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Die »Weiheritz-Zeitung" erscheint wvchentHch drei- >na!: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen benähenden ansgcgcbein Preis vierteljährlich t M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42. Psg. Einzelne Nnnimern lO Psg. Alle Postnn stallen, Postboten, sowie nniereAnsträger nehmen Bestellungen an. An,seiger für Dippoldiswalde und Umgegend Inserate werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Rn uni berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) diezwei gespaltene Zeile 30 bez. 2b Pfg. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Aus schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeilc 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Wntshauptmannfchasi, das Königliche Amtsgericht und den Stadlrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tage« wird keine Garantie übernommen. VerontwvrNichee MdMeur: Paul Johne. - Druck und Verlag von Earl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 19. März 1907 73. IahMW 33. Schttlbanprojett bett'. Hierdurch wird zur Kenntnis gebracht, daß Donnerstag, den 21. dfs. Mts., abends 8 Uhr im „Goldenen Stern" durch Herrn Architekt Kießling, Kötzschenbroda, das hiesige Schulbauprojekt erläutert werden wird und wird die hiesige Bürgerschaft zu recht zahl reichem Besuche eingeladen. Stadtrat Dippoldiswalde, am l8. März 1907. Holzversteigerung. Schmiedeberger Staatsforstrevler. Restauration „zur Post" in Schmiedeberg. 25. März 1907, vorm. 1/210 Ahr: 2967 w. Stämme, 4bl I w. Klötzer, 2015 w. Derb u. Ibl 10 w. Reisslängen. Nachm. 2 Ahr: 2 im w. Nntzscheite und -Knüppel, 56 nn w. Vrennscheite, 53 rm m. Brennknüppel, 36 rm w. Zacken, 104 rm w. Aeste. Kahlschläge Abt. 17, 18. Durchforstungen u. Einzeln Abt. 6, 33, 34, 40, 47, 54, 82, 83, 11 1 1 14, 120, 121, 122. Kgl. Forstrevierverwaltung Schmiedeberg. Kgl. Forstrentamt Frauenstein. Die deutsche Landwirtschaft und die deutschen Kolonien. In der während der abgelaufenen Woche zu Berlin abgehaltenen Jahresversammlung des deutschen Land- wirtschaftsrates ist u. a auch das interessante und sehr zeitgemäße Thema der Stellung der deutschen Landwirt schaft zu der Entwickelung und Besiedelung der Kolonien des deutschen Reiches zur Erörterung gelangt. An der Diskussion hierüber nahmen auch hervorragende Kenner unseres Kolonialwescns, wie der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, der Gouverneur von Deutsch- Oslafrika, Graf Götzen, der Gouverneur von Deutsch-Süd westafrika, v. Lindequist, und der bekannte Farmer Schlettwein aus DeMsch-Südwestafcika teil, also alles Männer, die aus eigener Erfahrung über die Verhältnisse in den Schutzgebieten zu urteilen vermögen. Von den Rednern bedauerten es namentlich die beiden Gouverneure, daß die deutsche Landwirtschaft bislang verhältnismäßig so wenig praktische Teilnahme an der Entwickelung der deutschen Kolonien bekundet habe. So führte Graf Götzen z. B. u. a. ans: „Wir draußen haben sehr oft schon unter dem Gefühl gestanden, daß weitere Kreise der deutschen Landwirtschaft deshalb kein Interesse an den Kolonien hatten, weil sie deren landwirtschaftliche Produktion als Konkurrenz für die heimische Landwirtschaft befürchteten. Allein schon der erste Referent hat darauf hingcwiesen, daß solche Befürchtungen ganz unbegründet sind. Ich möchte auch meinerseits hervorheben, daß wir draußen in den Kolonien stets auf dem Standpunkte gestanden haben, daß der afrikanische Boden ebenso wie der deutsche Heimat land ist. Die vorgelegte Resolution ist ja sehr allgemein gehalten, das ist aber auch ganz berechtigt, weil Sie sich das erste Mal mit dieser Frage beschäftigen. Ich hoffe aber, daß dies von nun an öfter geschehen wird, und daß Sie dann auch aus die Spezialfragen eingehen und schließe mich daher der Bitte des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin an, daß der deutsche Landwirtschafts- rat nach dieser Richtung hin seinen Einfluß zugunsten der deutschen Kolonien geltend machen möge. Und Gouverneur v. Lindequist seinerseits ließ sich ungefähr in folgender Weise vernehmen: „In Deutsch-Südwestafrika ist es häufig mit Schmerz empfunden worden, daß die deutsche Land wirtschaft kein großes Interesse für die Kolonien zu be sitzen schien. Keine Kolonie ist aber unseren heimischen Verhältnissen so ähnlich, obwohl wieder auch große Ver schiedenheiten bestehen. Für die Auswanderung wird es zunächst in Frage kommen, ob hier auch Weiße leben können. Die deutsche Landwirtschaft in Südwestafrika braucht keine Konkurrenz zu befürchten, denn es wird nie mehr Weizen und Vieh, oder wenigstens nur geringe Mengen mehr, produzieren, als es selbst braucht." Der Redner ging dann weiter auf die bekannten Verhältnisse der Kolonie ein und empfahl sie der Fürsorge der Land wirtschaft. Man darf gewiß hoffen, daß der Appell dieser beiden gewiegten Kenner der Verhältnisse speziell in Deutsch- Südost- und Südwestafrika an die deutschen Landwirte das wünschenswerte Echo in deren Kreisen finden werde. Es kann ja auch keiu Zweifel daran bestehen, daß eine Hebung und Förderung unserer Kolonien der Landwirtschaft des Mutterlandes schließlich mit zu gute kommen muß und um so eher steht daher zu erwarten, daß die deutschen Land wirte endlich beginnen werden, ihr Interesse an den Kolo nien in erhöhtem Maße praktisch zu betätigen, welche Er wartung in der genannten Versammlung ja auch der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin be kundete, indem er am Schlüsse seiner Rede ausries: „Ich wünsche, daß die Vertreter der deutschen Landwirtschaft sich warmen Herzens den kolonialen Bedürfnissen nicht ver schließen werden Md daß sie dabei von dem Grundsätze ausgehen werden: Unser Neuland da draußen ist ein Teil des Deutschen Reiches! Mögen Sie sich dieser Teile des Reiches annehmen. Lebhafter Beifall folgte auch diesen Worten. Schließlich nahm der Landwirlschaftsrat eine Resolution an, welche sich für eine tatkräftige und zielbe wußte Entwicklung der Landwirtschaft in den dafür ge eigneten Kolonien, besonders für Züchtung eines möglichst großen Viehstandes, ausspricht und ferner die Verbesserung aller Verkehrsmittel in den Kolonien und die weitgehendste Unterstützung der Eingeborenen nach dort durch die Neichs- regierung fordert. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. März. Heute fand die Haupt versammlung des hiesigen Vorschußvereins statt, an welcher 28 Mitglieder tellnahmen. Den Vorsitz führte der Direktor, Herr Bürgermeister a. D. Voigt. Zu Punkt 1 der Tagesordnung referierte der Vorsitzende des Aufsichts rates, Herr Privatus Aug. Frenzel, über die erfolgte Prüfung der Jahresrechnung auf das Jahr 1905 und beantragte die Richtigsprechung derselben. Die Hauptver sammlung erhob diesen Antrag einstimmig zum Beschluß. Hiernach erstattete der Kassierer, Herr Kaufmann Lincke, den Rechenschaftsbericht auf das Jahr 1906. Es wurde ein Reingewinn von 4779 M. 57 Pf. erzielt. Das sind trotz des wesentlich höheren Umsatzes HO M. I Pf. weniger als im Vorjahre; die Erklärung hierfür ist in dem ungünstigen Stand der Schlußkurse im Dezember zu suchen, der eine erhebliche Abschreibung notwendig machte. Die Hauptversammlung beschloß einstimmig, den Rechen schaftsbericht und die Verwendung des Reingewinns in der vorgeschlagenen Weise (7 Proz. Dividende) zu ge nehmigen. Verschiedene Wünsche aus der Mitte der Hauptversammlung heraus inbezug auf den Geschäftsver kehr werden vom Vorstand und Aufsichtsrat in Erwägung gezogen und soweit tunlich berücksichtigt werden. Punkt 3 der Tagesordnung betraf Ergänzungswahlen zum Vor stand und Aufsichtsrat. Herr Direktor Voigt wurde hier bei mit 27 von 28 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Desgleichen erfolgte die Wiederwahl der ausscheivenden Herren Aussichtsratsmitglieder Vuchbindermeijter Kästner und Schuhmachermeister Linse. An Stelle des infolge Ab lebens ausgeschiedenen Herrn Privatus Lommatzsch tritt Herr Stadtrat Kaufmann Standfuß in den Aussichts rat ein. — Auf der Kaninchen-Ausstellung am 16. und 17. d. M. waren im Schützenhaussaale weit über 200 ver schiedene Rassen und Arten und außerdem mancherlei Produkte, wie Felle, Leder und Pelzwaren von Kanin ver treten, darunter wahre Prachtexemplare an Größe und Schönheit. Auf Gutachten des Herrn Loyr-Chemnitz wurden sieben 1. Preise, fünf Ehrenpreise, von Mitgliedern gestiftet, mit einem Barzuschlag vom Verein, ferner zwölf 2. und vierundzwanzig 3. Preise verteilt. Durch die Ausstellung hat man den Eindruck gewonnen, daß der Wert der Kaninchenzucht in Bezug auf Fleisch-, Leder- und Pelz produktion gar nicht etwa gering einzuschätzen ist. — Der Vortragsabend des hiesigen Flottenvereins am gestrigen Sonntag im „Stern" erfreute sich eines zahl reichen Besuchs aus allen Kreisen hiesiger Stadt und Um gebung. In 1 >/2 stündiger fesselnder Rede schilderte Herr Konsul a. D. Schilling zunächst die Ausreise des Ablösungs transportes für die Korvette „Sophie" und Fregatte „Leipzig", den Besuch von Gibraltar und Port Said, die Fahrt durch den Suezkanal und das rote Meer, bis in Singapore der Bestimmungshafen erreicht war und der Wechsel in der Besatzung statlfand. An Bord der „Sophie" ging dann die Fahrt nach Australien und den Tongainseln und wieder zurück nach China und Japan, wo das Ge- scywader den Befehl erhielt, sich unverzüglich nach Chile zu begeben, um hier an der Unterdrückung des Ausstandes teilznnehmen. In Ostafrika, wohin die „Sophie" zu gleichem Zwecke, beordert, erhielt sie den Befehl zur Heim kehr. Nach 30 Monaten Abwesenheit begrüßten die Mann schaften wieder die deutsche Küste. In unterhaltender Weise verflocht der Herr Vortragende in diese Schilderung manch kleine Szene aus dem Secmannsleben, so die Linicntanse beim Passieren des Aequators, die Feier des Weihnachts festes auf den Tongainseln usw. Lebhafter Beifall be zeugte Herrn Konsul Schilling den Dank seiner Zuhörer für den interessanten Vortrag, den die folgenden Lichtbilder in manchem Teile noch anschaulich ergänzten. — 17. März. Bei der heutigen Verlosung der dies jährigen Ausstattungsgelder der Kiebsch'schen Stiftung wurden Treffer gezogen von Johanna Meta Heinrich, Auguste Helene Böhme und Seilermeister Moritz Klotz hier für seine Tochter Meta Helene Klotz in Köln a. Rh. Die erste Gewinnerin erhält diesmal 481 M. 29 Pf, die beiden anderen bekommen je 481 M. 28 Pf. — Wir machen an dieser Stelle nochmals darauf auf merksam, daß der hiesige Bezirksobstbau-Verein seinen Mit gliedern Nisthöhlen für Meisen zur Anbringung in Obst gärten unentgeltlich zur Verfügung stellt und daß die letzteren bei Herrn Handelsgärtner Philipp hier in Emp fang genommen werden können. — Zu der Versammlung am nächsten Donnerstag, in der das hiesige Schulbauprojekt erläutert werden soll, ist auch die Teilnahme der Frauen erwünscht. — Bald wieder wird die Aufnahme von kleinen A-B-C-Schützen in der Schule erfolgen und damit die Sehnsucht der Kinder nach der Zuckertüte gestillt werden. Es ist noch ein altes, hübsches Stück Kinderpoesie, das in der Zuckertüte fortlebt, ein unschuldiger, herziger Märchen glaube, der sich am Zuckertütenbaume labt. Aber freilich, die Zuckertüte hat doch eine nicht zu unterschätzende Gefahr, und diese muß vermieden werden, wenn die Tüte nicht Schaden stiften soll. Die Kinder sehen die Tüte an als ein Geschenk des Lehrers, was jedermann weiß. Daher ist es notwendig, daß die Tüten möglichst gleich groß sind und sich nicht äußerlich durch besonderen Schmuck von ein ander auszeichnen. „Denn", sagt sich das Kind, „wie komme ich dazu, eine kleinere Tüte vom Lehrer zu be kommen als das andere? Warum sieht meine Tüte nicht so schön aus wie die eines anderen? Ist etwa der Lehrer ungerecht und gibt den Kindern mit schönerem Kleide auch schönere Tüten?" Hierin liegt die Gefahr der Zuckertüte, daß sie das Herz des Kindes mit Mißtrauen gegen den Gerechtigkeitssinn des Lehrers erfüllen kann! Das aber ist die größte Gefahr für ein herzliches Verhältnis zwischen Kindern und Lehrern. Den Eltern ist darum anzuraten: Haltet darauf daß keine Tüte durch besondere Größe oder besondere Kleinheit vor der anderen hervorsticht und daß keine durch äußerlichen Glan; andere überstrahlt. Dresden. An den König, welcher zurzeit im besten Wohlbefinden das nördliche Portugal bereist, ist von dem König von Spanien eine Einladung zum Besuch in Madrid ergangen. Der König wird daher wahrscheinlich Diens tag, den 19. März, in der spanischen Hauptstadt eintreffen und nach Dresden statt am 21., wie geplant, einen Tag später zurückkehren. — Als die Wegelagerer, die den Ouarkhändler Gütter in Markneukirchen überfielen und mißhandelten, wurden zwei Arbeiter aus der dortigen Gegend ermittelt. — Unliebsames Aussehen erregt in Crottendorf ein Vorfall, der in der Friedhofsgeschichte wohl beispiellos da steht. Sei es durch Willkür oder infolge eines Versehens, kurz es wurde das Küglersche Erbbegräbnis an eine andere Familie verkauft, obwohl der Kaufvertrag aus dreißig Jahre lautete und das verstorbene Ehepaar Kügler erst 18 Jahre in der Gruft ruhte. Die noch gut erhaltenen Särge wurden einfach in die Leichenhalle gesetzt das Grab gewölbe frisch getüncht und als neue Leiche eine Frau darin beigesetzt. Da meldete sich aber plötzlich ein in Chemnitz wohnhafter Sohn der Küglerschen Eheleute, machte leine Ansprüche auf das Grab geltend und übergab die Sache einem Rechtsanwalt. Die Folge war, daß in Crottendorf sofort eine Kirchenvorstandssitzung einberufen und beschlossen wurde, das K.'sche Ehepaar wieder in der Gruft beizusetzen. Die alten Särge wurden, nachdem sie eine Woche lang in der Leichenhalle gestanden, an ihren früheren Platz gebracht und die frische Leiche in der Hall