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^reiöerger Anzeiger AwtsSlatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg und Brand. ^74 -i- Freiberg, 30. März 1868. . .. .welcher in's Exil getrieben wurde, Preis vierteljährl. so Ngr. Inserate ^werttn die gespaltene Znle oder deren Äaum mit 8 Pf. berechnet. 1868 IP und Tageblatt lagen aus den nordd rede kündigte eine solche Zahl von Vorlagen an, daß die Abgeord- > neten voll Sorge und Angst sich fragten, wie lange die Session denn dauern solle. Diefes Gefühl steigert sich von Tag zu Tag, weil jeder Tag die officlelle oder die officiöse Ankündigung von neuen Vorlagen bringt. Und dabei ist der Reichstag nur mit Mühe und Noth beschlußfähig geworden! Wenn die Sache so an sängt, so begreift man die sorgenvolle Frage, wie es Mit der Be schlußfähigkeit werden soll, wenn die Session sich lange hinzieht. Daß Ende Juni die Vorlagen nicht erledigt sein können, die bis jetzt osficiell angekündigt sind, wenn man bedenkt, daß das Oster und Pfingstfest und nun gar noch eine ganze Session des Zollpar laments dazwischen fällt, däran kann Niemand zweifeln. Vorläufig aber handelt es sich nur darum, das Haus beschlußfähig zu erhalten. gekommenes Gesetz erfüllt jedenfalls eine viel dringendere Pflicht, welche lange genug hinausgeschoben worden ist. Endlich sols, nach dem unzählige Opfer schön dem Hungertode verfallen find, dem furchtbaren Elende im französischen Afrika in etwas gesteuert wer den, zu welchem Zwecke dem Generalgouvernement von Algier zwei Millionen Francs zur Verfügung gestellt worden find. Disraeli, als Haupt der englischen Regierung, wird seiner neuer: Würde wenig froh. Kaum ist er mit Halbweg« heiler Haut ven Gefahren entronnen, welche die Debatte Aber die Lage Irland« auf ihn herabgeschworen hatten, so droht ihm ein zweiter und be denklicherer Kampf. Gladstone hat seine Resolutionen gegen die irische Staatskirche, für welch letztere der Premier-Minister, wohl oder übel mit seiner ganzen Kraft in die Schranken treten mnß, im Unterhause angekündigt und die ganze nächste Woche ist für ihre Besprechung angesetzt. Der Schwer- und Angelpunkt deSGladstone'- schen Antrages ist natürlich die Abschaffung jenes Instituts, de« lebenden Zeugen der englischen Ungerechtigkeit verZangener Jahr hunderte. Das Resormgesetz für Irland, welches Lord Mayo dem Parlamente vorgelegt hat, befriedigt nicht ganz, zumal nicht m dem vom Standpunkte conservativer Interessen aus angelegten Plane der Neuvertheilung der Parlamentssitze. Die Beschränktheit oder Geistesverwirrung eines Geschworenengerichtes zu Manchester hat der Regierung Gelegenheit gegeben, wenigstens eine mit allgemeiner Anerkennung aufgenommene gute That zu thuy, indem sie bei der Königin die Begnadigung der auf ungenügende Beweise hin zum Tode verurtheilten Fenier Thompson und Mullah erzielte. Die Nachrichten aus Abessinien lauten befriedigend: Sir Robert Napier ist sowohl Mit Kässiri von Tigre, als mit Gobazye voN^Waag m bestem GnberständNisse. Es ist ihm daher Möglich, den Plan eine« beschleunigten Anmarsches gegen Magdala auszuführen. ' Spanien schreitet auf dem wohlbekannten und betretenen Pfade seiner Finanzpolitik Man, indM Hk «WtztzHrW- GiM Das Hauptereigniß der jüngsten Vergangenheit in Oe st erreich bildet die Verwerfung des Concordats durch das Herrenhaus. Ihren Höhepunkt erreichte die Debatte in, der Rede des Grasen Anton Auersperg, des auch unter dem Namen Anastasius Grün bekannten FreiheitSsängerS. Aus seiner schwunghaften Rede, welche das Concordat ein gedrucktes Canossa nannte, heben wir folgende Stelle hervor: „Nach meiner Meinung leben wir seit den Jahren 1848 und 1849 principiell in einem konstitutionellen Staate. DaS damalige parlamentarische Leben ist nur unterbrochen worden durch das bekannte Jahrzehnd von 1851 bis 1861. Der Abschluß dieser Periode heißt Solferino. Und wieder ist, um den ererbten Uebel- ständen ein Ende zu machen, mit dem 1. Januar des Jahres 1861 das parlamentarische Leben in Oesterreich feierlichst inaugurirt worden. Allein es wurde nach Verlauf weniger Jahre und ohne irgend einen Anlaß septembrisirt durch die Sistirungsmänner. Der Abschluß dieser Periode heißt Königgrätz. Wir sind nun neuerdings in einer mit Hoffnung begrüßten Zeit des wiedererwachten Ver fassungslebens. Man sieht aus den angeführten Beispielen, daß jeder Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht des österreichischen Volkes sich in furchtbarer Steigerung gerächt hat. Sollte das jetzige parlamentarische und konstitutionelle Leben wieder eine neue Unterbrechung erfahren, sollte ein neuer Eingriff in das Selbstbe stimmungsrecht der österreichischen Völker erfolgen, sollten Staats männer, die in den früheren Unglücksperioden das Staatsruder führten, nochmals den Muth haben, das Wagniß zu bestehen und nochmals in diese Rechte hemmend und beschränkend einzugreifen, dann würde ver Abschluß dieser Periode voraussichtlich wohl einen Namen haben, den auszusprechen meine Seele schaudert." (Ungeheure Bewegung.) Als die Entscheidung gefallen war, erfolgte in der Nacht eine rasch improvisirte Illumination der alten Kaiserstadt — mit andauernden Ovationen für Herrn v. Beust und mehrere Red ner und cisleithanische Minister. ErwähnenSwerth ist es, daß bei dieser Gelegenheit auch die Ungarn etwas aufthauten: In der ungarischen Delegation wurde nämlich Fürst Auersperg stürmisch begrüßt, alle Delegirte eilten auf ihn zu und drückten ihm ihre Anerkennung au«. Die Delegationen haben ihre Schlußsitzungen gehalten, nachdem sie über das Reichsbudget einig geworden. In zwischen hat der cisleithanische Finanzminister bei den Abgeordneten seine fünf Finanzgesetze eingebracht, mittelst deren er sein Deficit zu decken gedenkt. Die Finanzen sind freilich die kränkste Seite des Kaiserstaates und bis zu Herstellung de« Vertrauens aus ihre Genesung wird der Jubel über den fortschreitenden Ausbau der Verfassung sich wohl noch immer nicht von bangen Zweifeln ganz befreit fühlen. In Italien herrscht für den^ Augenblick eine vollständige politische Windstille. Die Kammer deMtirt schon seit mchrsren Msch^nt jeden Wochentag früh 8 U. „ Inserate werden bis Nachm. S Uhr DlestAlltg, vtN 31. MÜl) für die nächste Nr. angmowmerti ! Sitzungen den Gesetzentwurf über die Mahlsteuer, ohne wie e« . .. „ ..... - scheint, fertig werden zu können. Einige Aufmerksamkeit erregte die Dicht wie dl,e Korner m einem Hagelschauer, fallen die Vor- ^Ueberführung der Leiche Manins von Paris nach Venedig. Manin l^.den norddeutschen Reichstag. Schon dw^Thron- , war einer der hervorragendsten Freiheitshelden Italiens durch die Ereignisse des Jahres 1848 in's Exil gemeb woselbst er 1857 starb. Obwohl die „Rechtstitel der französischen Dynastie" dem französischen Volke nochmals zu Gemüthe führen, daß c«der kaiserlichen Herrschaft in ihren verschiedenen Stadien mit unge heurer Mehrheit und freiwillig seine unbedingte Anerkennung ge spendet habe, so scheint die gewünschte Ueberzeugung, daß der kaiser liche Thron der Quell alles Guten sei, doch nicht überall eindringen zu wollen. Die Präfecten behaupten, der Geist des Mißvergnü gens lebe nur in den noch nicht ganz unterdrückten geheimen Ge sellschaften." Da muß aber den Mitgliedern dieser „Gesellschaften" wohl nicht viel daran liegen, ihr „Geheimniß" zu bewahren, denn sie treten ganz offen auf die Straße, nicht nur mit Stöcken, be waffnet, sondern sogar unter der rothen Fahne. Die angeblichen Verschworenen sind eben nichts mebr und nicht- weniger al« junge Leute, welche gegen die Segnungen der mobilen Nationalgarde hartnäckig blind bleiben ; Und hätten die Präfecten sich nicht von vornherein ihre Stellung erschwert, indem sie nur von der angeb lichen für jenes Institut herrschenden Begeisterung aü die Regie rung berichteten, so könnten sie jetzt den Grund der Unruhen iS Toulouse, Montauban und Bordeaux offen eingesteben. Bleibt e« doch immerhin eine geringere Gefahr für das Katsekchum, wenn sich gegen ein einzelnes Gesetz Widerstand erhebt, al« wenn wirk lich die „geheimen Gesellschaften" bedenkliche Lebenszeichen von sich gäben. Der Marschall Niel erklärt jene Widersetzlichkeiten übrigen« für unerheblich, und so hat er denn den Senat vermocht, döS Armee-Contingentgesetz anzunehmen. Ein anderes eben zu Stande