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MMche Gleitung. Amts- unö Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderats) zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für l Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — tb- Inserate für das Mittlvvchsblatt lverdcn bis Dienstag früh i) Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltens Corpnszeilc oder deren Nanin IO Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder coniplicirtc nach ltebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Amwucen-BürcauS von Haascnstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nud. Mosse. Schandau, Sonnabend, den 15. Juni S Wer träqt die Schuld? Die Tage der Pfingsten sind vorüber, aber eine eigentliche Festfreude haben sic in diesem Jahre wohl Niemandem gebracht. In den Gotteshäusern wurden wir zur Buße aufgcfordert uud wahrlich, die Buße thut nuö deutschen Noth! Aber das erste Erfordernis; ist, daß sic ernsthaft nnd aufrichtig sei, das zweite, daß sic nicht dcu nubcfangcncn Blick trübc nud damit dcr Anfang neuer Fehler werde. Mian kauu nicht sagen, daß diese Merkmale an allen Knndgebnngcn dcr letzten Tage wahrznnchmcn sind; mir zn häufig zeigen dieselben, offen oder versteckt, eine Neigung, die eigene Schuld zu vermindern nnd Andere für die traurige inncrpolitischc Situation verantwortlich zu machen. Wie viel oder wie wenig immer die Untersuchung schließlich über die Bcrbiudungcn Nobiling's ergeben mag, seine ruchlose That ist unter allen Umständen ein furchtbarer Beweis, wohin der sozialistische Fana- tiömnö führt nud führen mnß; ganz abgesehen von dcr Billigung, die dcr Künigsmord, nach Anöwciö der betreffenden Ncrhaftnugcn, in erschreckend zahl reichen Füllen in den von dcr sozialdemokratischen Agitation verhetzten Volksschichten gefunden hat. Um was allein cs sich handelt, ist die Frage, wer au dem Anwachsen dcr sozialistischen Gefahr bis zn dieser erschreckenden Höhe die Schuld trügt. Wir haben bereits unsere Ucbcrzcugung dahin ausgesprochen, daß keine unter den verschiedenen Schichten dcr Gesell schaft, allein keine unter den politischen Parteien au sich, keine unter den mit dcr Erziehung des Volkes beschäftigten Einrichtnugcn nud Korporationen speziell die Verantwortlichkeit, sondern daß die Gcsammthcit: Staat, Kirche und Volk das Hcranwachscn der Sozial demokratie verschuldet Hal. Wo aber bei dcr Unter suchung der Ursachen nationaler Kraulheilszustündc politische Nebenabsichten verfolgt werden, da ist alle Mühe aussichtslos, dcu Gcgucr in loyalem Mcinnngs- austanschc zn überzeuge». Nach dieser Richtuug hin ist die Wahrnehmung überaus betrübend, daß die haßerfüllten Anklagen gegen die „liberale Gesetzgebung," welche man bisher mir in den Parteiorganen der altkonservativen und partikularistischcn Reaktion sowie der nltramvntaucn Agitation zn finden gewohnt war, heute auch, wenn gleich noch in vereinzelten Füllen, ans Kreisen laut werden, welche sonst allezeit für eine freiheitliche Staatöentwickelnng cingctrctcu sind. Es füllt nnö nicht ein zu bestreiten, daß die allzn hastig betriebene Rcformgesctzgebnng, welche nach dcr großen nationalen Umwülznng des Jahres 1860 von der Regierung Hand in Hand mit einer vorzugsweise von freisinnigen Anschauungen beherrschten Volksvertretung geschaffen wurde, das Anwachsen der Sozialdemokratie erleichtert hat, aber nicht in Folge einer ans dieser Gesetzgebung selbst sich ergebenden nuvcrmcidlichcu Nolhwcndigkeit, sondern weil die Pflichten vernachlässigt wurden, welche der neue Zustand dcr Gcsammthcit aufcrlcgtc. Man hat das Grnndübcl unserer Zeit in dem unseligen „Gehen lassen, wie cs will" zu finden geglaubt. Dies Wort ist richtig, aber iu einem andern Sinuc, als es in dcr Regel gemeint wird. Nach dcr vulgürcn Auffassung hat dic Gesetzgebung überall den Grnndsatz des Gcschchenlasscnö proklamirl, hat sic die Staatsgewalt in ihren nothwcudigstcn nnd nützlichsten Fnnktioncn bcschrünkt nnd gclühmt. Die Sache liegt aber umgekehrt, dcr Vorwurf des nuseligcn luissor tmro trifft diejenigen, welche sie auszuführen hatten. Die Sclbstthüligkcit des Bürgcrthnmö, welche in einem freien Staatswesen gefordert wird, läßt sich mir in sehr kleinem Maße dnrch Gesetze erzwingen. Warum ist die energische Abwehr, mit welcher das Bürgerthum iu den letzten Tagen an verschiedenen Orten ans eigenem Antriebe und ohne alle Hilfe dcr Polizei dcr sozialdcmokratischcu Propaganda entgcgcn- trat, nicht geübt worden, als man diese gefährliche Bewegung noch im Keime Hütte ersticken können? Aber nicht minder berechtigt ist die Frage, ob dic moderne Gesetzgebung dnrch die dazu berufenen Or gane richtig, in ihrer ganzen Strenge nnd mit allcr Entschiedenheit gehandhabt wordcu ist? Es bedarf mir eines einzigen Blickes auf die Art uud Weise, wie diese Handhabung dcr Gcsctzc iu dcr allcrjüugstcu Zeit geschaht, um zu erkennen, daß cs früher nicht so der Fall gewesen. Nein, wenn den Gesetzgeber ein Vorwurf trifft, so ist cs der, daß cs sich vornehmlich über das bei nnö vorhandene Maß des Vcrstündnisscö für dic Bürgerpflicht und der thatkrüftigcu Bereitwilligkeit zur Erfüllung derselben gctünscht hat. Möchte die Buße, welche dic uncr- hörtcu Ereignisse dcr letzten Woche dcr dcnlschcn Nation anferlcgen, an allen Orten zn dieser Erkennt nis; führen! Tagesgeschichte. Sachsen. Schandau. Dic am 12. d. M. erschienene 3. Nmmncr dcr Badc- nnd Frcmdcnliste weist 42 Parteien mit 104 Personen nud 998 Pas- saulcü »ach. — Dcr hiesige Dampfbootvcrciu Max Mueller uud Genossen beförderte während der beiden Festtage mit den beiden nnnntcrbrochcu zwischen Stadt und Bahnhof fahrenden Dampfbootcu „Schändan" und „Dresden" 3722 Personen- nnd 253 Kinder; mit Schalnppcu wurden übcrgcsctzt 1291 Personen. — Auf die heute Sonuabcud Abend anbcraumtc GcwcrbcvcrciuSvcrsammlung im Bade machen wir hierdurch noch besonders anfmcrksnm. — Der Gcbirgövcrciu für die sächs.-böhm. Schweiz wird als Schlußfcicr des Ehejubiläums Ihrer Maje stäten am Abend des 20. d. M. eine möglichst groß artige Beleuchtung dcr Elbhöhen dnrch Frcndcnfcncr ober- und unterhalb von Pillnitz veranstalten, wozn bereits die stattliche Zahl von gegen 100 Frcndcnfencru angcmeldct sind. Diese Höhcnbcleuchtnng wird Abends wohl zwischen 9 und 10 Uhr beginnen. Das Sig nal gicbt dic Festung Königstein dnrch drei Raketen, ihr antwortet der Porsberg bei Pillnitz und nachdem als Dritter im Bunde der Geising bei Altenberg scinc Raketen hat steigen lassen, beginnt gleichzeitig auf al len Höhen das Anzündcu der hochnufgcrichtctcn Holz stöße. Dic ganze Höhcnbcleuchtnng wird nicht bloö einen höchst imposanten Anblick gewähren, sondern ist ein für Sachsen völlig neues Moment in dem Arrange ment von Volksfesten. — Ein 10—12 Jahre alter Knabe, der cincn Sonnenschirm von einer Felswand dcr Bastei zn holen beabsichtigte, stürzte nm Donnerstag Nachmit tag ^4 Uhr in den Abgrund nnd verschied 1'/., Stunde später. Dresden. Dem vom Oberhofmarschallamte veröffentlichten Programm zn den ans Anlaß des silbernen Ehejubiläums Ihrer Majestäten des Königs und der Königin stattfindenden Festlich keiten entnehmen wir Folgendes: Sonntag, den 16. Juni,.wird in allen Kirchen des Landes während des Vormittags-Gottes dienstes, nach vorhergcgaugener Abkündigung des Eheju biläums, ein Gebet für das hohe Jubelpaar gesprochen. Nach mittags 4 Uhr findet in Pillnitz ein ländlicher Festaufzug statt, woran sich Abends 7 Uhr gesangliche Huldigungen des Leipziger Universitätsgesangvcreins zu „St. Pauli" uud des akademischen „Arion" aus Leipzig anschließcn. Montag, den 17. Juni, Vor mittags 9 Uhr bringt dcr „Dresdner Allgemeine Musikervcreiu" Ihren Majestäten im köuigl. Nesidenzschloß eine Morgenmusik dar. Von 10 Uhr an werden Ihre Majestäten im Eckparade saal des königl. Schlosses die Deputationen der zur Beglück wünschung angemeldctcn Geistlichen, wissenschaftlichen, städ tischen, gewerblichen und audcreren Corporatiönen, sowie des sächsischen Armeecorps, dcr Kreis- und BezirkSvcrtrctungen und der Bildungsanstalten des Landes empfangen und hierauf dic Vv.n mehreren Damen und anderen Comitees dem Jubelpaare zu widmenden Glückwünsche und Gaben entgeqennchmcn. Nach mittags 5 Uhr findet königliche Tafel in den Paradcsälen des Schlosses statt. Indessen werden Ihre königl. Hoheiten dcr Prinz uud die Prinzessin Georg au diesem Tage die bereits anwesenden Fürstlichkeiten in Ihrem Palais an dcr Langcstrasic zu einer Familicntafcl bei sich vereinigen. Abends 9 Uhr vcr- ämmeln sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften zu einer Familien-Soirüc in den Gemächern des Königs. '/^10 Uhr findet auf dem Schlossplätze die Parade dcr Bergleute des Freiberger Bergrcviers statt. Dienstag, am 18. Juni, Vor mittags 9 Uhr werden Ihre Majestäten eine gesangliche Hul digung des Polytcchnikcr-Gcsnngvcreins „Erato" entgcgcnnehmcn. Im Laufe des Vormittags empfangen Ihre Majestäten die anwesenden fremden Fürstlichkeiten. Vormittags 11 Uhr bege ben sich Ihre Majestäten und die Prinzen und Prinzessinnen deS königlichen Hauses nach der katholischen Hvfkirchc, woselbst ein Tv Iwnm abgcsuugcu wird. Von Nachmittags 1 Uhr an werden Ihre Majestäten die Glückwünsche des Hofstaats, der Minister, der Gesandten, außerordentlichen Abgesandten fremder Höfe, der Mitglieder deS Hauses Schönburg, der Direktorien der Kammern uud auswärtiger Militär-Deputationen cutgegeu- nehmcn. Nachmittags 5 Uhr findet Tafel im königlichen Schlosse mit den Suiten dcr Allerhöchsten und Höchsten .Herrschaften statt. Abends 7'/? Uhr ist Tuöütro gurü in: Altstädter Hof theater. Nach beendeter Festvorstellung findet auf dem Theater platz seitens der Bürger- und Einwohnerschaft der Residenz eine öffentliche Huldigung statt, bestehend in einer Serenade und in der festlichen Beleuchtung der den Theatcrplatz umge benden Gebäude. 'Mittwoch, den 19. Juni findet große Mili tär-Parade statt; Nachmittags Familicntafcl und Marschalls- tafel und Abends Hofball. Bei dieser Gelegenheit werden Ihre Majestäten die allgemeine Glückwünschungscour der am königl. Hofe vorgestellten Damen und Herren, sowie dcr Mitglieder der beiden Kammern cutgegcnnehmen. Donnerstag, den 20. Juni, werden Ihre Majestäten sich nach Pillnitz zurück begeben. In den Abendstunden findet eine von dein Gebirgsvcreine für die sächsisch-böhmische Schweiz zu veranstaltende Beleuchtung der Höhen um Pillnitz statt. — Um auch den Bewohnern dcr Provinz Gelegenheit zu geben, den am 17. d. M. Abends zur Feier dcr silbcrncn Hoch zeit unseres KöuigSpaares in Dresden stattfindcnden Festzng der Bergleute mit Muße auzusehen, hat die königliche Gcucral- Direction dic dankenswerthe Anordnung getroffen, daß in der Nacht vom 17. zum 18. d. auf dcu Hauptliuicn der Staatsbahucn uoch nach Abfahrt dcr letzten fahrplanmäßigen Züge Extrazüge ab Dresden verkehren. Die Abfahrtszeiten sind folgendermaßen festgesetzt: 11 Uhr 50 M. Nachts nach Chemnitz, 11 U. 45 M. NachtS nach Bodenbach, 12 Uhr Nachts nach Löbau mit An schluß nach Kamenz, 11 Uhr 50 Min. Nachts nach Leisnig und 12 Uhr 10 Minuten NachtS via Riesa nach Leipzig. Mit Aus nahme des letztbezcichnctcn Zuges, welcher in Radebeul und Weintraube nicht anbält, halten diese sammtlichen Züge an allen Stationen und Haltestellen. Die Billctpreise sind die ge- wöhnlichen. — lieber die Pcrsvncufrcgucuz anf den Bahn- höfcii in Dresden während dcr Psingstfcicrtagc wird berichtet: Bereits am Sonnabend mnsficn ans dem Böhmischen Bahnhöfe nach nnd von Tharandt bez. Ehemnitz 14 Extrazügc eingelegt werden; nach nnd von Bodenbach bedurfte cs mir der Verstärkung dcr rcglementmäßigcn Züge; etwa 20,000 Menschen wur den an diesem Tage in etwa I000 Personenwagen von nnd nach dem Böhmischen Bahnhöfe beförderst Dic Sonntagö-Frcgncnz war natürlich bedeutend stär ker; etwa 35,000 Passagiere wurden da befördert nud 28 Extrazügc auf beiden Linien eingelegt. Anf dem Leipziger Bahnhöfe wurden am Sonnabend gegen 17,000, am Sonntag ungefähr 25,000 Personen be fördert, am ersten Tage 5, am zweiten 12 Extrazügc eingelegt. Der wenigst frcqnentirtc Schlesische Bahn hof kam Sonnabend nnd Sonntag ohne Extrazug durch und hat am ersteren gegen 10,000, am letzteren gegen 15,000 Personen befördert. Am Montag (2. Feiertag) mußten anf dem Böhmischen Bahnhofe 21 Extrazüge — 12 Bodenbacher nnd 9 Chemnitzer Linie — eingelegt werden; im Ganzen wurden 1400 Personenwagen bewegt nnd über 33,000 Personen be fördert. An diesem Tage mnßtc anf dem Schlesischen Bahnhofe doch ein Extrazng eingelegt werden; cS wnrdcn in diesem nnd den übrigen fahrplanmäßigen Zügen inSgcsammt etwa 12,000 Personen cxpcdirt. Anf dem Leipziger Bahnhöfe wurden 7 Extrazügc und in diesen, sowie 48 fahrplanmäßigen Pcrsoneuzügcn gegen 23,000 Personen befördert. — Bei der sächsisch- böhmischen Dampfschifffahrt war der Verkehr ebenfalls ein sehr starker. In der Zeit von Sonnabend, den 8., bis mit Dienstag, den 11. d. M. sind 354 Per- soncnschiffc cxpcdirt und dabei circa 150,000 Passa giere befördert worden. Die Zahl der an den beiden Feiertagen cxpedirtcn Schiffe betrag allein 200 mit circa 90,000 Passagieren. Dieser sehr starke Verkehr wurde ohne jede Störung und ohne den gcringstcn Unfall bewältigt. Dic Obcrforstmcistcr nnd sonstigen höheren Forst-