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Dorabend-Blaü SS. Jahrgang. SSS Dorrrrerskag, 17. August 1S2S Gegründek 1836 Drahlanschrlfl! ««chrlchte» Drei»«», lfernlprecher- Sammelnummer SS 241. Nur stir Nachlgelprijch«: 20011. Bezugs Gebühr LkSLLVKLS»» "" An»I°en->»reb- » W.7 küus« 25»/» Nachlab. Dvrzugeplütze laut Tons. Äuswärllge LlustrLie »egen " ^ Zg. Stn»-lpr-l- de, ^ - - - "> Vorauedezadlung oradenddlatte» M. >,5ll. Schrlstlellung und AauvlgeschüstsPell« warlrnslrad« SS/40. Druck u. Verlag «an vlepsch » Vrlch.rdl ln Dreede». PoHlchech-Konlo 10SS Dr„»»u. Nachdruch nur mit deulllcher Quellenangabe l.Dresdner Nachr.") julillstg. — Unverlangt» SchrlstsUcke werden nlchl ausbewahrt. /^ususl Förster ^Illsel. Pianos (8s.) VsrkLuiblokLi: v^ssclsn-^., Waisenkaussti-ske 8. Lenin!-Il,8Llef-?L88Lge Auf -er Suche nach einem Ausweg. Zwei vermittelnde Lösungen. Paris, 16. Aug. Der Londoner Sonderberichterstätter de- „Matin" spricht davon, dah man im allgemeinen nicht glaube, daß Frankreich ein militärisches Vorgehen einlcite und sich von allen seine« Alliierten trennen werde, da man fest davon überzeugt sei, dah eS hierbei keinen wahren Vorteil finde« werde. Ueber zwei vermittelnde Lösungen werde gesprochen. Die erste besteht darin, daß Frankreich eine Konferenz aller an der Neparations- frage interessierender Diguatarmächte dcS Friedensvertragö von Versailles nach Paris einbernse, nur sich mit ihnen über die Gesamtheit des Problems anözusprcchen. Die zweite Lösung schiebe man Belgien zu. Man glaube, dah daS belgische Kabinett vielleicht ans die drei kommenden Zahlungen DentschlandS, die ganz Vclgieu zufallc«, ver zichtet, und sie aus später vertagt, so dah der Augenblick, in dem Frankreich etwas von den Barzahlungen erhalte, durch die Bewilligung des dreimonatigen Moratoriums nicht hiuansgeschoben würde. Der Berichterstatter will nicht behaupten, bah dieser Gedanke auf einer ernsten Grundlage beruhe. Es handele sich hier wohl nur ein Geheimnis der belgischen und französischen Negierung. lW. T. B.) Ueber den belgischen Plan berichtet noch folgende Lon doner Meldung: London, 16. August. Aus der Unsicherheit, die der Gang -er Londoner Konferenz geschaffen hat, kann nach Ansicht hiesiger politischer Kreise möglicherweise noch ein Plan des belgischen Premierministers Theunts führen. Dieser sei der Ansicht, dass Frankreich Geld nötig habe und kein Mora torium wünsche, dah England aber ein Moratorium wünsche und kein Gel- nötig habe. Da Belgien seinerzeit ein Priori tätsrecht ans die Neparattonszahlungen habe, so nehme er daS Recht für sich in Anspruch, für ein Moratorium a u f se ch S M o n a t e z u st i m m e n. Es sei anzunchmen, dah nach Ablauf dieser Zeit durch eine Anleihe Geld für Deutschland aufzutrctben ist, so dah Frankreichs dringendste Forderungen befriedigt werden können. Diese Idee soll auch in französischen Kreisen nicht ungünstig kommentiert werden. Bet der nächsten Konferenz könne sie, falls sie vor gelegt werde, auf günstige Aufnahme Rechnen. Die nächste Konferenz. London, 15. August. Theunts hat in London darauf bestanden, bah die nächste Konferenz in Brüssel statt- ftnbeu soll. Direkte deutsch-französische Auseinander setzung? Berlin, 16. August. Nach der ,Dena" wird in Berliner diplomatischen Kreisen ein angeblicher Plan PoincarSs dis kutiert, der auf eine direkte deutsch-fr anzüftsche Auseinandersetzung hinauslause. Es wird behauptet, dah seit längerer Zeit zwischen dem Sttnncs-Konzern und einer großen französischen Finanzgruppe Verhandlungen stattfinben, die nicht ohne Kenntnis der deutschen und fran zösischen Regierungen geführt wurden. Fm Vordergründe standen dabet die Berhandlungcn über die deutsch-luxem burgischen Werke. Man führe zum Beweise an. da» an der Börse bereits bedeutsame Anzeichen in einigen Papieren von dieser direkten deutsch-französischen Wirtschaftsverständigung sich geltend machten. Wettere Verschleppung -er Anleihe. Paris, 16. Aug. Die für Mitte September in Aussicht genommene Konferenz des internationalen Bankierausschusses mußte infolge des Abbruches der Londoner Konferenz auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Trotzdem wird Morgan, der augenblicklich in Rom weilt, gemäß seinen ursprünglichen Dispositionen An fang September für eine Woche nach Paris kommen und mit den maßgebenden Kreisen der französischen und eng lischen Hochfinanz wegen der geplanten großen Anleihe für Deutschland Fühlung nehmen. Die Anssichten für diese Anleihe sind gegenwärtig die denkbar ungünstigsten, da ihre prinzipielle Bewilligung erst nach einer Konferenz des Ban- kierausschusies erfolgen kann, der kaum vor Ende des Jahres -usammentreten dürfte. Der Eiufluh des Aonferenzabbruchs auf den Londoner Deoisenmarkl. l>tg«,r Drahtbertcht der „Dreddn. Nachrichten'.» London, 18. August. Der Abbruch der Konferenz hat einen ungünstigen Sinsluh auf den Devisen markt ausgeübt. Die Mark sank bis aus 166» für das Pfund Sterling. Für einen Penny gab es IS Mark. In offiziellen englischen Kreisen ist mau der Ansicht, daßFrank- reich nicht allein vorgehe« werde. Die Londoner Sonsereuz habe gezeigt, dah die anderen Delegationen nicht de« Standpunkt Poincarls unterstützen. Man ist in politi sche« Kreisen davon überzeugt, dah Frankreich nunmehr die E « tscheid « ng in die Hände der Neparationskom, Mission legen wird. Die Stimmung in der City infolge des Abbruchs der Konferenz ist nicht so pessimistisch, wie die «ktienbaisfe eS vermute« laste» könnte. Man glaubt viel» mehr, dah eine Baisse nur vorübergehend sein werde. 'Ta man bald eine neue Konferenz erwarte, ist man sicher, dah diese zur Festigung der Mark beitragen werde. Die Ansicht über die Wirkung einer neuen Konferenz erscheint angesichts der ganzen Lage reichlich naiv. Der Wunsch ist dabei offenbar der Vater deS Gedankens. / Einberufung -es französischen Parlaments. Paris, 16. Aug. Wie unterrichtete Kreise Mitteilen, dürften, selbst wenn der heute stattfindcnde Mintstcrrat die Einberufung des Parlamentes beschließen sollte, diese nicht eher erfolgen, als bis die Neparationskvmmission über die Frage eines deutschen Moratoriums und darüber ent schieden haben werde, ob ein Verschulden Deutsch lands festgestellt werden könne. Man erwartet eine ELt- scheidung der Neparationskommission innerhalb drei vis vier Tagen, so bah eine Einberufung der Kammer für Mitte nächste Woche in Frage kommen könnte. Wie da zu von anderer Seite mitgcteilt wird, soll die Einberufung des Parlaments zum 22. d. M. nach Paris bereits erfolgt sein. In Srwarlung der offiziellen -enlfchen Weigerung Paris, 16. Aug. Zur Frage, ob die französische Kammer cinberufen wird, schreibt der „Matin", obwohl im Mini sterium einige Stimmen für die Einberufung seien, seien andere und nicht die unbedeutendsten gegen diese Maßnah men und erklärten, die Regierung sei solidarisch mit dem Ministerpräsidenten, man müsse die Verantwortung mit ihm teilen. Auch das „Echo de Paris" glaubt nicht an die un mittelbar bevorstehende Einberufung deS Parlaments. Erst müsse Deutschland sich geweigert haben, die Entscheidung der Neparationskommission anzuerkennen. Französische Kritik an PolncarS. lTigner Drahtbertcht de« „Dreöin. N a chrM, t c n".) Paris, 15. Aug. Das Journal des Döbats^schreibt, ein Fchlervon P o i n c a r ü sei cs gewesen, daß er trotz der Note Balfours keinen großzügigen Plan über die Re gulierung der internationalen Schulden und der Repara tionen der Konferenz unterbreitet habe. Er sei dadurch in das Fahrwasser von Lloyd George gekommen, der nun das Schiff nach seinem Belieben lenken könne. PoincarSs Empfang in Pari». tligner Drabtbertcht der „DreSdn. Nachrichten'.» Paris, 15. August. Poincar« und Delastcnrie sind heute abend um 6 Uhr hier eingetroffen. In demselben Zuge hatten auch Mitglieder der italienischen Delegation unter Führung von Schanzer Platz genommen. Poincare ist von mehreren Persönlichkeiten, die während seiner Ab o:senheit seine Ge schäfte in Paris führten, empfangen vo-den. Die italienische Delegation wurde von Graf Sforza begrübt. Eine zahlreiche Menschenmenge umsäumte den Bahnhofsplay und brachte PoincarS begeisterte Huldigungen dar. Heute abend wird Poincare eine Anzahl französischer Journalisten empfangen und ihnen über die Londoner Konferenz Erklärungen ab geben. Lloyd Georges Londoner Abschie-sworle an Frankreich. Amsterdam, 15. Aug. Hier werden jetzt die Schluß erklärungen Lloyd Georges auf der Konferenz der alliierten Minister bekannt. Der englische Ministerpräsident hat ge sagt. bte Verhandlung über die Wtederherstellungsfrage hätte stets beim Wiederherstellungsausschuß. verbleiben müssen. Ferner hat er sein Einverständnis mit der sofort! gen Anwendung der vom Garantiekomttee bereits ver langten ausreichenden Garantien erklärt und sich weiter dafür verbürgt, baß bis zur Wiederaufnahme der Minister konferenz. Ende dieses Jahres, in Neberetnstimmung mit dem Vorschläge der Italiener, England von seinen Ver bündeten keinerlei Tilgungsraten oder Zinsen ihrer Schulden etnforüern würde. Der Londoner Korrespondent deS „Corrierc bella Sera" erfährt noch über die letzten Be sprechungen Lloyd Georges mit Schanzer vor dem Abbruch der Konferenz in London: Als Schanzer über die Möglich keit eines Bruches und eines selbständigen Vorgehens Frankreichs mit Lloyd George gesprochen habe, hätte dieser sich sehr entschlossen gezeigt und gesagt: „Mögen die Fran zosen tu«, was sie sür gnt halten! Sie können ins Ruhr gebiet, sie können bis Berlin gehen. Sie werde« zu in« finden." Die Kalkung Amerikas zum Abbruch -er Konferenz. London, 16. Aug. Aus Amerika wird dem „Daily Telegraph" gemeldet, die Wiederherstellung Euro pas sei so notwendig sür Amerikas Wohl, baß der Zusam menbruch der Londoner Konferenz mit großem Bedauern vernommen worden sei. Man versteh«, daß Lloyd Georges Vorschlag, die denische» Schulden nm zwei Drittel herab- zusetze«, eine harte Nuß für Frankreich sei, aber es «erde darauf hingewiescn, daß die ganze Reparattzinssrage, prak tisch angesehen, nicht weniger hart ist. I« amerikanischen Geschäftskreisen werde durchaus verstanden, daß Deutsch land, nm so beträchtliche Zahlungen z« leiste«, znnächst einmal seine Währung befestige« müsse und über dies einer großen Anleihe bedürfe. Man wisse in Amerika, daß das nicht möglich sei unter den Bedingungen, die Poincare ins Auge gefaßt Wbe. Arbeilnehmerpläne zur Bekämpfung -er Teuerung. Berlin, 16. Aug. Die Spitzenverbünbe der Arbeitneh merorganisationen haben in den letzten Tagen über die durch den Marksturz hervorgeruscne Wirtschaftslage beraten. Wie die „Voss. Ztg." mitteilt, wollen die Arbeitnehmervcrtreter heute mit dem Nctchswirtschaftsminister Schmidt die Lage erörtern, und im Anschluß daran Beschlüsse fassen, die der Neichsregierung vorgelegt werden sollen. Die Spikenver- bände wollen der Negierung Maßnahmen zur Be kämpfung der Teuerung Vorschlägen, die ans eine Einschränkung der freien Wirtschaft nnd teilweise Rück kehr zur Zwangswirtschaft hinanölauscn «nd vor allem eine Drosselung der Einfuhr herbcisiihrcn wollen. Berlin, 16. Aug. Zu dem von den Spitzenorganisationen angesichts der neuen Markkatastrophe beschlossenen Schritt wird noch mitgeteilt, daß heute vormittag vertrauliche Besprechungen zwischen den einzelnen Gewerkschaften stattfanden. Es handelt sich zunächst darum, eine g e nxe in fame Front aller Arbeitnehmervertreter zu schaffen, und aus diesem Grunde soll auch versucht werden, ein Uebercinkommen mit den Organisationen der christlichen und der Hirsch-Dunckerschen Organisationen zu schaffen. Ob bei den Verhandlungen mit der Negierung seitens der Ge werkschaften bestimmte Vorschläge in der Richtung der Be schlüsse des Leipziger Gewerkschaftskongresses gemacht wer den, steht noch nicht fest. Verschärfung des Landarbeilerslreiks in Oberbarnlm. /DrabtOeldungunsrerBerlinerSchristleitung.s Berlin, 16. August. Der von den Kommunisten in Szene gesetzte Landarbeiterstreik im Kreise Oberbarnim hat inso fern eine Verschärfung erfahren, als neben den zahlreichen Gütern jetzt auch eine Reihe von Bauernhöfen von dem AnS- stand betroffen worden sind. Auf einigen Gütern ist cs bereits zu Tätlichkeiten zwischen den Kommu nisten und den freigcwerksch östlich organi sierten Landarbeitern gekommen. Mit Rücksicht auf diese Lage ist Sie Schutzpolizei in Oberdarnim weiter ver stärkt worden. Bayrische Agilaiion gegen das Berliner Prolokoll. (Von unserem Sonderberichterstatter.) München, 16. Ang. Außerhalb der bayrischen Landes hauptstadt wird sehr stark gegen das Berliner Protokoll agitiert. In einer Versammlung vor den Toren Münchens wurde eine Entschließung znm Berliner Pro tokoll angenommen, in der es heißt: Wir Bayern wollen nicht noch einmal ähnliches erleben, wie im letzten Herbst, dank der Unfähigkeit der bayrischen Unterhändler. Graf Lerchcnfeld und seine Berater sind nicht weiter geeignet, das banrische Volk zu vertreten. Wenn die Parteien nicht den eigenen Mut haben, ihr „Unannehmbar" aufrecht zuerhalten, dann sollen sie das Volk fragen. Heute will man angeblich das Reich vor Erschütterungen bewahren und wird in Bälde erstaunen über die Erschütterungen, die man ohne Ucbcr- legung hcrbcigcführt hat. Eine Deputation wurde beauf tragt, von dieser Entschließung persönlich dem Minister-, Präsidenten Kenntnis zu geben. Auf frischer Tak ertappt. Stuttgart, 16. Aug. Der unabhängige sozialistische Land» tagsabgeordnete Emil Schüler, Redakteur des „Soziali sten" ist auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wegen Lan desverrats und Verrat militärischer Geheimnisse ver haftet worden. Der Landesverrat wird in einem kürz lich im „Sozialisten" erschienenen Artikel „Wafsenfunde und Arbeiterschaft" erblickt. Dem Hinweis auf seine Abgcord- neteneigenschaft wurde mit der Bemcrlung begegnet, daß es sich um ein Ertappen auf frischer Lat handelt. Aushebung -es Postgeheimnisses in Thüringen. Berlin, 16. Aug. Eine dcutschnationale Anfrage hat der Neichspostmiuistcr wie folgt beantwortet: Die Postämter des Altenburger Wcstkreises sind durch den Re- gicrnngskommissar in Rhoda (S.-A.j ersucht worden, ihm ein Verzeichnis sämtlicher Zeitungsbczicher, unter Angabe der von ihnen gelesenen Blätter cinznscnden. Dem Ersuchen des Regierungspräsidenten ist entsproche « worden. Das Post-, Telegraphen- und Fernsprechgchcim» niö ist auf Grund des Artikels 16 der Rcichövcrsassung sür daS Land Thüringen durch die Veröffentlichung des thürin gischen StaatSmintsteriums bctr. die zur Nusrcchtcrhaltung oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ord nung nötige« Maßnahmen auf dem verfassungsmäßig vor- geschricbene» Wege rechtswirksam aufgehoben worden. Alle Zivildehörde« deS Landes Thüringen haben nach dieser Verordnung deS Staatsministcriiims dem Ersuchen des Re- gicrungskommissars Folge zu leisten. Der Zusammenbruch des polnifch.oberschlefifcher, Slfenbahnverkehrs. BreSla«, 15. Aug. In Polnisch-Oberschlcsicn wachsen mit jedem Tage die Stockungen im Eisenbahnverkehr. Um den Unregelmäßigkeiten im Zugverkehr zwischen Dcntsch- und Polnisch-Oberschlesien einigermaßen abziihclfcu. sollen vom 1. September ab die Züge aus Deutschland mit deut schen Lokomotiven bis nach Kattowiü durch, esührt «nd eine Anzahl deutscher Eisenbahnbeamte» tu attowit' stationiert werde»