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Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. I n s e r a t cn-A n n a h mc st e l l e n: In Schandan: Expedition Zankenstraste 134, in Hohnstein: bei Herrn Sladtkassircr Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen-BurcauS von Haascnstein <L Vogler Jnvalidendank nnd Rudolf Mosse, in Frankfurt a. Al.: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: Knrolh ck Liebmann. > i . S8 3!t. InhlDNg. Schau bau, Dienstag, de» St. Mai 18SS. Amtliche Bekanntmachung, den Schifffahrtsverkehr durch die Marienbrücke betr. Zur Sicherung des Schifffahrtsverkehres durch die Marienbrücke tvährend der Zeit, in welcher mir die zweite linksseitige Stromöffnung für den gesummten Äerg- nnd Thalverkehr benutzbar ist, >vird am Ältstädter Packhofskai von ücnte ab eine Sistnalstation errichtet, welche mittelst weisser Flügge den Bergverkehr durch die Marieubrücke sperrt, sobald und solange ans der Thalfahrt begriffene Fahrzeuge dies erfordern. r Theil. Die Signalstativn am Packhvf erhalt ihre Weisnngen von der Signalstation an der Brühl'scheu Terrasse ans mittelst einer gelben Flagge. Die an der Terrasse für Befahruüg der Augustnsbrücke bestimmten, Signale werden daselbst nach wie vor mit weisser Flagge gegeben. Königliche Amlühauptmannschaft Dresden Ncnstadt als Elbstromamt, den 10. Mai 1895. v. Thielan. Ludwig. Politisches. Kaiser Wilhelm weilt seit AuSgang voriger Woche iu Ostpreußen, wo er, Ivie schon in früheren Jahren, der Jagdgast des Grafen Dohna ans dessen Bcsihthnm Pröckel- wih ist. Soweit bekannt, gedenkt der hohe Herr etwa acht Tage in Pröckelwitz zu verbringe» und daun nach dem Neuen Palais in Potsdam znrückznkehreu. Anfang Jlmi beabsichtigt der Kaiser daun nochmals nach Kiel zu reisen, nm den Nvrd-Ostsee-Kaual vor der Eröffnungs feier einer abermaligen Besichtigung zu unterziehen, doch scheinen über den Kieler Ausflug noch keine endgiltigen Dispositionen getroffen zn sein. Die Reichstagscommission für den Antrag Kanitz ist trotz angestrengter Debatten noch immer zn keiner Be schlußfassung gekommen; nach Schluß der Sitzung vom Freitag vertagte sich die genannte Commission abermals, und zwar bis ans diesen Dienstag. Beendigt haben ihre Arbeiten die Commissionen für die Novellen zmn Branut- weinstenergesctz und zur Gewerbeordnung. Bezüglich des Schlusses der Reichstagsscssivu steht noch immer nichts Endgültiges fest, neuerdings wird der 25. Mai als der muchmaßliche Tag der Verabschiedung deS Reichstages genannt. Die Regierung scheint die Absicht zn haben, Kem Reichstage noch den Entwurf des Gesetzes gegen den nnlanteren Wettbewerb zngehen zn lassen, woraiif wenig stens die beschleunigte Berathnng der genannten Vorlage im Vnndesrnthe hindeutct, einen practischeu Zweck hatte ihre Einbringung im Parlamente angesichts des bevor stehenden Schlusses der Neichstagsgeschäftc freilich nicht. Die Affaire Köller geht noch immer weiter. Es wird neuerdings behauptet, daß aus einflußreichen Kreisen Her ans ein Druck auf den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe ausgeübt werde, um sich des Ministers v. Köller zn ent ledigen, für welchen man in den Betreffenden Kreisen an geblich einen Ersatzmann bereit halten soll. Man will so gar wissen, es werde ans einen Conflict zwischen Hoheu- johe uno Köller hingcarbeitet, um hierdurch den Rücktritt des Reichskanzlers selbst herbeizuführen. Das plötzliche Eintreffen des deutschen Botschafters in Wien, Grafen Eulenburg, iu Berlin, erfährt unter den obwaltenden Verhältnissen besondere Beachtung in Berliner politischen Kreisen, wahrscheinlich wird sich Graf Enlenbnrg weiter nach Pröckelwitz zum Kaiser begeben. In Oesterreich-Ungarn wird das politische Tages interesse natürlich völlig von den stattgefnndenen Wechsel im Ministerium des Auswärtigen beherrscht. Nach vier zehnjährigen Wirken an der Spitze der auswärtigen An gelegenheiten der österreichisch-nngarischen Monarchie ist Graf Kalnvkh von der politischen Bühne abgetreten, seinen Platz hat Graf Golnchowski, der bisherige Gesandte in Bukarest, eingenommen. Graf Kalnokh ist als Opfer des durch den Zwischenfall mit den Nuntius Agliardi entstandenen Conflicts zwischen Wien und Pest gefallen, und nicht ohne sein eigenes Verschulden hat die Crisis diesen für Kalnokh verhängnißvollen Ansgang genommen. Aber wie man auch sein Verhalten in der Agliardi-Affaire benrtheilen möge, — jedenfalls hat sich Graf Kalnokh, durch seine hingebende Thätigkeit für die Sache des euro päischen Friedens und durch sein unerschütterliches Hoch halten des Dreibnndsgedankens selbst in schwierigen Mo menten um sei» Land wie nm Europa hohe Verdienste erworben und die Sympathien aller Friedensfreunde folgen ihm daher in die Stille des Privatlebens nach. Was seinen Nachfolger den Grafen Golnchvwki, anbelangt, so ist derselbe in politischer Hinsicht noch wenig hcrvvrge- treten, mau darf indessen wohl annehmen, daß er die Kalnvkh'sche Politik allenthalben fortsetzen wird, zumal er von Kalnoky selber dem Kaiser zn seinem Nachfolger empfohlen worden war. Am Freitag fand in Wien eine erstmalige Unterredung zwischen dem neuen Minister des Auswärtigen und dem ungarischen Ministerpräsidenten Baron Bansfh statt, welcher auch der Minister für das königliche Hvflager, Baron Jvsika beiwohnte, abends reisten Bansfh und Jvsika nach Pest zurück. Selbstver ständlich bleibt jetzt das ungarische Cabinet im Amte, zu- mal, da das jM'chenpolitische Gesetz über die Receptivn der Inden vom Maguatenhause in dritter Lesung doch Nichtamtlicher Thei l. noch angenommen worden ist. Was eigentlich mit dem Nnnlins Agliardi werden wird, das ist noch immer un gewiß. Die Vermählung des Herzogs von Aosta mit der Prinzessin Helene von Orleans ist auf deu 20. Juni e. festgesetzt worden. Den Vermählnugsfeierlichkeiten wird Kronprinz Victor Emanuel, dessen Netter bekanntlich der Herzog von Aosta ist, beiwohnen. Das junge Paar wird nach seiner Vermählung znnüchst einen Aufenthalt in Eng land nehmen nnd von dort dann am 7. Jnli in Nom cintresfen. In Serbien gilt die Berufung eines radicalcn Cnbinets unter Pasitsch als sehr wahrscheinlich. Pasitsch, der ein flußreiche Führer der serbische» Radicaleu wurde nm Frei tag vom König Alexander in längerer Audienz empfangen. Zwischen Japan nnd den europäischen Mächte», welche gegen die Annexion chinesischen Festlandes durch Japan prvtestirt hatten, ist ein befriedigendes Schlußabkommen getroffen worden. — Die chinesischen Truppen in der Hafenstadt Schanhaikwan, wo die Eisenbahn von Tientsin endet, befindm sich in vollem Aufruhr und haben die Stadt geplündert, die Einwohner sind geflohen. Der bisherige Gesandte Englands in Tanger, Satow, ist zum Gesandten in Tokio ernannt worden. locales nnd Sächsisches. Schandan. Der niedrigsteWasserstaud der Elbe im Monat Mai war am 15. ds. Mts., da der hiesige Pegel — 89 anzeigte. Infolge des anhaltenden Regcmwetters ist jedoch seit Freitag Wuchs eiugetreteu sodaß heute Montag früh 8 Uhr ein Pegelstand von -j- 216 zn verzeichnen war. Nach der Berechnung des Landesknltnrraths in Prag dürfte für heute Montag Abend in Dresden ein Wasser stand von -j- 200 zn erwarten sein, während in Schandau ein Pegelstand von -j- 245 bis 250 eiutreten dürfte. Die Qnaistraße ist seit Sonntag Abend abermals nnpassir- bar geworden. Im Interesse "aller Elbbewvhner wäre es, jetzt bei Beginn der Saison, wenn der Strom baldigst wieder in sein Bett zurücktrüte. — Vom 1. Januar bis mit 18. Mai d. I. sind ins- gesammt 1586 beladene Fahrznge beim Königl. Hanpt- zvllamte znr Abfertigung gelangt. — Der Schöpfer der Schandauer Waldnymphe, Herr Bildhauer N. Hölbe, hat abermals eiu größeres Werk, die Firstgruppe au der Hauptfrvut des Albertiuums zu Dresden, beendet und der Oeffentlichkeit übergeben. — Nicht am 1. Juni, wie jetzt mitgetheilt worden war, sondern erst am 15. des genannten Monats tritt das Benntzen der Dampfschiffe im Nnndreiseverkehr für die Strecken Dresden-Pirna-Schandau-Tetschen in Kraft. Durch diese Einrichtung hat sich die neue Direetiou der Dampfschifffahrts-Gesellschaft ein besonderes Verdienst für den touristischen Verkehr erworben. — Trotz des ziemlich kühlen Mailüftchens, das am mstrigen Sonntag in nuferem Elbthale wehte, war der Fremdenverkehr auf miseru Bergen ein immerhin reger. Von größeren Vereinen langte im Lanfe des Stachmittags der Krankenuuterstützuugsvereiu „Eretria" ans Dresden, 450 Mann an der Zahl, hier an. In Hegenbarth's Etablissement wurde von der Wanderung, die von Schmilka aus über deu Winterberg, Knhstall nnd Wasserfall führte, Rast gemacht. Nachdem man sich hier gestärkt nnd bei einem gemüthlichen Tänzchen vergnügt hatte, kehrte der Verein abends wieder mittels Extrasch'iffes nach Dresden zurück. — Die Einrichtung der directen Wage» bei ei»er längeren Eisenbahnfahrt gewinnt immer mehr Freunde in der Reiseweit. Sie hat sich aber auch, wie selten eine Maßnahme, in so reichem Maße als Annehmlichkeit er wiese», daß jeder im Reise» Geübte der erwähnte» Eiu- richtuug das größte Interesse entgegenbringt. Mit der Erweiterung des Umfanges im Nei'severkehre wächst natur gemäß auch das Bedürfnis) nach directeu Magen. Diesem hat unsere sächsische Staatsbahnverwaltnng für die Dauer des seit 1. d. M. ab iu Kraft befindlichen Sommerfahr planes eben in ausreichendster Weise entsprochen, indem sie zahlreiche directe Wagen in Kurs setzt, und zwar nach folgende» Stationen: Nach München über Hof—Regens burg und über Hof—Bamberg; nach Kufstein, Meran, Ala über München; nach Linda» über Hof—Nördlingen —Augsburg; nach Kissiugeu über Hof—Bamberg; uach Wien über Bodenbach-Prag; nach Wie» über Telsche». —Nimbnrg; nach Prag über Bodenbach; nach Prag über Tetschcn, Wschetat-Privor; nach Salzburg über Telsche»-- Prag—Li»z; »ach Teplitz, Komotau und Karlsbad: uach Breslau, Myslowitz uud Oswiecim; nach Hamburg und Altoua; nach Norden nnd Norddeich über Bremen (vom 20. Jimi bis 20. Sept.); nach Bremen—Gestemünde über Magdeburg - Hannover; nach Hannover; uach Vlissingeu über Hannover—Oberhausen—Wesel—Boxtet; »ach Aachen über Halle—Halberstadt—Elberfeld; nach Köln über Magdeburg—Hannover und nach Frankfurt a. M. über Halle—Kassel. Die einzelne» directe Wagen führenden Züge nach den gemmnteu Orten hier aufzuzählen, würde zu weit führen ; in diesem Falle ist es Reisenden ja leicht möglich, sie auf der Abgangsstation ZK erfragen. Nnr ein Wunsch bleibt noch übrig: daß seitens des Bahn- Personals streng darauf gesehen werden möchte, daß die durchgehenden Wagen — besonders Nachts nnd nm frühen Morgen — nicht von Reisenden benutzt werden, die mir eine Theil-Strecke zurückznlegen haben. Wenn hierauf bezügliche Instructionen bereits bestehen sollte», so wird es doch mit ihrer Befolgung nicht nllzustreug genommen. — Der seit Jahre», meist in Wiesbaden, in Ruhe stand lebende tönigl. sächsische Oberst z. D. Herr Theodor Hermann Hering-Göppingen ist am 17. Mai im 80. Lebens jahre verschieden. Er >var ein tüchtiger Artillerie-Offizier, der nahezu 40 Jahre bei der Waffe diente. Er wurde 1814 iu Schandau, wo sei» Vater als königlicher Floß- meister lebte, geboren. 1881 trat er in die Ärtillerieschnle zu Dresden als Eleve eiu, wurde 1885 Pvrtepöejuuker uud Lieutiiaut, >847 Oberlieutuaut und 1851 am 22. Mai Hauptmauu uud Chef der 10. Batterie des Fußartillerie- Regiments, mit welcher er auch 1866 den österreichischen Feldzug mitmachte und sich das Ritterkreuz des Militär- St.-Hemrichsordeus erwarb. Am 31. December 1866 trat er iu Äartegeld uuter gleichzeitiger Eruenuuug zum Major uud Bezirkscvmmandaut des Laudwehrbataillvus iu Chemnitz. Am 15. September 1867 trat er außer Activität, verwaltete, seit 19. October 1870 Oberstlieutuant, den Laudwehrbezirk auch während des Feldzuges 1870/71 bis Zum Jahre 1875. Seine letzte, erst vor einigen Jahren erfolgte Ernennung beförderte ihn zum Oberste». Ueber deu Verstorbene» wird dem „Dr. A»z." noch ge schrieben: Oberst Hering-Göppingen ist »»vergeßlich i» der sächsischen Kriegsgeschichte als Cvmmandaiit der historischen Batterie in der Schlacht bei Königgrätz. Sei» tapferes Verhalten bei dem Rückzüge des "l". sächsischen Jäger-Bataillons, welches, mit dem Krvupriiizen Albert in ' seiner Mitte, als letzte sächsische Truppe von der Walbecke vvu Bor aus bei Königgrätz das Schlachtfeld verließ — die Grauatkauvnenbatterien Lengnik nnd Hering-Göppingen, sowie die 2. reitende Batterie Hoch nnd eine österreichische Batterie arbeiteten sich unter viel fachen Anstrengungen nach Stellungen südwestlich Briza durch und unterhielten von dort ans gegen die Ränder und Blöße» der Forsten zwischen Ober-Prim und Bor ein wohlgezieltes Granatkartätschenfener, sodaß der Feind sich wohl hütete, das Gehölz zu verlassen, sondern ins Innere zurück mußte, während die abziehendeu Oester reicher uud Sachsen hierdurch eiueu Vorsprung vvu einer halben Stunde erhielten — war die Ursache, daß ihm König Johann den sächsischen Kriegs- vder Militär-St.- Heiurichsvrdeu verlieh und ihn zum Majvr beförderte. Die sächsische Heriugbatterie nnd ihr tapferer Führer >var damals iu aller Muude. Bei seiner Verabschiedung wurde dem tapferen Batterieführer der Rang eines Oberst- lieutenauts durch König Johann verliehe» n»d König Albert zeichnete' ihn später noch durch Decvrativu mit dem Dienstauszeichuuugskreuz aus, beförderte ihn auch zum Oberst. Dem Verstorbenen, wie der Heriugbatterie vom Jahre 1866 bleibt in den Annalen der sächsischen Armee für alle Zeiten ein Ehrenplatz für das nner- schrvckeue, kaltblütige Verhalten in einer der kritischsten