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188. Dienstag, dm 14. August. - 1888. Srjchelnt täglich, Mil Ausnahme der kenn- und Festtage, abends sür den fol genden Tag. Preis vierteljährlich I M. so Pf«., monatlich dd Pfg-, Sinzel-Nm. sPsg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postdaten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. K»»k-»b-rgcr Äezirkss^^ Snscrate werd« > «U » Pfg. für W gespaltene Noch«», teile berechnet. tkletnster Inserat«» betrag so Pfg. «omplizierte und d»- tellartsche Jnseraü! r vach besondere« . Tarif. Inserate«-AtMlchM für die jeweilige «brnd-lkummer bib vormittag» ll> Uhr. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Lönigl. Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Frankenberg Verlagsexpcdition auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Bureaus und Filialstellen der AnnonceneMdillone^ Jnva^ Haasen,rem L Bögler - G. L. Daube L Ko. re. außerdem in AuerSwaldt Sr Gastwirt Anton Richter lim Erbaericktl. in Niederwiesa Hr- Mater,auvarenyaa durch Gewalt der Waffen aufrecht zu erhalten zu seiner heiligsten Pflicht sich gemacht hat. Mögen dann aber die Staaten sich nicht beklagen, welche in Verkennung des ernsten Berufes, dem die deutsche Politik sich hin« gegeben hat, die Hind zum Bunde zurückgewiesen haben, oder auch zurückweisen mußten, weil ihre jeweilige Re gierung nicht kräftig genug war, eine entschiedene Hal tung einzunehmen, wenn man sie einen aussichtslosen Kampf allein auskämpfen läßt. Wir haben schon mehrfach darauf hmgewiesen, daß gerade England es sein dürfte, welches im reichen In dien Rußland zu seinem ersten militärischen Vorgehen verleiten könnte. Sollte dies geschehen, der europäische Friedensbund wird solchem Vorhaben Rußlands wohl kalt gegcnüberstehen. Auch Großbritannien wird darüber sich nicht beklagen können, da es nachgerade eingesehen haben dürfte, daß dort auf Zuneigung nicht zu rechnen ist, wo man eine solche durch unverantwortliche Lässigkeit oder durch wenig angebrachten Eigendünkel nachgerade ver scherzt hat." Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 13. August 1888. f Die seit Freitag für „nächste Tage" in Aussicht stehende Nachtübung der Feuerwehren hat noch nicht stattgefunden. Zur Notiz sei noch gegeben, daß das be zügliche Signal an dem noch fraglichen Tage später als 10 Uhr wohl kaum erfolgen dürfte. Weiter: nach der bereits bekannt gegebenen Disposition sollen nacheinander 2 Brandobjekte in entgegengesetzten Stadtteilen ange nommen und dieselben durch Grünseuer gekennzeichnet werden, worauf ebenfalls — um unnötige Beängstigung zu vermeiden — hiermit aufmerksam gemacht wird. 7 Mit dem heutigen 13. August schließt zur großen Erleichterung vieler Hundebesitzer und sicher zum noch größeren Vergnügen der Hunde unseres Bezirks die Zeit der Hundesperre. Schon morgen werden wir also wieder die verschiedenen Karos, Pussels, Mollys, Amis rc. in ungebundener Freiheit durch die Straßen streifen sehen, nach der Zeit des Zwanges sich doppelt ihres Daseins erfreuend. Möge ihnen erspart bleiben, daß wieder An laß genommen werden muß, die für sie so lästige Maßregel von neuem elnzuführen! -f Die gestern stattgefundene Fahnenweihe des Mili tärvereins „Königin Karola" zu Sachsenburg verlief, vom Wetter sehr begünstigt, in durchaus befriedigender Weise. Eine stattliche Anzahl von Kameraden aus der näheren und weiteren Umgebung (21 Vereine, darunter 12 mit Fahnen) hatte sich in dem mit Flaggen, Kränzen und Guirlanden überaus festlich geschmückten Sachsenburg eingefunden, um dem Feste des Brudervereins beizuwohnen. Eröffnet wurde die Feier durch das vom Gesangverein des Ortes vorgetrazene Lied: „Brüder, weihet Herz und Hand!" Hierauf wurde von Herrn Pastor Böttcher die Weihe der Fahne vorgenommen. Als Geschenk Sr. Maj. des Königs Albert überreichte Herr Bezirkskommandeur v. d. Decken unter längerer Ansprache einen goldenen Nagel und Schleife, nach deren Befestigung an der neuen Fahne der Sprecher einen zweiten Nagel als Festgabe der Offiziere des hiesigen Landwehrbezirks folgen ließ. Im ganzen wurden, einschließlich dieser beiden Gaben, 33 Nägel zur Schmückung der Fahne dargebracht. Be merkenswert ist, daß diese prächtige Fahne infolge be sonders eingeholter Genehmigung neben der üblichen In schrift „Mit Gott für König und Vaterland!" auf der anderen Seite die Worte: „Dem ehrenden Gedächtnisse des Hauses von Wasa!" trägt. Nachdem durch einen stimmungsvollen Gesang die Feier beendet war, ordneten sich die Teilnehmer zum Festzuge, welcher sich durch den Ort bis nach Jrbersdorf und von da zurück nach dem Festplatze bewegte. Der Festzug, an welchem die Be hörden des Ortes, die Festjungfrauen, der Gesangverein und die Feuerwehr von Sachsenburg teilnahmen, ge- 3 « r L , g Unter dieser Ueberschrift bringt die „Kreuzzeitung" vom Sonntag folgenden Aufsehen erregenden Artikel, der aus der Umgebung des Kaisers selbst zu stammen scheint: „Die Katserbegegnung in Pcterhof hat, wie es nicht anders zu erwarten war, der europäischen Presse Stoff zu Erörterungen gegeben, die auch heute noch fortdauern, während über die Abmachungen, die angeblich dort ge- troffen sein sollen, die Ansichten auseinander gehen. Wir sind in der Lage, nochmals betonen zu müssen, daß der Besuch Sr. Maj. des Kaisers und Königs Wil- Helm am kaiserlich russischen Hofe zunächst nur einen rein persönlichen Charakter hatte, bei welchem die poli tischen Fragen, die Europa heute bewegen, nur in zwei ter Linie in Betracht kommen. Es würde natürlich naiv erscheinen, wenn man's leugnen wollte, daß die Reise Sr. Majestät nicht auch von Einfluß auf den Lauf der Dinge in Europa gewesen sein möchte, dazu ist sie ein viel zu bedeutender Akt und wird vielleicht erst in der Geschichte die Würdigung er fahren, welche sie verdient. Se. Maj. der Kaiser und König Wilhelm übernahm den Thron seiner Väter in dem Sinne des Friedens und seine Meerfahrt sollte be zeugen, daß er bestrebt sei, auch in seiner Person der Schirmherr dessen zu bleiben, was als heiliges Ver mächtnis ihm anvertraut wurde. In diesem Sinne verließ unser Kaiser sein Vater land und bot den nordischen Herrschern seine Hand als Freund und Friedensfürst. Wohl war es von vornherein klar, daß solch ent schiedenes Auftreten dem Ausland wenig genehm bleiben konnte, und daß man von deutschfeindlicher Seite sich bemühte, der Reise des Kaisers Motive unterzulegen, die nichts anderes bezweckten, als das Land, welches den eu ropäischen Friedensbund vereint, für egoistisch hinzustel- Im, nur zum Vorteil Preußens und des deutschen Reiches berechnet. Es liegt uns fern, derartig erbärmliche Insinuationen bekämpfen zu wollen, wir wollen vielmehr allerhand Ge rüchte, welche auch in die deutsche Presse über etwaige Abmachungen in Peterhof gekommen sind, auf ihr richti- gls Maß zurückführen. Die übertriebenen Friedenshoffnungen, die man auf einer Seite an die jüngste Wendung der Dinge knüpfte, Wen entschieden ebenso zweifelhaft, wie die Behaup tungen derer, welche jeden Einfluß auf längere Erhal tung des Friedens umso mehr in Abrede stellten, als sie betonten, daß die einmal gespannten Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland nicht mit Höflichkeitsformen aus der Welt geschafft werden könnten. Man glaubte zur Bekräftigung dieser Ansicht hervorheben zu müssen, baß Rußland seinem Drängen nach Konstantinopel nie mals entsagen werde. Mag dies mehr oder weniger zutreffend sein, so glauben wir doch behaupten zu können, daß selbst nach dieser Richtung hin die russische Politik zu einiger Ueberlegung sich geneigt zeigt. Wir wissen wohl, daß ein ewiger Frieden dem Vor dringen des Panslawismus gegenüber nicht möglich ist, mir wissen aber ebenso gut, daß gerade diesem Vordrin- gm des Panslawismus zur Stunde von maßgebender Seite entgegengetreten wird. Ob solche Bestrebungen bon Erfolg gekrönt sein werden, bleibt eine andere Frage, und in diesem Sinne können wir wohl jene verstehen, welche dem europäischen Frieden nicht allzugroßeS Ver trauen entgegenbringen. Das Eine steht aber fest, Deutschland und sein Kai ser haben alles versucht, Katastrophen abzuwenden, die vielleicht doch unvermeidbar sind, deren Folgen jedoch alsdann nur die treffen werden, welche sie ganz oder M Teil mitverschuldet haben. , Mag über Europa Hereinbrechen, was da wolle, m seiner Mitte steht der Bund des Friedens, welcher die Segnungen des letzteren, sei e» durch Politik, sei es kialtete sich durch das zahlreiche Erscheinen der auswär- n Kaimraden zu einem höchst imposanten. ^Nachdem die volle Glut der Hundstage sich M eingestellt hat, dürfte es im Hinblick auf den durch die herrschende groß- Hitze.in erhöhtem M«ß° „„„ Durst angebracht lein, darauf aufmerksam zu ma- L d-k -72. ,1-^ M. Sa« man denselben löscht. Bier, Branntwein, kalter Thee und dergl. regen auf und erzeugen nur noch größeren Durst, Wasser selbst, wenn es auch den Durst stillt, wirkt doch allzu schweißtreibend und verdünnter Rotwein ist eben nicht für jeden Geldbeutel empfehlenswert. DaS beste und billigste Getränk in solch tropischer Temperatur ist — schwarzer Kaffee, ganz dünner, schwarzer Kaffee, kalt zu trinken! Er löscht den Durst, wie fast kem zwei tes Getränk, übt aber auch die Wirkung zugleich aus, daß er das aufgewallte Blut beruhigt, denn er wirkt „niederschlagend", wie Selterwasser, hat aber nicht da» lästige Schwcißtreiben im Gefolge. In wärmeren Län- dein, wie in der Schweiz, Frankreich, Italien, in allen Küstenländern des MittelmeereS, ist schwarzer Kaffee, kalt genossen, ein alltägliches und wegen seiner kalmie- rend.n Wirkung allgemein beliebtes Getränk. Der Süd franzose z. B. läßt sich im Kaffeehause eine Taffe schwär- zen Mokka servieren und gießt zu derselben in dem Maße, als er davon trinkt, immer neues kaltes Wasser hinzu, sodaß er sein Labsal beliebig lange schlürfen kann. Da wir also gegenwärtig in der Glut der HundStage schmach ten, empfiehlt es sich in der That, dies angenehme Haus- getränk — schwarzen Kaffee — immer zur Hand zu haben. — Das Ministerium des Innern erläßt eine Be- kanntmachung, nach welcher das Reichsgesetz, betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886, für das Gebiet des Königreichs Sachsen seinem vollen Umfange nach mit dem 1. Januar 1889 und vom gleichen Zeitpunkte an auch 8 2 Absatz 1 deS sächsischen Landesgesetzes vom 22. März 1888, die Re gelung der Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen auf Grund des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 betref fend, in Kraft tritt. — Herr Landtagsabgeordneter Kurt Starke in Mitt weida beabsichtigt, zur Förderung freundschaftlichen und friedlichen Einvernehmens zwischen Arbeiter und Arbeit geber im dortigen Amtsbezirk einen Verein zu gründen, welcher in jeder Hinsicht praktische Interessen ver treten soll. — Aus Burgstädt wird geschrieben: Ein Blick auf die Ruinen der jüngst niedergebrannten Fabrik Alt- schweizerthal (Voigtländer L Tetzner) zeigt, welch ein gewaltiges Etablissement zu Grunde gegangen ist. Der Schaden wird auf nahe F Millionen Mark geschätzt. Erhalten geblieben sind nur das Kesselhaus und die Dampfeffe. Das Wohnhaus, welches durch 8 Strahle gedeckt wurde, ist zum Teil vollständig durchweicht. Die Hälfte der Arbeiter wird glücklicherweise, wie bereits be richtet, nur wenige Tage brotlos sein, da in der Neu schweizerthaler Fabrik auf 6 Monate Tag- und Nacht betrieb eingerichtet wird. Das Feuer ist an verschiedenen Orten angelegt worden, denn während im Erdgeschoß zu löschen versucht wurde, brach plötzlich das Feuer im dritten Stock aus, während der erste und zweite Stock finster blieben. Ferner verlautet von andere: Seite: Die Schläuche oder Mundstücke der Spritzen im Schweizerthal find anscheinend vorher versteckt worden. Vor 8 Tagen soll der Inhaber der Fabrik glücklicher- weise noch für z Million nachversichert haben. Ueber- Haupt war die Fabrik bei 3 Gesellschaften versichert. - Mit dem von der Deutschen Südwestafrikanischen Gesellschaft engagierten Ingenieur Hampel werden einige unverheiratete ältere Bergleute aus der Umgegend von Chemnitz nach Afrika gehen. Der Vertrag der Leute