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65 Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 22. August 1854 Ans,tat, werde« mlt 8 Pf. für die Zeile berechnet ^chu. in allen Er- pedittone» a«, genommen. Friedrich August, König von Sachsen. Die irdischen Ueberreste eines tief und innig betrauer ten Fürsten sind nun in die Gruft seiner Pater versenkt. Nicht zu lange mehr und auch di« erschütternde» Tön« der Glocke», die jetzt bis in den kleinsten Weiler deS Landes alltäglich das bekümmerte Volk mahnen, seinem gro- ßeu Verluste eine stille, wehmüthige Betrachtung zu widme», g» v»,.» werden verstummen, die äußern Zeichen der Trauer sich all- der fernen Heimat zugeführt wurden. ^Tausenden an mälig verlieren, und das gewohnte Treiben des Lebens ' "" ' ' wird wieder in seine Rechte treten und neue Impulse herauf führen. Das Gedqchtniß de« Geschiedenen wird aber un auslöschlich fortleben in dem Herzen der Seine», deren Kreis sich für ihn von den ihm Zunächststehenden, die er mit der innigsten Liebe umfaßte, bis zu den letzten Glie dern seines Volks auSdehnte, und wer immer Zeuge ge wesen ist der erhebenden Volkstrauer, die sich in diese» Tag«n des tiefsten Schmerzes kundgab, wird ihre« Ein druck nie aus seiner Brust verlieren. Wie gern hätte das. zählen sächsische Volk den edlen Fürsten, an dessen jugendliches Wal- ten eS bereits Hoffnungen knüpfte, welche in reiche Erfüll»», gen gingen, der, mit Vertrauen um das Vertrauen des Volks werbend, die Stürme der Leidenschaften beschwor,'der un ser Sachsen in die Aera konstitutioneller Entwickelung über leitete, aber auch in die probehaltige» Forme» der Neu zeit den guten Geist der alten Treue hineintrug, der so viel Aufschwung und Fortschritt freudig gefördert und auch die schwersten Prüfungen fest und mannhaft mit sei- nem Volke bestanden hat. wie gern hätte es ibn bis an das fernste Ziel deS menschlichen Leben- väterlich in dem Kreise eines sich immer kindlicher an ihn schließenden Volks walten und einst den lebensmüden Greis in die Gruft tragen sehen, in die sie jetzt den kräftigen Mann in der vollen Rüstigkeit seiner Jahre versenkt habe». ES soll« nicht sein, und eine unerforschliche Fügung hat den edelsten Fürsten, genau an demselben Tage, an dem er ein Jahrzcheud vorher aus der britischen Insel in sein Heimathsland zurückkcbrte und mit einer Begeisterung em pfangen ward, wie sie selten einen Fürsten so warm be grüßt hat^ unerwartet und plötzlich, fern von den Seinen dahingerayl! Noch langer Zeit wird es bedürfen, bevor die Lücke, die dieser Tod in einem Familienkreise geöffnet hat, dessen sämmtljche Glieder mit der innigsten und wärm sten "Liebe einander verbunden sind, dessen inneres Leben für alle Familien des Landes das edelste, segensvollste Vorbild ist, sich wenigstens äußerlich verwischt hat. Noch lange wird cS währen, bevor sich die Glieder deS Volks, denen das Walten des Königs M vertrauteres war, in den Gedanken zu finden vermögen werden, daß sie nie wieder diese würdige Gestalt, diese edle Stirn sehen, nie wieder in dieses milde Auge blicken sollen, das nur Liebe und Güte strahlte.' Die Bewohner der Gegenden, in be ¬ ne» «r gewohnt war, seine harmlosen Freuden zu suchen, oder denen «r i» Roth und Vkdrängniß zu Hülfe eilte, die Tausende, di« er mit nie ermüdendem stillen Wohl thun erfreute, werden noch lange in dankbarer, schmerzli cher Rührung deS so früh Geschieden,» denke». Wie dgS treue Tirolervolk aus seinen Thälern hervorströmte, um an dem Sterbebette des Verblichenen, den eS wie de» Seinigen liebte, zu beten, und als sein, irdischen Reste den Wegen kniete und mit Thräne» seine Bah» bethauete, so wird di, Kunde diese- Tode- noch i» de» Hochgebir gen von Schottland und Wales u»d auf dey Höhen der Karpaten, auf Dalmatiens Berge« und den Felsenrücke» Savoyens und bis in die unnahbaren Schluchten Monte- negros hinein, in welche vor ihm kein deutscher Fürst ge drungen war, das Herz schlichter Biedermänner wehmü- thig ergreifen, und noch lange «erde» auch dort die Hir te» ihre» Kindern und Enkeln von dem Sachsenkönig er- zähle», der auf ihre Berge gestiegen war, ihre Krauler und Blumen zu sammeln, sich an der frischen Luft und dem weile» Umbljck ihrer Höhen zu iahen, mehr noch aber, als an Kräutern und Blumen und Fernsicht,», sich an der reinen Menschlichkeit zu erfreut», hi« ihm aus he» Reden und Sitten einfacher Naturkinder entgegentrat, wen» er mit ihnen unter ihren Bäumen ruhte, in ihren Hütten übernachtete, mit ihr,» Kindern scherzt, und für all ihr Anliegen und Herzensergießungen ein wohlwollfnpeS Ohr hatte! Was war es. das diesem edle« Geschiedene« so viele Herzen gewann, da- ihm die achtungsvoll« Freundschaft großer Monarchen, hie ehrfurchtsvolle Ergebenheit der griff vollste»! Männer der Zeit, wi, die innig, Anhänglichkeit der Einfachsten und Geringsten sichert« u»p jn diesen Ta gen der Trau«x auch Solche, di, ihm niemals »ahegetre- ren, nie von Angesicht z» Angesicht ihn erblickt hatten, Thränen um ihn, um ihren guten König vergießen ließ? Ach wir sind nicht in der Stimmung, mit prüfendem Blick seine wechselvylle Regentenlaufbahn zu durchmustern und i» alle» den Fortschritten, die er gebahnt, den Segnungen, die er verbreitet, de» weisen Maßregeln, die ,r ergriffe», die Gründe so hoher Verehrung und zugleich hie Grund sätze aufzusuchen und nachzuweisen, durch di, «er sich de» Ruhm eines deutsche» Musterregenten erwarb- Der v. August 1844, der Tag, an welchem unser Wehrich August von einer Reise nach England zurückkehrte nach seiner Residenz, war damals ei» Tag d«r höchst,» Freude und ist jetzt «in Tag de- höchsten Schwärze- geworden! — Per König ward seinem Volk, so lieh und theuer, weil er sein Volk liebte mit der ganzen Hiebe seines Herzens; er trat d«n Volke so nahe, weil «r ei» Man» war ein fachen Wesens und bieder« Herzen», ein edler Mensch im vollsten Sinne des Worts, wohlwollend und gütig, «in Dienstag Erschein» WWeißeritz-Zeitung. Quart lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann