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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911102017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-02
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
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Abend-Ausgabe: die 6gespaltene PetittAIe 40-S, Reklamen unter dem RedoctionSstrich (4 gespalten) 1 FamilieunachAchtru und Anzeigen verlorener Gegenstände i»igespalten) 20 Gröhere Schritten laut unserem Prris- derzeichniß. Tabellarischer und Ziffcrnjatz uach höherem Taris. Eytra-Veilanen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderung 60.—, mit Postbejörderuug -St 7V.—. Ännahmtschluß fir Äuseraie: Bdeud-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgeo-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bet den Filialen und Annadmestellea je ein« halb« Stunde früher. Inserate sind stet« an dt« Erpel»ttt»u zu richten. Montag den 2. November 1891. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat die ledige Rosalie Elisabeth Vönisch ihr am 19. Decembcr 1886 tu Schmottseisen ausgestelltes Dienstbuch in hiesiger Stadt verloren. Wir bitten, das Buch im AuffindungSfalie an uns abzuliesern. Leipzig, den 27. Oktober 1891. Da« Polizriamt der Stadt Lei-;tg. I. 4183. Bretschneider. H. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt die Sparkasse Sonnabend, den 7. November d. I. grschiosskn. Für diesen Tag gekündigte Beträge können schon am 6. November Vormittags zwischen 8 und 12 Uhr abgehoben werden. Leipzig-Reudnitz, Grenzstrasze 2, am 2. November 1891. Sporraff« t» drr Parochte Schöiirscld zu Leipzig-Reudnitz. Robert Liebert, Direktor. Leipzig, 2. November. * Wir haben schon in der letzten Nummer gemeldet, daß die Ernennung eine-Polen, des Propstes vonStablcwSki, zum Erzdischof in Posen bevorstehe. Mit dieser Maßregel tritt, darüber kann kein Zweifel sein, die preußische StaalS- regierung gegenüber dem Polcntbum den Rückzug an. Wir finden eS selbstverständlich, daß Blätter, wie die .^kölnische BolkSzritung", sich sehr befriedigt erklären. Wie die Dinge von anderer Seite angesehen werden, das zeigt folgende Berliner Correspondenz der „Wescrzcitung": Die Haltung, weich« di« Regierung in der Polensragt zeigt, findet nicht einmal ans cousrrootiver Seite Zustimmung. Die „KreuzzAtung" zwar legt sich bei den Hoffnungen, mit denen sie sich trägt, einige Zurückhaltung aus. Eie versichert darum, daß auch ihr eine Polonisirung der deutsche» Katholiken nicht erwünscht sei, fügt indessen hinzu, daß eine Bevölkerung, die nur durch staatliche Mali nahmen vor dem Verlust ihrer Eigenart geschützt werden könne, die erforderlich« Widerstandskraft, wo sie noch das herrschende Element sei nicht tu sich trage, im nationalen Sinne auch keinen großen Werth besitze. Di« Deutsche» müßten endlich lernen, auf eigenen Füßen zu stehen und sich ihrer Haut zn wehren, wo sie mit andern Stämmen zusammenleben. Das sind klug« Erwägungen, wie man sie auch i» Oesterreich zur Beruhigung de« «ahnenden Gewissens angestellt hat, damit im Norden, Osten und Süden die slawische und italienische Fiuthwell« immer neue Theile alter deutscher Bevölkerung verschlingt. Entschiedener drückt sich die „Post" aus, die mit Recht hervordedt, daß nnter den Fehlern, die Preußen in der Behand lung drr zweisprachigen LandesthAl« begangen, keiner so schwer wiegend und verhäugnißvoll gewesen sei, wie der Wechsel von einem System zum anderu. Das Blatt weist auch noch einmal aus die Erfahrungen hin, die man in Preußen mit polnischen Bischösen gemacht, um so schwerer wird verständlich werden, wenn es schreibt, daß, fall- die Ernennung eine- polnischen Bischofs beschlossene Sache sein sollte, man wenigsten« Herrn v. StablewSki den Vorzug vor dein Propst v. Iazdewski geben sollte. Allerdings hat dieser aus dem Thorner Katholikentage sehr sanfte Saiten aus- gezogen; aber wer dem politischen Leben der letzten Jahrzehnte nur mit einiger Aufmerksamkeit gefolgt ist, der weiß, daß v. Stablewski weit rücksichtsloser und fanatischer den Staudpunct des polnischen JntransigententhumS verfochten hat, als der wellkluge Propst von Zduny. Es braucht nur daran erinnert zu werden, daß mit Rück sicht aus sein agitatorisches Austreten dem Probst von Stablewski bei den letzten Wahlen dir Wiedrranuahme eine« Mandats vom verstorbenen Erzbischof Diuder untersagt worden ist. Dir „Nationalliberale Correspondcnz" schreibt: Nach der Sicherheit, mit der die Nachricht tu klerikalen Blättern austritt, ist nicht mehr daran zu zweifeln, daß aus den er ledigten erzbischöflichen Stuhl von Posen-Guesen Vr. von StablewSki, Propst von Meeschen, erhoben wird. Ter Posen» Lrzbischofstuhl steht seit dein Mai v. I. leer, nachdem er von 1886 bis dahin von dem Erzbischof Dinder besetzt gewesen. Herr Dinder war ein deutscher Prälat, Herr von Stablewski ist rin Pole von scharf ausgeprägtem nationalen Charakter. Damit ist schon di« ganze Bedeutung dieser Ernennung gekennzeichnet. Die Zugeständnisse an das Poleuthum, weiche schon aus dem Gebiet der Schule in jüngster Zeit empfindlich zu spüren waren, haben an der wichtigste» Stelle eine neue Erweiterung rrsayren; im Verhältuiß der Nationalitäten wird sich dies ohne Zweifel in unerfreulicher Weise fühlbar machen. Auch ultranioutane Blätter erblicken in dieser, übrigen« noch nicht bestätigten Ernennung LaS Anzeichen einer neuen Bera in der Stelluug des Pvlenthums zum preußischen Staat und der Regierung. Herr von StablewSki ist tu politischen Kreisen nicht unbekannt; er gehört seit 1876 dem Abgeordnetenhaus« alS Vertreter des Wahlkreise« Schrimm-Schroda-Wreschen an und hat oft genug den Klagen der Potea über nationale Bedrückungen Ausdruck gegeben, wobei er sich wenig von seinen andern Stammesgenossen, höchsten- durch etwa« mildere Formen, unterschied. Klerikale Blätter sagen: „Herr von StablewSki hat ohne Zweifel «inen hervorragenden Antheii an drr Verbesserung der Stellung der polnischen »reise zu der gegen- wärtitzen Regierung. Er ist stets entschieden für die vielfach beein trächtigten Recht« jeiner Landsleute Angrtreten, hat sich aber von überspannten nationalen Bestrebungen stets serngehalten und in dieser Beziehung unverkennbar einen mäßigenden Mnfluß innerhalb der Fractton ausgellbt." Ls wird abzuwarten sein, inwieweit er diese« Lob auch at« „Prima« von Polen" rechtsertigeu wird. * Zu der Frage der Nichtversolgbarkeit der ReichStag-abgcordneten bez. der zwangsweisen Vor führung des Abgeordneten Schmidt vor dem Cbemnitzer Landgericht bemerkt die „Nat.-Lib. Corr": „Eine baldige unzweifelhafte Klarstellung dieser Franc ist allerdings im Interesse der Rechtssicherheit und Rechtsübereinstimmung nicht zu umgehen und muß m der beginnenden RcichStagS- periode durch einen Zusatz zur Verfassung erfolgen. Eine einseitige Erklärung des Reichstag« z» Gunsten der fort dauernden Immunität hat keine Giltigkeit. Ueber die Art der endgiltigen Entscheidung dieser Frage wird man noch laugen Erörterungen und starken Meinungsverschiedenheiten entgegensehen dürfen. Formell ist die fortdauernde Unver- solgbarkeit der ReichSIagSabgeordneten auch während jahre langer Sessionen schwer anzusechlrn; unbestreitbar aber erscheint e«, daß die Absicht der fraglichen VerfassungS- bestimmung nur auf die Zeit wirklicher Tagungen und kurzer Pausen, nicht aus eine rwei- und vielleicht mehrjährige Üuvrrsolgbarkeit ging." klebrigen« wird von socialdemo- kratisper Seite, wie man hört, im Reichstag eine Interpellation in drr Frage der Immuinitat der Uh-eordneten gestellt werden. Dir socialdemokratische Presse redet sich über die« „Attentat gegen den Re,ch«tag" tzi eia« Luth hinein, di« einfach komisch wirkt. Zugleich meint der „Vorwärts", man solle überhaupt mit der Zcr- chneidunz der Legislaturperioden in getrennte Sitzungs perioden brechen und jede Legislaturperiode als ein organisches Ganzes anffassen, dessen Thätigkeit je nach Bedarf durch Ferien und Vertagungen unterbrochen wird. Dann hätten also die RcichStaaSabgeordiieten stuft Jahre und bei Wieder- crneucrnng ihre« Mandats vielleicht zeitlebens einen Freibrief für Rechtsverletzungen. Im Volk wird man Wohl über die „Gleichheit vor dem Neckt" etwas anders denken. * Die LandtagSwabl in Danneberg-Lückow-Bleckede (5. Lüneburg) ist wenig beachtet worden, dielet aber doch besonderes Interesse. Der Wahlkreis ist in aller Stille in einer Nachwahl, die also von denselben Wahlmänncrn ror- enommen wird, von den Welsen auf die National- iberalen übergeganacn, wa« um so bcachteiiS- werlber ist, als das Mandat fast ununterbrochen in wclsischem Besitz war; von 1875 bis zu seinem vor Kurzem rrfolgleu Tode, mit Ausnahme einer einzigen Legislaturperiode, wurde eS von dein Abgeordneten Frcihr. v. Grote auSgeübt. Allerdings war die welsische Mehr beit gegenüber den Natioualliberalen stets gering. Der neue Vertreter, Hofbesitzer Puttfarkcn, wurde mit l l? Stimmen gewählt, während aus seinen welfischcn Gegencandidale», v. Bcrnstorff, 105 Stimmen sielen. Die Provinz Hannover besitzt jetzt im Abgcorbnctcnhause nur »och einen einzigen welfischcn Vertreter, I)r. Brücl, den Abgeordneten für Melle- Iburg. * Dem Vernckmeil nach ist der schon vor längerer Zeit angckündigle Gesetzentwurf, betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, fertiggestcllt »nd dürfte binnen Kurzem zur Vorlage an den BundcSratl, gelangen. Die Anregung zu diesem E)cseyentwurf erfolgte bereits bei Bcralhung deS Acticngcsctzcs vom 18. Juni 1884, und erlangte namentlich durch die Schwierigkeiten, welche unseren Eolonialgescllschastcn erwuchsen, als eS sich darum handelte, zu einer ihrer Bedürfnisse entsprechenden RcchlSform zu gelangen, erhöhte Bedeutung. Aber auch eine große Zahl anderer ErwerbSzweige vertrat die Anschauung, daß die Gesellschaftsformen, welche nach dem Actiengesey für den Betrieb von Unternehmt»»^» mit dem vereinigten Capital einer Mehrheit von Thcilnehmcrn anerkannt sind, dem Bedürfnisse nicht genügen und auch eine vom preußischen Handel-minister veranstaltete Umfrage bei den preußischen Handelskammern und dem Ausschuß de« deutschen Handels- tagcS führte dahin, daß die Nothwcndigkeil der Einsübrung einer neuen Gesellschaftsform mit beschränkter Haftpflicht von der großen Mehrheit befürwortet wurde. * Wie milgelhcilt worden, hat die Commission für die zweite Lesung deS Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches die Berathung des Abschnitte« über die „juristischen Personen" ausgeseyt, und zwar weil die Vertreter der Reichsregierung sich über das Einverstäudn-ß derselben »och nicht erklären konnten. Hoffentlich wird diese Erklärung in nicht zu langer Zeit cingchen und dann eine Frage endlich entschieden werden, welche seit vielen Jahren Juristen und Nichtjuristen beschäftigt bat. Die Frage ist erst in zweiter Linie politischer Natur; daS nächste Interesse wendet sich der privatrechllichen Regelung der zahlreichen Ver eine für ideale Zwecke zu. Für unzählige Vereine dieser Art sind Bestimmungen über die privatrechtliche Regelung der Berbaltnisse derselben ein dringendes Bedürfniß. Dreimal hat Schulze-Delitzsch bicrauf gerichtete Anträge, verbunden mit vollständigen Gesetzentwürfen, im Reichstage eiugebracht, jedoch ohne Erfolg. WaS in Bayern und Sachsen nach der neueren Gesetzgebung dieser Staaten für zulässig erachtet wurde, sollte, so betont die „Nat.-Ztg.", im Deutschen Reiche bedenklich sein! Sehr eingehend hat vor drei Jahren Pro fessor vr. Gierke in seinem für den deutschen Iuristenlag erstatteten, sehr gründlichen Gutachten die Frage der juristi schen Personen beleuchtet, und dabei nachgcwiesen, wie in dieser Frage die Bestimmungen des ersten Entwurfs des bürgerlichen Rechtes für durchaus unzureichend erachtet werden müssen. Dieser Auffassung schloß sich der deutsche Iuristenlag säst einstimmig an. Zn demselben Sinne ist neuerlich die Frage der privatrechllichen Regelung der Ver hältnisse der Vereine für ideale Zwecke in eurem im Archiv für bürgerliches Recht abgedrucklen Aussatze vom Iuslizrath Lesse ui Berlin behandelt worden. * Nicht geringe Anstrengungen werden seit drei Jahren in Posen und Wcstpreußen von den polnischen land- wirtbschastlicken Kreisen gemacht, um den im polnischen Besitz befindlichen Grund und Boden zu erhalten und aus deutschen Händen neuen Grundbesitz zu erwerben. Dian sucht wirtb- sckastlich schwache Besitzer zu unterstützen und ihnen aus reichenden Credit zu verschaffen; bei Zwangsversteigerungen polnischer Rittergüter aber bieten reiche polnische Gutsbesitzer häufig mehr, als die AnsiedelungScommission geben kann. In den Jahren l889—9l sind einige deutsche Rittergüter von Polen anaekaust worden, r. B. in den Kreisen Gnesen, Ia- rotschin, Posen, Schmieget, Löbau und Scheinen». Einige dieser Güter wurden parccllirt und an polnische Kleinbauern verkauft. Gegenüber der Arbeit der AnsiedelungScommission, die schon 90 größere Güter mit einer Gesamint- fläche von etwa 58 000 Hektaren erworben und mehr als 40 neue deutsche Dörfer aufgebaut bat, fallen allerdings die auf Erkaltung deS polnischen und Erwerbung deutschen Grundbesitze« gerichteten Bestrebungen nicht sehr in- Gewicht, aber sie geben doch Zeugniß davon, daß die Polen erkannt baden, daß ihnen von der Verringerung de« polnischen Groß grundbesitze« eine große Gesabr droht »nd ibr Einfluß und ihre Macht allmälig geringer wird. Hoffentlich bleibt die preußische Negierung in ihren Bestrebungen fest, das deutsche Element in Posen und Westpreußen durch Ansiedlung deutscher Bauern zu verstärken und eine weitere Polonisirung deutscher Ortschaften oder deutscher Minderheiten in überwiegend polnischen Orten zu verhindern. * Die Nachrichten, welche über Emin Pascha umlaufen, lassen sich nicht controlirrn. Einem ihm zur Verfügung gestellten Privatbriese au« unseren ostasrikanischcn Eolonien entnimmt da« „Berliner Tageblatt", „daß Emin Pascha Ende Mai am Südwestrand de« Albert Edwar-See« ankam. Er bat die Absicht, Afrika in nordwestlicher Richtung zu durchqueren, u», entweder Kamerun oder Marokko »u er» reiche«. Der Pascha wollte aber nicht eher nach keinem Reiseziel ausbrecheu, als bis er bestimmte Nachrichten über die Stellung der Mahdisteu erhalten, die ihm von Leuten aus der Acguatorialproviiiz, die — zur Zeit als Emi» daö letzte Lebenszeichen von sich gab — in einer Eulfernung von acht Tagemärschen von ihm lagerten, zugehe» sollten. Sollte der Pla» durch die Stellung derMahdisten uuauösührbar werden, so beabsichtige Enüu nach Süden, nach den» Tanganyika und Ud- chidschi zu iiiarschiren." — Ferner meldet ei» Nenter-Telegramm aus Zanzibar, daß nach aus Mombasa dort Angegangenen Nachrichten ein Capitaiu Lugard den Muselmanen in Un- oro eine blutige Niederlage beigcbracht bade. — ilnioro liegt westlich »nd nordwestlich von Uganda. Es bleibt auszukläreu, wie Capilain Lugard, welcher sich in letzteren» Lande nicht »nebr zu Hallen vermochte, nach Uujoro gekommen ist. Ein Zug dorthin hätte ibn noch weiter von der Meeres küste entseruk, au welche er ja mit Einwilligung der Gesell schaft fürs Erste zurückkehren wollte. Es wäre kein schlechter Witz, meint die „National-Zeitung", wenn dieser „Lugard", der dir Mubamedancr schlug, am Ende — Emin Pascha gewesen wäre. * Der bayerische Finanzausschuß genehinigle den Etat des Auswärtigen. Auf Ansragen Stauffcnberg'S und Schanß' wegen des Bilderexports von München wies der Minister de« Aeußern v. Crailsheim daraus hin, daß bisher Belgien, Frankreich, Großbritannien und die Schweiz sich coiivcntionSgcmäß die Vonheilc de» anierikanischcii UrheberschutzgesetzcS vom I. Juli 189l gesichert hätte». Deutschland bade die Zustimmung deS Reichstages ab- wartcn müsse». Auch auf Grund deS Berner Ueber- cinkouiineiiö bade eine Allschlußerklärung zu dem Copyright nicht abgegeben werden können, da die Gesetzt der UnionSstaatc» die Neciprocitätsklansel an die Bedingung ge knüpft hätten, daß von den leitenden Staaten auck ohne parlamentarische Berhandlung jeder Zeit die Gegenseitigkeit ausgesprochen werde» könne, wa« bei Bayern nicht der Fall sei. Der Reichskanzler werde die Angelegenheit sicher wal,r- liehtnen; auch werbe er (CrailSbei»») den bayerische» Ge sandten in Berlin, v. Lerchcnfcld-Löfering, mit entsprechenden Weisungen versehen. * AuS Thüringen, 3l. October, wird unS geschrieben: Di« antisemitische Bewegung im Eisenacher Ober läufe, namentlich in den Amtsbezirken Vacka und LengS- fcld, nimmt von Tag zu Lag an uinfäag zn, so daß die Führer der Partei fest entschlossen sind, bei den nächsten Wahlen dort mit einem eigenen Candidaten hervorrutrcten. Mehr noch als durch die allerdings nach mancher Richtung recht traurigen, durch den Wucher geschaffenen Zustände »verdcn die Agitatoren durch daS neuerliche Auftreten deS RcichStagSabgeordnctcn Harmening »nterstüyl, für den am 2t). Februar 1890 gerade die genannten Bezirke den Ausschlag gegeben haben. Tie Klein bauern des Oberlandes sind schlechterdings nicht erbaut von den Harmcning'schen Ideen über die Bodcnbesitzrcsorm ; da es die antisemitischen Redner verstehen, diese Abneigung auszu- nutzen, so kann eS nicht Wunder nehmen, daß sie Erfolge auszuwcisen haben. Herr Harmening weiß dies auch reckt wohl und dürste sich schon au« dieiem Grunde hüten, sich freiwillig einer Neuwahl zu unterziehen. Be» einer solchen »väre seine Niederlage gewiß! » * >» * Da- amtliche ungarische Blatt veröffentlicht die Er nennung des Benedictlner Erzabte« Basary zum Fürst» priina« von Ungarn. * Der erste Lord der Admiralität, Lord Hamilton, hielt in Edinburg eine Rede, in welcher er hervorhob, daß die Zurückziehung der englischen Truppen auS Egypten, welcher die Besetzung deS Landes seitens einer anderen Nation folgen würde, zu einem europäischen Kriege führen könnte. Sollte aber eine andere Macht nicht nach Egypten kommen, so würde die Zurückziehung der englischen Truppen zur Anarchie führen. * Der Pariser „Soleil" veröffentlicht folgende Infor mationen: Der neue deutsche Consul wurde soeben in sein Amt in Tananarivo eingeführt. I»Gemäßheit der Clanseln de« französisch-niadagaSkischen Abkommens stellte der Geiieralresikcnt Bompard das Ersuchen, die Genehmigung, um das Exequatur bei ibn» uachzusuchcn. Bompard schickte das Actenstück dein Premierminister de« Hose« zu, dieser lehnt indeß ab, sich mit der Sache zu befassen, indem er ansührte, daß der deutsche Consul mit ihm direct zu verhandeln habe. Er bestand auf seiner Weigerung trotz der Vorstellungen deS französischen Präsidenten, der sich auf den obige» Ver trag berief. Im Verlaufe deS sich verschlimmernden Zwistes drohte der Premierminister, Bompard und seine Geinahlin zu arretircu und als Geißeln zurückzudehalten. Angesicht- der Schwierigkeiten, in welche die französische Regierung verwickelt werden konnte, telegraphirte Bompard an de» Minister Nibot, der geantwortet haben soll, daß in Anbetracht der Unistände e- besser sei, im gegenwärtigen Augenblicke keine Schwierigkeiten mit Madagaskar hervorzurusen. Er erachte eS al» zweckmäßig, den Sachen ihren Lauf zu lassen. Bompard bat in Folge dessen sofort seine Demission ein gereicht, welche bewilligt wurde. * In der französischen Deputirtcnkammer inter- prllirtc Ba«ly wegen de« Streiks in Vicoigne und die Zurückhaltung der Arbeiterlöhnr und richtete an den Minister die Bitte, die Abstimmung Uber die Arbeitergesctze zu be schleunigen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten AveS Guyot erwiderte, der Kammer sei der Gesetzentwurf über dir ArbeiterschicdSgerichle und die Altcr-classen für Arbeiter zugegangcn, aber die Gesetze würden nicht» nützen, wenn nicht Arbeitgeber und Arbeiter ihren guten Willen belhätigen. Hierauf wurde die einfache Tagesordnung mit 275 gegen 180 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung Dien-tag. * Dem „k. k. Telegrapben-Correspondenz-Bureau" wird au« Belgrad gemeldet: Der eiarntliche Grund drr acut gewordenen partiellen Ministerkrisis scheint in der Einsicht de« Finanzminister« Boitsch zu liegen, daß man bei Festbaltung des bisherigen System« einer schonenden Eteuereintreibung au- politischen Gründen den wachsenden Grsahren der Finanz lage nickt begegnen könne. Einen weiteren Anlaß bot die beharrliche Weigerung Brutsch'«, au den Miaisterbrrathungea gemeinsam mU dem Minister Tanschanovitsch theil- zuncbmen, gegen den er angeblich schwere Beschuldigungen vorgcbrachl haben soll. Ungeachtet der Schwierigkeiten, welche gerade jetzt die äußerst drückende Finanzlage sowie der Mangel an geeigneten Fachkräften der Neubesetzung des FiiianzministcrposlenS bereiten, siel wegen des Anhanges Tauschanovitsch'S in der Skuptschina die Entscheidung dcö Cabincto zu Gunsten des letzleren aus. Die Regentschast hat zwar noch keine endgiltige Entscheidung getroffen, allein der Rücktritt Vuitsch'ö gilt als unvermeidlich. * Die Reise des Fürsten Ferdinand von Bulgarien hat durch die starken Schncesälle, die im ganzen Lande statt- gesuiidcil haben, eine Unterbrechung erfahren. Derselbe ist gestern in Küstcnbi angckomiiie». Der Exprcßzug auS Kon- staiiliiiopcl blieb bei Dragoman in» Schnee stecken, ebenso eine dahin abgcsandtc Hilsslocomotive. Auch sonst werden auS allen Thcilcn deS Lande« Betriebsstörungen gemeldet. Die Telegraphen sind betriebsfähig. * Dem Ncuter'schcn Bureau" wird aus Washington gemclbcl, auS Regicrungskrciscn verlaute nicht«, was auf wettere Complicatlviien in dem Stande der chilenischen Angelegenheit schließen lasse, der dortige Gesandte Chiles sei überzeugt und habe versichert, daß der Zwischenfall in einer für beide Theile ehrenvolle Weise seine Er ledigung finden werde. Ein Telegramm auS Santiago besagt^ das dortige amerikanische GesandtschastSgebäude werde zum Schutze von Pvlizeimannschaflen bewacht. * Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani" auS Massauab kündigte Kassa bei den Bcrhandlungcn im Pro zesse Livraghi weitere Enthüllungen an. Livragbi leugnete alle gegen ihn gerichtete Anklagen und widerlegte Kckffa'S Beschuldigungen. * Die Zustände aus Samoa haben einen bedenklichen Grad von Unsicherheit angenommen. Der frühere „König" Mataasa versucht fortwährend Malietoa zu verdrängen. Auch die Eingeborenen sollen sich mit der neuen Hcrrsckmft unzu frieden zeigen, namentlich soll sich ihre Mißstimmung gegen den Vorsitzenden des MunicipalrathcS von Apia und Rath- gcber des Königs, den Freiherr» Senfft vo» Pilsach, richten, weil derselbe angeblich „diclatorisch" austrete. Nach den vor liegenden Berichten ist es zweifellos, daß die Amerikaner hierbei die Hand im Spiele haben; sic sind eS, die die Samoaner gegen Herrn Senfft von Pilsach aufhetzen, weil sie an dessen Stelle gern einen Amerikaner setzen möchteik. Leider scheinen ihre Wühlereien Erfolg gehabt zu baben, denn wie gestern mitgcthcill, hat Baron Senfft von Pilsach „unter dem Drucke der fremden Consuln" am 15. October sein Entlassungsgesuch eingcreichl. Marine. * Berlin, 31. October. Das UebunqSgeschwader, be stehend auS S. M. S. „Friedrich Carl" tFlaqgschifs), „Deutsch land", „Kronprinz" und Aviso „Pfeil", Olcschivaderches Conlrc- Admiral »vester, ist am 31. October or. in Chrisliansand eingetrvsfcn und beabsichtigt nebst S. M. S. „Friedrich der Große" am 2. No vember d. I. uach Christiania (Norwegen) zu geheu. * Bel der zweiten Berathung des Marineetats für daS lausende Jahr im Reichstage wurde u. a. daraus hingewiescn, daß eS sich einpsehle, eine Aenderung unserer gegenwärtigen Einrichtung bei der Feststellung derConstructioncn für die neu zu erbauen den KricgSlchisfe Antreten zu lassen. CS wurde dabei aus da« Beispiel Frankreichs verwiesen, welches eine freie Toncurreuz der Ingenieure bei der Ausarbeitung dieser Constructioncn zulüßt, sowie aus dasjenige von England, wo vor der Endentscheidung über die zu wählende Construction die Vorlagen der Chesconstructeure der Marine der freien Kritik unterbreitet werden. In Deutschland lag bisher die construclive Behandlung der Schisse in den Händen des Chesconslruclcurs der Marine. Ten, Vernehmen nach soll es nun im Plan liegen, der im Reichstag gegebenen Anregung insotvrit Folge zu gebe», alS bezüglich der Bearbeitung der Echiffsbauprojecte ein Concurreiizversahre» künftig zugelassen werden soll. Auch soll künftig Vorsorge getrosten werden, Laß bei Forderungen von ersten Bauralcn für Schisse für die Berathnngen im Buudesrath« und Reichstage auSgearbeitete Banproiecte und Kostenanschläge bereit gehalten werde» können. Selbstverständlich sind diese Neuerungen nicht ohne Kosten durchzusühren. Die Angegangenen Concurrenzentwürs« müssen geprüft werden, für die Präiniirung und den Ankauf von Bauprojecten müssen Gelder zur Verfügung siede» u. s. w. Es wird denn auch die Einführung der Neuerung von der Bewilligung der für dieselbe ovthwendigen Wittel durch Buudesrath und Reichstag abhängen. * Wien. 31. October. Wie die Abendblätter melden, würden sich die Uebungen des österreichisch-ungarischen Ge schwaders, welches nach der Levante abgejegelt ist, über den Sec- rayo» erstrecken, welcher zwischen der Ostküste Griechenlands nördlich vo» Gaudia bis zu de» Dardanellen liegt. Die Hauplstationen wären PyräuS und Smyrna, doch werde daS Eeschivader auch andere Häfen und einige Inseln besuchen. Militairisches. * Pari», 30. October. Wie drr „TempS" mittheilt, hat die spanische Regierung An vergleichendes Studium der Vewassnung bei den europäischen Großmächten angeordnet. Zum Studium der Infanteriewaffen wird eine Commission vou Osfictere» noch Pan» geiandt werden. Der spanische Botschafter, Herzog von Mauda«, meldete dein Krtegsminisler Freyciuet, daß er beaustragt sei, ihm diese Commission vorzustellen. * London, 30. October. Von Sidney über San FranASco eingelauseiie Berichte melden, daß die Besatzung des gestrandeten sranz üsische» Kriegsschisses „Volagr" dort angclanqi ist und sich aus drin Wege »ach Marseille befindet. Es ist beabsichtigt, nach ihrer Ankunft daselbst sojort An Kriegsgericht adzuhalten, da die Lssicier« der Nachlässigkeit und Pflichivergrsseuheit de- schuldigt merdtn. Lolonialpolitisches. * Lissabon, 31. October. Ter Manne- und Lolouialmiaiste widerries telegraphisch die zur Expedition betreffs Untcrwersung der Eingeborenen in Makanga gegebenen Befehle. Die Eoncessioaea »ur Ausbeutung der Calzlager, welch« da- ganze Territorium be decken, wurden im Jahre 1890 von dem ersten Häuptling gewährt. Es bildet« sich darausdio Aue portugiesische Gesellschaft, um die Lager zu bearbeiten. Ter Minister bat auch die ursprünglich ge plante Expedition uach Wataki unter Lieuleuaut Contiacho, welch« die Ausgabe hatte, dt« im vorige» Jahr« erfolgt« Ermordung der Expedition de« LKutemmt« vaüandt» z» räch«», iuurrsagt.
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