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MMMTageblatt Nationale Tageszeitung für die Tandwinschast, Das Wilsdruffer Tageblatt enthält d-.e amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 233. kmopMGe Linigungspläne Bund für EmvMche SetMbigmg. Herbeiführung der europäischen Entspannung. Eine Konferenz von Staatsmännern und Politikern, die unter dem Vorsitz von Emi! Borel, ehemaligem fran zösischen Minister, zu Gens ftattfand, beschloß einstimmig die Konstituierung des Bundes für Europäische Verständi gung sowie die Veröffentlichung eines an die Völker Europas gerichteten Manifestes, dem die Vertreter von 24 europäischen Nationen zugestimmt haben. In diesem Manifest wird auf den jetzt zutage getretenen Ver - s ö h n u n g s w il l e n der einzelnen Negierun gen hingcwiefen und auch an die Mitarbeit der Völker appelliert. Der Bund setzt sich im wesentlichen zum Ziel, das Verständigungswerk der Negierungen zu ergänzen und deren künftige Schritte vorzubereiten, indem er auf die Völker selbst einwirkt und in ihnen das Bewußtsein ihrer Solidarität wachzurufen sich bemüht. Zu seinen Haupt aufgaben gehört demnach die Herbeiführung der europäischen Entspannung sowie der morali schen und effektiven Abrüstung, die Beseitigung der Ur sachen künftiger Kriege durch freundschaftliche Verständi gung, schließlich die tunlichste politische und wirtschaftliche Annäherung der europäischen Völker zwecks Wahrneh mung ihrer gemeinsamen Interessen. Der Bund beob achtet dis strengste Neutralität in allen inneren Fragen politischer und sozialer Natur. Er betrachtet die Erhaltung der nationalen und kulturellen Eigenart jedes Volkes als unentbehrliche Vorbedingung aller europäischen Zusammenarbeit. Von deutschen Persönlichkeiten, die sich für die Ziels des Bundes einsetzen, seien genannt Reichs kanzler Dr. Marx, Dr. Stresemann, Dr. Wirth, Dr. Luther sowie eine Reihe namhafter Parlamentarier von der Deut schen Volkspartei bis zur Sozialdemokratie. Briand, Chamberlain und Mffolmi. Das Ergebnis der Chamberlainschen Konferenzen. Der englische Außenminister Chamberlain, der wieder in London eingetroffen ist, gab Pressevertretern gegen über Erklärungen über seine Besprechungen mit Briand und Mussolini ab. Die Zusammenkunft von THorry fasse er als einen weiteren Schritt in Richtung auf den Wiederaufbau Europas uüd als eine natürliche und fehl befriedigende Folge des Locarnovertrages und des Ein tritts Deutschlands in den Völkerbund auf. Er sei nicht der Meinung, daß ein freundschaftliches Verhältnis zwi schen zwei Nationen gegen eine dritte Nation gerichtet fern müsse, und begrüße alle Persönlichen Berührungen der Außenminister der verschiedenen Länder miteinander. Uber seine B e s p r e ch u n g m i t M u s s o l i n i sagte Chamoerlam, sie sei sehr herzlich gewesen. Es seien Fragen behandelt worden, die Italien und Großbritannien berührten und über die bereits ein schriftlicher Gedanken austausch im Gange gewesen sei. Natürlich seien gleich zeitig die größeren Fragen der europäischen Politik durch gesprochen worden. Ohne Überraschung, aber mit großer Zufriedenheit habe man ein erhebliches Maß der Überein stimmung zwischen den beiderseitigen Auffassungen fest- gestellt. Die Politik der beiden Länder richte sich auf die Erhaltung desFriedens, die für den wirtschaft lichen Wiederaufbau der Welt so nötig sei. Auch mit Briand habe er eine sehr freundschaftliche Unterredung ge habt und er sei in der Lage gewesen, Briand alles über die Besprechung mit Mussolini mitzuteilen, was diesen habe interessieren können. Briand seinerseits habe ihm über den Inhalt seiner Besprechung mit Dr. Stresemann Mit teilung gemacht. Er sei jetzt in der glücklichen Lage, nicht nur offiziell zu den Ministern des Äußern von Italien und von Frankreich im besten Verhältnis zu stehen, son dern auch mit ihnen Beziehungen persönlicher Freund schaft angeknüpft zu haben, die von ihnen, wie er glaube, ebenso geschätzt würden wie von ihm. Seit Locarno glaube^ er sagen zu können, daß er auch in einem ähnlichen Freundschaftsverhältnis zu Dr. Strese- m nun stehe. Nach näheren Einzelheiten über seine Unterredung mit Mussolini befragt, sagte Chamberlain, man habe den entschlossenen Willen bekundet, die Locarno politikfortzusetzen. Thoiry sei nur erwähnt wor den als erfreuliches Zeichen für eine dauernde Besserung der internationalen Beziehungen. Auf weitere Fragen sagte Chamberlain, es würde eine Dreistigkeit sein, wenn er sich über innere Angelegenheiten Italiens äußern wollte. Für England sei der Faschismus nicht geeignet, aber für Mussolini empfinde er große Achtung und Be wunderung. Der römische Berichterstatter der „Times" erfährt, daß Briand sich formell verpflichtet habe, die italienische Regierung über jeden Schritt in den augenblicklichen französisch-deutschen Besprechungen unterrichtet zu halten, und daß die italienische Negierung über diese Zusage sehr befriedigt sei. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dieSgespaltene Raumzelle 20 Loldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 «old. pjennig, die S gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachmeisungsgebühr 20 Eoldpfennig. Bor geschriebene Erscheinung-- tage und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit »vLrllsv Vs Ä SV: Ämt ZBiksovUf? Lik. berücksichtigt. Anzeigen, annahme dis norm. IVUHr ' -- . —- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garanlie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage Ungezogen werdenmuk oderder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigennehmcn alle Vermittlungsstellen entgegen. Erster Paneuropa-Kongreß. Die Frage der nationalen Minderheiten. In Wien wurde der vom Grafen Condenhove ein berufene erste Paneuropäische Kongreß durch eine Rede des früheren Bundeskanzlers Dr. Seipel als Vorsitzenden eröffnet. Einleitend wies er darauf hin, daß sich heute Vertreter aller europäischen Staaten eingefunden haben, um bei voller Wahrung ihrer Kultur und Geschichte an dem Gedanken eines geeinten Europas zu arbeiten. Bundeskanzler Dr. Ramek hieß namens der österreichischen Regierung den Kongreß willkommen, dessen Wege und Ziele in Österreich vollstes Verständnis fänden. Nach einer Begrüßung durch Vertreter der Stadt Wien hielten Vertreter der verschiedenen europäischen Staaten in alphabetischer Reihenfolge kurze Ansprachen. Der Vertreter des deutschen paneuropäischen Komitees, Neichsiagspräsident Löbe, führte unter Beifall aus, der Geburtstag der Paneuropäischen Union werde einst als ein historischer Akt in der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der Menschheit gelten. Der ungarische Dele gierte von Lukacs wies auf die fehlerhafte Konstruk tion des Völkerbundes hin und betonte, der Kernpunkt aller europäischen Fricdensproblemc liege in einer be sonderen Entwicklung der französisch-deutschen Beziehun gen. Der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth empfahl zur Schaffung des Europäischen Reiches die Auflösung des Vvlkertzasses. Am Schluffe der politischen Aussprache auf dem Pan europäischen Kongreß begründete der deutsche volkspartei liche Reichstagsabgeordnete Dr. Mittelmann folgenden von ihm cingebrachten Antrag: Der erste Paneuropäische Kongreß wolle die Einsetzu eines Ausschusses be schließen, der die F r a g e d e r n a t i o n a l e n M i n d er st e i t e n zum Gegenstand eingehender Prüfung macht. Der Zwischenfall von Germersheim. Eine objektive Untersuchung gefordert. Zu dem Germersheimer Zwischenfall wird von zu ständiger Stelle mitgeteilt, daß die Angelegenheit von deutscher Seite sofort nach Bekanntwerden der ersten Ein zelheiten des Tatbestandes anhängig gemacht worden ist, und zwar sowohl vom Auswärtigen Amt der französischen Negierung gegenüber als auch vom Reichskommissar in Koblenz gegenüber der Nheinlandkommission und den französischen Kommandostellen. Die diplomat,schen Verhandlungen werden seitdem auf beiden Wegen fortgesetzt. Es kommt zunächst darauf an, mit größter Beschleunigung eine einwandfreie objektive Feststellung des Sachverhalts herbeizuführen, der durch die bisherigen Erhebungen der deutschen und der französischen Behörden noch nicht in allen Einzelheiten hinreichend aufgeklärt erscheint. Zwischen beiden Regierungen besteht Einverständnis darüber, daß die strafrechtliche Sühne dieses ernsten Falles ein Zusammenwirken der zuständigen deut schen und französischen Organe und die Vernehmung aller von den deutschen Behörden namhaft gemachten Zeugen erfordert. Ebenso besteht Einverständnis darüber, daß unverzüglich Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine Wiederholung derartiger beklagenswerter Vorkommnisse zu verhüten, über die Einzelheiten des beiderseitigen Zusammenwirkens, insbesondere über die Form der Beteiligung des bayerischen Untersuchungs- leiters, sind die Erörterungen noch im Gange. Dis WAer Mhsy. Von besonderer politischer Seite wird uns geschrieben: Eben,o wie die Deutschnationale Volkspartri hat auch die Deut sch eVolkspartei ihren diesiährigen .jwll in K ö l n abgehalten. Tas ist nicht nur innen politisch bedeutsam, sondern vor allem auch außenpolitisch. Außenminister Dr. Stresemann, Ler ja gleich zeitig auch Vorsitzender der Deutschen VoUZpartsi ist, hatte in Köln die Ausgabe, die Schranken auszuweisen, innerhalb deren sich seine Politik bewegen muß, weil sie eine unbedingt deutsche bleiben will. Die Reden, die vor acht Tagen Poincarö gehalten hatte, waren oom sraw zösischen Gesamtkabinett gebilligt worden, sind also als offizielle Regierungsverlautbarungen zu betrachten ge wesen. Daß in diesen Verlautbarungen versuch- worden war, dis Behauptung von der angeblichen Schuld Deutschlands am Kriege auch in dch Gegenwart hinüberzuretten, und daß diese Anklagereden ausgerechnet von Poincarö gehalten wurden, erzw a u g es einfach, daß der deutsche Außenminister in unzweideutiger Form gegen diese Anklage Protest einlegre Run nimmt man es in Paris übel, daß Dr. Stresemann aus Poincarüs sophistische Unterscheidung zwischen dem „oeutichen Volk" und dem „kaiserlichen Deutschland" als dem angeblich Schuldigen am Kriegsausbruch nicht eiugegangen ist, und fühlt sich sogar veranlaßt, in auffallend scharfer Form darauf hinzuweisen, daß die Reden Poincarc-s „sowohl hinsichtlich ihrer Form wie auch hinsichtlich ihres Inhalts vom gesamten Ministerrat gebilligt waren und sie dis bleibende Ansicht der französischen Regierung darstellten". Dr. Stresemann hat betont, daß trotz jener Reden das Ziel der deutschen Außenpolitik dasselbe bleibt, und die Tatsache, daß die Tagung der Deutschen Volkspartei in Köln stattfand, unterstrich die Selbstverständlichkeit dieses Zieles: BefreiungdesdeutschenBodsns von der Besetzung durch fremde Truppen. Innenpolitisch hat sich der Führer der Deutschen Volkspartei zurück haltend geäußert; er ist ein viel zu guter Politiker, um Nicht zu wisse», daß innenpolitisch die Dinge noch viel zu sshr in der Schwebe sind, daß Vie Entwicklung in den kommennden Monaten sich noch viel zu Wettig übersehen großes Gewicht ist in Köln auf die wirtschaft liche Diskussion gelegt worden. In scharfer Form pro testierte der Abg. Gramm namens der Landwirtschaft dagegen, daß immer nur der Konsumentenstandpunkt als maßgebend betrachtet wird, daß große Teile unseres Volkes leider immer noch nicht erkannt haben, wie wesent lich es ist, daß Stärkung und Förderung der Produktion, vor allem aus dem Gebiete der Lan d- wirisch ast, Voraussetzung jeder vernünftigen Kon sumentenpolitik sind. Es kommt zuerst auf die Erzeugung, l» zweiter Linie auf die Verteilung an. Abg. Cra IN m darauf hin, wleche fast untragbaren Lasten scha l nc ea? b^°auf die Schultern der deutschen Wirt- Arbcit^ " warf daun den Gedanken eines gleichfalls aus, da» die deutsche Wirtschaft Lasten zu tragen habe, die Me Ellenbogenfreiheit nach der Wirt-! schaftspolitischen Seile hin ebenso unmöglich machen wie nach der sozialpolitischen Seite hin. Hatte Dr. Strese mann als das Ziel unterer Außenpolitik die Verstän digung zwischen Deutschland und Frankreich bezeichnet/ so betonte anderer,eits Dr. Curtius die Notwendigkeit, oas deutsche Neparationsproblem in den Kreis der inter nationalen Schuldverpflichtungen hineinzustcllen. Er warnte davor, den Franzosen zu versichern, daß wir in der Lage seien, ihnen dre Währung zu stabilisieren. Frank- reich sei selbst durchaus fähig, diese Ausgabe zu erfüllen und ob es überhaupt sehr zweckmäßig sei, die außer ordentlich schwierige Frage einer Mobilisierung der deut schen Reparationsschnldverschreibnngen gerade jetzt und ür den Zweck einer französischen Währnngsstabilisierung ouzmÄneiden, hält der Minister für mindestens sehr frag- liw Dieser Zweifel in die Durchführbarkeit einer solchen Mobilisierung bedeutete nicht, daß Dr. Curtius die von DrÄr^ in Thoiry gemachte Anregung miß- billjge Mahnung klang dahin aus, nicht le ich t- her w „nd ob-r^ von die cn Dingen zu reden, die if-'d N di- d-u«- sq-nm and dl- d-MIch-n NnA! »°n iÜ-MschM»- B-d-Mmg lmd. „Aii, d-m Pari-iteg d-l Dintschcn l" 5-1" sl-rach noch R-ichStagsabg-°rd"-t-, 2 " über die Sorgen des gewerblichen Mittelstände!-?. - L Schluß der Aussprache wurde eine Reche von schließungen angenommen, so über das Reichsschulges^, über die Landwirtschaft und über Beamtensragen. -v-u feinem Schlußwort erklärte Geheimrat Kahl, daß, wer draußen darauf spekuliert habe, daß es einen linken oder iecytcii Flügel der Partei gebe, durch diesen Parteitag Aust worden sei. Die Versammlung brachte dem dem "Äscher Dr. Stresemann ein dreifaches Hoch und Ovati r Geheimrat Kahl, eine stürmische dar. Damit war der Parteitag beendet. Ziele der Christlichen SewerWasten. Stegcrwalds Darlegungen. Im Rahmen der Kundgebung der Christlichen Gewerk schaften in Recklinghausen sprach Ministerpräsident a. D. Stegerwald über die Ziele der Christlichen Gewerk schaften. Er führte u. a. folgendes aus: Die vollständigen Strukturveränderungen in der deutschen Wirtschaft hätten den Hintergrund für die bekannte Rede Dr. S i l v e r b e r g s in Dresden gebildet. Die Verständigung in der Kohlenindustrie sei sehr viel schwieriger als in anderen Industrien, weil bei der Kohlenindustrie ein großer Bruchteil des Gesamtwertes sich im Lohn äußere. In Düsseldorf sei der Faden der Dresdener Rede Silverbergs wcitergcsponnen worden. Daß sich gerade im Westen der stärkste Widerspruch gegen die Silverbcrgschcn Auslassungen bemerkbar machen würde, sei vorauszusehen gewesen. Die christliche Arbeiter bewegung stehe bewußt auf dem Boden der christlichen Welt anschauung, die aber kein Hinderungsgrund für den Lohn aufstieg der Arbeiterschicht sei. Sie wolle eine Reform der Gesellschaftsordnung mit der richtigen Rangordnung der sittlichen und moralischen Werte und stehe bewußt auf dem Boden der Volksgemeinschaft. An. Stelle des Klassenkampst Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend o°t.°nn.ndunni-nu,: jkL^gen mtö?g^ I«" °u- höherer G-w-lt, Krieg oder sonstig,-«etri-b.ftSrungen besteh, kein An?pru"ch nusSM ^rZRtua^ode?KLsiung de» B-,ug»p--!s-r. - Rücksendung -ingesanbter Schrinstuckc erfolg! nur, wenn Porto oeiliegU 85. ILhWMH. Tekgr.-Wr.: .Amtsblatt« MilKdVAffsiDTESdEA VaMtck: Dresden 2S40 DiSAStag, dLN 5. Oktober 1828