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MkdmfferAgebktt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nacht». SUHr. Bezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bei PostbcsteNung I,dv RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer 10 Rps. Alle Postanstalten, Pasiboten, unsere Austräger u GeschästSstclle nehmen zu jeder Zeil Be- .. .. . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk Wilsdruff U. UMaegeNV sonstiger BctricbSstörun» Sen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Zwiespältige Wirtschaftspolitik in USB. --- Erneuerte Wirtschaftsverträge. Die Hoffnung auf eine schnelle Beilegung der schon feit Jahresfrist bestehenden Krise der schweize» rischen Banken hat sich keineswegs erfüllt. Nachdem bereits im Sommer vorigen Jahres die Baseler Handels bank gezwungen war, ein Moratorium zu verlangen, hat jetzt eine zweite Großbank, das 1755 gegründete älteste Finanzinstitut der Schweiz, die „Leu u. Co. A.-G." in Zürich, ebenfalls um einen Fälligkeitsaufschub bei der Bundesregierung nachsuchen müssen. Die Schwierigkeiten der „Leu u. Co." sind dadurch entstanden, daß im ver gangenen Jahre 42 Millionen von der Bank ausgegebene Schuldverschreibungen mit verschiedenem Zinsfuß fällig -wurden und in diesem Jahr nochmals 20 Millionen fällig werden. Dazu kamen starke Abhebungen von Kreditoren- und Depositengeldern. Die Bank ist vor allem dadurch in Schwierigkeiten geraten, weil sie beträchtliche Gelder am Züricher Grundstücksmarkt sestgelegt hat und im großen Maßstab als Hypothekarinstitut tätig war. Deshalb haben sie die starken Schwankungen und Beunruhigungen des Hypothekenmarktes in vollem Maße getroffen. Unglück licherweise waren die Hypotheken vielfach auf große Hotel unternehmungen gegeben, die durch den starken Rückgang des Reiseverkehrs und der Fremdenindustrie in der Schweiz in ernste Schwierigkeiten geraten sind. Hinzu kommt, daß die Auslandsguthaben der „Len Bank" zum großen Teil aus Realkrediten bestanden, die nicht unter die Stillhaltung fallen und deshalb gegenüber den Still- haltegnthaben im Nachteil sind. Von den Auslandsan- lagen des Instituts enrfielen allein etwa 75 Prozent auf Deutschland. * In der amerikanischen Wirtschaft hat das Jahr 1935 wenigstens nach dem wenig guten Beginn ein gutes Ende genommen. Seit dem Mai vorigen Jahres, d. h. seit dem Zeitpunkt der Auflösung der sogenannten „Nira", hat sich langsar^, aber sicher ein Wirtschaftsauf stieg angebahnt. Die Erzeugnngsziffern haben sich in den einzelnen Industrien um 15 bis 18 Prozent erhöht. An der Spitze der Konjunkturindustrien marschiert die Auto industrie. Ebenso beachtlich war die Zunahme der Bau tätigkeit, und der Baumarkt geht auch mit einem großen Posten Aufträge ins neue Arbeitsjahr. Auffällig ist, daß trotz dieser günstigen Gesamtlage weder die Arbeitslosigkeit einen energischen Rückgang erfahren hat — in USA. gibt es auch heute noch über 12 Millionen Arbeitslose, und jeder siebente Amerikaner steht auf der Nothilfeliste — noch die Konjunktur so offen hervortritt, wie man das nach Lage der Dinge «uuehmen könnte. Die letzten Gründe liegen auf rein politischem Gebiet. Die Zurückhaltung in Wort und Schrift hängt zum weitaus größten Teil mit der Un sicherheit zusammen, die sich an die neue Sitzungsperiode des amerikanischen Kongresses knüpft. Bereits in der kommenden Woche tritt der Kongreß zusammen und wird vor allen Dingen zu den bevorstehenden Arbeitsbeschaf fungsmaßnahmen Stellung nehmen müssen. Damil aber wird der ganze Zwiespalt klar zutage treten, der unter Amerikas Wirtschaftsführern besteht, denn sie gliedern sich scharf in Anhänger Roosevelts und seine Arbeitsbeschaf fungsmethoden und Roosevelts Gegner. Man rechnet mit einer sehr kurzen, aber sehr ereignisreichen Sitzungszeit des Kongresses, der überdies eine Entscheidung in der Frage der Einbringung und Durchsetzung der Entschädi gung für Kriegsteilnehmer bringen muß und eine Ent scheidung in der Frage der Slsanktioneu, beides so h o ch- Politische Fragen, daß sie auch selbst in dem so stark auf Wirtschaft eingestellten Amerika die Wirtschafts- erfolge der letzten Monate in den Schatten stellen. * Je stärker die Preise an den internationalen Waren märkten anziehen, um so sorgfältiger müssen unsere Handelsbeziehungen gepflegt werden, damit sie den er forderlichen Überschuß abwerfen können. Ausgehend von d^sem Gesichtspunkt wurden in letzter Zeit die Wirt schaftsverträge- mit Holland, Belgien, der Tschechoslowakei und Chile erneuert und teil weise ergänzt. — Das Handelsabkommen Deutschland— Holland, das seit dem 1. Januar in Kraft ist, be stimmt, daß deutscherseits im kommenden Jahre noch mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse als bisher in Holland ge kauft werden, und zwar vor allem Butter, Eier und Käse. Damit ist der holländischen Landwirtschaft, die in den letzten Jahren unter starken Absatzstockungen zu leiden hatte, eine beträchtliche Sorge abgenommen. Auf der anderen Seite gestatten die Vereinbarungen über die Ein fuhr der deutschen Waren zumindest eine Beibehaltung des bisherigen Warenumsatzes. Die Einfuhr von Stein kohlen, Briketts und Koks aus Deutschland wird für das Jahr 1936 genau zahlenmäßig festgelegt. — In dem erneuerten Vertrag mit der Tschechoslowakei ist unseren Nachbarn vor allem eine erhöhte Einfuhr von Holz und Hopfen zugesichert, die zwei ungemein wichtige Ausfuhrgüter des tschechischen Warenhandels darstellen. Sieben Heimattreue Deutsche verhaftet Belgiens Huhn ans die MWWt Eine Frage an den Völkerbund Unser Nachbarland Belgien-hat zwar die Menschen rechte in seiner Verfassung verankert und ist sehr stolz darauf; nur die Behandlung Deutscher in diesem „men schenfreundlichen" Staate paßt nicht gut zu den Buchstaben dieser Verfassung. Noch ist die Erinnerung an die vier ausgewiesenen Heimattreuen von Eupen-Malmedy in frischer Erinnerung, da setzt die belgische Regierung auf diese Herausforderung des Deutschtums eine neue: In der Gemeinde Bütgenbach im Kreise Malmedy sind jetzt sieben heimattreueMänner von einem Gendarmerieaufgebot verhaftet worden. Die Fest nahme erfolgte unter der Anschuldigung der Zusammen rottung und Auflehnung gegen die Staatsgewalt. Die Verhafteten wurden in das Gerichtsgefängnis nach Ver- viers übergesührt. Der Vorgang ist die Folge einer Silvesterfeier, die der Turnverein von Bütgenbach in einem der Ortsgast- höfe veranstaltet hatte. Die Feier war um 24 Uhr poli zeilich geschlossen worden. Die Polizei war gegen die Teilnehmer der Feier, als sie um 24 Uhr den Saal in Ruhe verließen, mit Gummiknüppeln vorgegangen; dabei entstand große Unruhe. Die sieben Verhafteten will man jetzt dafür verantwortlich machen. Wenn auch die Vorgänge noch nicht ganz zu über- blicken sind, bleibt doch die Tatsache merkwürdig, daß gerade im deutsch-belgischen Grenzgebiet die Polizei frühere Polizeistunde festsetzte, was in anderen Teilen Belgiens nicht der Fall war. Wenn plötzlich mitten in die Silvesterfeiern der Deutschen die Polizei dringt, dann ist es verständlich, wenn die Be völkerung erbittert und gereizt ist. Oder sollten irgend ¬ welche Polizei stellen daran interessier? sein, Zwistigkeiten in Eupen-Malmedy Hervorzurusen? * Während Belgien das Deutschtum verfolgt, legt in Genf der Flüchtlingskommissar des Völkerbundes, der Amerikaner James McDonald sein Amt nieder mit der Begründung, daß die deutsche Rasscgesetzgebung ihn zu diesem Schritt zwinge, weil Deutschland die Grund sätze der Menschlichkeit außer acht lasse! Das muß unS gesagt werden, nachdem wir am eigenen Leibe ersahren haben, wie das Judentum mit uns in den Jahren des Niedergangs nach dem Kriege Schindluder getrieben hat. Jetzt ausgerechnet will eine internationale Stelle uns auf die Pflichten der Menschlichkeit aufmerksam machen! Hat der hohe Flüchtlingskommissar sonst nichts über die Menschlichkeit in der Welt zu bemerken? Uns scheint, al- sei sein Blick in Genf getrübt worden. Wenn er noch im Amte wäre — fein Rücktritt wird ohnehin keine Lücke reißen —, dann könnten wir sein Augenmerk auf Belgien richten und gleichzeitig ihn sragen, ob die belgische Regierung die Grundsätze der Menschlichkeit nach seiner Meinung beobachtet. Paßt die Deutschenver- solgung in Belgien etwa in das Kapitel „Achtung der Menschenrechte"? Hier verfolgt ein Staat aufrechte Männer, die gegen ihren Willen in einen fremden Staat hineingezwungen wurden und die nichts tun, als die Frei heiten der Verfassung in Anspruch nehmen, die ibnen Pflege ihrer Sprache, ihrer Kultur und Religion zubilligt. Wo ist da die Menschlichkeit, wo ist das Rechi ? Die Willkür feiert Triumphe. Ein Hohn auf die Menschlichkeit. Und regt sich in Genf etwa eine Stimme der Entrüstung? Weiterhin soll eine größere Menge Bier eingeführt sind außerhalb des Vertrages gewisse Kompensationsgeschäfte, mit denen man bereits im abgelaufenen Jahr gute Er fahrungen gemacht hatte, bewilligt werden. Diese starken Einfuhrbewilligungen waren notwendig, um einen be trächtliche» zugunsten der Tschechoslowakei bestehenden Überschuß aus dem deutsch-tschechischen Warenverkehr aus zugleichen. Umgekehrt wird die Tschechoslowakei vor allen Dingen Fertigwaren aus Deutschland beziehen. Nicht zuletzt alle die Zubehörteile, deren die tschechoslowakische Textilindustrie bedarf. — Die Zusatzvereinbarung im deutsch-belgisch enHandelsab kommen regelt vor allen Dingen die Lieferung von Düngemitteln, wäh rend die Änderungen im deutsch-chilenischen Wirtschaftsvertrag in erster Linie die Frage der Einfuhr regelung für Chilesalpeter betreffen. Amerika bleibt neutral. Botschaft Roosevelts an den Bundcskongreß. Die diesjährige Tagung des amerikanischen Bundeskongresses ist am Freitag unter allgemei ner Spannung eröffnet worden. Sofort nach der Eröff nung brachte McReynolds, der Vorsitzende des Bußenausschusses und des Repräsentantenhauses, eine Vorlage ein, durch die das am 29. Februar ablaufende Neutralitätsgesetz durch eine unbefristete Neutra litätsgesetzgebung ersetzt werden soll. Die neue Vorlage behält das gegenwärtige Ausfuhrverbot für tat sächliches Kriegsmaterial wie Waffen und Munition nach kriegführenden Ländern bei. Sie ermächtigt den Präsiden ten, nach eigenem Ermessen die Ausful-r von sonstigem Material, das für Kriegszwecke geeignet sein könnte, zu verbieten. Die neue Vorlage sieht auch ein Verbot von Finanztransaktionen mit kriegführenden Ländern, wie Ankauf von Obligationen u. a. vor. Präsident Roosevelt hielt am Abend vor dem Kongreß seine große politische Rede, die der Form nach die übliche „Bot schaft an den Kongreß über die Lage der Nation", dem In halt nach aber eine scharfe Abrechnung mit sei nen Gegnern war. Reichsbahn erreichte den LeifiungS- nmfang von 1913. 138 neue Dampflokomotiven und 160 Triebwagen im Jahre 1935. Nach dem Jahresbericht der Deutschen Reichsbahn stand das Geschäftsjahr 1935 bei der Deutschen Reichsbahn im Zeichen des Konjunkturanstiegs. Die Ergebnisse der Ver kehrs- und Betriebsleistungen weisen daher in nahezu sämtlichen Gruppen im Vergleich mit 1934 wiederum eine beträchtliche Steigerung auf, die so groß ist, daß der Leistungsumfang des letzten Vorkriegs jahres 1913 im allgemeinen erreicht, zum Teil sogar überschritten wurde. Dennoch haben die Ein nahmen der Reichsbahn nicht den Stand angenommen, der nach der Besserung der allgemeinen Wirtschaftslage eigentlich hätte erwartet werden dürfen, da die Reichsbahn einen außerordentlich großen Teil ihrer Leistungen zu stark verbilligten Ausuabmctarifen ausgeiübrt bat. Der deutschen Wirtschaft sind nach überschlägiger Be rechnung 1935 insgesamt 1,6 Milliarden M^rk für Beschaffungen, Lieferungen und sonstige Arbeitsauf träge zugcflossen. Nach der Durchführung der beiden großen zusätzlichen Arbeitsheschaffunasvroaramme von zusammen 1067 Milt