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Unterhaltung^ und Intelligenz-Blatt. 25. Stück. XVI-Jahrg. Sonnabends, den 21. Juni 1828. Das Elennthier, lennhirsch, Oervus ^vicss, ist die größte aller Hirscharten, welche sich durch die aufgeschwollene, knorpelige Schnauze, die hervorstehenden, lang gespaltenen Nasenlöcher, große Ohren, kurzen Hals und durch die nicht im Verhältniß stehende Höhe, besonders der Vorderfüße, welche das Thier, um sein Futter abweiden zu können, auseinander-» spreizen oder beugen muß, so wie durch das bei nahe horizontal abstehende, dreieckige, am Rande je nach dem Alter mit mehr oder weniger Zacken besetzte Schaufeln bildende Geweihe auszeichnet. (Die Weibchen aller Hirschgattungen, das Renn- thier ausgenommen, sind mit keinem Geweihe geziert.) Die Schaufel ist erst mit dem fünften Jahre, vollkommen ausgebildet und bekommt wohl gegen 14 Zacken. Unten am Halse sitzt bei dem Männchen eine Art Kropf oder Beutel, welcher ziemlich stark ist; bei beiden Geschlechtern stehen hier lange Haare, welche einen Bart bilden. Die Farbe dieses Thieres ist im Allgemeinen kastanien braun , wird aber spater dunkler, und bei alten Thicren schwarz mit nur wenig Falb. Die Jun gen sind auf dem Rücken und an den Außenseiten der Füße weiß, mit einigen weissen Haaren; Bauch, Brust und innere Seite der Füße weiß. Die Oberlippe ist sehr beweglich und macht das Thier geschickt, Kräuter, Blätter und Baum knospen ganz kurz abzufteffen. Die Halsmuskeln sind außerordentlich stark und geeignet, den durch das dichte, oft sechzig Pfund an Gewicht haltende Geweihe beschwerten Kopf zu tragen. Das Elennthier ist überhaupt ziemlich schwer fällig', und lebt in Europa vom 53. bis 63sten Grad nördl. Breite in einem Theile Preußens, in Polen, Schweden, Finnland, Rußland, Liefland und Jngermannland; in Europa hat es sich be deutend vermindert. In Asien geht es weiter herunter vom 45. bis zum 51. Grad der Breite, und ist vorzüglich in der Tartarei zu Hause; in Amerika vom 44. bis zum 53. Grad, um die großen Seen bis zum Ohio, nach Ncuschottland und bis in den nördlichen Theil der nordamerika nischen Freistaaten. Es hält sich gern in tiefen, feuchten und sumpfigen, an Binsen und Erlen reichen Waldern auf, und lebt überhaupt vom Menschen entfernt. Sein Gang ist ein Trott, womit es bis fünfzehn deutsche Meilen in einem Tage zurücklegen soll. Man hört hierbei ein Ge klapper , ohne Zweifel, weil die Hufe zusammen schlagen , welches aber Gilibert von der wenigen Gelcnkschmiere herleitet, wodurch die Gelenke sich mehr hörbar aneinander rieben. Vom September bis April hält es sich in Uiberschwcmmungen nicht ausgesetzten Gegenden auf; im Sommer steckt es gewöhnlich bis an den Kopf im Wasser, um sich gegen die Stiche der Bremse zu schützen, und frißt Wasserpflanzen, wobei es mit großem Ge räusch durch die Nasenlöcher athmet. Es thut oft dadurch, daß es die Knospen abfrißt, in den Wäldern großen Schaden, eben so dem jungen