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Nr. 52. Vierzehnter Jahr». Erscheint: TOglich srüh 7 U»» Inserate w«rde» angenommen: t»«Al>cndstt.Lon»l' tags dl« Mittags IL Ubr: Marienstraße 18. Anzeig, in dies Blatte killten eine erfolgreiche Verdrei»»ig. Auslage: «>s»u Lxemplare. Sonntag, dtü21. Fcüniar 1869. Tageblatt sür Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitrcdacteur: Throftor Drobisch. Abonnei: enk: Vierteljährlich l!l-lXgr. bei uncuigetdlicherl'ir« ierung in'« Haus. T urch die itcnigl. Post vierreljähll. 22> üNgr. Einzelne Nummeru 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigenlhnm der HciauSgeder: Oiepflh küeilhardt. — Verantwortlicher Redactenr: JutlUS RelchlUtdl« Dresden, den 21. Februar. — Der Commandeur des fünften Infanterie-Regiments Nr. 104, Oberst Täuscher, ist zum Commanoeur der dritten Infanterie-Brigade Nr. 47, der zweite Assistent des Gencrrl- Jntendanten, Oberstleutnant Plötz, und der Commandeur des Train-Bataillons Nr. 12, Oberstleutnant Schmalz, zu char. Obersten, der Commandeur des zweiten Bataillons des sechsten Jnfanterie-Regimens Nr. 10b, Oberstleutnant v. Clterlcin, zum Obersten und Commandeur des fünften Infanterie-Regiments Nr. 104, der Stabsoffizier des sechsten Infanterie-Regiments Nr. 105, Major v. Tettenborn, zum Commandeur des zweiten Bataillons desselben Regiments und der Compagniechef im dritten Infanterie Regiment Nr. 102, Hauptmann v. Kessinger, zum Major und ctatsmäßigen Ztabsofficier des sechsten In fanterie-RegimentS Nr. 105 ernannt, sowie die von dem Se- eondelcutnant v. Hagen des 7. Infanterie-Regiments Nr. 100 erbetene Entlassung aus der Armee unter Enthebung des Lf- ficierscharakters bewilligt worden. — Se. Maj. der König wird sich dem Vernehmen nach heute Abend nach Leipzig zu einem mehrtägigen Aufenthalt daselbst begeben. Seine Rückkehr von dort nach Dresden soll künftigen Donnerstag erfolgen. — — I. Maj. die Königin Marie beehrte gtstern die Kin- derbewahranstalt mit ihrem Besuche. — Lüdickes Wintergarten wurde gestern durch den Be such II KK. HH. d s Prinzen Georg nebst Gemahlin, sowie des Prinzen und der Prinzessinnen von Sigmaringcn beehrt. — Der Gewerbeverein Dresdens hatte am Freitag Abend bekanntlich den Victoria-Salon für sich occupirt und zwar in so zahlreicher Vertretung, daß gegen 2000 Menschen sich ein gefunden hatten. Es mar ein Festabend in aller Wahrheit; denn höchst elegante Damentoiletten zierten die gefüllten Logen und übrigen Plätze. Schon bei Eröffnung des Circus halb 7 Uhr war der Andrang ein furchtbarer, um so mehr, als eine große Anzahl Gäste geladen waren. Was die Leistungen der Künstler anlangt, so wurden sie stürmisch applaudirt und muß ten Letztere sehr oft ihre Produktionen wie verholen, namentlich die Schlittschuhläuferin Frederika. Nach der zweiten Abteilung des Programms betrat der Vorstand des Vereins, Herr Stadt verordneter Walter, die Bühne, die große Theilnahme bespre chend, welche der Verein heute kundzegebcn. Er wies besonders daraus hin, wie nölhig bei solcher Fülle und Theilnahme ein eigner Hausbau sei, da es Vorkommen tonnte, daß die jetzt benützten Locale bei solchen Versammlungen nicht mehr aus reichten und Fälle eintreten könnten, in denen der Verein plötzlich obdachlos wäre. (Wir bemerken hierbei, daß die Zeich nungen für den Hausbau im vollen Gange und bereits gegen 400 > Actien gesichert sind.) Am Schluß der Rede sprach Herr Walter wwohl den Künstlern sür ihre Leistungen, als auch Herrn Direktor Meißner für seine freundlichen Anerbietungen, die er dem Gewerbevcrein in Bezug aus Hergabc des Locals, den bequemen Comfort und die ermäßigten Eintrittspreise ge macht, den Dank des Vereins aus. Als die Kunstoorstellungcn zu Ende waren, fand ein Ball statt, welcher mit siincn dazu gehörigen anderweitigen Amüsements die Mitglieder bis lange nach Mitternacht in Frohsinn und Gemüthlichkeit fesselte, lieber die guten Genüsse, welche die Restauration bot, wurde eine allgemeine lobende Stimme laut. — Erklärung des zeitherigen Reichstagsabgeordneten Schreck, vie Niederlegung seines Mandates betreffend. Der von ver schiedcnen Seiten an mich gerichteten Aufforderung zur Mit- Iheilung der Gründe, welche mich zur Nieder legung des mir so ehrenvoll gewesenen Auftrages, den 8. Wahlbezirk deS König reiches Sachsen in, norddeutschen Reichstage zu vertreten, be wogen haben, bedaure ich nur theilweise entsprechen zu können. Von selbst leuchtet ein, daß vorzugsweise Rücksichten politischer Art hierbei maßgebend geworden sind. Den Wählern des 8. Wahlbezirks wird es erinnerlich sein, daß im Jahre 1867 die Verfassung des norddeutschen Bundes von meinen politischen Gesinnungsgenoffen und mir, zwar sehr ungern aus dem Grunde, weil sie die Rechte des Volkes nicht garantirt, aber dennoch rückhaltslos als kin rechtsgültiges Gesetz anerkannt worden ist, da wir, getreu unfern politischen Grundsätzen, dem Beschlüsse der Majorität der legal gewählten Vertreter des Volkes uns zu fügen hatten. An diese Anerkennung haben wir die Hoffnung geknüpft, es werde behufs einiger Schadlos haltung gegenüber den enormen Geldopfern, welche die Mili- tair-Organisation des norddeutschen Bundes dem Volke aufer legt, unve, weilt, auch von oben her, der Ausbau und die Verbcssi rung der Verfassung im Interesse des Volkes und sei ner Rechte angcbahnt werden In dieser Hoffnung haben wir uns getäuscht. Der gewiß hohe Werth der Macht und Ver tretung des norddeutschen Bundes nach Außen läßt, nach un serer Ueberzeugung-, Viele zu weit gehen in dem Uebcrsehcn der Thatsache, daß seit der Errichtung der Verfassung des Bundes für Freiheit und Recht des Volkes, gegenüber den an j 1 ! s i ! i t 1 !. der Spitze stehenden Gewalten, äußerst wenig geschehen, wohl aier eine ganz enorme Vergrößerung der Militairmacht der Nachbarstaaten herbeigeführt worden ist, deren nahe liegende Folgen ich gern unerwähnt lassen will. Neben der vorgedach- ten Enttäuschung haben wir aber auch die Ueberzeugung ge wonnen. daß die Zeit noch fern liegt, in welcher eine wesent liche Aenderung jenes Zustandes erhofft werden kann, sowie, daß bei solcher Lage der Verhältnisse die Thäligkeit im Reichs tage für mich und meine politischen Freunde aus Sachsen eine ziemlich erfolglose sein muß. Die gegenwärtige Erklärung ist fern von dem Zwecke, nach irgend ei rer Seite hin zu verletzen. Es fallt zugleich der von mir anerkannte Grundsatz in die Waagschale, daß Diejenigen, welche für ihre Ueberzeugung die Majorität der Abgeordneten des Volkes andauernd nicht für sich haben, es über sich gewinnen müssen, im Interesse des Ganzen auf die höchste Ehre zu verzichten. Wenn ich unter solchen Umständen zugleich auch meine Pflichten in der Hei- math anderweit ins Auge gefaßt habe, und, in Gemeinschaft mit den Abgeordneten Mammen und Ol. Schaffrath, deren Rücktritt gleichzeitig erfolgt ist, zu dem eingangserwühnten Ent schlüsse gelangt bin, so darf ich hoffen, daß ich auch von dem Vorwürfe dis Mangels an Opferbereitwilligkeit frei bleiben werde. Am Schluffe unterlasse ich nicht, hervorzuhcben, daß in: vorigen Jahre die Leitung und Förderung des Eisenbahn- Projectes Pirna-Dux mir übertragen und solche von mir über nommen worden ist. Die Erfüllung dieses Auftrages, dem ich, durchdrungen von der hohen Wichtigkeit des Unternehmens, mich widme, wird gerade in dm nächsten Monaten meine Thä- tigkeit außerordentlich in Anspruch nehmen. Es würde aber der Förderung dieses Unternehmens wesentlichen Eintrag thun, wenn ich vom März bis zum Juli d. I zu den Verhandlun gen des Reichstages und des unmittelbar folgenden Zoll-Parla- menteS in Berlin bleiben müßte. Für das mir bewiesene Vertrauen sage ich meinen Wählern den innigsten Dank! Gott schütze immerdar das liebe deutsche Vaterland! Pirna, den 17. Februar l869. Schreck. — Leider hat abermals die letzte Freiheitsstunde für unsere Bussi's, Caro's und Nappo's geschlagen. Der Rath zu Dresden verordnet unter dem gestrigen Datum neuerdings das Anlegen der Maulkörbe bis zum 15. Mar d I., da nach cingegangcmr Anzeige am 19. d. Ni. Nachmittags ein weiblicher gelbbrauner Doggenbastard von seiner Besitzerin wegen Verdachts der Wuth- krankheit in die hiesige Thierarzncischule zur Untersuchung ab gegeben worden ist, an welchem sich nach fortgesetzten Beobach tungen mit vollständiger Gewißheit ergeben hat, daß derselbe von der Wuthkrankheit befallen ist. Die Maulkorbindustrie ist also wieder in vollster Blüthe. — Am vergangenen Freitag war für Abends 7 Uhr iin Saale des Hotel de Saxc eine sogenannte dramatisch-musikalische Soiree ungesagt, die in Bezug auf die bekannten Eintrittspreise auch etwas Besonderes und Gediegenes erwarten ließ. Jndeß, der Abend war ein sehr unglücklicher. Schon am Tage vorher hatte Frl. Hänisch ihre Mitwirkung absagm lassen, am Freitag silbst entschuldigten sich aber auch die Herren Hofopernsänger Degele und v. Witt, so daß von dem versprochenen Programm, das viel Interesse geboten haben würde, nicht viel übrig blieb. Die Concertgeberin, Natalie.Köhler, deelamirte eine Scene aus Tell und ein Gedicht von Seidel, „der Bcttelknabeh aber frei lich in einer Weise, die mehr Mitleid als Amüsement erregen mußte, ja manche der Zuhörer sogar in einen gerecht augepaßten Harnisch brachte, so daß die Mitwirkung der Pianistin Frl. Doris Böhme und der Hei-ren .Kammermusiker Fitzenhagen und Mülttr nur einen schönen Rahmen um das Zerrbild der dekla matorischen Bestrebungen der 58 Jahre alten Unterm hmerin lieh. Wir enthalten uns übrigens weiterer Expectorationen. — Die Ehefrau des TagarbeiierS Grund in Dohna, welche mit Strohflechterci beschäftigt gewesen war, hatte am 17. Abends die Stube verlassen, um Wasser zu holen. Bald darauf hören die Hausgenossen ein klägliches Geschrei, sie dringen in die Grund'sche Wohnung und finden das zweijährige Töchtcr- chen in Hellen Flammen und dessen vierjährigen Bruder, der jedenfalls durch das Spielen mit dem Strohe in der brennenden Lampe das Femr verivahrlost hatte, in einem Winkel verkrochen. Obwohl inan das unglückliche Mädchen init größter Schnelligkeit dem gefährlichen Elemente entrissen hat, so ist es doch am Ge sicht, an Händen, Armen und Beinen, selbst aus der Brust mit vielen Brandwunden bcdcckt, und wird daher an dessen Wieder- aufkommcn gar sehr gezweifelt. — Eine eigenthüinliche Ucbcrtrctung des Gesetzes von Seiten zweier Maurer macht in Dohna viel von sich zu reden. Dieselben haben sich erdreistet, bei Zumaucrung einer Gruft den darin befindlichen Sarg zu öffnen und zwar deshalb, um die Tags zuvor bestattete Leiche noch einmal zu sehen resp. sie einem Dritten zu zeigen. Man ist gespannt, welche Folgen diese Hmoluiigswessc nach sich ziehen wird — Am vergangenen Freitage boten die zwei Säle in Helbig's Restauration, der Dampfschiffs- und der weiße Saal genannt, einen prächtigen, in diesen Etablissements noch nie gesehenen Anblick dar. Der Gesangverein „Orpheus" hatte in diesen Räumen seinen Costümball, und ivcnn er mit einem derartigen Feste das erstemal vor die Oeffentlichkeit trat, so ist ihm zu einem so gelungenen Debüt nur Glück zu wünschen, um so mehr, als alle Anstalten, Verfertigung und dramatische Darstellung des Festspieles, Decoration und Malerei, alle Arrangements nur von Mitgliedern ausgeführt wurden. Die große Zahl der Theilnehmer zu fassen, wurde dadurch ermög licht, daß Herr Helbig die Mauer, welche beide Säle trennte, niederreißcn ließ. Die im buntesten und höchst geschmackvollen Costüme auivesendrn Theilnehmer folgten mit Spannung den: Festspiele, dessen Helden Orpheus im Olymp und sein drastisch komischer Begleiter, der Maler Kohle aus Pirna, waren. Schließ lich wurden einige Orpheiden in den Olymp geholt, Gesang vorträge zu halten, und Jupiter steigt mit seinen ganzen Göttern, unter Vorantritt der Orpheuskapelle, in die Helbigsschen Räume, das Fest des Orpheus mit zu begehen. Eine wohlbesetzte Tafel sorgte sür leibliche Erquickung, wobei Toaste und musikalische Vorträge einer Pseudo-Tyroler-Kapelle, sowie Grüße von Depu taten aus Freiberg und Pirna und manches scherzhafte Impromptu den Genuß immer steigerten. Das sich hieran schließende Tanz vergnügen bot dem reizenden Damenslor, durch kleidsames Costüm unterstützt, Gelegenheit, Grazie und Anmuth in besonderem Glanze zu entfalten. — Die Botaniker haben nicht zu vergessen, daß ur der Mitte des Februar die Baumblüthe beginnt. Vom 15. Febr. an hatten die Kätzchenblüthler der Gattungen Haselnuß und Erle sich vollkommen entwickelt und aus ihren Staubbeuteln wurden bereits die weiblichen Blüthen befruchtet. Haselnuß, Lambcrtsnuß und byzantinische Nuß Eor>1u8 Ovlurn») sowie die gemeine Erle oder Eller sind also bereits einzulegen, die nordische, weiße Erle ist um einige Tage später vollkom men blühend. — Einen jähen und schrecklichen Tod erlitt der 7 Jahre alte Knabe des Hausbesitzers Dietze im Loschwitzer Grunde. Derselbe wurde am Mittwoch in einem Steinbruche im nahen Stechgrunde mit einer weitklaffendcn Wunde in der Stirn aufgefunden. Obgleich er noch Lebenszeichen von sich gab, ist er doch kurz darauf an der Verblutung gestorben. Jedenfalls war der Knabe in dem Stcinbruche herumgeklettcrt und hcrab- gestürzt. Er war das einzige noch lebende Kind Dietze's. — Abermals geht uns von bcthciligter Seite die An zeige von einem Einbruchsdiebstahl zu, der vorgestern Abend in einem Hause auf der Weißegasse während der Zeit verübt worden ist, in welcher sich der Bestohlene mit seiner Ehefrau im Theater befunden hat. Auch in diesem Falle hat der un bekannte Dieb ein Fenster eingedrückt und nachdem er auf diese Weise in das Logis eingesticgcn, einen Scerctär erbrochen und daraus einen Geldbetrag über Einhundert Thaler ge stohlen. — — Seit einigen Tagen vermißt man hier einen Buch halter und glaubt aus einigen Aeußerungen, die er vor sei nem Weggange aus dem Geschäft gcthan, annehmen zu müssen, daß er sich ein Leid angcthaa. — — Am Freitag Abend 11 Uhr fand vor dem Hause Brüdergasse 12 ein Auflauf statt in Folge eines Excesses, den öffentliche Frauenzimmer mit ihren Besuchern verübten. Schließ lich schritt die Polizei ein. — Eine elegant gekleidete Dame hat vorgestern Abend aus offener Straße einen armen Bretzclträger recht empfindlich betrogen, indem sie ihm an Zahlungsstatt beim Einkauf eini ger Bretzeln ein hier schon bekanntes, in Form eines k. preuß. Cassenbillcts hergestelltcs parsümirtes Carncval Billet gegeben, und sich den Ueberschuß daraus har herauszahlen lassen. Es beweist dieser Betrug auf's neue, daß man bei Annahme von Cassenanweisungen. vorzüglich zur Abendzeit, nicht vorsichtig genug sein kann, da es leider nur zu viele Betrüger giebt, welche die Leichtgläubigkeit oder die Unlenntniß anverer Men schen auszubeuten such»::. — Wie die D. A. Z. aus Leipzig berichtet, hat ein dor tiger edler Bürger, welcher seinen "Namen nicht genannt sehen will, der Stadl ein Kapital von 2 ,000 Thlr. zum Bau von Arbeiterwohnungen geschenkt. — Dienstag, den 16. d. M, wollte in den Abendstun den der Handelsmann Körner jun. in Langenbuch bei Mühl troff aus einem Ballon Solaröl gießen, kam dabei wahrschein lich den: Lichte zu nahe, das Solaröl gerieth in Brand, Körne« stand augenblicklich über und über in Feuer und erhielt dabei so viel Brandwunden, daß er Nachts 12 Uhr in Folge dessen unter großen Schmerzen noch seinen Geist aufgab. — Wettervrophezeihung. „Die weiße Gans im Februar brütet besser" lautet eine Bauernregel. Allerdings ist eine Schneedecke sür die Fruchtbarkeit der Felder sehr dienlich; sie schützt den Erdboden gegen die kalten und rauhen Winde und läßt die aus dem Crdinnern aufsteigende Wärme nicht in die Luft übergehen, sondern in der obersten Erdschicht zurück-