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Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe des NlatteS erfolgt TagS vorher Nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel jährlich I Mk. 60 Pf., zwei monatlich 1 Mk., cinmonat- lich 60 Pf. Einjelne Nummern 10 Pf. PostzcitnngSbestelllisie 6073. Nile kaiscrl. Postanstalten, Postbote», sowie die ZeilnngSträgcr nehmen stets Bestellungen aus die „Sächsische Elbzeitung" an. MW MMU. Amtsdllstt str des Mugl. AeitsgcriA ued dc» Sledtteth zu Zlhendeu, sowie slic den KlMMmdccelh l» Hohellci». Mit „Ztrnstrirt. SonntngslKntt". Mit Humor. Beilage „Keifenbrnsoir". Mit „Lnndlvirtpschnftk. Weicrrjze". Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von grosiee Wirkung, sind Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens vormittags 0 Uhr aufzugcbcn. Preis siir die gespaltene Corpuszeile, oder deren Naum 10 Pf. Inserate unter siinf Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet tabellarische und complicirtcr (nach ttebereinkunst). „Eingesandt" untcrm Strich 20 Ps. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. kl. «LS Illhlgling Schandau, Sonnabend, den 23. November 1895 Inseraten-Anna hmestel len: In Schandau: Expedition Zaukcnstraße 181, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkassircr Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-BureauS von Haascnstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube Co. und in Hamburg: Kürolh <k Liebmann. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Für den am 7. Oktober 187 l zu Prossen geborenen Schinicdegesellen Robert Martin Bretschneider, zuletzt in Schandau aufhältlich, jetzt unbekannten Aufent haltes, ist Herr Destillateur Friedrich Oswald Bretschneider iu Schandau als Abweseuheltsvvrniund in Pflicht genommen worden. Schandau, nm 10. November 1895. Königliches Amtsgericht. Ihle. Ium Iodteusonutcrg. In den Friedhof, wo gefnudcn Nnh' im letzten Kämmerlein, Die iu schnell erbleichten Stunden Du mit Lust geuenuct dein, Trete au dem hent'gen Tage Ein mit deines Herzens Klage. Solch ein stiller Friedhvfsgang Bringt dir Segen lebenslang. An den Gräbern lernst du lieben, Wie mau wahrhaft lieben nmß; Wem die Lieb' in's Herz geschrieben, Fürchtet nicht des Todes Gruß. Freud' und Hosfnnng mögen weichen, Wenn des Lebens Sterne bleichen, Doch die Liebe hält noch warm, Was erstarrt in Todes-Arm. An den Gräbern lernst dn glauben, Diesen Trost, von Gott gesandt, Laß dir nicht von Thoren ranben, Die dem Stanbe zngewandt, Wem ein Äug' iu Lieb geleuchtet, Wem der Schmerz den Blick gefeuchtet, Den umweht im tiefsten Leid Mild das Glück der Ewigkeit. An den Gräbern lernst dn leiden, Was dein Gott dir auferlegt. Vor des Friedhofs Pforten scheiden, Wenn man dich zur Ruhe trägt, Alles Weh uud alle Sorgen, Und kein nener Erdenmorgeu Weckt dich auf znm schweren Streit Mit des Lebens Noth nnd Leid. An den Gräbern lernst dn sterben, Eh' der Tod dein Herz berührt, Daß dich nicht das eitle Werben Um die Lnst der Welt verführt. Flüchtig sind die ird'schen Zeiten, Bald, gar bald wird man bereiten, Wo bewegt hent' stehest du, Dir das Bett zur ew'geu Ruh! Politisches. Der Kaiser wird am 25. November dem Amtsrath v. Dietze in Barby einen Jagdbesuch abstatten; der ge nannte Herr hat sich schon in den vorangegaugenen Jahren regelmäßig dieser Auszeichnung seitens des Monarchen erfreut. Am 29. November gedenkt der Kaiser den vom Schloßhauptmaun v. Alveuslebeu auf Neugattersleben zu veranstaltenden Jagden beiznwohnen. Zwischen beiden Jagdansflügen, am 27. November, gedenkt er an dem an diesem Tage stattfindenden Diner der Ansschußmitglieder der preußischen Ceutralgenossenschaftskasse theilzunehmen. Je näher der Zeitpunkt des Wiederbeginns der Neichstagsarbeiten heranrückt, desto eifriger werden an den verschiedenen Regierungsstellen die Vorbereitungen für die kommende Wiutertngmig des Reichsparlaments getroffen. SpecieN im Bnndesrathe gehen immer nene Vorlagen ein, so ist jetzt der genannten maßgebenden Ver sammlung der Entwurf eines anderweitigen Znckerstener- gesetzes unterbreitet worden, allerdings kann man über den Inhalt desselben zunächst nur Vermuthungen hegen. Was die Gestaltung des künftigen Reichshaushaltsetats anbelangt, eine für die weitesten Bevölkerungskreise ja wichtige Frage, so gewähren freilich die bruchstückweise erfolgten Veröffentlichungen des hauptsächlichste» Inhalts der vom Bnndesrathe bislang fertiggestellten Einzeletats noch keine sichere Grundlage für die Bcurtheilnug des neuen Etats. Indessen giebt sich in der Tagespresse doch bereits die Anschauung kund, daß die Finauzwirthschafl des Reiches im nächsten Reichshaushaltsentwurf doch ein wesentlich günstigeres Bild gewähren dürfte, als dies in den letzten "Jahren der Fall war, welche Meinung hoffent lich anch ihre Bestätigung dnrch die Ziffern des neuen Etats erfahren wird. Dagegen verlautet schon jetzt hinsichtlich des preußischen Etats für 1896/97, daß derselbe ver- mnthlich einen Fehlbetrag von über 20 Millionen Mark aufweisen werde, hie und da munkelt mau sogar von einem wahrscheinlichen Defieit von 25 Millionen Mark. N i ch L a m t l i ch e r T h e i l. Neclit fleißig wird in den zur Zeit versammelten Eiuzellaudtageu, in jenen von Bayern, Sachsen, Baden, Mecklenburg, Altenburg n. s. w. gearbeitet, leider wird bei den meisten dieser parlamentarischen Körperschaften noch ei» kürzeres oder lä»geres Z»samme»tage» mit dem Reichstage trotzdem nicht zn vermeiden sein. Geschlossen wnrde der colmrgische Speciallandtag, nachdem in seiner Schlnßsitznng Staatsminister v. Strenge noch eine befrie digende Erklärung über die baldige Beseitigung der zwischen der Regierung und dem Landtage entstandenen Schwierigkeiten abgegeben hatte. Bei den am Sonntag in ganz Belgien vollzogenen Gemeinderathswahlen hat die iiberale Partei abermals schlechte Geschäfte gemacht. Wie bei den vorangegaugenen Landlagswnhlen, so sah sic sich anch bei den Commnnal- wahlen zwischen das Feuer der Clericalen uud dasjenige der Socialiste» gebracht, während sich zudem die Liberalen der verschiedenen Schaltirnngcn unter einander in den Haaren lagen. In den größeren Städten, wie in Brüssel, Antwerpen, Gent n. s. w., wo bislang die Gemeinderäthe entweder durchgängig oder doch weit überwiegend liberal waren, sind bei den Neuwahlen die Candidaten der Clericalen nnd der Svcialisten znm Theil dnrchgedrnngen. Außerdem haben die Svcialisten auch in vielen kleinen Orten der Jndustriebezirke des Landes gesiegt nnd die Mehrheit in den Gemeinderäthe» erhalten. Die Wiener Bürgermeisterfrage hat nun zu der schon zn erwartenden Svaltung im konservativen Lager Oester reichs geführt. Die Abgeordneten v. Dipanli, Or. Eben hoch, Or. v. Fnchs, 1>r. Schorn, Oberndorfer, Peitler, Doblhamer nnd Gasser sind aus dem Hoheuwart-Clnb des Abgeordnetenhauses ausgeschiede», da sie die Haltung der Clubmehrheit iu der Angelegenheit Or. Lnegers nicht billigen. Die Secessionisten wollen sich am 23. November als nener Clnb „anfthnn", nur scheint der Name desselben noch nicht festznstehen. Für diese Schwächung winkt dem Hohenwart-Clnb insofern ein Ersatz, als die zehn Mann starke kroatisch-serbische Grnppe, welche seinerzeit wegen der coalitionsfreundlichen Haltung des Hohenwart-Clübs aus dem letzteren ausgetreten war, jetzt in dessen Schoos; zurückkehren will. In Frankreich scheint das radicale Cabinet Bourgeois all' die düsteren Prophezeihungen von seinem baldigen Sturze zn Schanden machen zu wollen. Denn Herr Bourgeois entwickelt ein wahres „Schweineglück"; in der Montagssitznug der Depntirteukammer hat er wieder einen glänzenden Sieg errnngen. Nachdem die Kammer zunächst den die progressive Steuer betreffenden Theil der Erb schaftssteuer-Vorlage angenommen hatte, entspann sich über die Auffindung und Verhaftung des Panama - Ganuers Arton in England, welche man" als ein Werk der nenen Regierung betrachtet, eine lange Debatte. In derselbe» entwickelte und verthcidigte Ministerpräsident Bourgeois sein Negiernngsprogramm nochmals in unleugbar ein drucksvoller Weise. Die am Schlüsse der Debatte ein gebrachte Tagesordnung lehnte Bourgeois, als ihm nicht gnügend, ab, und verlangte er eine Tagesordnung, welche die Acte uud Erkläruugeu der Negierung vollkommen billige. Dies hieß der Kammer die Pistole ans die Brust gesetzt — nnd die wackere Volksvertretung ergab sich wirklich! Es wurde die von Bourgeois verlangte Tages ordnung eingebracht und von dem Hause in ihrem ersten Theile mit 493 gegen 10 Stimmen, in ihrem zweiten Theile mit 379 gegen 69 Stimmen genehmigt. Schließ lich nahm die Kammer diese Tagesordnung noch im Ganzen mit 421 gegen 52 Stimmen an, mit welchem glänzenden parlamentarische» Vertrauensvoll»» i» der Tasche Herr Bvargcois den weitere» Di»ge» kaltblütig entgegensetze» kann.' Die Geburt der Großfürstin Olga, des ersten Spröß- lings aus der Ehe des Czareu Nicolaus mit der Prinzessiu Alix von Hessen, ist im Czarenreiche allenthalben mit Kundgebungen loyaler Theiluatzme au diesem freudige» Familienereignisse im Kaiserhmise begrüßt wurde». Die Kaiserin Alexandra Fevdorowna und ihr Töchterchen be finden sich verhältnißmäßig wohl, wie anch das jüngste amtliche Petersburger Bulletin wiederum versichert. Das Ereignis; hat insofern eine politische Wirkung nach anßen gezeitigt, als dem Fürsten Ferdinand von Bnlgarien auf seine Glückwuuschdepesche anläßlich der Geburt der Groß fürstin Olga eine sehr huldvolle Antwort- und Dank- Depesche des Czaren zuging, der zerrissene „Draht" zwischen Petersburg und Sofia scheint demnach allmälich wiederhergestellt zu werden. Wenn die sGroßmächte 'in» nicht bald ihre ange- kündigte gemeinsame Actio» i» Orient in Scene setze», so werde» die Christe» i» Kleinasien und Syrien nächstens wohl so ziemlich abgeschlachtet sei». De»» die Meldungen von dorther lauten fortgesetzt grauenhaft; in Carput, iu Aleppo und Umgegend, in Amlab, in Massowan und Amassia, in der Landschaft Dersim nnd vielen anderen Pmikle» nnd Bezirken des türkische» Kleinasiens hat der muselmännische Fanatismus neue schreckliche Metzeleien unter den Christen angerichtet, dem „vereinigten Europa" förmlich zum Hoh». Allerdings sind zwei türkische Armee korps beordert worden, die Ordnung in den unglücklichen Provinzen wiederherznstelle», aber der fatale Geldmangel in den türkischen Staatskassen verzögert die Durchführung der Mobilisiruug ungemein. In Arabien erwachsen jetzt der Pforte anch Schwierigkeiten. Türkische Truppen wurden von 45000 mit Martini-Gewehren bewaffneten Arabern wiederholt geschlagen nnd dann in der Stadt Sana eingeschlvssen. In Bnlgarien herrscht große Freude ob der Geburt des Prinzen Cyrill des zweiten Sohnes des fürstlichen Paares. Am Montag fand zur Feier des Ereignisses Tcdenm in der Sofiaer Kathedrale statt, welchem Fürst Ferdinand, die Minister, das Sobrauje-Präsidium nnd zahlreiche officielle Persönlichkeiten nnd Honoratioren bei wohnten. Der Kasfern-Anfstand in der vstafrikanischen Colonie Portugals kann als niedergeworfen betrachtet werden. Die portugiesische» Expeditkmstrnppc» schlüge» die Streit kräfte des Nebelleutzänptlings Guugnuhaua e»tscheide»d, worauf sie seimm Kraal oder Residenz erstürmte» und niederbranntcm Gimgnnhaua befiudet sich auf der Flucht. Aus Cuba kann jeden Tag die Knnde von einer entscheidenden Schlacht zwischen den Spaniern und den Insurgenten unter Maximo Gomez eiutreffeu. Die beider seitigen Vortruppen haben sich bereits verschiedene Schar mützel geliefert. Locales und Sächsisches. Schanda n. Alle diejenigen stimmberechtigten Bürger, welche gesonnen sind, an der den l. Advent, vormittags zwischen '/^H —12 Uhr im Thurmzimmer unseres Gottes hauses stattfiudeudcn Kirchenvorstauds - Ergänzungswahl theilzunehmen, seien nochmals ausdrücklich darauf hin- gewieseu, das; sie unr nach vorhergehender Anmeldung nnd erfolgter Aufnahme in die Wählerliste znr Betheiliguug an der Wahl berechtigt sind. Die Anmeldung, die sowohl mündlich als anch schriftlich geschehen kann, kann nur noch bis Montag, den 25. d. M. in der Stadt entweder bei dem Pfarramte oder bei Herrn Buchbinder Bossack und in Weudischfähre nnd Postelwitz bei den betreffenden Herren Gemeindevorstäuden erfolgen. — Nächsten Sonntag zu»; "Todteufeste wird abends 5 Uhr in unserer Stadlkirche liturgischer Gottesdienst abgehalten werden. Die sowohl im Anschluß au den Vormittags- wie auch auch au deu AbeudgvtteSdieust ge sammelte Collecte ist für deu Kirchenueuban der Gemeiude Alberuau bestimmt. — Es sei hier darauf hiugewieseu, daß heute Freitag abends 8 Uhr im Speisesaalc des Hotels „Lmdeuhof" Uebnngsstunde der hiesigen Cantorei stattfiudct. — Nächsten Montag, de» 25. November hält Herr Tanzlehrer E. Lieske im Saale des Sctzützenhanses seine diesjährige „Prüfuugstanzstuude" ab. Alle Freniide und Verehrer der edlen Tanzkunst sind zu diesem erstmaligem öffentlichen Auftreten der Tanzschüler uud -schülerllinen herzlichst willkommen. — Boni 10. vis mit 16. November dss. Js. passirteu das Königliche Hanptzollamt Schandau 178 mit Braunkohlen, Brennholz, Holz znr Cellulosefabrikation, Obst, Sand- nnd Basaltsteiuen, sowie 110 mit Stück güter» beladene Fahrzeuge. — Vom 1. Januar bis mit 16. November ds. Js. sind insgesammt 8450 beladene Fahrzeuge beim Königlichen Hanptzvllamte Schandau zur Abfertigung gelangt. — Die Einnahmen der königlich sächsischen Staats bahnen betrugen im Monat Oktober d. I. nach vorläufiger Feststellung 9134833 Mark (855715 Mark »lehr als im Oktober 1894) und zwar im Personenverkehre 2547 385 M. (227,117 M.mehr), im Güterverkehre 6 136069M. (610336 Mark mehr), ans sonstigen Quelle» 451379 Mark (18262 Mark mehr). I» de» erste» zehn Mvaatea des laufende» Jahres betrag die Eümahme 83205401 Mark