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Dresdner Journal : 15.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-15
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1896
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»V l,»o «. l « : « 7»» 1.» ahr einer sozial- wäre man aber gekommen, seine hl aber hätte sie den können und los mache. WaS em Wege zu er- wundern, wenn olle die Sozial- Wahlaesctz werde jetzt kaum ahne nialdemokrattsche Arbeiter zur Ne man werde mit wringen, weil es man sozialpoli- wäre die jo- gewesen. Die och zum Worte lmrn. Auch in er seien, wachse sächsische Wahl rade schmeichel kel zum Teil, inen Ordnungs solle durch den il werde er dem verde er einige lokraten Klaffen Erzeugnis un- wird gegen sönlichen Be- t, Goldstein, isident mit, Entwurf ein 14 Stimmen liefen. Die >ig derselben genstände der Ihr.) VezugSpreiS: Filr Dresden vierteljährlich > Mart üOPj , bei den Kaiser» dch deutschen Postanstatt« merteljährlich »Mark; außer» halb des Deutschen Reiches Poft- und Htempelzuschlag Einzelne Nummern: io Ps Erschetttea: Täglich mit Ausnahme da Sonn» und Feiertage »beudS Fernjpr.«-schlub«r1»Ach. VrrMer Für den Kaum einer gesval» tenen Zeile kleiner Schrift ltv Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernlatz entsprechender Ausschlag -eruuSgefter: Königliche Expedition d«S Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr.lv. Hernspr. -Anschluß: Nr 1BOE, 1896 ^38 Sonnabend, den 15. Februar, abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Dozenten der Landwirtschaftslehre an der tier ärztlichen Hochschule zu Dresden Oekonomierat von Langsdorfs den Titel und Rang als Professor zu verleihen. l-ruennungeu, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement der Ainanren. Bei der Verwaltung der «ünigl. Sächsischen Staats eisen bahnen sind ernannt worden. Fritz Gotthold Hientzsch und August Hermann Liebsch, seit her TrpeditionshilsSarbeiter, al- Bureau Assistenten in Dresden; Ernst Gustav Augst in Cossebaude, Gustav Adolf Buck in Eibau, Gottfried Dietzselbinger in Eger, Adolf Jacob Lud wig Falke in Schandau, Friedrich Moritz Hillig in Dresden- Ältst , Johann August Hummer in Voitersreuth, Bernhard Hermann Krauße in Bad Elster, Julius Robert Lhotzky in Großschönau Max Theodor Ludewig in Pirna, Karl Max Mäcke in Zwönitz, Emil Eduard Paul Moser in Schmölln i. S.-A. und Louis Hermann Völkel in Hirschberg a d S., zeither Expedition- Hilssarbeiter, als Stations-Assistenten II Kl.; Hermann Gustav Herzog und Franz Theodor Schütze, seit her Diätisten, als Stalions Assistenten II. Kl in Schneeberg-N. und Zwickau; August Friedrich Hermann Böhme'", Johann Hämsck, Johann Friedrich August Lehmanns Gustav Her mann Preusche' undErnst Ludwig Schwarze, seither Schaffner, als Oberschaffner; Karl August Hermann Heinrich, zeithcr Weichenwärter II. Kl, als Schirrmeister in Zwickau. Bei der fiskalischen Straßenbau-Verwaltung ist er nannt woi'o.'n: Gustav Eduard Kotte, seither Straßenbau ansseher, als Amtsstraßcumeister in Dresden-Neustadt. Nichtamtlicher Teil. TaS FriedenSsest in Bulgarien und neue Unruhen in Korea. Das große Ereignis der Konversion des bul garischen Thronfolgers ist vorüber. Gestern ist in Sofia die Salbung des Prinzen Boris nach griechisch-orthodoxem Ritus unter ungewöhnlich großer Teilnahme der von dem kirchlichen Schauspiele be geisterten Volksmenge und unter stillschweigender Begutachtung dieses Aktes durch die in Bulgarien beglaubigten Vertreter der europäischen Mächte und Völker vollzogen worden. Frieden und Freude au dem endlichen Siege der „nationalen Sache" über die „fremdländische Jntrigne" herrscht heute im Bulgaren- landc, während im übrigen Europa das Gefühl der Erleichterung darüber sich wahrnehmbar macht, daß der Friedensschluss zwischen Rußland und Bulgarien allein Anschein nach nicht allein Rußland, sondern auch — allerdings in anderer Richtung und Weise — den übrigen europäischen Staaten und Völkern zu gute kommen dürste. Bulgarien kehrt zwar wieder unter die schützenden Fittige des russischen Doppel adlers zurück, um fortan in gutem Einvernehmen mit dem Zarenreiche seine weiteren Geschicke auszugestalten, aber es hört zugleich auch auf, der berüchtigte Wettcr- winkel Europas zu sein und den Weltfrieden von dort aus zu bedrohen. Die auf der Basis des reaktivierten vertragsmäßigen Einflusses des Zarenreiches verwirk lichte Wiederherstellung der gesetzlichen Ordnung in diesem Balkanstaate ist sicherlich das kleinere Uebel im Vergleiche zu der bisherigen Unsicherheit in der Lage dieses Staates. Jetzt, nach dem Friedensschluß zwischen dem „Befreier" und dem „befreiten Lande" und angesichts der thatsächlich, wenn auch noch nicht der Form nach vollzogenen Anerkennung des Prinzen Ferdinand als des Fürsten von Bulgarien, ist für jedermann die Möglichkeit gegeben, mit Bulgarien und dessen inneren Zuständen als festen Faktoren zu rechnen, die durch die eben vollzogenen Ereignisse der Gefahr der Erschütterung vor der Hand wenigstens ent rückt worden sind. Es ist ein eigentümliches Zusammenfallen der Er eignisse, daß zu derselben Zeit, wo in Bulgarien die so lange offen gehaltene Wunde des russisch-bulgari schen Konflikts sich schließt, in Korea, diesem „Bul garien OstasienS", eine andere Wnnde, die durch den Friedensschluß von Schimonoseki und den jüngsten russisch-japanischen Ausgleich schon geheilt erschien, gewaltthätig wieder aufgerissen worden ist. In Söul, der Hauptstadt des koreanischen Reiches, ist von neuem ein, wie es heißt diesmal vom König selbst angestifteter Aufruhr ausgebrochen, der einer An zahl von koreanischen Staatswürdenträgern das Leben gekostet hat und — was eine ungleich größere Bedeutung für die weitere Ausgestaltung der Dinge in Korea und Ostasien besitzt — Rußland auch in diesem „Bulgarien" die Mission der Wiederherstellung der Ordnung zuweist! Die Landung der russischen Truppen in Ehemulpo ist formell durch die Notwendigkeit eines wirksamen Schutzes der russischen Gesandtschaft in Söul begründet. Die gelandete Streitmacht, welche vorläufig nur 200 Mann stark ist, hat jedoch offenbar noch eine höhere Mission. Man bedenke nur, daß im PalaiS dcr russischen Gesandtschaft sich, als angeblich Schutz gegen die Meuterer suchend, nicht allein der König und der Kronprinz, sondern auch der grelle Vater des Königs, der Urheber der letzten, gegen das Leben der Königin unter der stillen Teil nahme der Japaner durchgeführten Schilderhcbung, also die ganze Königliche Familie befindet. Die zur Bekämpfung der Aufständischen ergriffenen Maßnahmen werden unter solchen Umständen im Amtsgebände des russischen Gesandten und selbstverständlich auch unter dessen Mitwirkung beschlossen werden und nach der Lage der Dinge mit Hilfe des anwesenden russischen Truppenmacht zur Durchführung gelangen, während der Befehlshaber der japanischen Garnison und der Vertreter des Mikado mit verschränkten Armen unthätig dem Verlaufe der weiteren Ereig nisse zuzusehen haben werden. Tie Mitschuld des japanischen Vertreters in Söul an dem Ausruhre, der den gewaltsamen Tod der Königin zur Folge hatte, unterliegt keinem Zweifel, und diese Schuld lastet jetzt natürlich schwer auf Japan. Denn eZ würde sich leicht der Gefahr aussetzen, auch wegen des jetzt in der koreanischen Hauptstadt ausgcbrochenen Auf ruhres moralisch verantwortlich gemacht zu werden, falls russischcrseits auch nur die geringste Anteilnahme der Japaner an den jüngsten blutigen Ereignissen nachgewiesen werden könnte. Welche Pläne Rußland bei seinem jetzigen Vor gehen in Korea verfolgt, ob es die blutigen Vorgänge in Söul auszunutzen gedenkt, um nun entschieden auf die Räumung Koreas von den japanischen Truppen zu dringen und Japan als Vormacht in Korea zu er setzen, oder ob es sich darauf beschränken wird, auch in Korea nur die Lorbeeren des selbstlosen „Wieder Herstellers der gesetzlichen Ordnung" zu verdienen — das wird sich ja bald zeigen müssen. Tie htudrlspolitische und industrielle (5nt- wicktlnug Japans zeigt seit dem Frieden von Schimonojcki einen derartigen Auf schwung, daß sie die Aufmerksamkeit der deutschen Industrie- und Handetskrcise aus das Dringendste hcrauSsordert. Die aus Ausdehnung der industriellen und Handels bezieh ungen gerichtete Strömung hat, wie die „Allgemeine Marine und Handelskorrespondenz" aussührt, ihre breiteste Basis in der gesamten japanischen Bevölkerung und findet ihren einstimmigen Ausdruck in der japanischen Presse und in zahllosen Versamm lungen. Aus den letzteren sprechen nicht allein Handelspolitiker von Fach, Kaufleute, Bankier- n. a., sondern auch Marine offiziere hohen Range-. Tie gestellten, zum Teil bereit- in Er füllung begriffenen Forderungen sind: Ausdehnung der bestehen den Dampserlinien; Errichtung neuer vom Staaic unterstützter Linien nach Australien, den Vereinigten Staaten und England: Untersuchung der Ersolge, welche die Revision der Handels verträge gehabt hat; Versicherungswesen; Einrichtung von Gewerbe- nnd Handelsschulen; Ausbildung von Offi zieren und Mannschaften für die Handelsmarine: Ver deffcrung der Handelskammern und der bestehenden kauj- mannsgilden; die Entsendung von Kommissaren zum Stu dium der Haudel-bcdingungen außer Lande-; die Unterbringung von Japanern in fremden Handl-Häusern und Faktoreien in allen Erdteilen; die Schaffung einer schwimmenden Ausstellung japanischer Produkte. Eine besondere Aufmerksamkeit wird dem Einfluß gewidmet, welchen die Eröffnung der sibirischen Bahn und das Projekt de- RicaraguakanalS aus die Bedeutung Ja pan- al- Handelszentrum de- Ostens haben wird und muß Wie fruchtbar der Boden ist, aus welchen solche Anregungen fallen, beweist die Thatfache, daß in ver letzten Zeit eine außer ordentliche Anzahl von weit auSschauendcn und mit großen Kapitalien arbeitenden industriellen Unternehmungen entstanden und wichtige Handelsgesellschaften gegründet worden sind. Drei neue größere Banken sind serner in der letzten Zeit entstanden Zahlreiche neue Regierungsanlagcn aus gewerblichem Gebiete kommen noch hinzu; besonders erwähnt niuß werden, daß das Telephonnetz Japans über alle Jndustriecentren des Reiches ausgedehnt werden wird. Für daS Vertrauen ans die Zukunst, welches in japanischen Kreisen herrscht, dürste auch die That- sache bezeichnend sein, daß in den Monaten März bi- August durch eine einzige Firma in Tokio 9aooo neue Spindeln sür Baumwollipinncreie» au- England bestellt worden sind. Ter Handel Japans (Überseehandel) zeigt in den ersten »Monaten des Jahres 1895, sür welche die amtlichen Statistiken vorliegen, gegen den gleichen Zeitraum im Jahre l8t>1 eine Zunahme von l5 Proz. Ter Umsatz erreichte im Jahre 1895 den Wert von 191Millionen Dollars gegen 166 Mill. Toll, im Jahre 1894. Aus die Einsuhr entsällt 189.", der Wert von 92,6 Mill Toll , auf die Ausfuhr 98,8 Mill, ausschließlich der Wiederausfuhr fremder Waren und der Wiedereinfuhr japanischer Waren. Tie Haupteinfuhrländer für Manusalturwarcn nach Japan sind England, Britisch Indien und Teutschland. Tie deutsche Einfuhr in den ersten 9 Monaten 1893 betrug 8,6 Millionen Dollars und zeigt damit den bei weitem höchsten bisher von Deutschland erreichten Stand. Seit 1891 ist unsere Einsuhr nach Japan gewachsen von 6,1 Millionen Dollars ans die obengenannte Summe Die Zunahme beziffert sich aus 67 Proz Nichtsdcslow Niger hätte bei genügender Be obachtung des japanischen Marktes der Erfolg noch größer sein können, denn die Zunahme des englischen Handels beziffert sich in derselben Periode aus 69 Proz. Tie englischen amtlichen Berichte bezeichnen denn auch Tcutschland als den Hauptwettbc Werber Englands aus den, japanischen Einsuhimarkie und sind sehr stolz darauf, daß die Zunahme der cnglifchen Einfuhr um zwei Prozent größer ist, als die der deutschen Einfuhr. Bon einem sehr wesentlichen Interesse sür Deutschland sind die Ansichten der cnglijchen Kreise über die Zukunft des eng lischen Handels mit Japan. Es heißt da: „Tie Hoffnung sür die nächste Zukunst des englischen Handcls beruht vornehmlich aus Metallwarcn und Maschinen WaS jährlich mehr und mehr den Lancashire-Webereien verloren geht, kann reichlich wiedcr- gewonncn werden durch Sheffield nnd Birmingham und durch große Bestellungen bei dru Schiffswerften an Themse, Tyne und Elnde" Tie deutsche Industrie möge daraus achtln, deiin hier han delt es sich um Industrien, rn denen mir ebensogut wie in dcr Textilindustrie, wettbewerbsfähig sind. Es ist bekannt, daß eine Verdoppelung dcr deutschen ostasiatischrn Reichspostlinien angestrcbr wird und dem nächst zur Beratung kommen soll. Mil Rücksicht ans die im Vorstehenden gegebenen Daten scheint eine solche Vorige nicht nur nützlich, sondern sogar erforderlich: einmal, um unserem Handel mit Japan eine breitere Basis zu geben, und ferner, um unsere handelspolitische Stellung in China zu festigen. Tag?s geschuhte. Dresdc», 15. Februar. Sc. Majestät der König und Se. Königs. Hoheit der Prinz Georg begaben Allerhöchst und Höchstsich in Begleitung Sr. Excellenz des Generaladjutanten Generallieutenants v Treitschke, des diensthabenden Kammcrhcrrn v. Wuthenau und dcS persönlichen Adjutanten Rittmeisters Krug v. Nidda heute vormittag zur Hochwildjagd auf Ullersdorfer Revier. Die Rückkehr vou dieser Jagd, zu welcher auch mehrere Kavaliere mit Einladungen ausgezeichnet worden waren, erfolgt heilte nachmittag. Dresden, l.V Febrnar. Sc. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg zeichnete gestern, Freitag, abend in Begleitung des persönlichen Adjutanten, Premierlicutcnants v. Nostitz Wallwitz, ein von den Unteroffizieren des König!. Garderciterregiments im Etablissement „Lindengarten" veranstaltetes Wintcr- vergnügcn mit Höchstseincm Besuche aus. Heule nachmittag ' „<> Uhr findet bei Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und dcr Frau Prinzessin Johann Georg im PalaiS Parkstraßc eine Tafel zn 24 Gedecken statt, zu welcher die nachgcnannten Herren Kunst und Wissenschaft. K. Hvftheatcr. — Neustadt. — Am 14. Februar: Schiller-EykluS. II. Abend. „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua." Ein republikanisches Trauerspiel in fünf Akten von Fr. Schiller Der zweite Abend des Schiller-Eyklus brachte des Dichters älteste historische Tragödie „FieSeo", nicht gerade neueinstudiert, aber nach längerem Zeitraum und nachdem sie verschiedene Male angekündigt gewesen und wieder zurückgezogen worden war. Die im Bau so dramatisch sichere, im Pathos so jugendlich übersteigerte Schöpfung war vor etlichen Jahrzehnten in Gefahr, ganz beiseite ge schoben zu werden, bis die Darstellung der Meininger nicht nur den kühnen, stolzaufstrebenden Bau und die keinen Augenblick erlahmende Energie dcr Handlung dieses Dramas, sondern auch die in ihn, vorhandene Fülle malerisch-theatralischer Effekte neu offenbarte. Was die gestrige Vorführung deü „FieSeo" aus unserer Hosbühne anlangt, so war sic im Grundton etwas grell und zu dröhnend. Der brave Andreas Streicher, Schillers Jugcndgenossc in den bösen Mannheimer Tagen, erzählt eine köstliche Geschichte von der ersten Vorlesung des re publikanischen Trauerspiels im Kreise der Mannheimer Schauspieler. Schiller soll dabri in so hochtrabendem Tone deklamiert haben, daß die Herren Histrioncn den „FieSco" für das elendste Machwerk hielten, bis eigene Lektüre sie vom Gegenteil überzeugte. Es ist klar, daß die Gefahr besagten zu hoch gegriffenen Tones, einer Gewaltsamkeit, die allenfalls dem Stil des „rauhen PyrrhuS, der von Haupt zu Fuß rote Farbe ist", entsprechen würde, im Trauerspiel selbst liegt Die Accente der Leidenschaft im „Fiesco" sind wuchtig und gewaltsam genug, um sie nicht unbesonnen zu verstärken, die Kunst der Regie wie der Darsteller leistet dem Werke den besten Dienst, wenn sie überall, wo cs angeht, für einige Abdämpfung sorgt. Der Pcrsoncnrcichtum des „Fiesco" bringt eS ohnehin mit sich, daß nicht alle Rollen entsprechend besetzt werden können. Hr Paul (Giancttino Doria) that gewiß sein Bestes, um der ihm ganz fern- liegenden Aufgabe gerecht zu werden, aber eine überzeugende Gestalt vermochte er nicht hinzustellen; Hr. Gunz (Ro mano) war alles eher, als der große Schüler des Rafael, auch unter den Verschworenen, Mißvergnügten und Burgern von Genua erregte manch eine Gestalt durchaus keinen Anteil. Doch dergleichen ist von der Darstellung eines Werkes, das allzu große Ansprüche an das Personal stellt, untrennbar Bemerkenswerler war, daß Hr Wiene (Muley Hassan) seine vorzüglich angelegte Rolle durch eine ner vöse, zuckende Verschärfung des Spiels, durch jähe, über stürzte Hast im Sprechen nm die Halste ihres Eindrucks brachte. Hr. Waldeck (FieSeo) war in stolzer Haltung, energischem Aufschwung, auch in der weichen Zärtlichkeit gegen über seiner Gemahlin, ein vortrefflicher Vertreter der Haupt rolle, aber derZauber hinreißender bestrickender Liebenswürdig keit, der die Gräfin Jmperiali blendet, die Bürger von Genua unwillkürlich an Fieseo fesselt, fehlte seiner Wieder gabe des glänzenden Verschwörers Eine sehr charakteri stische, würdevolle Gestalt schuf Hr. Müller (Andrea» Doria), dessen Vermögen offenbar mit seinen Aufgaben wächst. Die Leistungen von Frl. Ulrich (Gräfin Julia Jmperiali), Frl. Salbach (Leonore FieSchi), Hrn Porth (Berrina) sind von früher her bekannt und öfter eingehend gewürdigt. Hr. Franz spielte den Bourgognino Viel leicht hatte er ebenso gut und besser die Rolle des Gianettino Doria übernehmen können DaS Publikum zeichnete die Hauptdarsteller, namentlich Hrn. Waldeck, durch anhaltenden Beifall und wiederholten Hervorruf au- Adolf Stern Nefidenztheater. — „Eomtefse Gucker!" Lustspiel in drei Akten von Franz v Scbönthan und Franz Koppel- Ellseld. Das Stück behauptet sich mit unverminderter Zugkraft im Spielplan und seine Darstellung erweckt allabendlich den lebhaftesten Beifall. Hält man sich an die beiden ersten Akte, so befindet man sich einer ungemein liebens würdigen Produktion gegenüber, die nicht nur durch den negativen Vorzug eines harmlos netten und anständigen Inhalts, sondern auch durch den größeren positiven einer wirklich lustspielmaßigcn Behandlung voll Laune und Stimmung wirkt Ohne daß ein großer Aufwand von neuen und witzigen Einfällen gemacht wäre, hat das Ganze einen heiteren, anheimelnden Grundton und in dem wohl- gesteigerten Gegenspiel der beiden Hauptvelsonen einen fesselnden Mittelpunkt. Dazu kommt der gefällige Eindruck des Lokalkolorits und des Kostüms, welch' letzteres nament lich dem zweiten Liebespaare gut sitzt, sodaß man ins gesamt von der Unterhaltung des Stückes aufs beste be friedigt wird und trotz des schwachen dritten Aktes schließ lich von jenem faden Nachgeschmack verschont bleibt, dcr sich bei so vielen modernen deutschen Komödien leichter Art einzustellcn pflegt. . . . Tie Aufführung hat sich in den einzelnen Rollen auf dem bekannten Niveau erhalten, im Ensemble sachgemäß noch runder gestaltet Mag man auch mit Frl. Jenny Groß um die Grundausfassunq ihrer Partie streiten, so wird man doch seinen Beifall der anmutvollen, eigentümlich pikanten Erscheinung und der in jedem Detail überaus treffsicheren Leistung nicht entziehen; eS geht wirkliche LebenSsrische und Lebenssreudigkett von dieser Gestalt auS. Auch Hr. Schönfeld, ver sympathische Darsteller de« Rittmeisters, sei neben den anderen tüch tigen Mitwirkenden nochmals mit Lob erwähnt Konzert. Am Freitag hat Frl. Elotilde Kleeberg im Mufcnhause einen Klavierabend gegeben Ein re nnt Einladungen beehrt worden sind: Ihre Excellenzen der Präsident der Ersten Ständekammer Wirkt. Geh. Rat Graf Könneritz und der Generaladjutant General der Kavallerie v. Carlowitz, der Kaiser!. Russische Ministerresideut Baron v. Mengden, der Oberhof marschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, Excellenz, der Generaldirektor der König!, musikalischen Kapelle rc. Graf Seebach, der Universitätsprofessor ic. Geh Rat Or. Wach, der Vizepräsident des evangelisch lutherischin Landeskonsistoriums Oberhofprediger 0. Meier, der Kammerherr Frhr. v. Finck, dcr Gencralstabschef Oberst v. Brvizem, der geh. Hofrat v. Baumann, der Flügel- adjutaut Major v. Criegern, die Majore Weigel und Frhr. Oppen v. Huldenberg, ferner der Frhr. v. Palm auf Lauterbach, dcr Rittmeister v. Mangoldt Reiboldt, die Hauptleute v. Schubert und v. Reyher uud der Premierlieuteuant v Minckwitz vom Schützen- (Füsi- lier-)Regimeut Nr. !08, sowie der Assessor v Carlo witz auf Röhrsdorf Deutsches Reich. * Berlin, I!. Februar. Se. Majestät der Kaiser weilen noch im Jagdschloß Hubertusstock Heute sind auch Ihre Majestät die Kaiserin nach dem Jagdschlösse ab gereist. — Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph hat dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe telegraphisch sein Bei leid anläßlich des Ablebens seines Bruders, des Prinzen Konstantin zu Hohenlohe, übermittelt. — Über die Sozialpolitik des Zentrums bemerkt die „Eonservative Eorrespondenz" folgendes: Tie Zentrums presse, die sich jetzt so überaus sozialrcformerisch gebärdet und wiederholt betont hat, sie habe die Führung in der sozialpolitischen Gesetzgebung, sucht neuerdings die kon servative Partei zu verdächtigen, indem sie behauptet, wir Konservativen hätten eS mit der Sozialresorm niemals recht ernst gemeint und seien jetzt jedem Fortschreiten der selben abhold. Tas ist, wie bereits von den konservativen Führern in den Parlamenten betont wurde, unrichtig und eS erübrigt sich, immer wieder von neuem die Thatsache her vorzuheben, daß die konservative Partei nach wie vor streng an ihrem „Tiooliprogramm" festhült. Es ist aber auch nicht gerechtfertigt, wenn die Zentrumspresse ihre Partei als die sozialresormerifche schlechthin bezeichnet Tie Bahn brecher aus diesem Gebiete waren die Konservativen, und es ist Thatsache, daß die konservative Partei mit ruhigem stetigem Fortschreiten ihren Weg konsequent weiter verfolgt hat und noch verfolgt, während das Zentrum erst all mählich sich zu diesen Bahnen entschließen konnte. Uns ist ein Jall erinnerlich, der nachweisi, welchen Wandel die Zentrumspartei in dieser Beziehung gemacht hat Im April 1882 ist dem Reichstage eine Gewerbeordnungs- novelle vorgelegt werden, in deren neuem 8 44 es hieß, „das Aufsuchen von Bestellungen (Detailreisen) auf Waren bei anderen Personen als bei Kaufleuten oder Gewerbetreibenden, m deren Gewerbebetrieb Waren der angebotenen Art Verwendung finden, unterliegt den Vor schriften des dritten Titels", den Bestimmungen über den Gewerbebetrieb im Umherziehen. Dieser Paragraph wurde in der Kommission mit i) gegen ff Stimmen angenommen, und dcr RegierungSkommissar gab Einwänden gegenüber die Erklärung ab, daß die Kaufleute im Polkswirtfchasts- rat auch vom Standpunkte der Standesehre keinen Ein spruch gegen die Vorlage erhoben, daß vielmehr auch ver schiedene Handelskammern sich aus kne Seite der Vorlage gestellt hätten. Gleichwobl beantragte in der zweiten Be ratung im Plenum dcr Abg. Oi. Windthorst, diesen Satz zu streichen und drang damit durch. Auch in der dritten Lesung siel der von seiten des konservativen Abg. Acker mann gestellte Antrag aus Wiederherstellung der Vorlage, und das Tetailreisen wurde mit Hilse des Zentrums ge rettet. Heute bat sich die Zentrumspartei zu den alten kon'ervaliven Anschauungen bekehrt. So ist dies aber in den sozialpolitischen Fragen überhaupt, darum ist es un klug von der Zentrumspresse, sich auf Kosten der Konser vativen ihrer sozialpolitischen Erfolge zu rühmen und die Jnitianve der Konservativen zu jeglicher Sozialresorm zu leugnen — Wie die „Deutsche Tageszeitung" erfahrt, ist der seil etwa Jahresfrist bestehende Zwist zwischen den beiden maßgebenden Führerschaften der Handwerker- uud JnnnngSbemeaung, dem Zcntralausfchusie der ver- gclmäßiger Gasl in unserem Konzertleben, sendet die liebens würdige Pianistin nicht mehr ru neuen Bemerkungen her aus Wenn man ihre vorzüglich durcbqebildete, in Läufen und Passagen besonders glänzende Technik, ihre seine musikalische Auffassung, die vollkommene Klarheit ihres ge schmackvollen, eleganten rind anmutigen VortragS rühmt, so ist das eine bloße Wiederholung von schon sechsmal Gesagtem Ihr Spiel zeigt eben keine wesentliche Ver änderung, höchstens daß die Künstlerin ein schon im Vor jahre erkennbares Plus an materiellerKrast jetzt zuweilen stärker ausnutzt, als es der schönen Tonwirkung ihrer Produktionen zuträglich ist Tie eigentliche Domäne ihres Talents liegt bekanntermaßen im Gebiete zarter, graziöser, mittlere Gefühls grade nicht überschreitender spiritueller Musik Komposi tionen wie die Toceata und die thematisch sich anschlie ßende Fuge in der k moll-Suite von Raff, wie dieMehr- zabl der Schumannschen Phantasiestücke op. 12 und die Mittelsätze aus Beethovens l-^änr-Sonate (op. 31, 3), die sie gestern vertrug, versetzen die Künstlerin in ihr wahrstes Element und werden von ihr in einer so delikaten, freien und poetischen Weise wiedergegeben, daß man davon die reinsten Genüsse empfängt. Auch Beethovens O-moll- Variationen hören wir immer gern von der Künstlerin, ihre Ausführung derselben ist unübertrefflich klar und stil voll Von den kleineren Kompositionen, die wir noch verfolgt haben, gelangen Rubinsteins Scherzo (auS den ..8oir«-e> ü 8t l'c>tkr>bour^ ) und ein mittelmäßiges Noeturne von Faun- am schönsten, während EhopinS Etüde k'-äur auS op. 25 im Zeitmaß üöereilt war und Brahms' 0-moII- Ballade mit ihrer kernigen Rhythmik der Pianistin nicht gut liegt. Frl. Kleeberg, eine dcr wenigen Alavierkünst- lerinnen, die in Dresden noch ein zahlreicheres Publikum zu versammeln vermögen, wurde verdientermaßen durch großen Beifall ausgezeichnet. P
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