Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192005087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19200508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19200508
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-08
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen - Ausgabe -nddaiart« zweimal «,II« in, VE»»kll9p»k»S» -aat tz»biachi,S,»»taelallM,rg»»a»,-ad«, manall-M. lü.—.»l«rt«liahrl.M.Si).—! >IrB»d»l«k monall.M. S.LV. Durch »aler, ,»t»4rilaa»F.UI«la» ia« Haa« «»brach« maaatl.M.1«.-, »I»ri«l illbrl. M.S0—: »,rch bl«1)»ft «na»rdald D«atschla»d« S»samt-Aa««ad» monal^ M. 7L0, »««rteljLdrllch M.V.S0, M»r«»a-4l»««ad» M.L.—. »dend-Aut- aad» M. LÜ0, S»ant»««-A,««ab» M. L— nwnatllch k»»«lchll»dllch Pafl- b»p»ll«»d«chr). da»laab«»«ti»ab: manatl. M. 10 — o. Drocksachen-Parl». chmz«.n»mm»r«: M»r«»a-4l»1aab« 40 PI.. Ad«nd-Ba»«ud» w Pf. S»«»lazt-Aat-ab» SO Pf. Sauptschriftl«lt«r: Dr. Erich Lverth, Leipzig. handels-^eUung Kurtsblatt des Rares und des poUzeiarnLes der Stadt Leipzig 114. Jahrgang Anzeigenpreis: Al. L.L>: Anzeigen »an S»blrb»n Im amilichea Teil bl» Tlonpak«!!»;«», 4N.3L0, ».»»«». M. i.— : bl»ln« Anz»lg«n »l« N»npar«llI,z«U» M l.4<^ van »iitiolri« Mb. l.SO.V«IchLs««aazelg»n «II PlatvarlchriiKn im Prell« erbtd«. Platz und Dalenvarlchrill ahn» Verbindlichkeit. Veilagenprets» stzr bl, Delamlauiiag» »ab Tausend Mb. l«.— nett», slr Tellaafia«, da« Tausend Mb l!i.— »eil», für Postauslaa» Paftgebüdr «zlra. Ferniprech-AnichintzV«.I4li>»L I4SIU un» l«o»L, — P»lllch«<bb»nt»?l!vl>. chchristteitn», »nb Seschäsltstel« 2»da»ni««a1>» dl», » 'Verlag: Dr. Reinhold L Lo, Leipzig. Nr. 211 Sonnabend, den 8. Mai 1S20 MWtz de; MWdmiiieii; mit HMnd Eine Rede Dr. Wirths in Dresden Dresden, 7. Mai. (Drahtberlchk unserer Dresdner Schriftleitnng.) Dor einer großen Zenttumäversammlung hielt heute Reichsfinanzmi nister Dr. Wirth eine große Rede über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands. Er führte u. a. aus: .In meinem Ressort erlebe ich täglich neue Ent täuschungen, da alle Berechnungen über den Haufen geworfen werden. Täglich kommenneueFehldeträgefüralleRessorts, besonders für die Ernährung, die in die Milliarden gehen. Dringendste Sparsamkeit tut not. Aus dem Etat müssen alle Ausgaben herausgeworfon werden, bei denen es sich nicht um produktive Zwecke handelt. Wir brauchen allein 700 00V Tonnen Getreide aus dem Auslände, um über die schwere Zeit Hinwegzukommen. 325 Millionen sind angeforderk, damit die vorhandene Margarine ver kauft werden kann. Für die Einfuhr von Lebensmitteln brauchen wir 3 Milliarden Mark und außerdem noch 2K Milliarden, um die ein geführten Lebensmittel verkaufen zu können. Ick gebe aber doch di« Hoffnung nicht auf, daß es besser werden wird. Allerdings dann sind neue politische Erschütterungen, neue Unruhen und Putsche von rechts und links unerträglich. Reine politische Partei kann allein die Verant wortung übernehmen. Ich spreche eS als Bürgerlicher aus: Es war die größte Dummheit der Sozialdemokraten als Partei, am S. November di« Macht zu übernehmen. Sie müssen fetzt die Verantwortung weiter mit übernehmen und werden es auch tun. In Baden haben selbst die Unabhängigen mitgearbeitet, und Ruhe und Ordnung sind nie gestört worden. Wir werden ein Jahrhundert am sozialen Volksftaat bauen müssen. Nur auf demBoden der Arbeit kommen wir weiter. Wir muffen der Republik mit aufrichtigem Herzen dienen, sonst geht all«- in Trümmer. VaS Zentrum ist ein« Minderheitspartei. Wir können nicht allein herrschen, denn wir trogen das Zeichen der Zersplitterung an uns. Wir müssen Anschluß suchen. Zn Bayern hat man den Sozial demokraten den Gefallen getan, sie in die Opposition zu drängen. Da bei ist ein schöner Scherz passiert. Dr. Heim ist bei dem wücttem- bergischen Ministerpräsidenten Bios erschienen und hat ihn gebeten, dafür zu sorgen, daß dir Sozialdemokraten wieder in die Regierung eintreken. Auch im Rheinlande sind Absplitterungs bestrebungen. Hier heißt es: Hie Christentum, hie Sozialismus, hie Bürgertum, hie Sozialdemokratie. Es ist keine Phalanx: An der einen Seite stehen Hunderttausende, die prassen, an der anderen Seite Mil- tionen in bitterster Not. Die Bürgerschaft ist zerfressen, sie Kat den Krieg verloren. Die deutschen Schulden betragen an nähernd 200 Milliarden Mark. 1 2 N Milliarden ge brauchen wir allein für den Zinsendienst. Trotzdem werde ich jedem die Tür weisen, der mir etwa den Gedanken d«s Staatsbankecotts nahelegen will. Der Gedanke des Slaatsbankerolts ist verrucht. Er würde uns alle zu Bettlern machen und das lehnen wir ab. Helsen kann nur die Solidarität ganz Europas. Das Schicksal der deutschen Mark ist auch das Schicksal des französischen Franken. Wir werben der Entente in Spa eine Kurve der Mark und des Franken vorlegen. Die französischen Nöte sind die gleichen wie die deutschen. Wir gehen nach Spa und werden offen aufklären, denn wir haben nichts zu verheimlichen. Wir sind wehrlos und vcr u gern. Aber wenn wir dort nur zuhören sollen, dann bleiben wir besser zuhause. Wir kommen nach Spa als Besiegte, bereit, zu verhan deln und zu leisten, was wir leisten können. Aber wie denkt man sich die Zahlung von 3 Milliarden Goldmark? Wir haben kein Gold, kein Getreide, keine Rohstoffe, keine Kohlen. Wir wollen in Spa beraten, wie Europa zu retten ist. Dort kann man unseren Etat studieren. 3m ordentlichen Etat ist ein Fehlbetrag bis 5 Milliarden, im außerordentlichen Etat ein Fehlbetrag von 12 Milliarden. Dazu kommen die Fehlbeträge der Eisenbahn nicht mehr mit 12, sondern mit 14 Mil- llerden und der Reichspost trotz der neuen Gebühren mit mindestens einer Milliarde. Es ist unmöglich für das deutsche Volk, daß diese Wirtschaft einige Jahre dauern bann. Und hier handelt es sich um die sozialisierten Betriebe. Wenn nicht Arbeiter und Beamte alles auf bieten, daß unter Aufwand aller Arbeitskraft die F e h l b e t r ä g e v e r s ch w i n d e n, dann i st d e r Sozialisie rungsgedanke ermordet and erwürgt. Für 30 Milliarden Mark Fehlbetrag muß Deckung beschafft werden. Die schwebend« Schuld der Länder ist an das Reich beim Ilebergang der Eisenbahnen üdergegangen, und zwar 17 Milliarden neue schwebende Schulden, so daß die schwebenden Schulden des Deutlichen Reiches 40—50 Milliarden betragen. DaS direkte Steuersystem ist im wesent lichen abgeschlossen. Es wir- aber allein nicht genügen. Das indirekt« ist ebenfalls schon angespannt. Es erhebt sich die Frage, wir wir den Feinden zahlen sollen. Ohne Regelung und Kontrolle der Produktion kommen wir aus dem Elend nicht heraus. Ein freies Spiel der Kräfte in dem Umfange von früher ist nicht mehr möglich. Die Luxusproduktion muß auf den Weltmarkt kommen. Verbrauchen wir z. B. eingeführte Seide, dann fehlt daS Geld für Nahrungsmittel. Wir fressen un- selbst auf. Das deutsche Volk verzehrt mehr, als es produziert. Wer nicht arbeitet, hat im neuen Deutschland keinen Platz mehr. Heute morgen ist da- Kreditabkommen mit Holland i» der Höhe von 200 Millionen Gulden abgeschlossen worden. E- ist ein« Tat der Holländer, di« ehrenvoll in der Welt dastehl. Zum Schluß richtete Dr. Wirth noch den Appell an di« Wähler, nach ihrer Ueberzeugung zu wählen. Die Reichspoft gegen die sächsischen Krastwagenlinien Dresden, 7. Mai. sDrahlbericht unserer Dresdner Schriftleitung) Die Sächsische Volkskammer und die sächsische Pc ss- haben kürzt ch entschieden Stellung genommen gegen die Absicht der R.ichspost, auch in Sachsen Krastwagenlinien einzurichien und das tesiehrnde und im Ausbau begriffen« staatliche Krastwagen- verkehc--Untern«hmen zu verdrängen. Das Reichspostamt hat der früheren sächsischen Regierung gegenüber wiederholt erklärt, mit dem Unternehmen des Staate- nicht IN Wettbewerb treten zu wollen. Wie man in Berlin dies« Zusage hält, zeigen folgende Fälle: Vergangenen Sommar reale die Oberpostdtrekllou sollst die Etnrichiung einer staatlichen Kroftwagenlmi» Old rnhau- Deutsch-Neudorf an. Dl« Generaldirektton der Staatseisen- bahnen ging darauf ein und schloß mit den Gemeinden die üblichen Ver träge ab. Ende März 1S10 wurde der Oberpostdirektion mitacleilt, die Linie soll« im April 1-10 in Betrieb genommen und um Aeußerung d«r Fohrplanwünsche ersucht. Am S. April erwidert« di« Obcr- post-trekilon, p« klinn« ein« endgültig« Entschließung wegen Mitbenutzung der staatlichen Linie erstin«twaz«h»Tagen treffen. Wetter« Bescheid blieb aus. Dageg«» «fuhr die General direktion am 29. April, daß di« .Reichspost säbst schon in den ersten Mattagen zwischen denselben Orten Olbernhau und Deutsch-Neudorf ein« Kraftwagenllnle einzurichten gedenke. Vorerst hat nun di« General direktion mit Zustimmung des Finanzministerium- am 1. Mai eine staatlich« Kraftwag«nltni« zwischen den genannten Orten eröffnet. Ein vorherig« Verständigung mit d«r Ob«rposkdirektiou unterblieb selbst verständlich, da das Verfahre« der Reichspost gegen dl« im Verkehr tzwischen Reicht- und Lande-behörbe» üblich«» Gepflogenheiten in un erträglich« Wels« verstößt. — Pehnltch ist die Retchspost in einem zweiten Falle vorgegangeu. Auch für die Einrichtung eine- staatlichen Kraftwag«nbetrt«b^ zwischeu Au« und Zschorlau waren längst alle Vorbereitungen getroffen und die Wagenhalle von der Gemeinde Zschorlau dereltgestellt. Di« Betriebseröfftrung stand unmittelbar bevor. Wiederum verlautete plötzlich, -aß di« Retchspost binneu wenigen Tagen auf d« Strecke einen Kraftwagenbetrted «öffnen will. Wiederum kommt di« Generaldlrektiou zuvor. Die staatlich« Lini« ward« am 4. Mat «öffnet. Aber amLag«dara»fbegannauchdt«Post Ku fahren, so daß nun zw«l Unternehmungen auf derselben Streck« sich gegenseitig Konkurrenz machen. Soll wirklich d« nach Jahrzehnten glücklich beseitigt« Eisenbahn krieg auf anderem Gebiete tn verschärfter Form wieder aufleben? Das Vorgehen ist um so eigentümlich«, al- die sächsisch« Regierung schau im Februar diese- Jahres vorgefchlagen batte, daß dl« Oderpostdirektion and di« Generaldir«ktion sich gegenseitig ihre Pläne Mitteilen sollten. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Vielmehr leitet die Retchspost einen Konkurrenzkampf ein, der wobl gegenüber ein« staat lichen Verwaltung al- einzig dastehend bezeichnet werden muß. Di« säch sische Regierung bat selbstverständlich geaen da« Vorgeben der Post In Berlin schärfsten Einspruch erhoben. Wir sind überzeugt, daß sie d«ib«- ganz Sachsen sich hat. i tn Dresden, bisherigen sächsischen -ektio^ der sächli chen g Ei e n- chalb hres Dle Neuoerwaltung des Verkehrswesens in Sachsen Dresden, 7. Mai. (Drahtbertcht unserer Dresdner Schriftleitung.) Nachdem der Etaatsvertrag über den Ueber- g^i g -er Slaatseisenbahnen auf da« Reich von der Nationalversamm lung und den Volksvertretungen der beteiligten Länder genehmigt worden ist, hat da- Reich mit Wirkung vom 1. April 1820 ab die'Eisen- bahnuntcrnehmungen der Länder, also die sächsischen Staatselsenbahnen mii allem Zrbchör und sämtl chcn damit verbundenen Rechten und Pflichten üb.rnommen. Die sächsischen Staatseisen bahnen scheide» hierdurch aus dem Ressort de- sächsischen Finanzministeriums aus. Als RrichSeisenbahnen unterstehen sie nunmehr dem Reichsverkehrsminifterium in Berlin, das die oberste Lei'ung und die Vertretung der Verwaltung gegenüber der Reichs regie: un^ dem Reichsrat und dem Reichstag übernimmt. Die vom Reichsvrrkehrsminlsterium zu übernehmende Ge währ wird bis zur tatsächlichen Ueberlettung für den Bereich der bsherigen sächsischen Staatselsenbahnen von der früheren Eisenbahnabteilung des sächsischen Finanzministeriums unter der Bezeichnung .Reichsverkehrsminifterium, Zweig stelle Sachsen' weiterverwallet. Die Verwaltungsräume dieser Zweigstelle befinden sich im Gebäude des Finanzministeriums Di« unmittelbare Leitung der Verwaltung der bisherige Staatselsenbahnen liegt auch ferner der Generaldirektion d Stoatseisenbahnea in Dresden ob, die von jetzt ab die Bezeichn»», bahn-Generaldirektton' führt. Sie vertritt inner!. Geschäftskreise- deu ReichsfiSkus in demselben Ilmfange, in dem st« >ner den sächsischen Staat vertreten hat. Ebenso behalten auch all« übrigen Behörden und Dienststellen der Staats«tsenbahnverwaltung auch als Organ« der Reickseisenbahnverwaltung bi-auf weiteres ihre bisherige Zuständigkeit. Ausgenommen vom Uebergana auf das Reich bleiben di« Kraftwaa«n-Betriebe de- sächsischen Staates. Diese werden al- Lanoe-unternehmen wetter geführt, Auf Grund besonderer Vereinbarung mit dem Reich werden sedoch dt« genannten Kraftwagenbetriebe in Zukunft von der General- direktion in Dresden im Namen und für Rechnung d«S sächsisch«» Staate- verwaltet. In bezug auf diese Landesverwoltung untersteht dl« Generaldirektion nicht dem Retchsoerkehr-ministerium, sondern d«m säch sischen Finanzministerium. Streikterror auf der Llbe Halle, 7. Mat. (Eia. Drahtbertcht.) Au- Darby im Halle schen Hafen «inlaufend« Schiffer meld«», daß auf der Llb « di« Streik wachen schweren Terror ausüben. Ihr« Schiffe seien unt« Maschinengewehrs euer genommen worden, und von Bohnen aus hab« man sie mit Handgranaten beworfen. Der Saaleschtsf-- verkehr wird noch tn beschränktem Maß« aufrechterhaltem Q Ein deutsche- Flugzeug bei Ehottn oelanhe»? Au-Bukarest wird gemeldet: In der Näh« von Lhotin bei Lzernowitz soll «in deutsches Flugzeug adgestürzk und in di« Händ« d« Rumän«n gefallen s«in. Dt« Passagiere, deutsch« Offizier«, wollten angedllch 300 Millionen Rad«» »ach Mvtka» tzrüWM, - Spa and die Wiedergutmachung Was Deutschland bisher geleistet hak. Drahtmeidung unserer Berliner Schriftleitung, h. Berlin, 7. Mai. Wenn der deutsche Reichskanzler und seine, hoffentlich mit all« Umsicht und allen Rücksichten, die ihre mit ganz gewaltigen Verantwort lichkeiten belasteten Aufgaben gebieten, ausgewählten sachverständigen Begleiter sich in Spa zusammen mit den Vertretern der Alliierten an den Verhandlungstisch sehen, dann wird das erste sein, daß ihnen die Rechnung aufgemacht wird, die an Deutschland zu stellen unsere harten Gläubiger sich berechtigt fühlen. Die Presse der Entente hallt wider von Auseinanderse^rngrn, Ratschlägen und Forderungen über daS Maß und die Formulierung dessen, was man von Deutschland fordern müsse, und wenn sich in englischen Stimmen der Unterton ver nehmen läßt, der sagt, man müsse auf die Leistungsfähigkeit des lang sam wieder aufwärts strebenden Deutschlands die nötige Rücksicht nehmen, so klingt es um so lauter aus dem französischen Thor, daß Deutschland ohne Gnade zu den schwersten Ver pflichtungen genötigt und mit allem Nachdruck zu deren Erfüllung angehalten werden müsse. Man fordert von den deutschen Vertretern ein« Klarlegung der äußersten Leistung-Möglichkeiten. Man nennt gestaffelte Summen von Milliarden und aber Milliarden und ver kündet in drohendem Tone, .man werde nun ab« energisch verlangen, daß Deutschland mit Wiedergutmachung und Schadenersatz endlich be ginne'. Kein Wort wird laut über da-, was Deutschland bis heute an Wiedergutmachung tatsächlich schon geleistet hat. Das wird ge- flisfentl ch verschwiegen und beisellegestellt. Man muß allerdings sagen, daß auch in Deutschland selbst weite Kreise sich bisher kein rechtes B.ld von dem zu machen vermögen, was von deutscher Seite bereils an Werten und Leistungen auf das Konto .Wiedergutmachung getätigt worden ist. Ls erscheint darum angebracht, diese Leistungen einmal in zusammenhängender Form der Allgemeinheit vor Augen zu stellen; dem deutschen Volk, damit es in allen Kressen erkennt, welche ge waltigen Leistungen unsere schwache wirtschaftliche Kraft bereits in der Richtung der Wiedergutmachung vollbracht, welche Opfer sie an diese Aufgabe bereits gesetzt hat, dem Auslande, damit die Völker der Allianz erfahren, was Deutschland bereits in dem ehr» ltchen Willen zur Erfüllung seiner Verpflich tungen getan hat, und damit ihre Vertret« auf den bevorstehenden Verhandlungen nicht vergess«n, diese deutschen Leistungen gebührend in chve Rechnung einzustellen un- von ihren Forderungen abzubuchen. Nach dem Frtedensvertrag ist Deutschland bekanntlich auferlegt, bis zum 1. Mai 1921 die Summe von 20 Milliarden Goldmark zu zahlen und bi- zum Jahre 1920 weitere 40 Milliarden Goldmark. <rs ist darüber hinaus dann noch ein« Lxtrarate von 30 Milliarden Goldmark in Aus sicht genommen. Wir müssen es als selbstverständlich ansehen, daß auf diese Summe die Leistungen in Anrechnung gebracht werden, die Deutsch land bereit- an Gütern und Werten getätigt hat und noch tätigen wird, und wir wollen versuchen, dies« Leistungen, soweit sie sich überblicken lassen, «inmal zusammenzustellen. ES wird freilich zunächst nicht ohne weitere- festzustellen sein, wie diese Wert« sich in Goldmark darstellen, doch wird man mit Recht von der Voraussetzung au-gehen, daß an gesichts der finanziellen Frtedensverhältniss« für die Bewertung von Objekten die Goldmark der Papiermark gleichzusehen ist. An erster Stelle sind als «in« Deutschland gutzuschreibende Leistung zu nennen die Saargruben, deren Wert nach sachverständigem Urteil des preußischen Handelsministeriums mit 1 Milliarde nicht zu hoch angeseht ist. ES folgen als zweiter deutscher Aktivposten da- Reichs- und S t a a k - e i g e« tu m in den besetzten Ge bieten, das nach Meinung der zuständigen Stellen einen Wert von fast 7 Milli ar den repräsentiert, wobei nicht berücksichtigt sind di« staatlichen Liegenschaften in Llsaß-Lotbringen, in Eupen, Malmedy, da staatliche Eigentum im Gebiete de» ehemaligen Könlgreischet Polen und ebenso nicht der deutsche Kolonialbesitz. Danach sind in Ansatz zu bringen die bisher tatsächlichen Wiedergutmachungen gemäß Art. 236 des Frieden-vertrag«-, so wl« sich die Reihe dieser Posten um Mitte April darstellte. Ls handelt sich dabei um Werte von insgesamt etwa 2,5 Milliarden an Wiederauf baumat«rto 5, an Tie ren, Maschinen, an Kohlen (im W«rk« von 740 Millionen), an Farbstoffen, um di« deutsch«» Kabel, um Eisenbahn- matrrlal (dessen Wert auf 750 Millionen veranschlagt wird), um Kali und Saatgut. Für die deutsche Hand«l-flott« wird ein Wert von rund 8>L Milliarden in Ansatz zu dringen sein, der in den Verhand lungen von den deutschen Vertret«» mit guten Gründen zu verteidigen ist, denn die Hingabe unserer Handelsschiff« bedeutet nicht nur eine ungeheure Leistung an materiellen, sondern auch an wirtschaftlichen Werten durch di« unersetzliche Schädigung, di« d« Verlust -er Schiffe für die deutsch« Wirtschaft bedeutet. Ein weiterer Posten wird daraestellt durch dt« tn Frankreich und Belgien zurückgebliebenen Racklaßgüter, di« dt« militärischen Depot- und die Gegenständ« nicht militärischer Natur umfassen, di« bei der Räumung -«- feindlichen Gebiet«- zurückgelassen worden sind und die nach sachverständiger Schätzung W«rt« von insgesamt siede» Milliarden -arstellen. Eine ebenfalls auf die Wiedergutmachung unbedingt anzurechnend« Leistung stellen dann die Liquidationen der deutsch«» Unternehmunaenim Au-lande dar. Hier handelt es sich tat sächlich um unübersehbar« Mtlltardenwert«, da diese Unternehmungen von hervvrragend oroduktiver Bedeutuna waren, und ihr Verlust stellt neben dem der deutscden Handel-flott« wohl den schwer sten Schlaa dar, der dem wirtschaftlichen Wiederaofstreben Deutsch land- zug«sügt wird. Ein« Wertermittlung stößt hier auf ungeheure Schwierigkeiten, »nb man tut gut daran, von ihr einstweilen abzu sehen, zumal da dabei auch ein« trilwetf« Aufrechnung gegenüber den Liquidationen «hemal- feindlichen Besitz«- in Frag« kommt, di« in Deutschland voraenommen word«n sind. Dies« überaus schwierige Arbeit wird von dem Reich-autgleich-amt geführt. Linen besonderen Post«» stellt schließlich di« Staatsschuld O«sterr«tch-Ungarns, Bulgariens und der Türkei bei Deutschland dar, deren Nennwert auf 7 Milliarden beziffert wird. Hier ist ein« nochmalige Durchrechnung zur Festlegung eines mittleren Kurswertes beabstchiiat EL kummm «U«r t» -«Gs d-a^All« »»» t» tz«H
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite