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sür Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenderg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Kohensteln-Ernsttholer' Anzeiger erschein mk Ausnahme der Sonn» un< Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus MK.I.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk. 1L5, durch die Post bezogen (auher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postansialien und die LandbriefirSger entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonnlagsblatt'. — Anzeigengebühr sür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts l5 Psg.; im Reklometeil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer dis vormittags I I Uhr, gröbere Anzeigen werden am Abend vorher erdeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandler Manuskripte macht sich die Redaktion «tSLerlLlLLelererersLLrererlSlSLLlerlLLrlLLLLLrlLlLLlLlLerlLLLLriL nicht verbindlich. LiLiLlSlLlLiLerlLLlLLrLLLl-riLkrLrlLerkLiLlLerc-L-lLiLLi-rLe-b-eriLlLerLrer Nr. 240 s-7,cjp chcr N. 151 Sonnabend, dcu 15. Oktober 1910. Geschäf -Mr Bahnftr. 3. 37. Jahrgang. Der französische Eisenbahner streik. Der Eisenbahnerstreik, den der Ministerprä sident Briand ein verbrecherisches und auf rührerisches Unternehmen voll Gewalttätigkeit und Unordnung nannte, hat sich mit seinen schweren wirtschaftlichen Folgen nun fast über ganz Frankreich ausgedehnt und hat auch durch die Verhaftung der Streiksührer zunächst keine Abschwächung erfahren. Im Gegenteil hat diese Maßnahme der Negierung die Aufrührer nur noch rebellischer gemacht. Der Proklamierung des Generalstreiks sei tens der Agitationsleitung ist auf allen Bahn linien mit alleiniger Ausnahme der Ostbahn Folge gegeben worden. Auch die Angestellten der Pariser Untergrundbahn haben den Dienst eingestellt. Die Bediensteten der Orleansbahn schlossen sich aus Gründen der Solidarität dem Streik an, zu dem sie sonst keinerlei Ursache hatten, da alle ihre Forderungen schon seit Wochen erfüllt worden sind. Die Regierung hatte mit den Streikkomitees vor dem Ausbruch des Ausstandes Verhand lungen geführt und hätte die Bewilligung der Arbeitersorderungen auch bei den Eisenbahnge sellschaften durchgesetzt. Diese hätten sich für den größeren Answand mit Zustimmung der Regierung einfach durch eine Erhöhung der Tarife schadlos gehalten. Die Komitees lehn ten aber alle gütlichen Verhandlungen ab; sie wollten den Kamps. Den Frieden wird das rei sende und Waren versendende Publikum, auch das des Auslandes, schließlich aus seiner Tasche bezahlen müssen. Wenigstens ist dieser Aus gang der Dinge nach den gescheiterten Präli minarverhandlungen vorauszusehen. Die Schutzmaßnahmen der Regierung ha ben bisher ihren Zweck in keiner Weise zu er füllen vermocht. Auf die Einberufungsorder des Kriegsministers pfeifen die militärpflich tigen Angestellten. Und die Verhaftung der Rädelsführer? An die Stelle der Verhafteten sind sofort neue Agitatoren getreten; Herrn Briand aber und seinen Ministerkollegen wird das Wagnis des Verhaftungsbefehles mögli cherweise das Amt kosten. — Der Sozialisten führer Jaures wie der sozialistische Abgeord nete Vaillant protestierten entschieden gegen die Verhaftung, die indessen der Polizeipräsekt Le- pine, der mit verschiedenen Kommissaren er schienen war, mit großer Energie vollzog. Es wurden zunächst nur 5 Streikführer in Haft genommen und nach der Polizeipräfektur ge bracht, darunter der Hauptagitator Toffin, dessen Maßregelung den Anlaß zu der ganzen Bewegung gab. Die Folgen des Ausstands, durch den der Verkehr im Innern der Republik sowie mit Deutschland, Holland, Belgien und England lahm gelegt ist, machen sich mit jeder Stunde störender und empfindlicher fühlbar. Für die Zufuhr von Lebensmitteln nach Paris und andern Orten wird die Flußschifsahrt in erhöhtem Maße in Anspruch genommen. Den Postverkehr mit Deutschland will man durch Automobile, die Briefschaften und Pakete bis zur deutschen Grenze bringen, nach Möglich keit aufrecht zu erhalten suchen. Die ältesten Autos, alte Postkutschen und was sonst noch für Vehikel wurden für Beförderungszwecke in Dienst gestellt. Die Fahrpreise der Autoführer spotten jeder Beschreibung. Auch aus andre Industriezweige wirkt der Eisenbahnerausstand ein. So mußte in dem großen Kohlenbecken von Courbiere wegen Wagenmangel die Hälfte aller Grubenarbeiter ausgesperrt werden. Die Ausgesperrten, gegen 5000, gingen nach Paris und verschärften die Demonstrationen der dor tigen streikenden Eisenbahner. In andern Koh lenrevieren sind Aussperrungen gleichfalls un umgänglich. Ein Glück ist es, daß die Geldmittel der Streikenden nur unbedeutend sind. Der Geld mangel zwingt sie hoffentlich zur baldigen Wie deraufnahme der Arbeit. Aus der Androhung schwerer Strafen machen sie sich nichts; denn sie wissen, daß das Parlament, wie stets in solchen Fällen, alle Strafurteile wieder auf hebt. Die militärischen Schutzmaßnahmen wur den verstärkt, und namentlich auch nach Paris erhebliche Truppenabteilungen gezogen. Viele Fremde sitzen in Paris und andern französi schen Städten und kommen nicht von der Stelle. Die durch den Ausstand verursachte Unord nung hat verschiedene Unglückssälle herbeige- sührt. In der Nähe von Rennes wurden drei Eisenbahnarbeiter von einem Expreßzug er faßt und zermalmt. Ein Soldat, der den Tunnel von Rouen zu überwachen hatte, wurde gleichfalls getötet. Vollständig ausge blieben ist die französische Post nach Deutsch land auch am Donnerstag nicht. Infolge des Mangels amtlicher Meldungen ist es nicht leicht, ein ganz zuverlässiges Bild der Lage zu gewinnen. Laut „B. Z." ist seit Donnerstag mittags eine Besserung eingetre ten und der Verkehr auf zahlreichen Linien schon wieder in normaler Weise im Gange. Tagesgeschichte. König Friedrich August in Braunschweig. König Friedrich August ist gestern nach mittag in Braunschweig zum Besuch des her zoglichen Hofes eingetroffen und vom Herzog- Regenten Johann Albrecht aufs herzlichste be grüßt worden. Am Abend fand zu Ehren des Königs im Ballsaale des herzoglichen Resi denzschlosses ein Galadiner zu 77 Gedecken statt. Der König in der Uniform der sächsi schen Gardereiter führte die Herzogin, der Her zog-Regent die Vrinzessin Reuß j. L. Wäh rend der Tafel brachte der Regent einen Trink spruch auf den König von Sachsen aus, in welchem er dem König seiner und seiner Ge mahlin Freundschaft versicherte und die Erwar tung aussprach, daß sich der König im Lande der Niedersachsen wohl fühlen möchte. Der König erwiderte mit einem Toast auf den Her zog, seinen lieben Freund und Bundesgenos sen, den weitsichtigen Förderer deutscher Un ternehmungen jenseits des Meeres, und auf die Herzogin. Kaiser und Zar. Die Verhandlungen wegen der Begegnung zwischen den: Kaiser und dem Zaren sind jetzt endgültig abgeschlossen. Der Zar wird sich nach dem 20. Oktober nach Potsdam zum Besuche des Kaisers begeben. Die Zusammenkunft soll einen streng familiären Charakter tragen. Der Kaiser wird anfangs November den Besuch des Zaren auf Schloß Friedberg erwidern. Die Kronprinzenreise. Das deutsche Krouprinzenpaar tritt laut „Tägl. Ndsch." am 3. November in Genua an Bord des Lloyddampfers „Prinz Ludwig" die Ausreise nach Ostasicn au. Auf dem Kriegsschiff „Gneisenau" setzt der Kronprinz von Colombo aus allein die Fahrt fort. Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg soll, wie wir in der „Dtsch. Tagesztg." lesen, dem nationalliberalen Reichstagsabgcordneten Fuhrmann bei seiner neulichen Unterredung mit diesem gesagt haben: „Ich gehöre meiner Welt anschauung nach viel eher zu den Nationallibe- ralen, als zu den Freikonservativen", wehr wahrscheinlich kliugts gerade nicht. In der Reichstagskommission für die Versicherungsordnung erklärte am Donners tag die fortschrittliche Volkspartei durch ihren Redner, daß sie sür das Gesetz in seiner bisher gewonnenen Fassung stimmen werde. Beschlossen wurde, daß das Vermögen der Versicherungs anstalten zu mindestens einviertel in Reichs- uud Staatsanleihen angelegt werden muß. Erhöhung der Invalidenrente. Trotz entschiedenen Widerspruchs der Re gierungsvertreter wurde von der Reichstags kommission für die Versicherungsordnung ein Zentrumsantrag angenommen auf Erhöhung der Invalidenrente um ein Zehntel beim Vor handensein von Kindern unter 15 Jahren. Diese Erhöhung der Rente würde Mehrkosten von 13 Millionen Mark jährlich verursachen. Der Zentrumsantrag belastet den ohnehin schon schwankenden Kahn der Reichs-Versicherungs ordnung so sehr, daß er aller Voraussicht nach mit ihm untergehen wird. Wie schonungsbedürftig die Reichsfinanzen sind, geht u. a. daraus hervor, daß der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg es laut „Berl. Ztg." durchsetzte, daß die etwa 300 000 Mark Kosten für die Ostasienreise des deutschen Kronprinzen nicht aus Mitteln des Reiches, sondern aus solchen des Kron Fideikommisses gedeckt werden. Auch im reichsten deutschen Staat ein Defizit. Mit den Wölfen muß man heulen, denkt das reiche Hamburg und verzeichnet gleich den andern deutschen Bundesstaaten in seinen Bud gets seit Jahren ein wachsendes Defizit, das für 1911 schon 16 Millionen Mark beträgt, während es i» den beiden Vorjahren sich auf 8 bezw. 7 Millionen Mark belief. Zu den Streikunrnben in Mvabit- Bcrlin wird von der Polizei mitgetcilt, daß von den wegen der Ausschreitungen der Staatsanwalt schaft vorgeführten 77 Personen 40 den sozial demokratischen Gewerkschaften angehörcn. Davon sind wieder 20 Mitglieder der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins. Acht Verhaftete sind Streikende von Kupfer u. Co. Auch die Ver letzten sind zu einem sehr großen Teil politisch und gewerkschaftlich organisiert. Die Kaffernrevolte in Deutsch-Südwestafrika. Ein aus Lüderitzbucht in Kapstadt einge- trofsener Reisender erzählt: Die Unruhen in Wilhelmsthal haben damit begonnen, daß 250 bis 300 beim Eisenbahnbau beschäftigte Kai sern ein Hotel angriffen, in dem ihnen Ge tränke verweigert worden waren. Sie warfen die Fenster ein und wollten das Hotel stür men, als ein Dutzend Soldaten auf sie mehrere Salven abgab, durch die 12 Kaffern getötet wurden; die übrigen entflohen. Oesterreich-Ungarn. Die Thronrede des Kaisers Franz Joses zur Eröffnung der Delegationen bezeichnete die internationale Lage als durchaus befriedi gend, die Beziehungen Oesterreich-Ungarns mit allen Staaten als freundschaftlich und rühmte die Bedeutung des bewährten Dreibundes sür die Erhaltung des Friedens. Das Bundes verhältnis ist im Laufe des letzten Jahres, so sagte der Kaiser, wo möglich noch inniger und fester geworden als vorher. Die Thronrede ging dann auf die Entwicklung der neuen Pro vinzen Bosnien und Herzegowina und die durch die Annektion dieser Gebiete verursach ten Kosten und militärischen Aufwendungen ein. Für Heer und Marine wurden nur die zur Erhaltung der Schlagfertigkeit der Wehr kraft unbedingt erforderlichen Mittel verlangt. Mit herzlichen Worten begrüßte der Monarch in der Thronrede zum Schluß die Delegationen und zog nach der feierlichen Eröffnung der Session zahlreiche Delegierte in ein Gespräch. Der Minister des Auswärtigen, Graf Aehren- thal, gab dann in der ersten ordentlichen Sitzung die üblichen Darlegungen über die Lage. Er ging näher namentlich auf die Ge schichte der Annektion Bosniens und der Her- ' zegowina ein und gedachte mit aufrichtigem Dank der Treue, die Deutschland seinem Ver bündeten bewies. Der Minister hob auch die fortgesetzte günstige Entwicklung der ehema ligen Okkupationsprovinzen hervor, deren Ein künfte die militärischen Unkosten von etwa 180 Millionen Kronen in kurzer Zeit ausgleichen würden. An Nachtragskrediten für die Marine forderte der Minister 54 Millionen Mark. Acht eindrittel Millionen Kronen sind für den mili tärischen Schutz der neuen Provinzen erfor derlich. Spanien. Für den gestrigen Donnerstag, den Iah- restag der Hinrichtung des Republikaners Fer rer, hatte die spanische Regierung die umfas sendsten Sicherheilsmaßregeln getroffen. In allen Kasernen des Landes waren die Trup pen versammelt, um jeden Augenblick eingrei sen zu können. Daß cs in Barcelona und an dern durch anarchistische Umtriebe ausgezeich neten Orten Spaniens zu mehr oder minder beftigen Rubestörungen kommen würde, war vorauszusehen. Gefährliche Zwischenfälle wa ren bisher jedoch nicht zu verzeichnen. Das Grab FerrerS in Barcelona durfte bekränzt still cEron ull