mächten den Geldbedarf vermindert Trotzdem werde den in »eru >»gelrgenhritea eine aufmerksame Fürsorge gewidmet. Die Entwürfe zur Vollziehung des GruudlageugesetzeS würden rasch ausgearbeitet wer den, uud zwar nach Prineipten, die eine Verstän digung erwarten ließen. Ts würden Ausschuss« im Tlune de» Gesetzes vou 1848 zu wühlen sei«. Kerner werde« dre Nachweise über den Staats pazshaU »orgelrgl, die betreffenden Verfassung»- besti«ünriige« auch i« Drange der Verhältnisse nicht unbeachtet gelassen werden. Maiuz, Donnerstag, 21. Juli. Da» » Main zer Journal" bringt den Originaltext der zwischen den Kaisern vou Frankreich und Oesterreich ver einbarteu Friedenspräliminarien, sowie der von den ventralen Großmächten beabsichtigten Lermittrlungü- vorschläge. Die letzter« umfassen folgende sieben Punkte: 1) Italien wird sich selbst wiedergegeben. 2) Errichtung eines Bunde» aller Staaten Jta- lieus ohne irgend welche Ausnahme. 3) Vergrößerung Piemonts. Namhaft gemacht werden die Lombardei und die Herzogthümer. 4) Schaffung eine» unabhängigen, Venetien uud Modena umfassenden Staates unter einem Erz- 5) Uedertaffung Toscana» an die Herzogin von Parma. 0) Errichtung eines LaienvicekönigthumS in den Legationen de» Kirchenstaate» 7) Ei« Eongreß zur Reorganisation Italiens auf obgedachtm Gruudlagen und unter Berückfich- ttauua der wohlerworbenen Rechte und der Wünsche der Bevölkerungen. (Dgl. n. Wien.) Paris, Mittwoch 20. Juli, Morgens. Ge stern Abend hat der Kaiser die Präsidenten Trop long, Morny und Barsche in St. Eloud empfangen. L»f die von denselben gehaltenen Ansprachen ant wortete der Kaiser ungefähr Folgende»: „Jude« ich mich wieder unter Ihnen, die Tie während meiner Abwesenheit die Kaiserin und »einen Sohn mit so großer Anfopferung umgebe» haben, befinde, fühle ich da» Bedürfniß, Ihnen zu daukeu uud Ihnen ein Bild von Dem, wa» ich ge- thau, vorzulegeu. Als die französisch-sardinische Armee nach einem glücklichen zweimonatlichen Feld zuge vor Verona angekommen war, drohte der Kampf in militärischer und politischer Beziehung seine Natur zu ändern. Ich war in die unheil volle Nothwendigkeit versetzt, einen hinter starken Festungen verschanzten Feind anzugreifen, der gegen jede Diversion auf den Flanken durch die Neutra lität der ihn umgebenden Territorien geschützt war. Indem ich einen langen und unfruchtbaren Be- lagerungSkrirg begann, hatte ich Europa in Waf- fen vor mir, bereit, vnsre Erfolge un» streitig zu machen, oder unsre Unfälle zu verschlimmern. Nichtsdestoweniger hätten die Schwierigkeiten der Unternehmung weder meinen Entschluß erschüttert, noch den Eifer meine» Heere» gedämpft, wenn die aufzuwendenden Mittel nicht außer Nerhältniß zu deu zu erwartenden Erfolgen gewesen wären. Ich mußte mich entschließen, dir durch die neutralen Territorien mir rutgegenstrhenden Hindernisse kühn zu durchbrechen, und atSdann den Kampf am Rhein sowohl, als auch an der Ettch annehmen. Der Kampf mußte sich überall offen durch die Hilfe der Revolution kräftigen. ES mußte noch kost- bare» Blut vergossen werden, welche» schon so reichlich geflossen war. Kurz, um zu triumphiren, mußte ich Da» wage«, wa» einem Souverän nur für die Unabhängigkeit seine» Lande» auf» Spiel zu setzen erlaubt ist. Wenn ich Halt gemacht habe, so ist dieses nicht aus Lässigkeit oder Erschöpfung geschehen, auch nicht, weil ich von edeln Beweg gründen abgel ssen, sondern weil ich in meinem Herzen das Interesse Frankreichs höher stelle. Glauben Sie, daß cs mir schwer geworden ist. den Eifer der Soldaten zu zügeln, mein Programm Betreff» des Territorium» vom Mincio bis zur Adria vor Europa offen zu beschränken, edle Il lusionen und patriotische Hoffnungen zu zerstören! „Um der Unabhängigkeit Italiens zu dienen, > habe ich den Krieg gegen den Willen Europas be- aonnen. AlS den Geschicken meines Lande» Ge ' fahr drohte, habe ich Frieden gemacht. „Heißt das, unsre Anstrengungen und Opfer waren ein reiner Verlust? Nicht also! Wie ick die» schon in dem Abschiede von meinen Soldaten auSgesprochcn, haben wir da» Recht, auf diesen kurzen Feldzug stolz zu sein, in welchem eine zahl reiche Armee, die keiner andern an Organisation und Tapferkeit nachsteht, in vier Gefechten und zwei Schlachten besiegt wurde. „Der König von Sardinien, von Alters her al» Hüter der Alpen berufen, bat sein Land be freit gesehen und die Minciolinie al» Grenze er halten. Die Idee der Nationalität Italiens ist selbst von Denen zugestanden, die sie am meisten bekämpft haben. Alle italienischen Souveräne be greifen endlich die gebieterische Nothwendigkeit heil samer Reformen. „Nachdem wir so einen neuen Beweis von der militärischen Macht Frankreichs gegeben haben, wird der geschlossene Frieden reich an glücklichen Resultaten sein. Die Zukunft wird dies täglich mehr zeigen. Für das Glück Italien» bürgt der Einfluß Frankreich» der Welt." (Die Ankunft dieser, Mittwoch früh 5 Uhr in Pari« aufge- gebenen Depesche ist nach dem amtlichen Vermerk der Beniner Telegraphen-Ventral«Station durch Gewitterstdrungen verjdgert worden.) Paris, Mittwoch 20. Juli, Abends. Wie man hier versichert, dürfte von französischer Seite Baron v. Bourqnrney, von österreichischer Seite Graf Colloredo al» Bevollmächtigte auf den in Zürich abzuhaltenden Friedenskonferenzen erschei nen. Piemont habe seinen Bevollmächtigten noch ^kicht designirt. Turin, Mittwoch 20. Juli, vormittags. Die sardinischen Eommissare und Beamten find aus den Herzogthümrrn und Legationen abberufen worden. In den Herzogthümern Parma und Mo dena protestiren angeblich Städte und Landge meinden gegen die Restauration; sie bereiten sich zum Widerstande vor und wollen Anschluß an Piemont. Dresden, 21. Juli. Die „Preußische Zeitung" enthält in ihrem Abendblatte vom 2N. Juli folgende Erklärung: „In der „Frankfurter Postzeitung" 338 bezeichnet der > Wiener Correspondent, 16. Juli, es als „That- sache", daß das Projekt, Oesterreich alle italienischen Besitzungen zu entreißen, die Souveräne von Toscana und Modena zu entfernen, die Legationen dem päpst lichen Stuhle zu nehmen und sie unter ein weltliches Königthum zu stellen, bei Preußen „die wärmste Be fürwortung gefunden" und daß Preußen aus eignem Antriebe mit seiner Zustimmung die Zusage an Frank reich verbunden habe, Oesterreich, wenn cs jene Be dingungen nicht annehme, weder sactisch noch moralisch zu unterstützen. Correspondent „bürgt für die Echt heit dieser Mittheilung", ja der Plan sei „nicht nur Projcct, er sei beschlossen gewesen". Kaiser Napoleon habe selbst daran Anstoß genommen und deshalb mit Oesterreich augenblicklich und unmittelbar unterhan delt. Schließlich werden noch mehr „Aufklärungen" versprochen; Correspondent wolle sehen, ob mau die Wahrheit der obigen Mittheilungen zu bestreiten wa gen werde. — Wir sind ermächtigt, alle diese Nach richten als Erfindungen zu bezeichnen." So die „Prcuß. Ztg.". Es wird wohl mit der Zeit kla res Lick'l aus die von Preußen versuchte Vermittelung fallen. Die Widersprüche, welche bisher über diese An gelcgenhcit herrschten, sind zu gewichtig, um mit Ab läugnungen in Zeitungen gelöst zu werden. Auch unsre heutige Wiener Correspondenz (s. unten) liefert einen neuen Beitrag hierzu. Ferner ist nicht außer Acht zu lassen, daß das österreichische Manifest ausdrücklich be merkt, Frankreich habe günstigere Bedingungen angebo ten, als sic aus der Vermittelung der neutralen Mächte zu erwarten waren. Tie „Pr. Ztg." hat dem einen allgemein gehaltenen Widerspruch entgegengesetzt, uns scheint jedoch, daß jetzt nur bestimmte Veröffentlichungen überzeugend wirken könnten. Zu dem preußischen Rundschreiben vom 6. Juli bemerkt die „Ost-Deutsche Post" Folgendes: „Die Depesche, durch welche Herr v. Schleinitz die preußischen Bundesanträge vom 24. Juni und 4. Juli motivirt, ist an das Tageslicht getreten. Die Anträge verlangten bc kanntlich Mobilmachung der sämmtlicken Bundescontin gente mit Ausschluß des österreichischen und den „An schluß" dieser deutschen Streitmacht an Preußen. Herr v. Schleinitz entwickelt eine große Beredsamkeit, aber es wird derselben bei keinem Unbefangenen gelingen, die preußischen Anträge als für Oesterreich und Deutschland freundliche zu beweisen; ohne es zu wollen, vcrräth der Minister, daß Preußen die Gelegenheit benutzen wollte, um zuerst Oesterreich aus dem Bunde hinauszudrängcn und dann denselben sich zu unterwerfen. Die Argumen tation, durch welche diese Absicht maskirt werden soll, ist in die Augen springend falsch. Herr v. Schleinitz be hauptet, Preußen habe anerkannt, daß für den Bund als solchen kein eazu* bolli vorlicgc, deshalb habe cs die Action des Bundes als solchen nicht hcrvortreten lassen wollen, um denselben nicht den Gefahren eines Krieges auszusetzcn. Wäre dies wirklich die aufrichtige Absicht Preußens gewesen, so hätte cs die Neutralität der Bun desstaaten beantragen und in seiner Eigenschaft als euro päische Großmacht allein Vorgehen müssen. Aber es wollte zwar die deutschen Staaten benutzen, dieselben jedoch nicht als gleichberechtigte Bundesgenossen gelten lassen, sondern sie zu preußischen Vasallen machen." In der österreichfeindlichen Presse hat der Friedens schluß u. A. die merkwürdige Folge gehabt, daß dieselbe nunmehr schlimmer denn jemals über Oesterreich herfällt, und anstatt, wie man cs von einem nationalen Sinne erwarten sollte, Oesterreich ob seines Mißgeschicks im Kriege zu bedauern, scheint der traurige Ausgang dessel ben den Haß gegen den deutschen Kaiserftaat nur ge schärft zu haben. Alle alten und neuen Parteianklagen gegen Oesterreich werden wieder hervorgesucht und mit neueren verbunden, von welchen letzter» seltsamerweise die eine der lebhaft vorgetragenstrn ist, daß Oesterreich Frie den gemacht hat. Hinter diesem Anklagcsystem, zu wel chem man von Oesterreich her gerade jetzt gar keine Ver anlassung gegeben, versteckt sich nur zu kenntlich der Unmuth über eigene fehlgeschlagene Parteipläne. Tic „Orsterreichische Zeitung" unterzieht diese Ankla gen heute folgender Besprechung: „Man kann jetzt in Oesterreich leicht populär werden, wenn man recht tüch tig gegen Preußen loszieht. Alle Schichten der Bevöl kerung, vornehmlich die Mittlern und untern, sind von einem Groll gegen unfern größten deutschen Bundesge nossen erfüllt, der jede auck noch so heftige Diatribc ge gen denselben freudig willkommen heißt. Dennoch hat die österreichische Presse bisher in der Richtung eine außerordentliche Zurückhaltung bewiesen. Wenn sie auch manchmal nicht umhin konnte, auf das Verhalten Preu ßens in letzter Zeit mißbilligend hinzudcuten, so hat sic dies doch immer nur andeutungsweise gcthan, sie hat sich die größtmögliche Selbstverläugnung auferlegt. Auf der andern Seite aber sehen wir gerade die preußische und die ihr afsiliirte deutsche Presse eine Sprache gegen Oesterreich führen, die beinahe bis zur Verläugnung des monarchischen Princips geht. Tie Beleidigungen gegen erhöret hätte, erschallte hinter mir Rossestrab, ein Häuf' Berittener bog um die Waldccke und kam die Heerstraße herunter auf mich zu. „Wohin deS Weges, jung' Gesell?" frug der Führer und ließ sein Roß mir zur Seiten langsamer gehen. Mein verstört Aussehen rnocht' ihm wohl verwunderlich vorkommen. „Drei Federn halt' ich in der Hand," antwortete ich keck, „die blies ich fort. Die erste flog nach rechts, die zweite nach links, die dritte flog grad' aus: Der Nase bin ich nachgegangen." „Gut geantwortet!" rief der Reiter lachend. „Aber den Schuh hast' doch dabei verloren, und Kapp' und Mantel hat a»ch der Teufel geholt. Ist doch ein schlech ter Weg, gewesen!" „Hei, kümmert'S Euch? Saget mir lieber, wohin führet diese Heerstraße?" „Nach der freien Reichsstadt Goslar, Bursch'! Willst mit? Haben Auftrag zu werben! Da trink' einmal, siehest nüchtern genug hinein in den Hellen Morgen." Ich nahm das mir dargebotene umsponnene Fläschlein und trank, schüttelte mich und gab es zurück. „Wo kommet Ihr her, Ihr Herren?" „Haden des Reiches Ehrenhold gen Braunschweig geleitet. 'S ist wieder «in Kaiser im Reich, das soll er verkünden. Vivat der Allerdurchlauchtigstr, Allergroß- mächtigst«! — Mathias heißet er! Von da hinten her, wo sich Katz' und Hund gute Nacht sagen!" — Das hätte der Reitersmann mir nicht zu sagen brauchen, das hatt' mir Herr Algarmann schon lang' an den Fingern hergezLhlt. Aber der Trunk hatte mir wohlgetha« und die Welt erschien mir ein wenig rosiger. — „Willst rin Reiter werden?" klang e» mir ins Ohr. Hei, wie war Alles in Bewegung; die Vögel, die Wolken; ein srischer Hauch ging durch den'Wald; ich schauet' auf meinen wunden Fuß, in den ich schon manchen Stein getreten hatte, welcher schon von man chem boshaftigen Dorn blutete. Kein Hol, kein Haus, Kein We'b. kein Kind, Reit' dir Welt au«, Wa« Besser'« find'! sang der Rittmeister. Die Rosse scharrten. Gut Löh nung, gut Dienst!" raunte mir einer der Reiter ins Ohr. „Schau' ein schmuck Nößlein!" rief ein anderer und zerrt ein ledig Handpferd mir vor die Nase. „Thut gut für den wunden Fuß!" „He?" lachte ein dritter, „steig' aus, Kamerad!" Nach Wolfcnbüttel wär' ich um alle Schätze der Welt nicht zurückgekehret. Wie hätten sie mich ausgclachet. Wie hätte der Algcrmann ge- ftuchet! wie hätte der Levin den spitzen Bart gestrichen und gespöttelt, wenn ich sckuh-, mantel- und kappcnlos wieder eingezogen wär'! An den tückischen Levin dachte ich zumeist, da schoß mir ein Gedanke durch die Seele — ha, ihn vor die Klinge kriegen, ihn nirderhaucn im ehrlichen Gefecht! — Es schwamm mir vor den Augen — der Hauptmann von Goslar zog den rechten Hand schuh ad und streckt' mir die Hand vor — ich schlug klatschend ein — „Gruß Trr, Herr Jürgen von Braun schweig!" Ich war ein geworbener Reitersmann der kaiserlichen freien Reichsstadt Goslar! Wie im Traum saß ich auf dem schwarzen Pferd, d»S mir gegeben war, und lustig um mich her erschallt« der Gesang meiner jetzigen Kameraden, wie wir durch den grünen Wald galopirten. Auf sechs Jahr verpflichtete ich mich der Stadt, ward aber bald reuig, denn mit dem frischen, freien Reiter leben war's nicht weit her. Eine Wacht am Vitus- oder Rosenthor war bald gcthan und einem Judcnlärm, oder einem Tumult der Bergknappen, oder einem Kipper und Wippertumult wurde schnell abgeholfen durch die flache Klinge. Das war Alles nicht viel besser als das Treiben in der Kanzleistubc zu Wolfcnbüttel. Wäre mein Eid nicht gewesen, ich wär' davon gegangen ohne Valet über Berg und Thal. Auch die Gedanken an die Susann' wurde ich sobald nicht los — sie plagten mich im hellsten Sonnenschein und in der dunkelsten Nacht, und oft genug glaubten meine Gesellen, ich sei verrückt geworden! Ich dachte aber dann an die treulose Maid hinter den Bergen! In dem Jahre, in welchem der Funke fiel, der zur größesten Kricgsflammc werden sollt', die je Gottes Erde verwüstet hat, würd' ich frei und zog aus, mein Glück weiter zu versuchen. Mancherlei hab' ich wohl gefunden; aber das Glück nicht, und die Ruhe nicht eher, als bis mich die Wallenstein'schc Kugel bei Lützen in den Sand warf. Da fand ich wenigstens die Ruhe! Heiliger Gott, über wie viel blutige Schlacht felder, durch wie viel verbrannte Dörfer und wüste Städte bin ich gezogen! Wie viel Mal hab' ich die Trompete zum Angriff blasen hören — hie und da, hüben und drüben! Was war aus der „frommen, gottesfürchtigen und geduldigen" deutschen Nation ge worden? Wußte doch zuletzt Niemand mehr, wofür er Las Schwert zog, wofür er ausritt! Jammer und Wed, wie leuchtete, zuckte und schlug cs ein, hin und her über der deutschen Erde! (Fortsetzung folg».)
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