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Nr. SV LS. Jahrg. Freitag den 28. April 1916 Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden,«. 1«, Holbeinstratze 4« Fernsprecher 213SS Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 '» 0 V»»u,»pret4, A»»a»b« X mit illustr. Bellaa» vtertkljahrlich N.I0 >». In Trc-den und ganz Deutich- land frei Haus It.LL m vrsterrelch « 4» «L. «»«gäbe » vier,kljühr,Ich 1.80 X. In Dresden und ganz Deuischland srei Hau« ».«» ^k! in Oesterreich 4.07 K. Einzel-Nummer 10 Di» Süchstiche BollSzeisting erscheint an allen Wochentagen nachmittags. c> c Anzeigen i Annahme von SieichüstSanzeigen biS IVUbr von Mmiilienanzeige» dis I I Uhr vorm. P»»t« «>, diePciil-LpaUrcile im Nel!a- meicil 00 Z. INr undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgcgcbcne «luzeigen kbnnen wir die LerantwvNlichleil sürdieRichiigkcil de» Teile» ^ nicht iibcniehmen. , Eprechslunde der Redaktion: 11—IS Uhr vorm. ; ll — 0 Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochendeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Amerika und der Krieg Eine volkswirtschaftliche Betrachtung Die Möglichkeit einer neuen politischen Wendung auf dein Weltkriegstheater läßt es nicht unangebracht erscheinen, sich mit der gegenwärtigen Wirtschaftslage der Ver einigten Staaten Non Nordamerika zu beschäftigen. Unter denjenigen Staaten, die den größten Vorteil aus dem Welt kriege zogen, nimmt die Union wohl die erste Stelle ein. Nur in einer kurzen Uebergangsperiode zu Beginn der kriegerischen Verwickelungen wurde das amerikanische Wirtschaftsleben unmittelbar von der Kriegsflnt betroffen. Damals sanken der Weizenpreis und der Bauinwollpreis ganz beträchtlich und an der amerikanischen Effektenbörse trat ein empfindlicher Kurssturz ein. Bald aber war diese Scharte ausgewetzt, denn es zeigte sich, daß die Vierver bandsstaaten nicht in der Lage waren, für den Kriegs bedarf in den eigenen Ländern aufzukoinmcn und Mil- lionenbestellungen an Waffen und Munition sowie an Heeresausrüstungsgegenständen gingen nach Nordamerika. Das Geschäft setzte mit Macht ein, und heute kann man mit Recht sagen, daß der Krieg längst zu Ende wäre, hätte die Entente nicht einen so gewaltigen Rückhalt in den Ver einigten Staaten gefunden, die das Kriegsunternehmen unserer Gegner auch noch durch Gewährleistung bedeutender Kredite unterstützten. Aber auch Nahrungsmittel, Brot getreide und Fleisch lieferte die Union au unsere Feinde. Wie bedeutend gerade auf diesem Gebiete die Leistungen der Amerikaner waren, ersieht man einzig und allein schon da raus, daß der Weizenerport aus Nordamerika in der Zeit vom 1. August 1915 bis Anfang April 1919 über 39 Mil lionen Quarters betragen hat, während er in der gleichen Periode des Jahres 1913/14 auf nur 21 Millionen Quar ters zu beziffern war. Aus der Handelsbilanz der Vereinigten Staaten kann man sich ebenfalls ein Bild von dem Segen machen, den die Kriegsliefernngen für unsere Feinde, der Union gebracht haben. Im Jahre 1915 erzielte sie ein Aktivum von 1'sst Milliarden Dollar, was eine unerhörte Rekkord- ziffcr bedeutet. Ter Gesamtumsatz des Außenhandels der Vereinigten Staaten stellte sich im Jahre 1915 auf 5,35 Milliarden Dollar, war demnach um 25 Prozent höher als die bisherige Höchstsnmme. Ter amerikanische Stahltrust erzielte im Jahre 1915 einen Umsatz von 729 Millionen Dollars gegen einen solchen von 558 Millionen Dollars im Jahre 1914, dabei darf aber nicht übersehen werden, daß sich auch die Preise durch die fortgesetzten Munitions- bestellnngen ins Immense steigerten, wodurch die amerika nischen Stahlmillionäre Niesengewiunste einheimsten. Die Papiere der Bethlehem Steel Co., die am 30. Juli an der Neuyorker Börse einen Stand von 30 Dollar aufwieseu, haben zurzeit einen Kurs von 420 Dollars. Außerdem haben Frankreich und England sicherlich gegen 6 Milliarden Dollar europäischer Wertpapiere nach Amerika abgestoßen, wodurch sich die Zinsenverpflichtungen der Union gegenüber Europa wesentlich reduzieren, ein Umstand, der auch die Zahlungsbildung der Vereinigten Staaten überaus günstig beeinflußt. Die Kriegslieferungen für die Viervcrbands- wächte haben einen solchen Umfang angenommen, daß sich für die Vereinigten Staaten der Mangel au Schiffstonnage bemerkbar macht, ein Umstand, der vielleicht die jetzige Hal tung der Union zum Unterseebootkriege erklärt, zumal eine beträchtliche Anzahl deutscher Schiffe während des Krieges gezwungen waren, sich ein Asylrocht in den bisher neutralen Häfen der Union zu sichern. Die Verhältnisse auf dem amerikanischen Getreide- markt gestalteten sich infolge des glänzenden Ausfalles der Ernte in den Vereinigten Staaten überaus günstig. Die gesteigerte Nachfrage, hervorgerufcn durch den Niesenbedarf der Vierverbandsmächte, denen der Krieg die ansonst be trächtliche russische Weizenausfuhr vollständig abgesperrt hatte, trug dazu bei, daß sich au der Chigagoer Weizeubörse der zu Beginn dos Krieges auf 80 Cts. pro Bushcl ge sunkene Weizenpreis, auf 120 Cts. und im Januar d. I. auf 197 Cts. steigerte. Zwar ist gerade in der letzten Zeit infolge des günstigen Ausfalles der Weizencrute in her englisch-amerikanisichcn Provinz Kanada der Wcizenpreis in Chigago etwas gesunken, doch dürste dies nur von vor übergehender Dauer sein. Auf dem Baumwoll- markte gestaltet sich die Entwickelung der Marktlage nicht so günstig. Im Jahre 1914 war angesichts der Schwierig- keiten, die England dem Absatz von Baumwolle an die Zcntralmächtc in den Weg legte, eine sehr große Monge von Baumwolle in der Union übrig geblieben. Da die amerikanische Regierung aber nichts unternahm, um den vor der völkerrechtswidrigen Bannware-Erklärung der Das Neueste vom Tage Zer mW MA MMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 28. April 1919. Westlicher Kriegsschauplatz Bei den Kämpfen in der Gegend östlich von Vermelles sind 49 Engländer, darunter ein Hauptmann, gefangeuge- nommeu, zwei Maschinengewehre, ein Mineuwerfer erbeutet. Im Maasgebiete hat die Lage keine Veränderung erfahreir. Durch die planmäßige Beschießung von Ortschaften hinter unserer Front, namentlich von Lens und Vororten, ferner vieler Dörfer südlich der Somme und der Stadt Roye, sind in der letzten Woche wieder vermehrte Verluste unter der Bevölkerung, besonders an Frauen und Kindern, eingetreteu. Die Namen der Getöteten und Verletzten werden, wie bisher, in der „Gazette des Ardeunes" ver öffentlicht. Nach Lnstkamps stürzte je ein feindliches Flugzeug westlich der Maas über Bethelaiuville und bei Very ab, ein drittes in unserem Abwehrfeuer bei Frapello (östlich von St. Dis). Ein deutsches Geschwader warf zahlreiche Bomben auf die Kasernen und den Bahnhof von St. Msushould. Oestlicher Kriegsschauplatz Die Lage an der Front ist im allgemeinen unverändert. Die Bahnanlagen und Magazine von Rjezyca wurden von einem unserer Luftschiffe, mehrere russische Flughäfen von Flngzeuggeschivaderu angegriffen. Balkan- Kriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. Neber das Attcnnt auf die bulgarische Gesandtschaft in Athen bringt der „Berl. Lokalanz." den Bericht über eine Unterredung mit dom bulgarischen Gesandten in Athen, welcher äußerte, er sei überzeugt, daß das Attentat jeden falls nicht von seiten der Griechen verübt wurde. Vielleicht könne man annehmen, daß es sich um eine serbische „Kultur- tat" handele. (Siehe unter „Ausland".) Die Fahrt der rn Marseille gelandeten russischen Truppen ging, wie die „Voss. Ztg." erfährt, über Narwik in Nord- Norwegen, wohin die Russen angeblich als Arbeiter bei dem Bau der Kola-Bahn gekommen seien. Ohne Wissen der norwegischen Regierung seien sie dann von englischen Fahr zeugen um Schottland herum nach Frankreich gebracht wor den. Unterwegs waren sie auch mit in England gefertigten Uniformen versehen worden. Zn den irische» Verschwörungen teilen verschiedene Morgenblätter mit, daß die Aufsässigkeit in Irland sich bis in die höchsten Handels- und Finanzkreise erstreckt und daß sich dem militärischen Vorgehen ernste Schwierigkeiten entgegenstellen infolge der Haltung der irischen Verwaltungsbehörden. Zn der Reise des amerikanischen Botschafters Gcrard in das Große Hauptquartier äußern verschiedene Morgcn- blütter, die Anwesenheit des Botschafters au dem Orte, an dem die entscheidende Beratung über unsere Antwort an die amerikanische Regierung stattfindet, wird die Abfassung der Note naturgemäß erleichtern und beschleunigen. Französische Flieger über Schweizer Gebiet Bern, 27. April. (W. T. B.) Wie die Schweizerische Depeschcnagentur von zuständiger Stelle erfährt, wird der heute durch die beiden französischen- Flieger hervorgerufene Zwischenfall kein diplomatisches Nachspiel haben, da die beiden Flieger, sobald sie ihren Irrtum erkannt hatten, Kehrt gemacht haben und sich höchstens zwei Minuten über Schweizer Gebiet befanden. Baumwolle durch England möglichen Baumwollerport zu fördern, haben die Pflanzer die Anbaufläche für Baum wolle beträchtlich eingeschränkt und sich durch Getreideanbau entschädigt. Durch das Kriegsgeschäst ist auch der Reichtum Ameri kas erheblich angewachsen. Der Vorrat au gemünztem Gold in der Union stellt sich heute auf 2,20 Milliarden Dollars, eine Höhe, die bisher noch in keinem Lande zu ver zeichnen war. Dies sind immerhin Lichtblicke eines be trächtlichen wirtschaftlichen Aufschwunges, den die Union in folge ihres Kriegsgeschäftes mit den Alliierten erreicht bat. Heute schneiden die Vereinigten Staaten bezüglich des Weltkriegstheaters noch glänzend ab, da sie sich lediglich im Znschaiierraiim befinden und die Claque für die Alliierten besorgen. Die vollsten Lungen können ans ausgepumpt werden, wenn man die Proszeniumslage verläßt. Der Weltkrieg Ei» russisches Linienschiff bombardiert Berlin, 28. April. (Amtlich.) Am 27. April haben drei deutsche Flugzeuge das russische Linienschisf „Slawa" im Rigaische» Meerbusen mit 31 Bomben beworfen. Mehrere Treffer und Brandwirkung sind einwandfrei be obachtet worden. TroN heftigster Beschießung sind sämt liche Flugzeuge unversehrt znrnckgckehrt. Der Chef des Admirnlstabes der Marine. Ein erfolgreicher Vorstoß unserer Tccstrcitkrästc Berlin, 27. April. (Amtlich.) Fn der Nacht vom 29. zum 27. April wurden von Teilen unserer Vorposten- Streitkräfte auf der Doggerbank ein größeres englisches Be- wachungsfahrzcug vernichtet und ein englischer Fischdampfer als Prise aufgebracht. (W. T. B.) Der Chef des Admiralstnbes der Marine. Eine Audienz des aincrikanischcn Botschafters beim Kaiser Wie gemeldet wird, begab sich der amerikanische Bot schafter in Berlin gestern (Donnerstag) abend zu einer Audienz beim Kaiser ins Große Hauptquartier. Oesterrcichisch-nngarischcr Kriegsbericht W i o u. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 27. April 1919: Di nssi s ch e r und 2 üdö st lichcr K ricgs- schaupla tz. Nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplatz. An der küsteuländischeu Front war der Artilleriekampf gestern und heute nacht stellenweise sehr lebhaft. Abends setzte gegen unsere wiedergewonueueu Gräben östlich Selz T r o m melfeuer ein. Ein darauf folgender feindlicher Angriff wurde abgeschlagen. Der Monte San Michele stand nachmittags unter heftigem Feuer aller Kaliber. Am Tolmeiner Brückenköpfe und nördlich davon wirkte unsere Artillerie kräftig gegen die italienischen Stel lungen. Bei Flitsch verjagten unsere Truppen den Feind aus einem Stützpunkte im Rombon-Gebiete und nahmen einen Teil der aus Alpin! bestehenden Besatzung ge fangen. Au der Tiroler Front ist die Lage unverändert. Ter Stellvertreter des Chefs des Gcneralstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Der türkische Bericht K o u st a u t i n o p e 1, 27. April. (W. T. B.) Der amtliche Bericht lautet: In der Irak-Front keine Verände rung. An der Kaukasusfront habe» feindliche Truppen, ungefähr eine Brigade, aus drei Einheiten zusammen gesetzt. am 25. April unsere Stellungen auf dem rechten Flügel im Gebiete des Ortes Surem unmittelbar südlich von Bitlis angegriffen. Der Angriff dauerte 8 Stunden. Bei seinem Vorgehen wurde der Feind in einer Entfernung von 300 Metern vor unserer Stellung von uns seinerseits angegriffen, sodaß sein Angriff scheiterte, und unter großen Verlusten 2 Kilometer weit nach Norden zurückgetrieben. Im Zentrum herrschte Ruhe. Auf dem linken Flügel ver suchte der Feind in der Nacht zum 26. April im Abschnitte von Dschewislik unsere Stellung überraschend anzngreifen,