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Die Neuregelung -er Reparationen Li wellerung -er KonlroU- und Garanlle- -efugnjfse -er Reparationskommlfsion. Paris, 12. Mürz. In einer halbamtlichen Auslastung ber Agentur HavaS über das gestern von den alliierten Aiunnzmlnisteru Unterzeichnete Abkommen Heidt es u. a.. die Entscheidungen böten Frankreich nennenswerte neue Vorteile, namentlich in der Frage der BcsatzuugS- kosten, in die auch die Kosten sür die Mobilisierung der Jahresklasse ISIS zu Deutschlands Lasten ein, bcgrisse» werden. Ucbcr die Frage der Verteilung der be, reitS geleisteten deutschen Zahlungen wurde eine Verständi gung erzielt. Die Neparationökommission, deren Rolle etwas beiseite geschoben war. soll wicderalleihre Rechteerhalteu. Die Gemeinsamkeit der Ansichten trat durch die Annahme eines Aktionsprogramms in die Er, scheinung. nach dem die deutschen Finanzen saniert und Deutschland die Anssührung seiner Verpflichtungen dnrch Ausgabe von Anleihen im AnSland« erleichtert wer den soll. Die NechtSbesngnisfe des Garantie.AnöschussrS, dem die Kontrolle der deutschen Finanzen übertragen ist, «erdeq verstärkt. Die deutschen Anleihen sollen zur Tilgung leS Kapitals der deutsche» Schuld dienen» nicht aber zur Deckung der dentschcu FahreSzahlnngcn. Ans diese Weise »lrd der Zahlungsplan ausrecht erhalte«. Als Psüudcr sür die Aule«,« lp «aßer den Z o l l e i u n a h m e n die Aufrechterhaltung der iSprozentigen Anssnhrabgabe beabsichtig«. Der Netrag dieser Abgabe im Fahre 1921 in Höhe von etwa l Milliarde Goldmark ist ansreichend, nm eine Anleihe von l> biS 14 Milliarden zu verbürgen. Die Begebung der An seihe soll dnrch ein Finanzkonsortinm ersolgen. Die Opera tion wird abhängig sein von der Aushebung der allgemeinen Snpothek, die aus den Einnahmen ruht. Das Abkommen der FinanzminMer. Paris, 11. März. Die Finanzmlnlstcr haben fick heute vormittag über ei» Abkommen geeinigt, dessen Grund- »üge die folgenden sind: Bezüglich der bis zum 1. Mai 1922 erwachsene» Koste« sllr den Unterhalt berDesatznngSarmeen «nrde bestimmt, baß Dcntschland hierfür folgende Zahlun gen zu leisten hat: ISS Millionen belgischer Franken an Belgien, 2 Millionen Psund Sterling an England und 4K9 Millionen sranzösischer Franken an Frankreich. Die Verteilung der Sachlicscrungcn Deutschlands an die Alliierten wird aus der Grundlage erfolgen, daß Frankreich 1922 68 v. H., die übrigen Mächte S8 v. H. er- halten. Die Höhe dieser Sachliescrungen für das Fahr 1922 soll von der Neparationökommission festgesetzt werden. Die aus der Konferenz der Finanzministcr vertretenen Mächte stimmen zu, daß dos Wiesbadener Abkommen auf drei Jahre verwirklicht werden soll, unter dem Vorbehalt, daß die Höhe der Liefe rungen für das Fahr 1922 889 Millionen, für die Fahre 1923 and 1921 iedoch 789 Millionen nicht überschreiten darf. Die übrigen Mächte, die anher Frankreich von Deutschland Sach- lleferungen zu erhalten haben, können mit ihm ähnliche Ab machungen wie dad Wiesbadener Abkommen treffen, doch vorbehaltlich einer Einschränkung der von Deutschland zu leistenden Sachlieserungcn. Keine Macht, die im Jahre 1922 solche Sachlicserungcn erhält, kann verpflichtet werden, Geldzahlungen zurückzuerstatten. Diese Liefe rungen werden im Jahre 1923 und in den darauffolgenden Jahren in Anrechnung gebracht werden, um den Anteil jeder der Mächte an den von Deutschland zu leistenden Lachliefe- rungcn festzulegen. Was deu Preis der deutsche« Kohle anbctrifft, so wurde Frankreich hier das Zugeständnis ge macht, daß ihm diese Kohlen nur zu dem in Deutsch land selbst gültigen Preise angerechnet werden sollen. Die Mächte erklärten sich bereit, Italien zu uiner- stüyen, damit auch dieses von Deutschland den gleichen Kohleupreis zugebiüigt erhalte wie Frankreich. Die erste deutsche Goldmilllarde wirb nunmehr folgendermaßen verteilt werden: 899 Millionen Goldmark fallen für BesatzungSkolleu an England, 119 Millionen Goldmark an Frankreich zu dem gleichen wecke. Der Nest dient zur Deckung der belgischen rtorität mit Ausnahme der Summe von 172 Millionen Papierlire, die an Italien fallen. Die restlichen Forderungen an Vesahnngskosten sollen zurückerstattct werden, sobald die belgische Priorität gedeckt ist. bezttgltch der Saarbergwcrke wurde verelnbart, daß hierfür 899 Millionen Goldmark aus das Konto Frankreichs für das Jahr tt»L2 angcschricbcn werden sollen. Falls die Neparationskvmmission die Saar- bergwcrke jedoch höher bewerten sollte, wird Frankreich da für Schuldverschreibungen der Serie L, soweit sie auf seinen Anteil entfallen, zurückgcbcn. Die Frage der Verteilung der Reparationszahlungen der ehemals scindlichcn Länder, mit Ausnahme Deutschlands, wird nach den am 18. August 1921 geirosscncn Ncrcinbarnn- geu geregelt werden. Das Abkommen der Finauzmknlster wurdc heute nach mittag unterzeichnet. Slildittllerungsversuche -er deutschen Wahrung. Paris, 11. März. Eine offiziöse HavaS-Mcldnng be sagt, was daS Studium der zur Flüssigmachung der Forde rungen an Deutschland und zur Kontrolle seiner Finanz lage bestimmten Mittel anbrtresse, so hätten die Finanz- minister keinen sestenPlan vereinbart. Im Laufe ihres Meinungsaustausche» hätten sie indessen mehrere Ver fahren ins Auge gefaßt, um daS Sinken der Mark zu ver hindern, darunter folgendes: Wenn die deutsche Anleihe im AnSlande von der Neparationökommission zugclasscn und tatsächlich abgeschlossen sei, würde man beispielsweise 19 v. H. ihres Ertrages zur Bildung eines Stabilisie, »ungS, oderKousolidierungSsondS sür den deutschen Wechselkurs verwenden, der Deutschland de« Kauf sremder Devisen erleichtern soll. Die alliierten Minister hassten, daß diese Anleihe leichter ans dem internationalen Markte unterznbringen wäre, wen« sle angemessen garan tier, würde. Es würde dann Sache der NcparationSkom» Mission tei«, ihre Zustimmung durch Stellung der not wendige» Pfänder, wie beispielsweise der Zollein- nahmcn, zu geben, nachdem sic die erforderlichen Instruk tionen von ihre« Negierungen erhalten hätten. (W. T. V.i Eine Rlesendemonslralion -es MMelsiandes in Berlin. Gegen die Bedrohung des Mittelstandes, - Ein Zwischen fall. — Zusammenstöße im Westen. tD r a h t in e I d u n g » i, s r c r B e r l 1 n e r S ch r t s t l e I t n n g.) Berlin, 12. März. Im Lustgarten fand heute eine ! N i e s e n d c m o u st r a t i o n des Berliner Mittelstandes .statt, wohl eine der größten und eindrucksvollsten Kund gebungen, die in Berlin stattgcsnndcn hat. Aus allen Stadt teilen bewegten sich lange Ziigc von Organisationen und Innungen, die dem Rufe des M > t t e l st a n d s k a r t c! l s Folge leisteten, nach dem Lustgarten, der znm Beginn der Kundgebung vom Alten Museum bis zum Dom und zum Schloß schwarz war von Tausenden und aber Tausenden von Vertretern des Mittelstandes. Zahlreiche Ncdner, die den Deutschnativnalen, den Bottsparteilern und der Wirtschafts partei angehörten, sprachen an verschiedenen Stellen. Im Anschluß an die Ansprachen wurde unter stürmischem Beifall eine Entschließung angenommen, in der cs heißt: „Der selbständige Mittelstand in Handel, Handwerk und Gewerbe fordert im Sinne der Neichöversassnng von der Neichsrcgicrung Schuh und Abhilfe gegen die eingerissenc Mißwirtschaft in den Berwaltiingen des Reiches und der Gemeinden und gegen die daraus entstandene steuerliche Neberlastnng des gewerblichen Mittelstandes, wie sie auch in der neuerdings wieder vom Berliner Magistrat geplanten Geiverbesteuerordnnng znm Ausdruck tommt. Der durch die Not der Zeit jetzt zu einem Kartell zusammengeschtossene gewerbliche Mittelstand, dem bereits in Berlin rund 299 091 Mitglieder angeboren, ist fest entschlossen, den Kampf uni seine Existenz mit allen ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln zu führen." Während die Redner sprachen, kam es an -er Museums- Freitreppe zn einem Zwischenfall. Eine Anzahl junger Leute, znm Teil in der Uniform dcS alten Heeres, führten große schwarz-weiß-rote Fahnen mit sich und versuchten, ans der großen Granitschale Ausstellung zn nehmen. Als sie hieran gehindert wurden, zogen sie ans die große Freitreppe nnd schwenkten hier die Fahnen über ! den Kopsen der Menge. Der Anblick der alten Fahnen ries > bei einem großen Teil der Versammelten stürmischen Nei- ' fall hervnr. Ans der anderen Seite aber gellten Psisse »nd wurde die Entfernung der Fahnen verlangt. Ordner des MittelstandskartrlIS veranlaßtcn die Fahnenträger schließ lich unter dem Hinweis, daß es sich hier um eine nichtpoli- tischc Kundgebung handle, die Freitreppe zn räumen. Im i Anschluß daran kam cs zu stürmischen Auseinandersetzungen ! zwischen den Anhängern der verschiedenen Richtungen. Unter ! dem Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles", sowie des PreußcnliedeS zogen die Fahnenträger, ! denen eine große Zahl von Versammlungsteilnehmern , folgte, aus dem Lustgarten ab. Der Zug bewegte sich nach l dem Westen. Um 4 Uhr nachmittags kam es aus dem Wittenberg- platz zu einem Zusammenstoß. Tie herbeigerufene polizeiliche Hilfe reichte nicht a»S. Es wurdc in daS Polizei präsidium telephoniert, worauf ein Lastauto mit Schutzpoli zei heranrückte. Am K u r s n r st e n d a m in kam es dann zu einem neuen Zusammenstoß. z Ein Träger der schwarz-wciß-roten Fahne sollte verhaftet , werden. Er riß das Fahnentuch ab und flüchtete mit dem selben. Es wurden mehrere Schreckschüsse abgegeben. Au> ! die ernste Drobnng hin, daß scharf geschossen würde, gelang es dann, die Demonstranten zu zerstreuen. Die Fahnen träger und zehn andere Personen wurden festgcnvmmen. Amerika fordert Bezahl« „Eine unanlastbare Stliul-." Paris, 12. März. Wie der „New Aork Herald" auL Dash.ngton meldet, soll das Staatsdepartement gestern mit Nachdruck erklärt haben, die Vereinigten Stauten würden »ns Bezahlung der Besatz» ngöko st eu bestehen Diese Forderung werde als eine unantastbare Schuld an gesehen. Die amerikanische Negierung würde ihre Ab lehnung als ein ungewöhnliches Vorgehen der Alliierten betrachten. sW. T. V.j lieber die Gcttcndmachnng des amerikanischen An sprnckies in der Konferenz der Finanzministcr meldet uns rin eigener Drahtberlchi: Franksurtg M.. 11. März. Die gestrige Abends,tzung der Flnanzministerkcnfercnz, dir mit der Nntcrzeichnnng des bereits mitgciriltcn Abkommens endete, brachte in letzter Minute eine unvorhergesehene nnd sür die Alliierten wenig ersrcnliche n c b e r r a s ch u n g. Der amerika nische Delegierte Bonden, der bisher die Nolle eines stummen Beobachters gespielt hatte, übergab der Konferenz eine Note seiner Negierung, in der diese die von Amerika bisher nicht reklamierten Kosten sür die Besetzung des Nhcinlandes cin- sordert. Da die Nichtigkeit dieser Forderung nicht bestritten werden konnte, die Konferenz aber ihrerseits die wieder zu stande gekommenen Abmachungen nicht anss neue gefährden wollte, habe sie sich damit begnügt» dem Abkommen einen besonderen Artikel anzuschließen, der die Rechte Amerikas sichert. Man ist hier nrch im Zweifel, ob es der amerika nischen Ncgiernng mit ihrer Forderung ernst ist oder sic «ine neue Demonstration darstcllt, um Europa aus die Bahn realer Lösungen zu bringen. Nach dem „Echo de Parts" beläuft sich der von Amerika verlangte Betrag einschließlich der Zinsen aus ungefähr 1 Milliarde 29 Millionen Goldiiiark. von denen 231 Mtl- tzto»«» volduuuet jspjprl aclordert werden. ng der Besatzungslosten. Der Worttauk der amerikanischen SrklSrung. Paris, 11. März. Der Wortlaut der gestern vormittag den alliierten FInaiizministern von dem amerikanischen Ver treter Roland Bonden vorgelegten E r t l ä" > n n g der Bereinigten Staaten, die die Tilgung der amerika nischen BcsatzungSkvstcn durch die bisherigen deutschen Re parationszahlungen verlangt, liegt jetzt ooi. ES heißt darin: „Ich erhielt heute morgen aus Washington eine Kabel- depcsche, in der mir die Weisung erteilt wurde, die Er klärung abzugcben, daß die Kosten der amerikanischen Ve- satzungsarmee bis znm 1. Mai 1922 etwa 241 Millionen Dollars betragen. Die alliierten Negierungen, Großbritan nien vielleicht ausgenommen, erhielten bis zum t. Mai 1921 die militärischen Ausgaben vollständig zurück erstattet. und wahrscheinlich werden auch die Kosten der englischen Besatzungsarmee durch die gegenwärtig bestehen den Abmachungen vollständig gedeckt werden. Die amerika nische Negierung "echnet damit, daß die vollständige Be zahlung ihrer Bcsatzungskvstcn wenigstens bis znm t. Mai !92l erfolgt, che noch irgendein Anteil an den deutschen Zahlungen für NcparationS- oder sonstige Zwecke verwendet wurde. Was die lausenden Kosten anbelangt, so habe ich Weitung erhglten, zn erklären, daß die Negierung der Ber einigten Stauten deren vvlle B ezahlung fordern wird. Falls sie indessen in dieser Hinsicht eine Zusicherung betreffs der Zahlung erhalten sollic, liegen weiter keine Schwierig keiten vor, nm bezüglich der Zahlungsfristen Abmachungen zn tressen." Karüing hvssl aus europSifche vaudabrtislunn. Paris, 12. März. Nach einer Meldung des „New Bork Herald" erklärte der Washingtoner Korrespondent dcS Blatte-, Präsident Harding hoffe, baß nach der Genueser Konferenz eine europäische Konferenz sür die N b- rüstunü zu Lande zusammentrete» werde. (W. T. B.) Wiederaufnahme -er Regierungs verhandlungen mit den Gewerkschaften. Wie die Leiunion erfährt, ist der Konflikt, der zwischen der Regierung und den Gewerlschasten infolge der Beteili gung des Führers der Ncichsgewerkschaft Deutscher Eiien- vahnbcamten an den Besvldnngsverhandlnngen entstanden war. wieder beseitigt. Am Sonnabend vormittag fand zwischen dem NcichSftnanzminister Dr. Hermes nnd den be leittgten Verbänden eine Be'prcchnng statt, in der man fick aus Vorschlag des Deutschen Gewerkichaitsbnndes daran« einigte, die Fortführung der Verhandlungen einer zwölf gttcdrigen Kommission zu übertragen, in der der Gewcrl schaftsftihrer Nt c n n c nicht vertreten ist Dieser Ans schuß hat dann auch die Verbandlnngcn mit den Vertreter!! des ReichsfingnzministeruiniS ngchmiitags 8 Uhr in der Reichskanzlei wieder ausgenommen. An ihnen nahm auch >m Aufträge öek Reichskanzlers ein Beamter der Reichs kanzlet teil. Die sachlichen Verhandlungen über die Vesol dungSaktion waren schon vorher seh! wett gediehen. Die Sonnabendverhandliuigen waren bereiis nm fünf Uhr beendet. Das Ergebnis dieser Besprechung war günstig jo daß die Verhandlungen im 'Ij.ichssiiiaii'.ministcrinn! im Anjchlnß daran wieder ansgenv" inen werden konnten nnd voranSsichilich bald zn Ende geführt werde». Nach Abschluß der Verhandlungen wird eine amtliche Verlautbarung er folgen. Das Dis;ivlinarverscihren gegen die Streikurheber. Das Rcichsverkrlirsminislcrinm teilt u. a. mit: Das Organ der ReichSgewerkschasr Deilttet er Eisenbahnbe-nnien nnd -Anwärter behauptet, daß in den nocki sctnoebcnd-en Ver Handlungen zwiictien dem Reicbsvertehrsminister und der Neichsgeivcrlsckiaft der Begriff der Urheber s cb a fr am Streik in einem für die Ncichsgewerkschaft befriedi genden Sinne geklärt sei. indem nunmehr die Zahl der Maßregelungen ans ein Mindestmaß zurUckgeillhrt würde, was sich auch daraus ergebe, daß schon die meisten schweben»