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-W - Weiftnh-ZkitWS Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde 48. Jahrgang Dienstag, den 27. Februar 1883 Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zlrauenstein mit norwegischem Saatgut haben seither wenig Erfolge erzielt, und sei überhaupt ein Sortenwechsel bei dieser Frucht sehr vorsichtig zu handhaben und der Samen wechsel mit altbewährten Sorten dem der Einführung neuer in der Regel vorzuziehen. Noch ist zu bemerken, daß der Verein beschloß, nunmehr mit der bereits früher in Aussicht genom menen Sammlung von Kartoffeln und Saatgetreide für die Ueberschwemmten in der Gegend von Drehbach und Gelenau im Erzgebirge vorzugehen, und haben sich Herr Oekonom Ebert am Markt und Herr Voita am Bahnhof zur Uebernahme der Gaben, welche, wie zu erwarten, recht reichlich eingehen werden, bereit er klärt. Die Sammlung soll bis 31. März beendet sein. — Am Nachmittag des 20. Februar ist in Ober frauendorf die beim Gutsbes. Köhler aushilfsweise be schäftigt gewesene 62 Jahre alte Karoline Friederike Grumpelt, geb. Zönnchen, durch Sturz auf die Tenne verunglückt und an den Folgen des Falles am andern Vormittag verstorben. — Oeffentliche SchöffcnaerichtösiHung vom 14. Februar. Der noch unbestrafte Handarbeiter Aug. Zimmermann in Ulberndorf hat im Laufe des Jahres 1872 nach und nach 19 Mark 50 Pf. Zinsen, welche Robert Lauschke in Sadisdorf dem Gutsbesitzer Kretzschmar in Börlas schuldete, von Ersterem zur Ab lieferung an Letzteren erhalten, aber nicht sofort abge- liesert, vielmehr das Geld in seinem Nutzen verwendet. Auch später, gelegentlich einer mit Kretzschmar im De zember 1882 gehaltenen Abrechnung, hat sich Zimmer mann nicht im Stande befunden die 19 M. 50 Pf. abzuliefern; erst im Januar d. I. war er in der Lage, Ersatz zu leisten. Dies Alles giebt der wegen Unter schlagung angeklagte Zimmermann zu, er will aber der Meinung gewesen sein, daß er mit einer, ihm an Kretzschmar zustehenden, von diesem aber nicht aner kannten und deshalb vom Angeklagten fallen gelassenen Unterhändlergebühr von entsprechender Höhe, auf rechnen könne. Diesen Einspruch des Angeklagten hielt das Gericht durchaus nicht für beachtlich; es nahm aber mildernde Umstände an und verurtheilte Zimmermann zu 20 M. Geldstrafe. — Der am 15. Oktober 1882 18 Jahre alt gewordene Dienstknecht Adolf Müller in Reinhardtsgrimma ist geständig, dem Dienstknecht Mende in Reinhardtsgrimma eine Schürze, dem Kühjungen Ebert eine Unterjacke und der Magd Herfurth ein Kopftuch gestohlen zu haben. Er erhielt 2 Tage Gefängniß zuerkannt. — Der Handarbeiter Hermann Hanapp hier wiedersprach einer ihm wegen Schulversäumniß seiner Kinder zu 2 M. Geld- event. 1 Tag Haftstrafe verurtheilenden Strafverfügung des hiesigen Stadtraths und trug auf gerichtliche Entschei dung um deswillen an, weil er sich im vorliegenden Falle nicht für schuldig und strafbar halte. Die An klage geht dahin, daß Hanapps Knabe Max, am 13. November v. I. durch seine Schwester mit Krankheit wegen der Schulversäumniß entschuldigt, gleichwohl aber an diesem Tage durch acht andere Schulkinder — wie diese ihrem Lehrer versichert — auf einem Felde beim Kartoffellesen gesehen worden sei. Hanapp behauptet nun, sein Sohn Max sei an dem fraglichen Tage wirklich krank gewesen und aus seiner Wohnung nicht herausgekommen. Diese Behauptung findet durch die Beweisaufnahme ihre Bestätigung und war somit die erhobene Beschuldigung entkräftet, zumal der Knabe Hanapp im zweiten Halbjahr 1882 nur dies eine Mal die Schule versäumt hat, somit eine Verwechselung mit einem andern Tage ausgeschloffen ist. Es erfolgte Freisprechung. Am 21. Februar. Der mehrfach bestrafte Hand arbeiter Leberecht Uhlig hier ward heute wiederum wegen öffentlichen Beleidigung zu vier Wochen Ge- fängniß und wegen groben Unfug« mit drei Tagen Haft bestraft. Der dem Trünke ergebene Angeklagte hatte sich am 31. Dezember v. I. abermals bezecht „Weißeritz^Zeltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich St Pfg., einmonaUich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. und sich sodann in diesem Zustande auf der Alten berger Straße zum öffentlichen Aergerniß hingelegt, so daß seine Arretur erfolgen mußte. Bei derselben beschimpfte er den Stadtmachtmeister Ullmann hier in gröblichster Weise. Uhlig schützt heute vor, er habe sich bei fraglicher Gelegenheit im Zustande der völligen Bewußtlosigkeit befunden. Es wird ihm aber bewiesen, daß dies keineswegs der Fall gewesen, denn er hat bei seiner Arretur Aeußerungen gethan, aus welchen hervorgeht, daß er sich seiner Handlungsweise recht wohl bewußt gewesen ist. Dippoldiswalde, 25. Februar. Gestern fand in hiesiger Stadtschule bereits eine Osterprüfung, allerdings nur in privatem Kreise, statt. Hr. Buckel, welcher mit Vorliebe Privatunterricht in der lateini schen und französischen Sprache schon seit längerer Zeit ertheilt, hatte außer den nächsten Schülvorgesetzten die Eltern seiner Prioatschüler zu einer zu veranstaltenden Prüfung eingeladen, und waren dieselben auch der er haltenen Einladung gefolgt, um sich von den Fort schritten ihrer Kinder zu überzeugen, die denn auch erfreuliches Zengniß von dem beiderseitigen Streben des Lehrenden und der Lernenden ablegte. — 26. Febr. Als der heute Morgen 7 Uhr hier nach Hainsberg abgegangene Personenzug die Station Specht ritz passirt hatte, stellte sich demselben ein Hinderniß entgegen in Gestalt einer von den Fels wänden herabgestürzten großen Steinmasse, die auf dem Schienenstrang lag. Es ist dieser Sturz jedenfalls schon in der Nacht geschehen, da am Morgen Niemand in der Gegend davon etwas wahrgenommen. Die Passagiere mußten aussteigen und zu Fuß nach Hains berg wandern, wo sie jedenfalls den Zug nach Dresden nicht mehr erreichten. Durch die sofort in Angriff ge nommenen Arbeiten wurde das Gleis geräumt und traf der Nachmittag 3 Uhr 15 Min. hier fällige Zug wieder fahrplanmäßig ein. — Wir machen auch hier nochmals auf den Diens tag, den 27. d. M., hier stattfindenden Vortrag des Herrn Professor von Schlagintweit aufmerksam, indem wir wegen des Näheren auf das Inserat in heutigem Blatte Hinweisen. Dippoldiswalde. Wie wir schon berichtet haben, ist es unsrer „Freiw. Feuerwehr" endlich gelungen, den auch hier noch in lebendigem Andenken stehenden Herrn Professor Oeser für eine Wohlthätigkeitsvor- stellung zum Besten ihrer Unterstützungskaffe zu ge winnen. Es ist nunmehr gerade das 9. Jahr her, daß Herr Oeser das letzte Mal Dippoldiswalde auf einer seiner Kunstreisen berührte. Dieselbe war zu gleich seine letzte öffentliche Kunstreise, denn von da an lebte er als Privatmann in seinem reizend einge richteten Daheim in Cölln a. E. Jedoch ließ er seit dieser Zeit seine Kunst durchaus nicht ganz ruhen, son dern übte sie im Dienste der Wohlthätigkeit noch hier und da, und von Jahr zu Jahr steigerten sich die Bitten der Feuerwehren und andrer Vereine um Wohlthätig- keitsvorstellungen, die er in seiner liebenswürdigen und uneigennützigen Weise so viel er konnte, immer zu er füllen suchte. Hat er doch vor Kurzem sein trauliches Heim 12 Tage lang nicht gesehen, sondern das be queme Familienleben mit dem ungemüthlichen Gast hofsleben vertauscht, nur um wieder mehreren von den vielen Bitten, die täglich einlaufen, nachzugeben. — Für unsre unglücklichen Brüder am Rhein hat er nicht weniger als 7000 M. an mehreren Orten „zusammen gespielt." Wie schon oben erwähnt, genügt ihm für diese seine Mühen einzig und allein das Bewußtsein, wieder einer humanen Einrichtung durch einen recht namhaften Zufluß eine Unterstützung zu verschaffen. Und damit er auch von hier das Bewußtsein mit fort nehmen kann, bitten wir für die „Freiw Feuerwehr", die Vorstellung recht zahlreich zu besuchen. Wie aus der Annonce zu ersehen ist, wird Herr Oeser auch eine Kindervorstellung geben, zu welcher für arme Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Epaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirta Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Tkeile, die Spaltenzeile A> Pfg- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. Febr. Die heutige Sitzung des landwirthschaftlichen Vereins für Dippol diswalde und Umgegend wurde besonders durch einen Vortrag ausgezeichnet, welchen in bekannter, fesselnder Weise ein warmer Freund der Landwirthschaft und unseres Vereins „über die Bodenkultur des deutschen Reiches nach den statistischen Quellen des deutschen Neichsamtes" vortrug. — Derselbe führte im Geiste die Anwesenden vorerst in die der landwirthschaftlichen Kultur noch nicht zugeführten Oedflächen, welche im deutschen Reiche immer noch eine Fläche von 4000000 Hektaren einnehmen. Von den Moorkolonien Nord deutschlands und den traurigen Zuständen Mecklenburgs, wo durch extensives Wirthschaften circa '/» aller Fläche, besonders der Güter, jeder landwirthschaftlichen Be nutzung verloren geht, wo in Folge dessen die Aus wanderung immer noch kolossale Dimensionen einnimmt, erwähnt Redner noch die östlich von Breslau gelegenen trockensten Gegenden des deutschen Reiches und be schreibt dann ausführlich die großartigen Wässerungs- Anlagen der rauhen Alp, sowie der Föhnbauern an der Ems. 14 Millionen Hektaren sind in Deutschland der Forstkultur unterworfen, und ist es ja bekannt, wie günstig unser Sachsen in dieser Hinsicht dasteht. Der Herr Redner kam nunmehr auf die Erntewerthe der verschiedenen hauptsächlichsten Kulturgewächse im deutschen Reiche zu sprechen. Er führte aus, daß der Roggen, das Brodgetreide der germanischen Völker, mit dessen Anbau uns nur hauptsächlich Rußland und Ungarn Konkurrenz machen, besonders noch für uns zur Kultur zu empfehlen sei. Vor Allem aber ist der Hafer diejenige Frucht, welche durchaus keine Kon kurrenz zu befürchten hat, wo im Gegentheil voraus sichtlich die Nachfrage immer mehr steigen muß. Ebenso ist Deutschland in Bezug auf den Kartoffelbau land- wirthschaftlich so günstig gestellt, daß kein anderes Land mit ihm konkurriren kann. Die nassen Jahrgänge, welche der letzteren Kultur zur Zeit soviel geschadet haben, sind, wie Redner in Aussicht stellt, wieder ein mal überwunden, da nach genauen Beobachtungen die Sonnenflecke rapid abnehmen und wir daher entschieden «iner wärmeren Periode entgegen gehen. In Bezug auf den Weizen allerdings wird uns von allen und fast durchgehends klimatisch begünstigteren Erdtheilen Konkurrenz gemacht, um so mehr, als das Brodgetreide des so vielfach weizenbauenden Amerika nicht dieser Weizen, sondern der Mais ist, jener also in der Haupt sache zur Ausfuhr kommt. Es ist zu bedauern, daß die so sehr gesuchte Gerste in Bezug auf die Ernte so empfindlich ist, daß wir neben den, vor Nord- und Nordwestwinden geschützten Nachbarländern Mähren und Böhmen nicht anskommen können. Nicht hoch genug ist in dieser Beziehung das Streben des Prof. Schübler in Christiania zu rühmen, welcher sich mit Erfolg bestrebt hat, auf der skandinavischen Halbinsel die Reifezeit der Gerste durch entsprechende Kultur so zu beschleunigen, daß die Ernte derselben vor die so sehr jene Kultur erschwerende, in der Regel die Qua lität der Ernte schädigende, feuchte Periode fällt. Mit dem Hinweis darauf, daß der deutsche Landwirt!) noch keineswegs Ursache zu zagen habe und daß er seiner Hausfrau durch übertriebene Sorge um die Zukunft nicht das Leben schwer machen, sondern besonders fleißig Korn, Hafer und Kartoffeln bauen und dabei auch ferner auf Gottes Güte vertrauen solle, schließt der Herr Redner seinen, mit allgemeinem Beifall auf genommenen Vortrag. Aus der hierauf folgenden Debatte ging noch her vor, daß bei der, an und für sich empfehlenswerthen Verwendung nordischen Saatgutes eine öftere Erneu erung desselben deshalb zu empfehlen sei, weil bei uns klimatische Verhältnisse die gewünschte schnelle Reifezeit erschweren und das Getreide deshalb in dieser Be ziehung leicht wieder ausartet. Kartoffelanbauversuche