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«WWW Netteste geil«»g -e» Bezirk» 87. Jahrgang Dienstag den 2V Dezember 1921 Rr.296 40 —, Börnersdorf 20. t 85 Dippoldiswalde 2708,50 M. ergeben und zwar in: Dippoldis walde 240.—, Altenberg 39.—, Zinnwald 14.—, Bärenstein ff E - , Seifersdorf 75.—, - (Das ist das Neueste!) Wer mit der Zett fortschreiten Breitenau 22.—, Burkersdorf 85.—, Dittersbach 50.—, Dittersdorf 29.—, Döbra 30.—, Frauenstein 210.—, Fürstenwalde 27.50, Fürstenau 43.—, Derankoortticher Redakteur: Varrlgedne. — Druck und Verlag' Lark 8<d»e in DtVVvttkawatt«. RptttNLNroiL' Merteljährlich ^JMluobneZ«- Einzeln« «ummrrn LOM. — Semsprech«: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverdands-Girvkonlo Nr. 3. — Poitickeck- Konto: Dresden 12548. Lies« Bla« errkhSU die amkliche« BekamstmachmGe» -er Amlshau»tmaa«fchaf^-es Amksgerichl» and -eG Siadirais zu Dippoi-tswal-e Oettliches und SSchfischeS Mppoldlswalöe. Die Versammlung des Landwirtschast- lichen Vereins am vergangenen Sonnabend war trotz des herrschenden Sturm- und Regenwetters erfreulicherweise recht zahlreich besucht. Es zeigte sich, daß auch einheimische Redner, die aus der Praris der eigenen Wirtschaft sprechen können, wohl imstande sind, die Vereinsangehörigen zu fesseln, und daß es nicht immer auswärtige Herren sein müssen. Nach Eröffnung der Versammlung und Begrüßung durch den Vor sitzenden, Herrn Oekonomierat Welde, teilte derselbe zunächst die verschiedensten Eingänge mit. Gegen die Absicht,, den einzigen kaltblütigen Hengst der hiesigen. Beschs ein zuziehen, sollen Vorstellungen erhoben werden. Vorträge wurden angeboten über Jagdpachtoerträge, auf den nian gegebenenfalls zurückkommen will, sowie ein solcher des Herrn vr. König von: landwirtschaftlichen Kreisverein mit Lichtbildern über Flachsbau, der, da er gegen 200 M. Kosten verursachen wird, vielleicht zusammen mit den umliegenden Vereinen ab- grhalten werden kann. Nach Anmeldung neuer Mitglieder hielt Herr Vorwerksbesitzer Jäckel auf Grund eines.Zeitschriften artikels einen Vortrag über Bodenbearbeitung und Bodengare und flocht in denselben seine vielfachen Erfahrungen und Be obachtungen ein, die grotzen Beifall und eine ausgedehnte, anregende Debatte heroorriefen. Nach kurzer Pause referiert« der Herr Vorsitzende über das neuerschienene Buch: Argen- tarius, Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn (Bank- Verlag in Berlin, 1921), in dem die ganze Geldkrisis Deutsch lands geschildert wird, die mit der Kipper- und Wipperzeit bei Beginn des 30jährigen Krieges, der während der ersten französischen Revolution oder der während des nordamerika nischen Sezessionskrieges in den vergangenen 60er Jahren verzweifelte Ähnlichkeit hat. Beiden Rednern wurde lauter Dank. — Die nächste Versammlung im Januar wird die Hauptversammlung sein, in der Vorstakdswahl, Kassenbericht usw. zu erledigen sind. Außerdem wird auch ein Vortrag über Motoren geboten werden. Dippoldiswalde, 13. Dezember. Heute vor 25 Jahren entstand früh >/r1 Uhr ein Brand in der Maschinenfabrik, der aber von den Feuerwehren bald gelöscht werden konnte. Es war eine bitterkalte Nacht. Aus den: Mühlgraben wurde das Wasser mit Eimern geschöpft. Was danebenlief, gefror im Handumdrehen. Und mancher Feuerwehrmann verschwand auf 5 Minuten in der „Hengstschenke", um sich durch einen Schnaps zu erwärmen. — Auch am gestrigen Sonntage herrschte ein fürchterlicher Sturm, der den Aufenthalt Im Freien höchst ungemütlich, wenn nicht ganz unmöglich machte. Auf den Besuch in unserer Stadt hatte das Wetter natürlich großen Einfluß und wird der „goldene Sonntag" kaum den Erwartungen vieler Geschäfts inhaber entsprochen haben, — leider! Manche sind allerdings auch recht zufrieden mit" dem Geschäft gewesen, wenn sie auch meinen, daß Schlittenbahn noch mehr Käufer gebracht hätte. — An Dächern und Zäunen richtete der 'Sturm wieder großen Schaden an. i — Am 13. Dezember hielt die Ortsgruppe Dippoldiswalde der Vereins der Klein- und Mittelrentner Sachsens im Gasthof „zum roten Hirsch" ihre sehr gut besuchte Jahresver sammlung ab. Die Rentner haben seit zwei Jahren ringe- sehen, daß nur fester Zusammenschluß ihren ehrenwerten Stand vor gänzlicher Zermalmung retten kann Großen Organisa tionen wohnt auch große Stoßkraft inne, der Massenschrei findet stets williges Gehör, während die Stimme des einzelnen «»gehört verhallt. Jetzt, wo die Zahl der organisierten Rentner das erste Hunderttausend überschütten hat, fangen der Reichs tag, die Landtage, die Regierungen und die städtischen Be hörden langsam an, den um Hilse schreienden Eingaben der rührigen Landesverbände mehr und mehr Beachtung zü schenken und sich zu praktischer Hilfsleistung aufzurasfen. Man beginnt einzusrhen, daß der Rentner ein vollberechtigtes Glied des Staates ist, den er in überfleißiger Arbeit mit aufbauen half, und dem er willig seine Spargroschen lieh, als es ums Ganze ging. Diejenigen, welche im Rentner einen verächtlichen Kapi talisten erblicken, vergessen ganz, daß er sich von unten herauf arbeitete, daß er meist in vierzehnslündiger Tagesarbeit schuftete nur um für seinen Lebensabend soviel Zinseinkommen zu haben, daß er dann als Selbstpensionär ja nicht den Staat und die Gemeinde zu belasten nötig hätte. Alle die, welche immer wieder den Rentner übel einschätzen, sollten doch be denken, daß auch für sie dereinst ein stiller, bescheidener Lebens abend ein erstrebenswertes Ziel sein wird. Cie, die noch erwerben können, denen immer wieder bei jeder Teuerungswelle dar Einkommen aufgebessert wird, möchten nunniehr einmal darüber Nachdenken, was es zu bedeuten hat, wenn Tausenden und etwa seiner Gattin oder seinen Kindern da» aller modernste Weihnachtsgeschenk machen will - Geld ist ja da, es ist ja nicht wie bei armen Leuten! —, der lasse sich filmen! In Berliner Fachblättern finden wir folgende aktuelle- Anzelge: „Möchten Sie sich im Film sehen? Dann gehen Sie zu Binder, Berlin Kurfürstendamm 225. Wir filmen Ihr Porträt und Ihre Familienfeste. Wir liefern Aufnahmen und Vorführungen." Diese durchaus zeitgemäße Einladung ermöglicht nicht nur die beliebige Veranstaltung lebender Bilder und die Anlegung eines Familienfestarchivr, sie ge stattet auch den entfernt wohnenden Verwandten und Freunden einen Einblick in den engsten Kreis der Familie, wie sie leibt, lebt und webt und ihre wenigstens platonische Anteilnahme an Gastmählern, Kaffeegesellschaften und Bällen. Sie ersetzt den immer teurer werdenden Briefwechsel und macht den Menschen allgegenwärtig. Wir empfehlen die Zusammenstellung von Bilderfolgen etwa so: Unsere lieben Kleinen in der Kinderstube, unsere Lieblinge bei den Schul arbeiten, Müllers während der Weihnachtsfeiertage, Lehmanns beim Wintersport in Altenberg—Zinnwald, Schmidt beim Jahreswechsel usw. Hier finden wir endlich die-wahren, un verwischbaren Grundlagen zur deutschen Familiengeschichte? .Nur nicht zu rasch kurbeln, Herr Binder, auch das Sich- filmenlassen will gelernt sein! — Schwurgericht Dresden. Schwere Urkundenfäschung und versuchter Bettug bildeten den Gegenstund einer Anklage, die sich gegen den 1902 zu Hirschsprung geborenen ehe maligen Postaushelfer Kurt Paul Sommerschuh richtete. Dieser Angeklagte war seit 1917 beim Postamte Mtenberg als Aushelfer angestellt. Bezahlung erfolgte nach Tarif. Im Frühjahr d. I. erfolgte seine Versetzung zum Postamte Kips dorf, wo er seinen Landbezirk zu bestellen hatte. Nach den, Eröffnungsbeschluß hatte Sommerschuh in Kipsdorf vier Post anweisungen über je 2000 M. gefälscht und in der Zeit vom 24. bis 26. Juli eingeschmuggelt und so nach den Dresdner Postämtern unter den Namen eines Kaufmanns postlagernd dirigiert. Damit nun Sommerschuh bei den Postämtern auch die lagernden Anweisungen ausgezahlt erhalte, so hatte er sich überdies in Kipsdorf eine Postausweiskarte auf den Namen eines dortigen Kaufmanns gefälscht. Als Angeklagter beim Postamt Dresden l erschien, wurde er wieder bestellt, beim Vorsprechen am anderen Postamt 24, wo auch «eine An weisung hingeleitet worden' ist, festgenommen. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Or. Große, die Verteidigung wurde von Rechtsanwalt vr. Michaelis ausgeübt. Nach dem Wahrspruche der Geschworenen wurde Sommerschuh unter Zubilligung mildernder Umstände wegen schwerer Urkundenfälschung und versuchten Betrugs in Höhe von 8000 M. zu einer Gesamt strafe in Dauer von 6 Monaten Gefängnis verurteilt. — Die Arbeiten zur Erbauung einer Querbahn von Großbothen über Bad Lausick nach Borna nehmen ihren Anfang. Allem Anschein nach dürfte der Bau schon im Laufe dieses Winters vielen Arbeitslosen Gelegenheit zu lohnender Beschäftigung bieten. Schönfeld. Infolge Kassierung der ersten Vorstandswahl mußte eine Neuwahl veranstaltet werden. Diese fand durch den alten Gemelnderat am Montag statt. Die Wahl fiel einstimmig auf Bäckermeister Jäckel, der die Annahme des Amtes erklärte. Durch die Wahl Jäckels zum Vorstand rückte der nächste Bewerber der Liste 1 zur Gemeinderats- wahl, Wlrtschaftsbesther Otto Kempe, als Vertreter in den Gemeinderat ein. Sadisdorf. Es war wahrhaftig kein Spaß, am Sonntag nachmittag von Hennersdorf, Obercarsdorf, Naundorf oder gar von Dippoldiswalde nach Sadisdorf zu wandern und sich die spitzen Wassernadeln aus den Wolken ins Gesicht schleu dern zu lassen. Was wollten wir aber in Sadisdorf? Etwa zu einem Verngügen? Nun sa, man kann es so nennen, und zwar zu einem wahren, edlen Vergnügen, zum Krippensptel in der wohltuend gehetzten Kirche, deren von alten, arbeitsunfähigen Rentnern, meist noch dazu ver heirateten, wöchentlich ein Gesamteinkommen von 20 bis 23 M. zur Verfügung steht!! Was wird nun durch den Rentnerbund erstrebt? Ermäßigung und Wegfall der Steuerbelastung und wirtschaftliche Hülse. Für unser gutes, dem in Not geratenen Reich dargeltehenes Gold fordern wir entsprechenden Ausgleich, aber keine 36- bis 40-fache Belohnung, wie sie jetzt den Gold- Hamstern geboten wird. Rafft euch daher aus, all ihr Außen stehenden und tretet unserem Rentnerbunde zur gemeinsamen Abwehr bei, denn Einigkeit macht stark. — Berichtigung. In dem Bericht über die gemein schaftliche Sitzung muß es heißen: Der Armenausschuß hat die Unterstützung für Rentenempfänger auf 17S0 M. und ' für andere auf 35 M. wöchentlich erhöht usw. — Auch in diesem Jahre wieder liegen die Listen -er vom Armenausschuß beschlossenen und in dankenswerter Weise von zwei Bezirksvorstehern besorgten Gesamt- Gratulation in den hiesigen Gast- und Schankstätten aus. Fleißige Benutzung sei empfohlen. Der Ertrag wird bekanntlich zur Beschaffung von Heizmaterial für unsere Armen verwendet. Was das bei den heutigen Kohlenpreisen zu bedeuten hat, braucht hier näher nicht ausgesührk zu werden. Jeder weiß es. -- Die Braunkohlenbriketts, die unseren Hausfrauen jetzt zur Verfügung stehen, haben eine große Schattenseite. Sie sprühen, in glühendem Zustande berührt, nach allen Seiten auseinander, sodaß bei nicht fest ver schlossener Feuerungstür leicht auch glühende Teilchen in den doch in der Nähe stehenden Kohlenkasten geraten können. Daß das aber recht unangenehme Folgen haben kann, erfuhr kürzlich ein hiesiges Ehepaar. Nach zweistündiger Abwesen heit in die Wohnung zurückgekehrk, fanden sie die Küche vollkommen verqualmt, den hölzernen Kohlenkasten voll ständig verbrannt, den Kohlenvorrat noch hell brennend und die Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen. Noch kurze Zeit, und die Sache konnte schlimm werden. Ein gleicher Vorgang spielte sich vor kurzem in einer anderen hiesigen Wohnung ab, nur entdeckte man hier den entstehenden Brand rascher. — Herr Tischler Richard Köhler, in Firma Rich, u. Oskar Köhler, hier, legte am 7. Dezember vor der Prü fungskommission der Gewerbekammer Dresden die Meister prüfung mit Erfolg ab. tft.— Der Pädagogische Verein Dippoldiswalde tagte am 17. d. M. in Schmiedeberg. Verhandelt wurde zunächst über eine Reihe geschäftlicher Fragen. Es folgte ein Bericht des Herrn Lehrer Günther, Reinholdshain über die letzte Sitzung des Bezirkslehrerrates. Hierauf sprach Herr Bezirks schulrat Sturm über das Thema: „Mein Weg zur Philosophie". Der Vortragende gab eine anschauliche Darstellung seines eigenen phiksophischen Entwicklungsganges, schilderte, wie die großen Welt- und Lebensrätsel, insbesondere die bedeutsamen Fragen: Was kann ich wissen? Was sott ich tun? ihm von Jugend an immer wieder entgegentteten, und wie er sich in gedanklichem Ringen mit ihnen abgefunden hat. Die Hörer erkannten, daß die Philosophie keine lebensfremde Wissenschaft ist, daß vielmehr philosophische Fragen jedem auf Schritt und Tritt begegnen, und daß derjenige sein Leben aus der Enge in die Weite führt, der solchen Fragen nicht ausweicht, sondern sie, sei es auch in bescheidener Form, zu beantworten sucht. Damit war der Zweck des Vortrages erreicht. — Ein Schlaglicht auf die hohen Paplerpreise. Von interessierter Seite geht uns die Nachricht zu, .daß bei der Holzversteigerung auf Frankenberger Staatsforstrevier am 12. Dezember für die schwächsten Stämme, die vorwiegend zu Papierholz gekauft werden, 600—700 M. für den Fest meter Holz ab Wald erzielt wurden. Vor wenigen Wochen war dieses Holz sowohl hier als auch bei ladungsweisem Be züge aus Bayern, dem Harz usw. in beliebigen Mengen zu 300 M. pro Festmeter franko käuflich. Die enorme Ver teuerung des Papieres beginnt also beim Staatsbetriebe selbst und nicht bei der Industrie." »— Der Landcslchutzverband der sächsischen Betriebskranken kassen schreibt uns: Die aus Mitgliedern unseres Verbandes gebildete Heilstätten-Gesellschaft für sächsische Betriebskranken, kassen m. b. H. hat die Villa „Glückauf" in Wehlen als Er- holungsheim erworben. Sie liegt über der sogenannten kleinen Bastei und ist sonach landschaftlich sehr schön ge- legen. Das Erholungsheim wird iin Frühjahr des nächsten Jahres eröffnet werden. — Dir Kollekte am Totenfest-Sonntag den 20. Novbr. 192l zum Zwecke der Linderung der wirtschaftlichen Not der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen, sowie für den Zweck der Kriegsgräbersürsorge in Feindesland hat in der Ephorie W Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung «n-Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg »U Geising 68.—, Glashütte 106.—, Hartmannsdorf 64.—, Hennersdorf 74.—, Schönfeld 18.—, Hermsdorf 42.—, Höckendorf 49.—, Johnsbach 30.—, Kreischa 250.—, Lauen stein 66.—, Liebenau 45.—, Nassau 94. -, Possendorf 200.—, Pretzschendorf 132.—, Rechenberg 90.—, Reichstädt 60.—, Reinhardtsgrimma I00—Ruppendorf 3L—, Sadisdorf 7ä.^, Schellerhaü 70 , Schmiedeberg 100.—, Kipsdorf