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83. Jahrg. Dienstag, den 16. September 1930 Nr. 216 ?ÄWu v«rW, »Md Aontz-r» ,«N« <p«wt,«sch«ft»ma«« Ut <»«, «HN». Scho«»««, »». Schwarr«ob«rg. WWW! » encha»«d die a«Mchen Bedaunlmachuuge« der «mks-auvimcmnfchafl und'der - Tagboiall * Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staat», u. stSdlischen Behörden in Schneeberg. Vötznitz. NenstüLlel, GrünhaM. sowie der Finanzämter tn «ne und Schwarzenberg und des Amtsgericht» in «ne.. «s werden aubudem veröffentNchl: Di« Bedanntmachungm der MadtrRe ,u Aue und Schwarzenberg und des Amtsgerichts zu Johanngeorgenstadt. Verra- S. M. sarkner» Aue» «rzgvb. S<r»!d«ch«r: «— »I «0 »1. rwat» Mw« Uw) «o. Scho«»««, «, Schwor»»»»«« rase. vr«e»«»schNtI, woN»s»«i«id Wahlsieg -er Nalionalfozialiflen. Die Niederlage -es Marxismus. Berlin, K. September» Nach -er vvrlSufige« amtlichen ZSHlung wnrde» bei -er Beichskags»ayl am 14. September 34 943460 (30 738381) gitltige Stimmen abgegeben. Es entfielen auf -ie Nationalsozialisten 6 40121» (8V9771), Deutfchnationale 2458497 (4389929), Zentrum 4128929 (3711141), Deutsche Volksparkei 1576 148(2678297). Deutsche Staatspartei 1522 698 (1594148), Wirtschaftspartei 1369 585(1395684), Bayerische Volksparlei 1958556 (943394), Sozial-emokralen 8572916 (9151959), Kommunisten 4 587 798 (3263354) Stimmen. — Die WahlbeleittKUNS soll nach privaten Met-ungen -urchschnittlich 85—99°/° (75—897°) betragen haben. Die Verkeilung-er Sitze. Deutschland erwacht! Ar dem Artikel „Reichstagswahlen" in der Sonntagsnum- mer des E. D. schrieben wir, daß die Jungwähler dorthin gehen werden, wo sie Neuland zu sehen glauben, nämlich zu den ra d ika len Flüg e ln. So könne es möglich sein, daß das Mld der politischen Gruppierung durch die Jugend nwßgebend beeinflußt werde. Diese Voraussage ist, wie das Wahlergebnis beweist, wortwörtlich eingetroffen. Während bei den Kommunisten der Zuwachs nur aus dem eigenen Lager und dem der Sozialdemokratie gekommen ist, habeiH'die Nationalsozialisten aus fast sämtlichen rechts von der Linken stehenden Parteien die Wahlrekruten an sich gezogen. Darüber hinaus ist zu der Hitlerpartei eine geradezu fabel hafte Anzahl von Altwählern gestoßen. Es ergibt sich hier das Bild eines lawinenhaften Anschwellens von Stimmen, wie es in der Geschichte der Wahlen noch niemals dagewesen ist. Die Prophezeiungen, die schon mit einer erklecklichen Zahl neuer nationalsozia- listischer Mandate gerechnet hatten, sind bei weitem übertrof fen worden, auch die Nationalsozialisten selbst hatten mit einer solchen Stimmenvermehrung nicht gerechnet. Wenn Hugen berg in einer seiner letzten Wahlreden für die Deutschnatio nalen und Nationalsozialisten eine Gesamtzahl von 180 Sitzen voraussagte, so hat er fast auf das Mandat richtig geschätzt. ' O Zweifellos ist es die Werbekraft des nationalen Gedankens gewesen, der zu diesem unerhört großen Er folg geführt hat. Der Ruf „Deutschland erwache", in dem die durch nichts zu beirrende Gegnerschaft gegen die äußere und innere Versklavung des Vaterlands, gegen Ver sailles, den Poungplan und den Marxismus zusammengefaßt ist, hat seine Zugkraft in großem Stil erwiesen. Zugleich haben all' die großen und. kleinen Schikanen, mit denen selbst oberste Reichsstellen die NSDAP, bekämpfen zu müssen glaub ten, keinen Einfluß auf die Ausbreitung der in der Partei verkörperten Gedanken gehabt, es hat sich vielmehr noch nie mals so deutlich gezeigt, daß durch gewaltsame und widerrecht liche Knebelung einer Partei gerade das Gegenteil von dem erreicht wird, was erstrebt wurde. Der Minister Wirth, der große „Demokrat" und Hau«Mind der NSDAP., hat von neuem bewiesen, daß er keinen blauen Dunst von der wahren Dolksstimmung hat. Ein Mann mit so geringem politischen Fingerspitzengefühl dürfte gerade für den Posten des Reichs- innenministers völlig ungeeignet sein. Hoffentlich zieht er recht bald die Folgerungen aus seiner Niederlage. Blamiert ist auch diejenige Presse, die in der gemeinsten und ver- leumderischsten Hetze gegen die NSDAP, sich nicht genugtun konnte, neben der sozialistischen besonders die von Mosse und Ullstein. * Das hervorstechende Merkmal der Reichs- tags wähl vom 14. September ist also der große Sieg der Nationalsozialisten. Daß ' die Deutsch, nationalenan die NSDAP, starke Wählermengen abgeben würden, war nach dem Beispiel der Sachsenwahlen vorauszu sehen. Die Niederlage der Konservativen Volks- Partei ist noch größer als gemeinhin vorausgesagt wurde. Die Sezession der Treviranus und Westarp hat nur. ein kleiner Bruchteil der Deutschnationalen mitgemacht. Die Partei be steht aus Offizieren nhne Soldaten. Der Rückgang der Deutschen Dolkspartei war nach dem Wegfall Stress- manns oft genug prophezeit worden. Daß Seeckt nicht mehr gezogen hat, wird hier und da Verwunderung auslösen. Es ist dadurch, daß er auf ein falsches Pferd gesetzt hat, wieder ein Stück nationalen Kapitals verwirtschaftet worden. Bei der Staatspartei sind alle Fusionskunststücke ver geblich gewesen. Sowohl der Demokratie (deren Führer Koch- Weser in seinem angestammten Wahlkreis über die Hälfte Stimmen eingebüßt hat!), als dem Iungdo ist die Steinachkur teuer zu stehen gekommen, vor allem was das Ansehen beider Institutionen anlangt. Die Wirtschaftspartei hat ihren Nachwuchs wohl an die NSDAP, abgegeben, das Zen trum und Bayrische Dolkspartei sind außer den Flügelparteien die einzigen, die eine Zunahme zu verzeichnen haben. Sie hält sich in den Grenzen des prozentualen Wäh lerzuwachses. Eine ausgesprochene Ni ed er läge hat die So zialdemokratie erlitten. Sie konnte angeblich die Neu wahlen nicht erwarten, und das Ergebnis dieser Großspreche rei ist ein sehr empfindlicher Rückgang. Daß ihr in zahlreichen Wahlkreisen die NSDAP, an die Gurten gerückt ist, sie in einigen sogar überflügelt hat, ist eine besonders bittere Pille. * Ueber die Auswirkungen der Wahlen kann natürlich abschließendes noch nicht gesagt werden. Die bis herige Minderheit der Regierung Brüning ist so zusammen- geschrumpft, daß eine UmbÜdung notwendig ist (an eine neu« Auflösung denkt sie wohl nach diesem Ergebnis nicht mehrt). Die Entscheidung geht darum, ob die stärkst« Partei (die So zialdemokratie) oder di« zum Range der zweitstärksten aufge- rückte NSDAP., diese im Verein mit den anderen bisherigen rechten Oppositionsparteien, an die Regierung kommt. Es wird sicher geunkt werden, daß die Nationalsozialisten keine Praxi- im Regle.en hätten, nun in Thüringen haben st«, in den Sattel gesetzt, gezeigt, daß sie reiten können. * Jedenfalls, und das ist die Hauptsache: die Umbildung der ooli tischen Systems ist eingeleit ^ die erste Die Zusammenstellung -es Reichslags- wahlleilers, -ie mit Vorbehalt veröffent licht wir-- ergibt solgen-esr Reichslaas- wabl 1828 Sozial-emokralen 143 153 Deutschnationale 41 73 Zentrum 68 61 Kommunisten 76 54 Deutsche Dolkspartei— - 29 45 Deutsche Staäkspartei 29 25 Wirtschastspartei 23 23 Bayrische Dolkspartei 19 16 Nationalsozialisten 197 12 Deutsches Lanbvolk 18 13 Deutsche Bauernpartei 6 8 Lan-bun- 3 3 Konservative Partei 5 — Christlich-sozialer Dolksbienfl 14 — Volksrechtpartei — 2 Deutsch-Kannoveraner 3 3 Insgesamt 575 491 Etappe steht sogar unter sehr günstigen Zeichen. Die NSDAP., wird sich bewußt fein, wie sehr die Stimmenzahl, die stes erreicht hat, verpflichtet, ebenso find, was die «ine oder andere bürgerliche Partei angeht, bei der Besonderheit des Wahlergebnisses auch außerordentliche Maßnahme am Platze. Wir zitieren aus unserem oben angeführten Vor-Wahlartikel den Saß: ,Das Alter wird dann lernen müssen, sich der Jugend anzu paffen, ein Vorgang, der nicht wider die Natur zu fein braucht und er bei den bürgerlichen Parteien hoffentlich auf mchr Ver ständnis stSßt> als bei- dem verknöcherten Bonzentum der Sozial demokratie." Die alten Parteien, mindestens die, welche mit den Nationalsozialisten bei dem Volksbegehren gegen den Tributplan in einer Front standen, sollten nach dieser Wahl entscheidung sich enger mit den Nationalsozialisten zusam menschließen. Die NSDAP, bildet zusammen mit ihnen eine Phalanx, gegen welche, wenn sie fest zusammengeschlos sen ist, nicht so leicht anzurennen ist. (Als äußerlicher Preis würde das Reichstagspräsidium winken!) Aber dieser Ge danke ist wohl zu schön, um wahr zu sein. E» * - * Der Rückgang -es Marxismus. Die beiden marxistischen Parteien haben bei der Wahl zusammen nur 700 000 Stimmen zugenommen, während dlö übrigen Parteien einen Gesamtge winn von 5 Millionen aufweksen können, wenn man die 2 Millionen Stimmen, die auf Splitterparteien entfallen, einrechnet. In derMandatszahl wirkt sich das Ergebnis folgendermaßen aus: Marxisten 219 (207) Sitze, das ist ein Zuwachs von 12 Sitzen, N i ch t m a rx i st e n 356 (284), das ist ein Zuwachs von 72 Sitzen! Auch die bürgerlichen Parteileute, die den Nationalsozia listen nicht freundlich gegenüberstehen, müssen anerkennen, daß diese Niederlage des Marxismus in der Hauptsache ein Erfolg der NSDAP. Ist. Role Nie-erlage auch bei -en Lan-lags- wahlen in Braunschweig. Brauns ch w e ig, 15. Sept. Die Verteilung der Sitze im am Sonntag gewählten braunschweigischen Land- tag stellt sich wie folgt: Soz. 17 (vorher 24), Kam. 2 (2), DS1 p. 1 (Dem. 2), Natsoz. S (1), Bürger!. Einheitsliste 11 (im vor. Landtag hatten die Dnat. 5, DBp. 8, Hausbes. 2 und die wirt- schaftl. Einheitsliste 4 Sitze). Kerabsetzung -er Kriegsfchul-en? Washington, 14. Sept. Großes Aufsehen hat hier di« Nachricht hervorgerufen, daß die Regierung bemüht ist, eine Revision de» Schuldenabkommen» mit Ame rika-« erreichen. Es wurde heute bekannt, daß zwei britische Delegierte mehrere Wochen hindurch mit Beamten des Staats departements Beratungen gepflogen haben. In hiesigen Re- gierunqskreisen ist man der Ansicht, daß Großbritannien im Begriff steht, eine kräftige europäische Bewegung für eine allgemeine Herabsetzung der Kriegs schulden einzulriten. (Der Wahlausfall in Dentschland wird eine solche beschleunige« könne». E. B.) Altona, 13. Sept. Der Senat des Oberlandesgerichts KleÜ hat verfügt, daß die im Dombenlcgerprozeß wieder verhafteten Angeklagten Weschke und Becker aus der Haft entlassen werden.