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Verontwcrtlicher Schriftletter. Drucker und Verleger OtLo Meyer in Adrrf Fernsprecher Nr. 14. Tel-Adr.: Grenzbote." »ott^r Grenzbote Dies Blatt enthüll die amtlichen Vekann-machnngen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amtsan- nraltsch^ft und des SraöirmLs AL Adorf. ^S SSI. WKLZWLM' Freitag, dk« S7. Oktober <S8S. H-.hrs. 87. Brot- und Mehlpreise. Infolge wesentlicher Erhöhung der Einstandspreise für Mehl gelten ab Sonntag, den 29. Oktober 1922, folgende Brot- und Mehlpreise: 1 Pfund Schwarzbrot (Roggenbrot) 24.— Mk. 1 1900 Gramm Schwarzbrot (Roggenbrot) 90.— „ 75 Gramm Weißbrot (Semmel) 4.— „ 1 Pfund Weizenmehl 27. -- „ 375 Gramm Schrotbrot 17.50 „ 75 Gramm Weißbrot (Krankensemmel) (solange der geringe Mehlbestand noch ausreicht.) 4.— „ 1 Pfund Krankenmehl 27.— „ Es wird nachgelassen, daß gegen Abgabe der vonr 29. Oktober bis 4. November 1L22 geltenden Brotmarke Nr. 2 bereits am Sonnabend, den 28. Oktober 1922, Brot verkauft wird, jedoch zum neue« Preise. Die bisherigen Bekanntmachungen werden aufgehoben. Oelsnitz i. V., 25. Oktober 1922. Der Nezirksoerband. Wir weisen erneut darauf hin, daß das Betrete» der städtischen Waldun gen mit Hexten und Beile», insbesondere gelegentlich des Einsammelns von Reisig, Verbote» und Anweisung erteilt worden ist, alle Uebertretungen unnachsichtlich anzu zeigen und die Aerte und Beile einzuziehen. Adorf, den 26. Oktober 1922. Der Stadtrat. Bei Eintritt der Kälte machen wir alle Personen, denen die Pflege der Wasser leitungsanlage in Grundstücken obliegt, insbesondere die Hausbesitzer, darauf aufmerksam, daß die Wasserleitungen und die Wassrrmefser durch genügendes Einpacken so gegen die Einwirkung der Kälte zu schützen sind, daß sie nicht einfrieren können. Bei den in hiesiger Gegend auftretenden starken Kältegraden genügt aber keineswegs e r loses Ueberhängen vor Decken oder sonstigen Stoffen, sondern es muß eine wirkliche, feste Einpackung, die alle Teile allseitig umschließt, vorgenommen werden. Des Weile.en dürfen eingefrorene Hauptventile und Wassrrmefser unter keinen Umständen mit warmem Wasser oder durch Austauen mittels Lötlampen behandelt werden, da hierdurch die im Inneren befindlichen Werkteile zerstört werden. 3n solchen Fällen ist unverzüglich Mitteilung an die unterzeichnete Verwaltung, Sand Nr. 7, zu geben. Unter Bezugnahme auf § 10 Absatz 3 des Regulatives für das städt. Wasserbett zu Adorf weisen wir darauf hin, daß fahrlässige Beschädigungen einschließlich solcher durch Frostschäden von dem Wasserentnehmer zu tragen sind. Adorf i. V., den 26. Oktober 1922. Stützt. Wafserwerksverwaltung. Was gibt es Aeues? — Der Preußische Landtag hat sich bis zum 81. No- oe«nber vertagt. — Für den 1. Dezember wird eine Verdoppelung der Postgebühren angekündigt. — In Berlin soll eine Konferenz zur Stabilisierung oer Marr abgehalten werden. — Die Reichsregierung hat für Sonnabend eine Be- ürrechung mit der Industrie angesetzt über die neuen Kohlen förderungen der Entente. — Der Dollar wurde an der Berliner Börse amtlich 4464 notiert. Ter Rhein. An der Spitze des Wahlprogramms deS neuen kow «ervativen Ministeriums Bonar Law in England befin- ven sich die Grundsätze: „Geringere Interventionen kl kontinentalen Angelegenheiten, Freundschaft und En tente mit Frankreich als Grundlage der künftigen Kon- ttnentalpolitik Englands." Das ist im wesentlichen auch die Politik des früheren Ministeriums Lloyd George gewesen, die von den Konservativen gebilligt worden tft Freilich ist es anders gekommen, Poineare und Llohd George standen trotz aller schönen Worte „wie Hund und Katz" einander gegenüber. Es wird sich zu »eigen haben, ob für den Fall, daß eine konservative Mehrheit in das Londoner Parlament einzieht, das Ministerium Bonar Law eine geringere Intervention in kontinentalen Angelegenheiten durchführen kann. Es kommen hierbei in erster Reihe Deutschland und Rußland in Betracht. Es fragt sich nur, ob die französische Expansionslust, die gerade nach diesen bei den Richtungen drängt, den völligen Verzicht Englands auf Einmischung gestatten wird. Was Rußland betrifft, so ist ja allbekannt, daß Paris und London die Hoff nung nicht anfgegeben haben, Sowjet-Rußland für sich einzufangen, — wenn sich Moskau einfangen läßt. Es handelt sich also bei diesem Programmpunlt offen bar nur nm schöne Worte, die im Hinblick auf die Spannung zwischen Poincarö und Lloyd George einen Wahlkniff der neuen britischen Regierung bedeuten sollen. Nicht viel anders ist die Sache, wenn wir bei den „geringeren Interventionen in kontinentalen Angele genheiten" Deutschlands Zukunft in Aussicht nehmen. Was uns da am nächsten angeht, das ist der Rhein, oder richtiger, der Verbleib der Frauzosen am Rhein. Daß es das Endziel der Pariser Politik ist, sich am Rhein dauernd festzusetzen, oder unter irgend welchen Borwänden die Okkupation so lange wie möglich aus- zudehnen, weih jeder, und daß Lloyd George hier in für England eine Gefahr sah, hat er unverhüllt erkennen lassen. Man kann nicht annehmen, daß der neue Manu, Bonar Law, in London mit Bezug auf den Rhein auf eine englische „Intervention" verzich ten will. Frankreich verlangte bekanntlich ein Schutz- uni Trutzbündnis mit England als Vorbedingung Mr ein geschlossenes Zusammengehen mit diesem rüer für eine Abrüstung. So weit wollte aber in London niemand gehen, und diese Ablehnung scheint auch für das neue Kabinett bestehen zn bleiben. Vielleicht bringen schon die bevorstehenden Wahlen in England eine Ueber Waschung, jedenfalls wird diese nachher lächt ausblei Den. Tenn Franzosen bleibe» Franzosen und Engländer bleiben Engländer. Paris truwelt über London, und Äiondon znHt über Paris die Hchseln. AlarlflübiWerung und ReparaiwnMgen. Eine Berliner Finanztoufcre<-z. Wenn man nicht mehr aus und ein weiß, so beruft man eine Konferenz. Tas hilft zwar nichts, aber es ist doch tröstlich, wenn man auf einer solchen Konferenz hört, daß die anderen auch nichts besseres wissen. So soll denn jetzt auch wieder eine Konferenz die große Preisfrage lösen, wie man unserer völlig zusammengebrochenen Währung aufhclfen kann. Nach einer amtlichen Ankündigung hat die Reichsregierung eine Reihe Finanzsachverständiger des Auslandes nach Berlin eingeladen, um mit ihnen Maßnahmen für die Stabilisierung der deutschen Währung bei der ge genwärtigen Loge Deutschlands zu beraten. Die Ver handlungen sollen in kurzer Zeit beginnen. Von einem Teil der geladenen Herren sind bereits Zusagen eingetroffen. U. a. werden genannt der Engländer Keynes, der Schwede Professor Cassel und die Holläm der Termoilen und Vissering. Der Zweck der Aktion ist, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, eine Einigung zwischen den Finanz sachverständigen der ehemals neutralen und verschie dener ehemal» feindlicher Staaten darüber herbeizu führen, daß der Kreis der Maßnahmen, die Deutschland bei der jetzigen Lage treffen kann, außerordentlich be schränkt ist. Tie ganze Aktion steht offenbar im Zu sammenhang mit den Absichten der französischen Re gierung, eine Finanzkontrolle in Deutschland durch- tzusühren. Und eines der wichtigsten Ergebnisse der Beratung« rßder Sachverständigen mutz, wenn diese einen normalen Verlaus nehmen, in der Erkenntnis bestehen, daß durch ein« Finanzkontrolle eine Stabilisierung der deutschen Währung am allerwenigsten zu erreichen ist. In einem gewissen Zusammenhang hiermit scheint der Beschluß der Reparationskonrmission zu stehen, Sonntag abend nach Berlin zu reisen, um mit der deutschen Regierung über die Maßnahmen zu ver handeln, die zum Ausgleich des Budgets und zur Stabilisierung der Mark führen sollen. * Eine gewaltsame Lösung des Repavationsprvblems? Im Rheinland« find ganz bestimmte Nachrichten darüber aufgetaucht, dah die französisch« Regierung ohne Zusammenarbeit init den übrigen Besatzungs mächten einen weiteren G ewaltstreich gegen die Souveränität Deutschlands plane. Es liegen genau« Nachrichten vor, daß die französische Regierung wieder die Errichtung einer Zollgrenze gegenüber dem unbe setzten Gebiete Deutschlands vorsieht, und daß auch die Stenerberwaltnng im Zusammenhang mit dem Ver such einer gewaltsamen Lösung des Nevaratiouspro- blems in Vie Hände der Beratznugsbehörven über leben soll. Vie umnSgljchen Kohlenförderungen. Besprechungen mit der Industrie. Tie Reichscegierung hat für Sonnabend Vertreter der Industrie zu einer Besprechung einaeladen, deren Gegenstand die neuen Kohlenförderungen sind, die die Neparattonskommission vor einiger Zeit in einer Note erhoben hat. Stach genauer Prüfung der Sachlage ist die Reichsregierung zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Erfüllung der Fordernis nicht möglich ist ohne schwerste Gefährdung unseres gesamten Wirtschafts lebens. Vor der endgiltiren Antwort will d:e Negie rung aber noch >»ie »uaMevenven Vertreter der In dustrie hören, d. en Urteil allerdings wohl kaum zwei- selheft sein kami.^ der Note, die Mitte Oktober in Berlin über geben wurde, wird strikte Einhaltung der Zwaugs- kohlenlicserunZen in den Mengen gefordert, die am 21. ^unl festgesetzt wurden. Nach der damaligen Ent scheidung der Neparationskommission sollte Teutsch land von August bis Oktober je 1725 000 Tonnen Kohlen monatlich liefern, darunter 125 000 Tonnen oberschlesische Kohlen. Sobald die deutsche Kohlenför derung die Menge von 8 300 000 Tonnen monatlich überstieg, sollten 20 Prozent des Ueberschusses an die Reparationskommission abgeliefert werden. Diese letztgenanpte Forderung ist von Deutschland nicht an erkannt worden, weil sie nach deutscher Auffassung den Bestimmungen des Friedensvertrages widerspricht. Aber auch die Lieferung von 1 725 000 Tonnen erwies sich als unmöglich, weil oberschlesische Kohle trotz der von der deutschen Regierung unternommenen Be mühungen nicht zu erhalten war. So konnte Deutsch land mit äußerster Anstrengung und unter empfind licher Schädigung seiner Industrie nur 1 600 vvv To. monatlich liefern. Ter neue Schritt der ReparationS- kommifsion bedeutet die Forderung einer Mehrliefe rung von über 200 000 Tonnen Kohlen monatlich. Deutsches Reich. — Berlin, den 26. Oktober 1 ° Beratungen über Vie Tevisenvercwduuug. Das Reichskabinett beriet am Dienstag und Mittwoch über die Tevisenverordnung. Einleitend erstattete Reichs» Wirtschaftsminister Schmidt Bericht über den bisherige» Verlauf der Verhandlungen und Beratungen. Tar an knüpfte sich eine sehr- lebhafte Aussprache. « Ter angeblich« Müncheuer Separattstemkongretz. Zu der Meldung von einem Monarchisteukongreß, der in München stattgefunden haben sollte, schreibt die amt liche Pressestelle der bayerischen Regierung: Nach ein. wandfreier Feststellung gehen diese Nachrichten auf de» Leiter des Wiener KorresPondenz-UniversuurS, t en öster reichischen Rechtsanwalt Leddihn aus Baden bei Wien zurück, der in der Zeit vom 5. bis 18. September 1922 zwei Zimmer des Hotels Bayerischer Hof bewohnte. Leddihn verschaffte sich in München Eingang bai be kannten Persönlichkeiten auf Grund eines Briefes d«S russischen Fürsten Galizin in Paris, den er von ihm unter einem Vorwand zu erhalten verstanden hatte. Galizin ist Anhänger des Großfürsten Cyrill, während Leddihn für eine gegnerische Gruppe tätig ist. Au« einigen mit verschiedenen Persönlichkeiten geführte» Einzelbesprechungen hat Leddihn einen Kongreß ge macht, der mit dem Tage seiner Rückreise nach ien, dem 18. September, zu Ende gehen mußte ' EbertS Bereitschaftserklärmug. Nach Annahme des verfassungsändernden Gesetzes, durch das die Prä sidentschaft EbertS bis 1925 verlängert wird, bega ben sich der Präsident des Reichstages LÄö« und die Vizepräsidenten Dietrich, Dr. Bell, Dittmann und Dr. Rießer zum Reichspräsidenten, um ihn sofort und in feierlicher Form von diesem Beschluß in Kenntnis z» fetzen. Ter Präsident des Reichstages Löbe richtet« an den Reichspräsidenten, der die Herren des Reichs- tagSpräsidiums im Beisein des Reichskanzlers und des Reichsministers des Innern Dr. Köster empfing, eine Ansprache, auf die der Reichspräsident u. a. erwiderte: „An der Zeit schwersten Schicksals Deutschlands habe > ich das Amt des Reichspräsidenten übernommen; ich tat > es nur in dem Bewußtsein, meine Pflicht tun zu müs- ! stn gegenüber den Pottsgenossen, die mir in harte» j Lagen ihr Vertrauen entgegenbrachten. Im gleichen ' Gedanken erkläre ich mich auch heute bereit, mem Amt woiterzuführeu. Entscheidend für diesen im Wider streit verschiedener Erwägungen nicht leichten Ent-