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Mchnitz-ZeitWS --s.rZ Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Amtsblatt sm die Königliche UmtshauptmannschLst Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zsrauenstein Die „WeiSeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- Italien, Postboten, sowie j>ie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Nr. 31 Der Wechsel in der Leitung der deutschen Heeresverwaltung. Wie schon in voriger Woche berichtet wurde, hat der verdienstvolle preußische Kriegsminister und Chef der deutschen Heeresverwaltung General von Kamele seine Entlassung genommen und der Generallieutenant Bronsart von Schellendorf, der bisher Kommandeur der 2. Gardedivision war, ist vom Kaiser zum Nach folger Kameles ernannt worden. Obwohl von authen tischer Seite aus übrigens leicht erklärlicher Diskretion über die wahren Ursachen dieses Ministerwechsels nichts bekannt geworden ist, so hat man doch allgemein den Eindruck, daß diesem Wechsel tiefere Ursachen, theils parlamentarisch-politischer, theils militärisch-technischer Natur zu Grunde liegen müssen, denn General von Kamele ist weder wegen Arbeitsmüdigkeit, noch wegen Gesundheitsschwäche aus seinem hohen Amte ausge treten; zehn Jahre lang war er auch das Muster eines pflichteifrigen, unermüdlichen und gewandten Kriegsministers und Staatsmannes und einigen be freundeten Abgeordneten gegenüber hat auch General v. Kamele Andeutungen fallen lassen, welche unbedingt den Schluß gestatten, daß Differenzen über mehrere militärische Fragen, welche Herr v. Kameke nicht im Einklänge mit den übrigen militärischen Autoritäten zu ordnen gedachte, seinen Rücktritt veranlaßten, der schließlich vom Kaiser huldvollst unter Verleihung des Großkreuzes und Sternes des Hohenzollernordens dem General v. Kameke gewährt wurde. Ueber die näheren Ursachen und vielleicht geplanten größeren militärischen Reformen, welche einen Wechsel in der Leitung der deutschen Heeresverwaltung noth- wendig machten, jetzt schon weitere Erörterungen an zustellen, halten mir indessen für vollständig überflüssig, denn es fehlt hierzu der Publizistik noch jede thatsäch- liche Unterlage, bedenklich wären auch solche unzeitige Erörterungen schon in Rücksicht auf unsere innere Lage und selbst auf den Weltfrieden, denn Reformen im deutschen Heere könnten ein Ereigniß von größter Tragweite sein. Alan thut in dieser Angelegenheit offenbar gut, kaltes Blut zu bewahren und dem neuen Chef der preußischen und deutsch?» Heeresverwaltung, Kriegs minister Generallieutenant Bronsart von Schellendorf, ein großes Vertrauen entgegenzubringen, denn seit langen Jahren ist es am Hohenzollernthron Sitte, daß bei Besetzung der höchsten Stellen im Staate nur das Verdienst und die Befähigung und nicht die persön lichen Verhältnisse maßgebend sind, eine Sitte, von Melcher am allerwenigsten Kaiser Wilhelm, der seine großen Werke mit Hilfe der ehemals so einfachen und unbekannten Edelleute Bismarck, Moltke und Roon durchführte, abweicht. Der neue Kriegsminister ist zwar ein jüngerer General und war im Kriegsjahre 1870—71 noch Oberstlieutenant, aber gerade diese Eigenschaft bürgt wohl für seine großen Talente und dürfte auch noch deshalb maßgebend für seine Wahl gewesen sein, weil zur Verwaltung und für etwaige Reformen des Militärwesens eine noch sehr rüstige und frische Kruft nöthig ist, die wohl keiner der alt gewordenen, ehrwürdigen Helden, welche 1870—71 unsere Heere zum Siege führten, längere Zeit zu leisten im Stande wäre. Thatsächlich hat ja auch der große Stratege General von Blumenthal, welchen der Kaiser zuerst als Nachfolger ausersehen hatte, aus Rücksicht auf die Last seiner 73 Jahre dankend abge lehnt und ist es demselben noch hoch anzurechnen, daß er sich nicht vom Ehrgeize, sondern lediglich vom Ge fühl der Pflicht leiten ließ, welches ihm sagte, daß sein Alter die Kräfte für die schwierige und arbeits volle Verwaltung des Kriegsministeriums nicht mehr darbiete. Aus dem Leben des neuen Kriegsministers er wähnen wir noch, daß derselbe ein Sohn des ehe maligen Generallieutenant Md Direktors im Kriegs - Donnerstag, den 15. März 1883. Ministerium Bronsart von Schellendorf und 1832 ge boren wurde, also jetzt 52 Jahre alt ist. Seine erste militärische Erziehung erhielt er im Kadettenhause und zeichnete sich als Offizier bald derartig aus, daß er als Hauptmann in den Großen Generalstab berufen und gleichzeitig Lehrer an der Kriegsakademie wurde. Während des deutsch-französischen Krieges war er bereits Oberstlieutenant und Chef einer Abtheilung des Großen Generalstabes, als welcher er auch bei Sedan in hervorragender Weise thätig war. Nach dem Kriege wurde er Oberst und Chef des General stabes des Gardecorps, dann Generalmajor und Kom mandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Brigade, von welcher Stelle er 1881 zum Generallieutenant und Komman deur der 2. Garde-Jnfanterie-Division avancirte, von wo ihn nunmehr der Kaiser an die Spitze der Armee berufen hat. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Obwohl unbestreitbar, wie jetzt überall in deutschen Landen, so auch bei uns, jedes irgendwie erhöhte Interesse für eine wirthschastliche, wissenschaftliche, politische oder sonstige Richtung Ver anlassung giebt, einen neuen Verein oder Bund zu gründen, aber gerade durch diese überschwengliche, nach dem Prinzip „Einigkeit macht stark" gewissermaßen gerechtfertigte Strömung, die meisten derartigen Vereine zwar im günstigen Falle reich genug an zahlenden, in der Regel jedoch arm, oft sogar sehr arm an die Ver sammlungen besuchenden Mitglieder sind und deshalb mit der Gründung neuer Vereine recht sehr vorsichtig zu Werke gegangen werden möchte, können wir doch nicht umhin, einem hier wiederum in der Entstehung begriffenen neuen wirthschaftlichen Verein unsere Auf merksamkeit zu widmen. In der Restauration des Herrn Lotze fand am Sonntag eine recht gut besuchte Vor-Versammlung von Geflügel-Züchtern statt, welche beschloß, mit dem 1. nächsten Monats für hie sige Stadt und Umgegend einen Geflügelzüchterverein ins Leben zu rufen. Unbestreitbar ist die Geflügelzucht eine Nebenerwerbsguelle, welche bei uns vielfach noch viel zu wenig beachtet wird. Die Preise der Eier und des guten Geflügels halten sich fortwährend hoch, nnd viel, sehr viel will auch hier noch gethan sein, um Hunderttausende von Mark, welche jetzt noch für jene Produkte ins Ausland wandern, Deutschland zu er halten. Möge sich der junge Verein einer recht regen Betheiligung erfreuen, möge er neben der von Lieb habern gepflegten, doch im Großen unrentablen Raffen spielerei auch ernsthaft seinen Hauptzweck in der Ein führung und Züchtung für unser Klima und Verhält nisse paffender, besonders auch für den kleineren Land- wirth rentabler Hausgeflügelarten suchen; hier steht ihm wirklich noch ein weites Feld lohnender Thätigkeit offen. Es ist von Herzen zu wünschen, daß das all gemeine Streben, welches sich in den letzten 10 Jahren durch Gründung von Bienen-, Obst-, Fohlen- und Ge flügelzüchter-Vereinen kund giebt, ein recht gesegnetes sein wöge. Es gilt dieses Streben gerade solchen Fächern landwirthschaftlicher Thätigkeit, welche, bei uns nachweisbar im Einzelnen viel zu wenig beachtet, den statistischen Berichten nach aber zu ungeheueren Summen anschwellende Geldmengen jetzt noch Jahr um Jahr aus dem Lande ziehen. Möge deshalb jeder Einzelne an seinem Theile dazu beitragen, und jeder der betreffenden derartigen Vereine unermüdlich vor wärts streben, daß durch rationelle inländische Züchtung von Pferden, Obst, Honig, Wachs, Eiern rc. die vielen Millionen Mark, welche jetzt leider noch ins Ausland wandern, dem deutschen Vaterlande in Zukunft erhalten bleiben. — Der große Schneefall der letzten Tage, ver bunden mit Sturm, hat zwar unsere Bahn an mehreren Stellen verweht, doch wurde die Strecke sofort wieder geöffnet, daß alle Züge fahrplanmäßig ankamen. 48. Jahrgang. — Trotz furchtbaren Schneetreibens war doch der Besuch der amMontag stattgefundenen Turnprüfung zahlreich, wie stets, besucht. Die Ungunst der Ver hältnisse im verflossenen Schuljahre hatte zu einer mehr halbjährigen Kombination der 2. und 3. Mädchen klasse genöthigt, was denn allerdings auf die Präziston der im großen Cötus geübten Frei- und Ordnungs übungen nicht ohne Einfluß geblieben war; günstiger entschieden hatte sich diese Kombination bei der 1. und 2. Knabenklasse heransgestellt, deren Eisenstabübungen außerordentlich exakt ausgeführt wurden. Welchen Vortheil für den Erfolg die Beschäftigung nur einer Klaffe bietet, zeigte deutlich das Turnen der 3. Knaben klasse, das an Präzision und Gleichförmigkeit kaum et was zu wünschen übrig ließ. Als eine sehr praktische Zugabe zu den lehrplanmäßigen Ordnungs- und Ge räthübungen erschienen die in den Knabenklaffen zum Schluß ausgeführten Turnspiele, die gleichsam als eine gelungene Illustration zu der dem Schulprogramm beigegebenen Abhandlung dienen konnte. Wir be zweifeln nicht, daß durch derartige Vorführungen die wohl nur noch vereinzelt vorkommenden Vorurtheile gegen das Turnen bald ganz schwinden werden. Ueber den Verlauf der Klaffenprüfungen, sowie der, nächsten Freitag stattfindenden öffentlichen Entlassung der Ab gehenden, werden wir später kurz berichten. — Der Berainungstermin für die Bahnan lage Hainsberg - Schmiedeberg betreffs der Fluren Spechtritz, Großölsa und Seifersoorf ist vergangenen Sonnabend abgehalten worden, während die weiteren betreffs der Fluren Malter, Paulsdorf, Dippoldiswalde, Ulberndorf, Obercarsdorf, Naundorf und Schmiede berg angesetzten drei Termine von der königl. Amts hauptmannschaft mit Rücksicht auf den eingetretenen Schneefall haben wieder aufgehoben werden müssen. — Die Neilson'sche Erntemethode, welche den Zweck hat, Getreide und Heu bei vorherrschend nasser Witterung doch bei trockenem Zustande einzu bringen, hat, obgleich vom Erfinder selbst noch nicht abgeschlossen, bei vorjährigem Negenwetter besondere Empfehlung gefunden, so daß auch der Landeskultur rath Erprobungen dieser Methode beauftragte. Der Vortrag, welchen ein Leiter dieser Versuche, vr. Henry Settegast zu Leipzig in der Oekonomischen Ge sellschaft im Königreich Sachsen gehalten und welcher jetzt im Drucke zur Verbreitung gelangt (auch durch G. Schönfelds Verlag in Dresden, Preis 30 Pf.), giebt über das von Neilson begonnene Verfahren und die mit Gras bei Leipzig gemachten Erprobungen gründ liche Belehrung. Das nasse Material soll zu einer Feime derart geschichtet werden, daß in der Mitte ein Schacht bleibt, aus welchem durch eine eingeleitete Röhre mit außem angebrachten Exhaustor die erhitzte Luft herausgepumpt wird, so daß die nun eindringende kältere eine Ausgleichung der Temperatur in der Feime und somit die Trocknung binnen 8—10 Tagen bewirke. Allein selbst Pferdekraft vermochte den Wassergehalt nicht zu beseitigen und noch unbefriedigender müßte die Wirkung auf Getreide sein. Ueber wirklich ge lungene Versuche fehlt es an zuverlässigen Nachrichten; auch die königl. englische Ackerbaugesellschaft konnte einen auf beste und billigste Trocknung im vorigen Jahre ausgesetzten Preis nicht ertheilen. Die Neil son'sche Methode wird sich zunächst auf Fälle beschränken, wo die Produkte bereits eine gewisse Trocknung erlangt haben; auch für Nachtrocknung auf dem Speicher kann der Ventilator zweckmäßig werden. Jedenfalls bleibt durch weitere Versuche, auch des Erfinders, zu erstreben, zu den Verbesserungen der landwirthschaftlichen Praxis für Erzeugung der Produkte auch eine größere Unab hängigkeit von widrigen Naturkräften bei den Ernte arbeiten zu erreichen. Glashütte. Zum Schluß der Saison wird der hiesige Männergesangverein in Gemeinschaft init dem Franke'schen Musikchor aus Pirna am 3. Osterfeiertag