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Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadkäthe zu Freiberg, Sayda und Brand. dm bl, Nachmittag, und gespaltmr Zeü« »d« Z Uhr für di« nächst« d«r«n Raum mit S Pf. «rlchetnind« Nummer b«nchmt. 13 t. Donnerstag, den 11. Juni 1863. --ss- Freiberg, den 11. Juni. Altenberg. Am 4. Juni ist der Ruths- und Polizeiactuar vr. jur. Stenger in Glauchau zum Bürgermeister unsrer Stadt gewählt worden. Geringswalde, 7. Juni. Das wegen Brandstiftung des kürzlich in Neurballwitz stattgefundenen Brandes in Hast befindliche 13jährige Schulmädchen Trepte hat jetzt auch noch zugestanden, daß sie das, vorigen JahreS in Neuwallwitz ansgcbrochene Feuer eben falls «»gestiftet habe. Tagesgeschichte. Berlin, 9. Juni. Der „St.-Anz." enthält die bereits gestern von der „Nordd. Allg. Ztg." angekündigle Verordnung des Mini steriums des Innern, vom 6. Juni, worin die CommunglauffichtS- dehördcn aufgefordert werden, den Stadtverordnetenversammlungen gegenüber, welche es neuerdings unternommen, über Angelegenheiten der StaatSversafsung, des Landtages, der Monarchie und dar allge meinen Politik, insbesondere auch über den Erlaß der allerhöchsten Verordnung vom 1. Juni d. I. in Beralhung zu treten und bei dieser Gelegenheit über die Abfassung der Adressen, Entsendung von Deputationen und andere Kundgebungen Beschlüsse zu fassen, streng aufzulreten. Berathungen und Beschlußnahmen der Stadtverordneten versammlungen, welche die bezeichneten Angelegenheiten zum Gegen stände haben, sollen alH gesetzwidrig nicht geduldet und, wo sie bereits unternommen worden sind, die gefaßten Beschlüsse nicht zur weitern Ausführung gebracht werden. — Die k. Regierung zu Potsdam hat den Oberbürgermeister von Berlin, Leydel, anweiscn lassen, den Beschluß der Stadtver ordneten zur Ueberbringung einer Adresse, an Se. Majestät durch eine Deputation zu inhibiren und ihn auf seine Antwort, daß er dies nicht könne, da der Magistrat sich dem Beschlusse angeschlossen, bedeutet, daß er bei Beharren auf seine Weigerung Amtssuspension zu gewärtigen habe. Wien, 6. Juni. Die „Wien. Ztg." schreibt: Se. k. k. apostolische Majestät Haden mit den allerhöchsten Entschließungen vom 13. April und 27. Mai d. I. der k. priv. Aktiengesellschaft der bairischen Ostbahnen und dem Eisenbahn-Consortium zu Hof in Baiern die Eoncession zum Baue und Betriebe einer Eisenbahn von Eger bis zur bairischen Grenze bei Asch zu erthcilen und den Minister für Handel und Bolkswirtbschaft zur Ausfertigung der bezüglichen Eoncesfionsurtunden allergnädigst zu ermächtigen geruht. Zugleich wurde die allerhöchste Bewilligung crtheilt-, daß von der tönigl. sächsischen Regierung der Bau einer Eisenbahn von Eger bis zur sächsischen Grenze bei Voitersreuth unter Vorbehalt dcS auf Grundlage der bereits vereinbarten Bestimmungen abzuschließenden Staatsvertrages in Angriff genommen werden könne. Paris. Der „France" wird aus Kopenhagen geschrieben, der junge König von Griechenland werde noch ein Jahr in Däne mark verweilen, um seine Studien zu vollenden. Seine Ver mählung mit der dritten Tochter der Königin Viktoria werde im nächsten Jahre gegen Ende Mai gefeiert werken; der Prinz werde am 1. Juni 1864 nach Griechenland gehen. Bis zu seiner An kunft werde ein Regentschaftsrath das Land verwalten. Paris, 8. Juni. Wie die heutige „France" erfährt, sollen vier Linienschiffe, drei Transportschiffe und zwei Fregatten den Be fehl erhalten haben, Truppen und Munition nach Mexico hinüber zuführen. London. Alle Blätter sind heute wieder voll von Leitartikeln über Preußen, die mehr oder weniger pessimistisch gefärbt find, aber in ihrem Urtbeil über die preußische Kammer und Presse herrscht die vollste Einstimmigkeit. — Bisher war cs in aller Welt Sitte, daß von feiten der Polizei bekannt gemacht wurde, dieser oder jener Verbrecher oder Schwindler sei im Lande erschienen und das Publicum möge auf seiner Hut sein; heute kehrt sich die Sache um und die Anwesen heit der Polizei wird den Verbrechern (wenn auch nur politischen) in hiesigen Blättern durch Hrn. Hertzen kund gethan, welcher alle hier sich aufhaltenden Russen und Polen davon in Kenntniß setzt, daß der russische Staatsrath v. Khotinski, eins der bedeutendsten Mitglieder der russischen geheimen Polizei, in London ange kommen sei. Turin, 5. Juni. Am 3. Juni find es zwei Jahre geworden, daß Gras Cavour gestorben ist. Es sand ihm zu Ehren eine Ge dächtnisfeier statt, welcher die StaatS-Minister, die Präsidenten und Mitglieder der beiden Kammern und die Mitglieder des diplomatischen Corps beiwohnten. Mehrere Capitel von Geistlichen haben der Regierung gegenüber freiwillig erklärt, sie würden sich, trotz des Verbotes des heiligen Stuhles, an der VerfassungSseier betheiligen. — 5. Juni. Der Schluß einer Adresse des italienischen Par laments lautet folgendermaßen: „Sicherlich bleibt, uns noch viel zu lhnn übrig, um das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Wir dürfen auch 'Nicht vergessen, daß in Italien noch Schmerzen zu heilen, noch unerfüllte Hoffnungen zu befriedigen sind. Sicher unseres Rechts, unerschrocken ohne Tollkühnheit, erbittert durch die Verzögerung, aber vergeblicher Klagen uns enthaltend, beschleunigen wir das Hcrannahen dieses Augenblicks. Nur, Sir, ist es uns einstweilen unmöglich, nicht mit ciner stets innigeren Liebe nach allen denen zu schauen, die in Italien von dem neuen Königreiche getrennt sind, die nach uns rufen, die von dem heißen Streben der Ver einigung mit uns erfüllt sind, und die gleich uns Allen die Vor- hcrbedcutung und die Erfüllung unserer Geschicke von Ihrem glor reichen Namen abhängig machen." Petersburg. Nach hiesigen Privatbriefen hat der Moskauer Gemeinderath die Bildung einer bewaffneten Gemeindewehr beschlossen. Au den ersten beiden Tagen waren bereits lOOOBürger eingeschrieben. Das Beispiel dürfte in andern Städten Nachfolge find.en. Der Bürgermeister von Moskau, Prinz Schtscherbatvff, ist in St. Peters burg anwesend, wie eS heißt, um die Bewilligung zur Errichtung der Bükgerwehr und Genehmigung deS betreffenden Statuts nach zusuchen. Polen. Aus Wars chau vom 4. Juni wird der „Osts.-Ztg." geschrieben: „Ein vorgestern aus der Petersburger Eisenbahn vorgckommeneS Unglück ist hier-mehrfach mit Uebertreibungen erzählt worden. Man sprach von 1VO, ja anfänglich gar von 400 Todten Und Verwundeten. Dies reducirt sich aber nach amtlichen Berichten auf 12 todte und 16 verwundete Soldaten. Die lange Zeit hin durch beobachtete Vorsicht, eine kleine Locomotive vorauszuschicken, hatte man außer Acht gelassen und so erreichten die Insurgenten durch Beschädigung des Gleises ihren Zweck, wenn auch nur theil- weise, da es gelang, eine» Theil der Waggons loSzukoppeln, sonst wäre bei 11 Waggons mit circa 600 Mann das Unglück jedcnfall» viel größer gewesen."