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Woigtländifeker Anzeiger. . . O Ho. 15. Plauen, Sonnabend den 9. April 18Z6. Ein Wort über Maschinen - Webstühle eMit fortlaufenden Anmerkungen begleitet. (Fortsetzung) Dlests ist auch schon auf unsern Dörfern, welche sämmtlich von Menschen überfüllt sind, geschehen, da alle Spinn eres, wovon Diele ihr Dasein jämmerlich hinfsisteren — aufgehört hat *). Werden nun auch durch diese Webstühle die Menschenhande unnöthig*) so weiß ich kein anderes Mittel, alsr ma/t mache Anstalt, sie ins Land der wahres Freiheit zu spediren «). (Beschluß folgt;) Berichtigung. Von den Schönherrschen Stühlen neuerer Construction, die gegen die altere wesentlich vervollkommnet ist, steht der Regierung gar kein Eremplar zu Gebote, welches, nach Au- merk. 1 zu dem „Worte über Maschincn-Weh» 4) Wenn sie ihr Leben dadurch jämmerlich hingefristet haben, so war es auch nicht Schade, daß fl» aufgchön hat. Doch — zugestandcn, daß sie damals sich gut genähn haben, so zerfließt das Vorgeben, daß seit dem Aufhören der Handspinnerei die Nahrungslosigkeit größer geworden sey, in Nichts, wenn man die damal. und jetzigen Verhältnisse genauer betrachtet. 1) waren damals nicht alle reich, es gab auch Arme, wie jetzt, und Viele wären bei leidlichem Verdienste durch Liederlichkeit arm genug. 2) gab eS damals im Voigtlande höchstens 18000 Handspinner, 3690 Wirker und 248 Kaufleute und Händler — also ungefähr 22000 Menschen, welche sich mit der Baumwollen-Waaren-Manufaktur beschäftigten. - Was ist das gegen die große Sahl von Menschen, welche leit der Einführung der Spinnmaschinen, m dieser Manufaktur beschäftigt werden, da allein in Sachsen jetzt über 14000 Stühle gehen und nicht ge- aug liefern können ; da 10000 in den Spinnmaschinen unmittelbar arbeiten, so daß man mit ihren An gehörigen, die sie nsst ernähren, und mit den für die Maschinen beschäftigten Handwerkern wenigsten- soooo Köpfe rechnen kann (denn de.r rejne Arbeitsverdienst beträgt 2 Mill. Thaler); da über 1SVOO mit Sticken und Nähen beschäftigt sind; da die Pctinet- und Dobbinet-Fabrikation gewiß beinahe 100V Menschen nährt; da da» Spitzengewerbe im obern Voigtlande seitdem eingcfuhrt«st und ungefähr 6—80VV Menschen Nahrung giebt; da die Strumpfwirkern begünstigt durch die leichtere Erzeugung der Garne bis über 14000 Stühle (4000 mehr als im großen Königreiche Frankreich) angewachsen, ist. Da zu kommt noch, daß 3) damals der Feldbau sehr vernachlässigt wurde, so daß im Voigtland sehr viel Getreide cingeführt werden mußte, und die Bäcker ohne niederländisches Getreide und die großen Küchen ohne Bamberger Mehlhändler nicht verkommen konnten, während jetzt bei einer größern Volksmenge (damals kaum 00000, jetzt wenigstens 124000!) nicht blos genug erzeugt wird, sondern sogar noch aus, geführt werden kann. Hierzu nur eine Thatsache als Bewciß. Ein Garnpackcr zu Weischlitz erzählte, daß sein Vater auf seinem Bauerngute zur Zeit der Handspinnerei, der er sich des Verdienstes wegen gewid met hatte, nur so viel baute, daß er mit seiner Familie V»3ahr zu leben hatte ; das andere halbe Jahr mußte er das Getreide kaufen. Dasselbe Gut hat nun seit Jahren- der Bruder des Garnpackers. Nach- deÜi die Handspinnerei aufgehört hatte, besorgte man den Ackerbau sorgfältiger und der jetzige Besitzer baut nicht blos, was er mit seiner eben so starken Familie das ganze Jahr braucht, sondern verkauft * auch noch.jährlich 8—10 Schst. Getreide. Wje hier im Kleinen, ist es auch im Großen. S) Sie sollen dadurch nicht unnöthig, sondern noch besser und dankbarer beschäftigt werden. ^Dazu liefert auch die Erfahrung schon den Bcweiß. Denn seit der Einführung der Maschinen sind nichk^bloß in Eng land und Frankreich, sondern auch bei uns mittelbar und unmittelbar mehr Menschen io Thatigkeit ge setzt worden als zuvor (siehe Anmerkung 4>