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Dresdner Nachrichten : 16.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-16
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.11.1875
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(In Neuiladl: grobe Moilck call' L blt Nachm, -I Udr. — Dkr Raum einer -in, lOalliaei, Petit»,Ile kost»« >S Bkg>, trinaclandr tt« Zeile Pig- Gt»e Haramie liil bat NtchftUigige virlchei. neu der Jnlerai, »iad nicht gegetci,. rlulwitrlig« «nnonceu- Uullrbge »an UN« unde» lanMen Jirmcn und P«- Ionen tnleriren >»tr n>»r «egenPränumeranda» Zahlung durch Brief, marken ober Posi-in««-» lung. bicun Zilden ko»ni le, Piqe Inlcrate lUr die Monlagg Nuimne« »der »ach einem yeiltag, die Peuitelie « Plge. Nr. 32V. Zwanzigster Jahrgang. Mttredatteur: Dr. Lu»tt »»«rvF Für daS Feuilleton: l-nckvi« Dressen, Dienstag, 1«: November 1875. Politisches. Gelten hatte der Reichstag eine günstigere Gelegenheit, Con- cesfionen vom Bundesrathe zu erlangen, als bei der Berathung des Jnvalidenfonds. Selbst die mildeste Anschauung muß zugeben, daß bei der Venvaltung dieser Millionen schwere Fehler begangen wur den. Sogar Abg. v. Minnigerode, sonst ein unbedingter Lobpreiser aller Negierungsmaßrcgeln, wagte in der Debatte eine schüchterne Be merkung, daß Aufklärungen nöthig, woher die unbegreifliche Vorliebe der Reichsregierung für unrealisirbare Eisenbahnprioritäten käme? Leider hat der Reichstag diese Gelegenheit nicht wahrgenommcn, vielmehr hat er Alles gethan, um die Sache zu vertuschen. Obwohl der Reichstag seit Freitag keine Sitzung hält, also recht gut Zeit hatte, der Weiterberalhung noch einen Tag zu widmen, wurde die Debatte voreilig geschlossen; die Rednerliste war aber vorher so vor sichtig durchgesiebt worden, daß um Himmelswillen kein unabhängi ger scharfer Sprecher zum Wort gelangen durfte. Ein besonderer Ausschuß wurde auch nicht beliebt, sondern der Gegenstand dem arbeitSüberladenrn Budgetausschuß überwiesen. Trotzdem wird dem Volke die Lehre nicht verloren sein, wie seiten der Tonangeber in Berlin mit dem Volksvermögen umgegangen wird. Bei der Schaf fung de- Jnvalidenfonds verwendete sich Abg. Aamberger (bekannt lich auch die Hebamme deS Münz- und BankgesetzcS) sehr eifrig da für, daß die Millionen der französischen Kriegsentschädigung in Eisenbahnprioritäten angelegt werden. Minister Camphausen griff diese Empfehlung Ofcnheim'S, nein doch! Bambergcr's, freudig auf, und der unter seiner und Delbrück'S Verwaltung stehende Jnvali- oenfonds kaufte für 309 Millionen Prioritäten von Bahnen, die Stroußberg, nein doch! der Abg. Miquol, mit Hilfe der Seehand lung und der Diseontobank gegründet hatte; darunter waren für 200 Millionen Prioritäten von drei Bahnen, die noch nicht einmal fertig gebaut waren I Und da tritt im Reichstage noch der Bundes- commissar 1)r. Michaelis hin und erklärt mit seinem stereotypen Lächeln, daß das Geschäft „über alle Erwartungen gut gelungen sei". Freilich, Actien von Wollgarn, Lockwitzer oder Königsteimr Papierfabrik wären noch fauler gewesen! So eilig hatte es die Reichsreg'erung mit dem Ankäufe von jetzt unverkäuflichen Priori täten, daß Eommunen, die alle Sicherheit gewährten, abgewiesen wurdeff, als sie beim Jnvalidenfonds Anleihen aufnehmen wollten. Selbst daS Königreich Sachsen bekam von diesem Fonds die erst ver sprochenen 24 Millionen nicht vorgeschofsen — weil die Gelder des Fonds in faulen Papieren festgefahren waren. Unsere Stadt Dres den durste gar nicht daran denken, ihre jüngste Anleihe bei dem Fonds aufzunehmen, wa» ihr viel billiger zu stehen gekom men wäre. Nun, wir wollen hoffen, daß sich die Erwartung bestätigt, daß die faulen Prioritäten wenigstens die Zinsen zahlen und die Invali den nicht zu darben brauchen. Zwei Lehren entnehmen wir aber den Vorgängen: Eine derartige Wirthschaft wäre nicht möglich, wenn es verantwortliche Minister im Reiche gäbe. ES giebt da aber nur einen verantwortlichen Beamten: den Reichskanzler. Dieser muß offenbar von den Thaten seiner Herren Camphausen und Delbrück keine Ahnung gehabt haben; verantwortlich zu machen ist er aber nicht, schon deshalb, weil er nicht nach Berlin vor die Volksvertreter kommt. Zum Anderen wollen wir über gewisse Dinge, die sich in Wien oder sonst wo ereignen, nicht mehr sofort urtheilen, wenn wir in der Reichshauptstadt immer unter völliger Beobachtung des Wortläures des Gesetze» erleben, was wir erleben. Keinesfalls aber steigt unser Verlangen, Behörden unseres Landes, Einrichtungen, welche die Einzelstaaten bisher solid und tüchtig verwalteten, z. B die Eisenbahnen, auf da- Reich zu übertragen. Was mit den Ein nahmen der sächsischen StaatLbahnen wird, das weiß all« Welt, da ist Alles glatt, reinlich und zweifelsohne. Was aber mit den Mil lionen würde, die aus sämmtlichen deutschen Eisenbahnen dem Reiche zuströmten, wenn dieses sie übernähme — großer Ofenheim, größerer Stroußberg, wer mag missen, zu welchen genialen Opera tionen unsere Bamberger und Miqußl die Behörden beschwätzen würden? In der orientalischen Frage wird wieder einmal abgewiegelt. Rußland, der einzige Staat, der genau weiß, was eS mit der Türkei qnfangm will, gewinnt ebenso, wenn es den Zersetzungsproceß der Türkei blos unter der Hand fördert und die Aufständischen heim lich unterstützt, wie es durch Marschirenlaffen seiner Heeressäulen profitiren würde. Offen schmeichelt ihm dabei Frankreich, während Deutschland entfernteres Interesse an der Entwickelung im Osten es in der Reserve hält. England aber ist aufgeregter denn je; was mit der Türkei zu geschehen habe, wissen die englischen Staatsmänner zwar nicht, aber Constantinopel lassen sie um keinen Preis zu einem russischen Hafen machen. Traurig ist die Rolle, welche die schwan kende Politik des Ungargrafen Andraffy Oesterreich spielen läßt. Es zieht sich eine Niederlage nach der andern zu. Mit österreichischen Annexionen in Bosnien ist es Nichts, am goldenen Horn ignorirt nian den österreichischen Botschafter gründlich und Oesterreich hat weiter Nichts, als die Pflicht Hunderttausende von flüchtigen Bos- niaken zu verpflegen. Hoch trägt in Versailles den Kopf der Minister Buffet. WaS kaum gehofft, die Einzelwahlen durchzusetzen, dafür ge wann er eine Mehrheit von 31 Stimmen! Uns Deutschen erscheint zwar die Frage selbst nicht so wichtig. Die Franzosen aber, die sich auf Wahlen professionsmäßig verstehen, wissen recht gut, was auf dem Spiel steht, ob in einem Departement, das, sagen wir, 10 Ab geordnete wählt, Jeder der 10 in einem einzelnen, besonderen Wahl kreise (Arrondissements also wie bei den Neichstagswahlcn in Deutschland, oder ob von dem ganzen Departement alle 10 zusam men auf einer einzigen Liste (Listenscrutinium), also ähnlich wie bei unseren Stadtverordnetenwahlen, gewählt werden. Unmöglich können wir in Kürze die Licht-und Schattenseiten dieser beiden Wahlarten auseinandersetzen. Die entschiedenen Republikaner tratm s für die Listenwahl, die Negierung, die gemäßigten Republikaner und alle Conservativcn für die Einzelwahl ein. Mit dem Siege der Regierung ist ihr die Handhabe gegeben, die künftigen Wahlen bc deutend zu beeinflussen, umsomehr, als unter den Republikanern Heller Zwiespalt wüthet. Die Radikalen können es Gambetta nicht verzeihen, daß dieser eine Republik „eingerührt" hat, die nicht aus hört konservativ zu sein. Sie beschimpfen ihn auf's Bitterste' wegen seiner Mäßigung, die den reactionären Grundsätzen faktisch nichts nütze und nur den erhaltenden Elementen zu Gute tommt. Thiers aber schmunzelt: er warnte vergeblich Gambetta, zum Sturze des Ministers Buffet kein so unpassendes Schlachtfeld, wie die Frage: „Listen- oder Einzelwahl?" auszusuchen. Gambetta schlug die Warnung des weisen Thiers in den Wind und nun macht das Beiden verhaßte Ministerium Buffet die künftigen Wahlen. Locales und Sächsisches. — Am Sonntag Abend 6 Uhr 10 Minuten begaben sich Se. Maj. der König, der Großherzog von Toskana und Se. K. Hoh. der»Prinz Georg mittelst Courierzuges nach Schloß WermSdorf. In deren Begleitung waren die Herren Generallieutenant Sensit v. Pilsach, Generallieutenant Krug v. Nidda, Generallieutenant a. D. v. Thielau, Generalmajor v. Carlowitz, K. Flügeladjutant Major v. Minckwitz und Adjutant Rittmeister v. d. Planitz. — Wegen Ablebens der Prinzessin Güntherine von Schwarzburg-Sondershausen ist am k. Hofe auf 3 Tage Trauer an gelegt worden. — Dem Vernehmen nach ist die Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließuug vom 6. Februar 1875 nunmehr an die Redaktion deS Gesetz- und Verordnungsblattes abgegeben und wird im An schlüsse an das kürzlich von den Ständen berathene Gesetz über einige Abänderungen deS bürgerlichen Gesetzbuchs und damit im Zusammenhangs stehende Bestimmungen binnen Kurzem zur Publi kation gelangen. Die Bildung der Standesamtsbezirke und die Bestellung der Standesbeamten ist bereits vor dem Erscheinen dieser Verordnung eingeleitet worden und, wie das „Dr. I." hört, fast überall zum Abschlüsse gebracht. Die Standesregister und diejenigen Formulare, welche nach dem Reichsgesetze den Standesbeamten auf Kosten der Staatskaffe geliefert werden, sowie eine Anzahl von Musterformuluren sind ebenfalls bereits fertig gestellt und eS soll mit ihrer Versendung a« die Aufsichtsbehörden der Standesämter (Stadträthe und AmtShauptmannsehaften) noch in diesem Monate begonnen werden. — Gestern Vormittag ungefähr 11^ Uhr wurden die Be wohner Dresdens, sowohl die der Neustadt als auch der Altstadt, durch eine dumpfe Detonation erschreckt, welche lebhaft an die vor einigenJahrcn hier gehörte und vcrspürteErderschütterung erinnerte. Auf dem Altmarkt wurden die Leute, welche nichts gehört hatten, durch das außergewöhnliche Treiben der dort ihre Nahrung suchen den Tauben, die plötzlich aufflogen und mehrere Male den Marktplatz umkreisten, darauf aufmerksam, daß etwas Außergewöhnliches sich ereignet habe. Bald darauf wurde auch die Feuerwehr alarmirt wegen eines Feuer- in der Neustadt, und später vernahm man die Unglücks kunde. In der chemischen Fabrik von Gehe». Comp., Leipzigerstraße?, hatte zur erwähnten Zeit in einem der beiden Laboratorien, und zwar in dein zunächst demKessel- und Maschinenhausc befindlichen, in welchen» gerade Muscatnußöl erzeugt wurde und wo deshalb zwei von der darin befindlichen 6 Retorten in Benutzung waren, eine Explo sion stattgesundcn, durch welche zwei darin und zwar in verschiede nen Räumlichkeiten beschäftigte Arbeiter, Schneider und Schubert, sofort getödtet, zwei andere Arbeiter, Kranke und Haase, sowie die Mutter des in der Fabrik thätigen Wächters Pfanne, welche aus ihrem Wohnort Posscndorf zum Besuch ihres Sohnes hereingckom- men war, aber mehr oder minder verletzt worden sind, außerdem aber das betreffende Gebäude sowohl durch die Explosion selbst, als auch durch ein infolge derelben entstandenes Feuer nicht geringen Schaden erlitten hat. Das Feuer ist durch die schnell herbeigeeilte Hilfe bald wieder gelöscht worden. Die vorgenannten drei ver letzten Personen hat man nach der Diakonisicnanstalt geschafft. Ueber die Veranlassung zur Explosion hören wir, daß ein Verschluß stück der einen im Gebrauche befindlichen Retorte, an welcher der ge- tödtete Arbeiter Schneider beschäftigt gewesen ist, losgesprengt ge wesen und von Schneider nicht rechtzeitig wieder in Ordnung ge bracht worden ist. Dadurch haben sich sofort Gase und, wie es scheint, in solcher Menge entwickelt, daß Schneider davon betäubt nach der Thür geeilt ist, um frisch« Lust zu schöpfen. Ehe nun von ihm noch etwas zur.Vorbeugung des Unglücks hat gethan werden können, ist die Explosion erfolgt. Ihre Ursache läßt sich aber auch anders denken. Die Blase, in welcher das betr. Muscatnußöl erzeugt und gekocht ward, die etwa die Größe eines gewöhnlichen WaschkeffelS besitzt, ist umgeben von einem Kupfermantel, in welchen die Dämpfe hineingeleitet werden. Nun ist es auch möglich, daß die Arbeiter zu schnell und zu viel hochgespannten Dampf Hineingelaffen haben und diese Annahme findet dadurch Wahrscheinlichkeit, daß kurz vor der Explosion einer der beiden getödteten Arbeiter einem dritten ge sagt, er solle hinüber nach dem Kesselhaus« gehen und den Dampf abstellen, eS sei ihm, als wäre zu viel da. Der gepreßte Dampf hätte dann den Kupfermantel zersprengt. Ans Wunderbare grenzt es, daß der unter dem herabgestürzten Deckengewölbe im Comptoir an einem Pulte verschüttete Buchhalter unter dem Gebälk und in Folge des umgestürzten Bücher - Nepositoriums unter Büchern unverletzt hervorgczogen werden konnte und daß der aus der ersten Etage durch einen unterwölbten Fußboden ins Parterre herabge- nllene erste Chemiker keine schweren Wunden davon getragen hat. — Nach uns gewordener telegraphischer Mittheilung hat gestern Morgen die vollständige Eröffnung der Chemnitz-Aue- Adorfer-Eisenbahn unter großer Betheiligung de« Publikums stattgefunden. Der Eröffnungszug ging von Chemnitz durch Ehren-1 psorten und unter Böllerschüssen ab. Anwesend waren von hier die Herren Geh. Finanzrath Schillert, Commerzienrath Zschille, Adv. Lengnik und Direktor Carl Holländer rc. Die Theilstrecke Aue-Jägersgrün-Schöneck ist bekanntlich bereits seit dem 7.Sept. o. dem Verkehr übergeben. Die Zweiglinie nach Klingenthal soll noch im Laufe dieses Monats zur Eröffnung kommen. Hoffentlich kommt bald die Verbindung Klingenthal-Falkenau hinzu, die weitete wichtige Verkehrswege eröffnet. — Das wahrhaft prachtvolle Wetter am lctztverslofsenen Sonntage hatte die ganze Residenz auf die Beine gebracht, und schaarenweise spazierten deren Bewohner, Alt und Jung, mit und ohne calculatorische Anhängsel, hinaus ins Freie, um sich an der warmen Luft, welcher jetzt allerdings das Beiwort „balsamisch" nicht beigelegt werden konnte, zu ergötzen. Im Großen Garten saß man im Freien und schlürfte behaglich den Mocca zu einer Havanna; alle Restaurationen der Umgebung waren vielbesucht. Am Abend aber, als sich barometriuSgemäß ein ganz leidlicher Regen «instellte, strömte die Menge, um ihre Toiletten bange und nur selten mit dem schützenden Schirmen versehen, ins traute Daheim. — Welche Wirkungen die gelinde Temperatur auf die Erdoberfläche ausübt, zoigt eine Gabe unseres freundlichcnHerrn Postmeisters Leuckart in Oberlößnitz, eine früher für Nachtlichter bestimmt gewesene Schachtel mit 6 ganz fidelen Maikäfem in fein präparirter Erde. — Gestern Mittag entgleiste im Böhmischen Bahnhofe die Locomotive „Psyche". Mehrere Rangirgleise waren dadurch für den gestrigen Nachmittag unfahrbar. Verletzt ward Niemand. — Vorgestern Abend kurz vor 10 Uhr entstand am Thore der großen Infanterie-Kaserne in der Neustadt dadurch ein Auflauf, daß ein Droschkenkutscher zwei Soldaten, die er nach der Kaserne gefah ren hatte, die aber ohne bezahlt zu haben aus der Droschke herauS- gesprungen und in der Kaserne verschwunden waren, durchaus er mitteln wollte. — Auf den Wochenmarktsplätzen hört man immer noch nach Metze und Mähchen fragen und könnte der Uneingeweihte demnach glaube», daß das alte Hohlgemäße noch fortgeführt werde; dem ist aber keineswegs so, denn bei einer gestern Vormittag auf dem An- tonSplatze vorgenommenen deSfallsigen Revision wurde kein einziges altes Mäßchen rc. vorgefunden, welches sich unter das Litergemäße verirrt hätte. Wie man hört, sollen von den Marktbeamten allem, seit Einführung des neuen Gemäßes gegen 170 Stück Gemäße nach der alten Bezeichnung confiseirt worden sein. — Es ist em schlimmes Zeichen der Zeit, daß das Appell«, tionsgericht zu Dresden schon wieder gegen einen Advocaten in Radeburg auf Suspension der advocatorischen und notariell« Praxis hat erkennen müssen, da derselbe in Untersuchung zu neh men gewesen ist. — Am Sonnabend Nachmittag gegen 6 Uhr ist der 8jährig» Sohn eines in der Pirnaischenstraße wohnhaften Tischlers in der Neuegaffe von einem mit leeren Bierfässern beladenen zweispänni- gen Wagen der Freiherrl. v. Fink'schen Brauerei zu Nöthnitz über fahren worden. Der betreffende Wagen war mit einem, von einem 13jährigen Knaben gezogenen Handwagen, auf welchem der verun glückte Knabe gesessen hat, zusammengestoßen und der Letztere dabei vom Handwagen herab unter den Bierwagen geschleudert worden, dessen eines Rad demselben gerade über die Brust gegangen ist. Die Verletzung ist eine sehr erhebliche und fürchtet man für da« Leben des Kindes. — Vorgestern Mittag ist ein hiesiger Schuhmackermeister, ein Mann von ungefähr 60 Jahren, der seine in derWevergasie befind liche Wohnung aus Anlaß eines Spazierganges verlassen hatte, -n der großen Brüdergasse von einem Herzschlag betroffen worden und, nachdem man ihn in eine Hausflur geschafft gehabt, dortselbst gleich darauf gestorben. Er, der die Seinigm kurz zuvor gesund und wohl verlassen hatte, wurde denselben nach einer kleinen Weile als Leiche wieder überbracht. — Ein in der hiesigen städtischen Arbeits-Anstalt unterge brachter Schuhmacher Namens Rupprecht war am 9. d. aus der selben entwichen und trieb sich, seiner Gewohnheit gemäß, wieder lüderlich umher. Am vorigen Sonnabend nun ist derselbe in dem benachbarten Dorfe Omsewitz, an dem Hofthore eines dortige Bauerngutes, todt aufgefunden worden. Rupprecht hatte sich in jenes Gut vermuthlich einschleichen und, da das Thor verschlossen gewesen, durch ein in demselben befindliches, den HauSthieren zum beliebigen Aus- und Zugang dienendes Loch hindurchkriechen wollen, war jedoch darin stecken geblieben und hatte in dieser Lage seinen Tod gefunden. — In de» seit Oktober begonnenen winterlichen Haupt-Ver» sammlungen deS hiesigen allacmeinenHanbwerker-VereiNS sprachen bisher die Herren ArchibiaconuS Frommholb aus beson deres Verlangen über „Gesittung und Glauben unserer Väter zu den ältesten Zeiten der deutschen Geschichte", Herr Hoiratb Acker mann über „Wahlrecht" und Herr 1>r. Jannasch über „Volkszähl ungen". Der verflossene Montag bot uns einen Vortrag beS Herrn DlaconuS Or. Peter, dessen vorjähriger Vortrag über „Sittlichkeit und Arbeitökralt" sich eines, weit über bie Grenzen unseres Vereines hinauötragenben, selbst In anderen Stätten un seres Vaterlandes durch Druck vervielfältigt, bekannt geworden, Beifalles mit Recht ersreut hatte. Herr DiaconuS Peter sprach über die„Ctvil-Ehe", bie bekanntlich durch Einführung der StandvS- Aemter, durch welck>r die Taufen, Eheschließungen und Beerdig ungen der weltlichen Behörde untystellt werden, mit 1. Januar k. I. ins Leben tritt. Der Herr Redner begrüßte diese Errungen schaft mit Freuden, well er «n ihr das Ende aller der bisherigen Unduldsamkeiten Seitens bcS katholischen Cleruö und die Aus hebung aller ZwangSmaßregeln, welckic seit:r<A> Jahren bis beute die protestantische Kirche bedrückt hatten, erblickte. Derselbe be- trachtet die Ebc als eine im Staatslebcn begründete, der Geist lichkeit aber überwiesene Handlung. Zunächst durch die lieber- risse der katholischen Kirche sei endlich nach langen Kämpfen der -taat gezwungen worden, diese Beiugnlß der Kirche zu entreißen und damit Christi Wort wahr zu macken: „Gebet dem Kaiser. waS dcö Kaisers ist und Gotte, wav Gottcö ist." Dur» birst Einführung werde auch eine einheitlichere Buchführung über Ge* butten. Trauungen und Todesfälle erstrebt und damit die Statistik.
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