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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark so Pf. prsnumsrrmäo. Anwigtr Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehende» Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzcile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 8!. Donnerstag, den 21. Decemder I87K. 1. Jahrg., Bekanntmachung. Die Anfuhr von circa 130 Kubikmeter Scheibenberger Gasaltsteine soll in einzelnen Parthien von je 20 Meter nächsten Mittwoch, als den L7. d. M., Vormittags 11 Uhr, an hiesiger RathSstelle öffentlich an die Mindestfordernden und nur an hiesige Fuhrwerksbesitzer vergeben werden. Die BergebungS- Bedingungen sind von heute ab aus dem Anschlag in der Hausflur des Rathhauses zu ersehen. Zwönitz, am 20. December 1876. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. ÄagesAeschichte. Berlin, 17. Decbr. Uebrr den zu erwartenden Ausgleich in den Iustizgesetzen schreibt die „N.-Ztg." in ihrer Sonntagsnummer n. A. Folgendes: Nach dreitägigen aufopfernden Bemühungen sind die Abg. - v. Bennigsen, LaSker und Miquel dahin gelangt, mit dem preußischen Jußizminister unter stetiger Verständigung des Reichskanzlers die Grundlagen eines Ausgleiches über die letzten Beschlüsse des BundeS- rathes frstzustellen, welcher geeignet ist, die Justizgrsetze zum Abschluß zu bringen. Di« nationalliberale Fraction hat sich heute nach Schluß der Reichstagssitzung in einer zweistündigen Bcrathnng über diesen Ausgleich schlüssig gemacht und unter 128 anwesenden Mitgliedern mit 122 Stimmen für denselben ausgesprochen; nur 4 Stimmen waren dagegen, 2 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung. Außerdem hatten von 26 abwesenden Mitgliedern 5 ausdrücklichen Auftrag gegeben, ihre Stimmen für die Vereinbarung zu zählen. Nach Dem, was über die Ansichten der 21 übrigen, meist auswärtigen Mitglieder bekannt ist, dürfte die Gesammtmehrheit so stark sein, daß es nicht nöthig sein würde, einen bindenden FractionSbeschluß herbeizuführen. Den Inhalt der über die streitigen Punkte vereinbarten Fassung im Einzelnen mit- zutheilen, erscheint uns nicht angemessen, so lange die auf Grund der selben zu stellenden Anträge noch den Gegenstand der Unterhandlung mit andern Parteigruppen bilden. So viel dürfen wir schon jetzt her vorheben, daß an keiner Stelle ein Rückschritt gegen den bisherigen Nechtszustand gemacht wird, dagegen auch über das ohnehin schon in den Iustizgesetzen Erreichte die werthvollsten Zugeständnisse erlangt sind. Wien, 16. Dec. Heute Morgen fand die Hinrichtung FrancesconiS im Hofe bes Gefangenhauses statt. FranceSconi, welcher bei der Beichte ditzaimfassendste Reue an den Tag gelegt hatte, trat festen Schrittes'auf den Richtsatz. Er küßte den Seelsorger, reichte dem Arzte die Hand, dann dem Staatsanwalt Grafen Lamezan und sagte zu diesem: Herr Graf, mein Ankläger, verzeihen Sie mir auch! Graf Lamezan erwiederte: Sie sind mit Gott versöhnt, also auch mit uns. FranceSconi küßt« den Staatsanwalt und entkleidete sich dann selbst. Der Seelsorger sagte: Herr Jesus nimm seinen Geist auf und sei ihm ein gnädiger barmherziger Richteri Darauf betete der Geistliche ein Vater unser. Ala der Scharfrichter und dessen Gehilfen an FranceSconi heraotroten, um ihn zu fassen und auf den Galgen zu heben, wich er scheu zurück und bat, nur ein paar Worte an die Anwesenden sprechen zu dürfen: „Nur ein paar Wortei aber nur ein paar Worte! rief er — es war zu spät, man ergriff ihn, band ihm die Hände nach rückwärts und zog ihn in die Höhe. In diesem Augenblicke entrang sich der letzte Ausruf seiner Brust. Franeeseoni schrie es beinahe: „Adieu Welt! O, meine Mutter, meine arme Mutter!" Und mit dem Ausdrucke der qualvollsten Todesangst wendete er noch einmal den Kopf nach dem Pfosten. Da warf ihn der Henker die Schnur um den Hals, und der Gerechtigkeit war Genüge geschehen. Rußland. Odessa gleicht vollständig einem Feldlager. Regimenter kommen und gehen, ziehen mit klingendem Spiele in die Stadt und verlasse» in gleicher Weise das Weichbild derselben, Munition wird anS- und eingeladen und stundenlang sperren riesige Proviantcolonnen die Straße. Die Stadtvertrelung arbeitet im Schweiße ihres Angesichts, um sich im Lichte schönsten Patriotismus zu zeigen und nicht hinter Moskau und Petersburg zurückzubleiben. Die Stadl bringt in der That große Opfer, um ihre gute Gesinnung zu erhärten. Alle an kommenden Truppen werden mit Rum, mit Brod und Wein bewirthet. Sehr herzlich wurden die kleiurussischen Jäger ausgenommen. Nach einem Gottesdienst in der Kathedrale wurden sie auf Kosten der Ge meinde gespeist uuo hierauf hielt das Stadthaupt, General Nowoselski, in Gegenwart der ganzen Stadtvertrelung eine Ansprache, worin er die Kinder der Ukraine in warmen Worten begrüßte. „Brüder Sol daten!" — so schloß er seine Rede — „die Stack Odessa fleht zu Gott, daß er Euch segne in dem Kampfe gegen die Feinde des Vater landes, daß er Euch beistehe, unserem geliebten Zaren die Feinde uns Heiden besiegt zu Füßen zu legen." Petersburg, 18. Decbr. In hiesigen diplomatischen Kreisen herrscht die Ueberzeugung, daß die Besprechungen der Vorconferenz soweit vorgerückt seien, um die Eröffnung der eigentlichen Con- ferenz am kommenden Sonnabend zu ermöglichen. Schweiz. Endlich ist der Canton Uri, der einzige Canton einer löblichen Eidgenossenschaft, welcher bisher kein eigenes politisches Blatt besaß, zu einem Wochenblatt gekommen. Nicht ohne Kampf, denn die Urmenschen „Hirtenhäuptlinge", wissen wohl, daß der Presse doch nicht recht zu trauen ist, und von der in der Heimath Wilhelm Tell's herrschenden Magnateuwirthschaft wäre viel auszuplaudern. Einstweilen wird indeß die Discretion bewahrt bleiben, da die Geistlichkeit das Blatt prctegirt. Montenegro. Der von einer Reise in Serbien und der Türkei znrückgekehrte englische Biee-Acmiral Hay entwirft in einem Schreiben an die Times entsetzliche Schilderungen von montenegrinischen Gräueln. „Ich reiste ein paar Tage mit einem hochgestellten und tapferen russischen Offizier, der länger als ein Jahr in Montenegro und Serbien gedient hatte. Er theilte mir mit, daß er zweimal gedroht habe, seinen Posten in Montenegro niederzulegen, wegen des Brauchs der Montenegriner, ihren Feinden die Nasen abzuschneiden; daß er über fünfhundert Kör per auf einem Schlachtfelde gezählt habe, welche in dieser Weise, manche noch lebend, verstümmelt worden waren ; daß jedoch die montene grinischen Anführer nicht dazu bewogen werken kounten, den Brauch, ihre Angehörigen nach der Zahl der eingeliescrlen Nasen, zu bezahlen, aufzugeben. Ich besuchte das Spital in Scutari und sah die fünf Fälle von Nasenverstümmelung und andere Barbareien. Ich hörte auch von den (christlichen) Aerzten, welche mir die Einrichtungen die ses wunderbar geleiteten Spitals zeigten, daß mehr als zweihundert Fälle von Nascnverstümmelung noch jüngst in dem Dardanellen- Hospital in Behandlung standen." Morales und Sächsisches. Zwönitz, 20. Decbr. Dem dasigen Bürger und Schuhmacher- meister Herrn Traugott Friedrich Weudor wurde heule Morgen durch Herrn Bürgermeister Schönherr und den Herren StadtgemeinderathS- mitgliedern Christian Rüger, Carl Schmidt, Carl Taubert und Simon Viehweger das Diplom des EhrenbürgerrechlS überreicht. Der Jubilar wurde umsomehr erfreut, da er sich seines 50jährigen Bürgerjubiläums nicht bewußt war.